Helfen hat einen Namen. Caritas Caritas Ulm Sprachförderung für Kinder mit der Caritas Ulm Konzeption und Leitlinien Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen und für Schulkinder mit der Caritas Ulm Unsere Wahrnehmung Für Migranten ist die Beherrschung der deutschen Sprache der Schlüssel zur Integration. Gesellschaftliches, berufliches und schon schulisches Fortkommen scheitert leider oft an guten deutschen Sprachkenntnissen. Die Grundschule setzt ausreichende Deutschkenntnisse bereits in der ersten Klasse voraus. Ergebnisse verschiedener Studien belegen, dass in Deutschland zu wenig für die Förderung von Migrantenkindern getan wird. Das Leistungsniveau der Schulen kann vor allem gehoben werden, wenn betroffene Kinder rechtzeitig gezielte Sprachförderung erhalten. Auch viele Kinder mit deutscher Familiensprache sind in ihrer Sprachentwicklung förderbedürftig. Für sie ist rechtzeitige Hilfe ebenso eine wesentliche Vorbeugung künftiger schulischer Schwierigkeiten. Sprachförderung gehört zu den originären Aufgaben der Kindertagesstätten (Kindergartengesetz 9 Abs. 2). Das Bewusstsein und Engagement von ErzieherInnen hat in den letzten Jahren stark zugenommen und es konnten wesentliche Verbesserungen im Erziehungsalltag erreicht werden. Für manche Kinder ist jedoch eine zusätzliche Sprachförderung notwendig. Diese Kinder brauchen eine ergänzende Förderung, die von den Erzieherinnen nicht geleistet werden kann Deshalb wollen wir, dass die Kindergartenträger möglichst früh ansetzen und jedem Kind, das einen erhöhten Förderbedarf aufweist, mit dem Eintritt in den Kindergarten ein Angebot machen. (Sozialministerium Baden- Württemberg). Darüber hinaus brauchen manche Kinder auch noch während der Schulzeit Begleitung und Hilfe. Unsere Organisation Die Caritas Ulm ist seit 1992 Trägerin von Sprachfördermaßnahmen für Kinder. Seit dem Jahr 2000 erfolgte ein kontinuierlicher Ausbau. 2009 fördern wir täglich über 800 Kinder in über 100 Fördergruppen im Alb-Donau-Kreis. Besuchen Sie unsere Homepage http://www.caritas-ulm.de/29028.html! Der Erfolg von Maßnahmen zur Sprachförderung hängt letztlich immer von der qualifizierten Zuwendung zum einzelnen Kind ab und von der Zeit, die