I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Mag. a Doris Hummer Bildungs-Landesrätin LAbg. Bgm. Johann Hingsamer Präsident des OÖ. Gemeindebundes Mag. a (FH) Ingrid Sturm Obfrau Oberösterreichischer Tagesmütterverband am 13. Jänner 2014 im Linzer Landhaus, Zimmer 233 um 10:00 Uhr zum Thema "Neu attraktive Rahmenbedingungen für Tagesmütter/-väter in OÖ" Weitere Gesprächsteilnehmerin: Dr. in Barbara Trixner Leiterin der Gruppe Kinderbetreuung, Direktion Bildung und Gesellschaft, Land OÖ www.doris-hummer.at
HUMMER, HINGSAMER, STURM 2 Zusammenfassung Der Bedarf nach flächendeckenden und flexiblen Kinderbetreuungseinrichtungen steigt ständig. Das Land Oberösterreich und die Gemeinden investieren daher seit Jahren massiv in den Ausbau des Betreuungsangebotes. Trotz der steigenden Anzahl der Kinder in den oö. Kinderbetreuungseinrichtungen zeigt sich, dass insbesondere bei flexibler Betreuung, stundenweiser Betreuung, Nachmittagsbetreuung oder wenn nur wenige Kinder einen Bedarf haben, Handlungsbedarf besteht. Neu attraktive Rahmenbedingungen für Tagesmütter/-väter in OÖ Mit Jahresbeginn sind in OÖ neue Rahmenbedingungen für Tagesmütter/-väter in Kraft getreten, die Vorteile für die Eltern und eine Attraktivierung des Berufes Tagesmutter/-vater bringen. Die wesentlichen Neuerungen sind: 1. Einheitliche sozial gestaffelte Elternbeiträge in Höhe von mindestens 47 Euro und höchstens 360 Euro monatlich. 2. Einführung eines Basisgehaltes für Tagesmütter/-väter. Damit ist eine wesentliche finanzielle und soziale Verbesserung verbunden. 3. Verpflichtende Gemeindebeiträge bei Bedarfsdeckung durch eine Tagesmutter/-vater. 4. Einheitliche Landesförderung nach einem Normkostenmodell. Bildungs-Landesrätin Doris Hummer: Mir ist wichtig, in Zukunft die Tagesmütter klar zu positionieren. Sie sollen gleichwertig im System funktionieren neben der Krabbelstube, dem Kindergarten und Hort. Weiters spielt auch die finanzielle Seite eine wichtige Rolle. Der Beruf der Tagesmutter soll einer sein, der finanziell abgesichert ist "
HUMMER, HINGSAMER, STURM 3 Bildungs- und Frauen-Landesrätin Mag. a Doris Hummer Lebensziele Familie und Beruf: Wir unterstützen Eltern durch ein Netzwerk von bedarfsgerechter Kinderbetreuung Die Zahl berufstätiger Eltern steigt und somit auch deren Wunsch nach Kinderbetreuungsplätzen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Tagesmütter betreuen Kinder vorrangig bei sich Zuhause. Der große Vorteil ist, dass Eltern an keine Öffnungszeiten gebunden sind. Tagesmütter sind sehr begehrt und die Nachfrage übersteigt das Angebot", so Bildungs-Landesrätin Doris Hummer. Tagesmütter/-väter bieten neben der institutionellen Kinderbetreuung eine sehr flexible Form der Betreuung von Kindern bis zur Beendigung der Schulpflicht, maximal aber bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres. Inklusive der eigenen Kinder (unter 12 Jahren) können max. 10 Kinder betreut werden, davon dürfen allerdings nur maximal 4 Kinder gleichzeitig anwesend sein. Lt. Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria gab es im Jahr 2012/2013 in OÖ 294 aktive Tageseltern, die insgesamt 1.118 Kinder betreuten. 39 % der betreuten Kinder waren zwischen 3 5 Jahre alt und rund 32 % unter 3 Jahren. Eltern, die diese Form der außerhäuslichen Betreuung wählen, wissen um die Vorteile von Tagesmüttern. Das Kind verbringt seine Zeit in einer kleinen Gruppe mit familiärer Struktur und vertrauten Tagesabläufen", so Hummer. Projekt "Tagesmütter/-väter Neu" Sozial gestaffelte Elternbeiträge und Basisgehalt für Tageseltern Im Rahmen eines Projektes, das in Zusammenarbeit mit den sieben Vereinen, die in Oberösterreich Tagesmütter beschäftigen, durchgeführt wurde, wurden die Grundlagen für ein neues Fördersystem erarbeitet. In acht Sitzungen mit den Vereinen konnte das nachfolgende Ergebnis mit einem Inkrafttreten per 1. Jänner 2014 und einer Evaluierung nach drei Jahren (2017) erzielt werden. Mir ist wichtig, in Zukunft die Tagesmütter klar zu positionieren. Sie sollen gleichwertig im System funktionieren neben der Krabbelstube, dem Kindergarten und Hort. Dadurch
HUMMER, HINGSAMER, STURM 4 soll eine noch bessere und flexiblere Bedarfsdeckung vor allem in den ländlichen Regionen erreicht werden. Weiters spielt auch die finanzielle Seite eine wichtige Rolle. Der Beruf der Tagesmutter soll einer sein, der finanziell abgesichert ist", so Landesrätin Doris Hummer. Die wesentlichen Neuerungen sind: 1. Einheitliche, sozial gestaffelte Elternbeiträge In OÖ gab es völlig unterschiedliche Elternbeitragsmodelle, die zum Teil sozial gestaffelt waren, zum Teil aber auch nicht. So war es möglich, dass für die gleiche Leistung bei gleichem Einkommen je nach Verein unterschiedliche Elternbeiträge eingehoben wurden. Der Einkommensbegriff richtet sich nun nach der Oö. Elternbeitragsverordnung für Kinderbetreuungseinrichtungen: Mindestens Maximal 30 Cent bis zu einem Bruttofamilieneinkommen von 1.030 Euro 3 Euro ab einem Bruttofamilieneinkommen von 5.974 Euro Mindestbeitrag: 47 Euro Höchstbeitrag: 360 Euro Insgesamt reduzieren sich damit die Elternbeiträge für Tagesmütter/-väter in Oberösterreich um rund 10 %. Damit wird die Betreuung durch eine Tagesmütter bzw. Tagesvater für die Eltern wesentlich attraktiver. 2. Finanzielle Besserstellung der Tagesmütter/-väter Um den Beruf der Tagesmutter/-vater zu attraktivieren, konnte eine bessere Entlohnung erreicht werden. Tagesmütter bzw. Tagesväter wurden pro Betreuungsstunde nach Mindestlohntarif bezahlt. Betreute eine Tagesmutter etwa zwei Kinder gleichzeitig, verdiente sie rd. 5 Euro pro Stunde. Seit 1. Jänner 2014 ist vorgesehen, dass Tagesmütter/-väter bei einer wöchentlichen Betreuungszeit von mindestens 15 Stunden ein Grundbasisgehalt in der Höhe von 231 Euro bekommen und damit die Geringfügigkeitsgrenze nach dem Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz überschritten wird. Damit ist auch eine bessere sozialrechtliche Stellung verbunden.
HUMMER, HINGSAMER, STURM 5 Basisgehalt: 231 Euro monatlich (14 x jährlich) bei mehr als 15 Betreuungsstunden Stundengehalt pro Kind: 2,53 Euro mit Basisgehalt 2,78 Euro ohne Basisgehalt Beispiel : Wochenbetreuungsstunden: 2 Kinder jeweils 10 Std. Betreuung = 20 Stunden Monatsbetreuungsstunden (mal 4,33): = 86,60 Stunden Monatsgehalt Tagesmutter (TZ): Neu Alt 450 Euro 219 Euro 3. Verpflichtende Gemeindebeiträge bei Bedarfsdeckung In der Vergangenheit leisteten die oö. Gemeinden freiwillige Zuschüsse in unterschiedlicher Höhe. Da sich der Auftrag für ausreichend Kinderbetreuungsplätze zu sorgen gemäß Oö. Kinderbetreuungsgesetz an die Gemeinden richtet, ist Fördervoraussetzung für einen Landesbeitrag die Leistung eines Gemeindebeitrags, mit dem die Gemeinde bestätigt, dass die Tagesmutter/der Tagesvater für ein bestimmtes Kind den Betreuungsbedarf deckt. Der Gemeindebeitrag beträgt 1,65 Euro pro Betreuungsstunde. 4. Einheitliche Landesförderung In der Vergangenheit erhielten die Tagesmüttervereine auf Grund ihrer völlig unterschiedlichen Kostenstruktur unterschiedlich hohe Förderungen des Landes Oberösterreich im Rahmen einer Abgangsdeckung. In Zukunft leistet das Land OÖ einen fixen Verwaltungsbeitrag (für die fachliche Begleitung, Aus- und Weiterbildung, Vermittlung und Akquirierung) und einen Betreuungsbeitrag pro Kind (Abgangsdeckung für die Entlohnung der Tagesmütter/- väter für alle Kosten, die nicht durch Elternbeiträge oder Gemeindebeiträge gedeckt sind). Mit den neuen Rahmenbedingungen ist ein weiterer wichtiger Qualitätsschritt in der Kinderbetreuung in Oberösterreich gelungen. Um zu überprüfen, ob die angestrebten Wirkungen auch eingetreten sind und um allfällige weitere Schritte für die Zukunft abzuleiten, wird die neue Regelung nach 3 Jahren evaluiert", ist Bildungslandesrätin Hummer vom Erfolg überzeugt.
HUMMER, HINGSAMER, STURM 6 LAbg. Bgm. Johann Hingsamer, Präsident des OÖ. Gemeindebundes Pilotprojekt: Tagesmütterbetreuung in Kindergarten und Schule Tagesmütter/-väter sollen es auch kleinen Gemeinden ermöglichen, den Familien bedarfsgerechte Betreuungsplätze anzubieten. Denn nicht jede Gemeinde braucht eine Krabbelstube oder eine Nachmittagsbetreuung im Kindergarten. In Gemeinden, in denen nur eine geringe Zahl an Kindern Bedarf für eine Nachmittagsbetreuung hat, stellt beispielsweise eine Betreuung durch eine Tagesmütter/-väter eine geeignete Lösung dar. Nicht immer ist heutzutage ein familiäres Netzwerk vorhanden, das die Kinderbetreuung übernimmt. Auch institutionelle Einrichtungen können nicht jeden Betreuungsbedarf abdecken. Tagesmütterbetreuung im Kindergarten, Schule außerhalb der Öffnungszeiten bzw. in der unterrichtsfreien Zeit oder anderen geeigneten Räumlichkeiten sind Modelle mit Zukunftscharakter die mittlerweile schon in 16 Gemeinden in OÖ umgesetzt werden", so Gemeindebundpräsident und Bürgermeister der Gemeinde Eggerding Hans Hingsamer. Seit Herbst 2012 bietet beispielsweise der Verein Tagesmütter Innviertel in Eggerding Nachmittagsbetreuung an. Seit September diesen Jahres auch eine Kleinkinderbetreuung. Das geschah auf Wunsch einiger Eltern", so Bürgermeister Hingsamer. Wir wollten unbedingt auch in einer kleinen Landgemeinde ein Angebot anbieten, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Und die Zusammenarbeit mit den Tagesmüttern ist hier die optimale Form. Auch wegen der individuellen Betreuung. Deshalb kann ich diese Form der Kleinstkinderbetreuung nur empfehlen", erläutert Hingsamer. Von Vorteil ist auch, dass die Betreuungszeiten in einem hohen Maß flexibel vereinbart werden können und nicht von vornherein ein starres Zeitkorsett an Betreuungszeiten vorgegeben wird. So können z.b. auch berufliche Veränderungen der Eltern zeitlich abgefangen werden und das Kind kann in seiner vertrauten Umgebung bleiben, auch wenn sich Arbeitszeiten ändern.
HUMMER, HINGSAMER, STURM 7 Mag. a (FH) Ingrid Sturm, Obfrau Oberösterreichischer Tagesmütterverband Beruf "Tagesmutter/-vater" gewinnt beim Thema Erziehung an Bedeutung Ein einheitliches Ausbildungscurriculum und gewissenhafte Kontrollen der Rahmenbedingungen durch die Qualitätsbeauftragten des Landes OÖ bieten die Voraussetzung für eine professionelle und dennoch sehr persönliche Betreuung unserer Kleinsten. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Eltern eine Tagesmutter/-vater für die Betreuung ihres Kindes wählen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Tagesmutter steht das Wohl des Kindes. Ihre Aufgabe ist die Sicherung von Grundbedürfnissen und die bestmögliche Förderung und Begleitung von Kindern. Dabei bietet das familiäre Umfeld der Tagesmutter einen optimalen Rahmen, was auch zahlreiche internationale Studien bestätigen", so die Obfrau des oberösterreichischen Tagesmütterverbandes Mag. a (FH) Ingrid Sturm. Alltagserlebnisse wie Mithilfe bei der alltäglichen Hausarbeit, Kuchen backen, Tisch decken usw. sind ein wichtiges anregendes Erziehungsumfeld, das dem Kind bei der Entwicklung seiner Selbständigkeit hilft. Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung bedeutet, dass Kinder in ihrem Tempo und mit angemessener Unterstützung spielen und lernen. Frühe Bildung braucht vor allem stabile und sichere Bindungen zu nahestehenden Bezugspersonen. Eine Tagesmutter/-vater muss für die Betreuung von Kindern persönlich (verlässlich und unbescholten sein, über ein Mindestalter verfügen) und fachlich geeignet sein (d.h. sie muss eine entsprechende Ausbildung inkl. Erste-Hilfe-Kurs und Kindernotfallkurs absolviert haben). Tagesmütter/-väter betreuen die Kinder grundsätzlich im eigenen Haushalt, es ist aber auch die Betreuung in Betrieben, in für die Kinderbetreuung zur Verfügung stehenden geeigneten Räumlichkeiten oder in Kinderbetreuungseinrichtungen außerhalb deren Öffnungszeiten oder in Schulen in der unterrichtsfreien Zeit möglich. Nicht nur wir, sondern auch die anderen Vereine haben aber große Probleme bei der Suche nach geeignetem Personal. Trotz intensiver Werbung ist es uns nicht gelungen, genügend Frauen für den Beruf Tagesmutter zu gewinnen. Wir forderten daher schon seit Jahren von der Politik ein Grundgehalt sowie eine Gleichstellung mit anderen Kinderbetreuungseinrichtungen, denn nur so kann der Beruf Tagesmutter aufgewertet
HUMMER, HINGSAMER, STURM 8 werden. Wir sind davon überzeugt, dass dadurch das Interesse am Beruf Tagesmutter geweckt werden kann", so Ingrid Sturm. Neue Ausbildung für Tagesmütter/-väter und Helfer/innen In Zusammenarbeit mit den Tagesmüttervereinen wurde ein "Kombinierter Ausbildungslehrgang für Tagesmütter/Tagesväter und Helferinnen/Helfer in oö. Kinderbetreuungseinrichtungen" ausgearbeitet. Dieser Lehrgang gilt seit dem Ausbildungsjahr 2012/13 als Mindeststandard für neue Tagesmütter/-väter und wird von verschiedenen Ausbildungsanbietern in OÖ angeboten. Folgende Ziele werden mit dem neuen Modell verfolgt: - bessere Berufschancen in der Kinderbetreuung (in erster Linie für Frauen), - Aufwertung beider Berufsgruppen, - bestens qualifiziertes Personal für flexible Betreuungsangebote in den Gemeinden. Der Abschluss der kombinierten Ausbildung beinhaltet zwei Grundausbildungen und ermöglicht sowohl die gleichzeitige Ausübung beider Berufe (z.b. Einsatz am Vormittag als Helferin im Kindergarten und am Nachmittag als Tagesmutter zu Hause oder im Kindergarten) als auch einen Wechsel zwischen diesen Berufen ohne zusätzliche Aufschulung. Der neue Ausbildungslehrgang umfasst insgesamt 172 Unterrichtseinheiten (110 UE Theorie, 16 UE Erste Hilfe Grundkurs, 6 UE Kindernotfallkurs und 40 UE Praktikum).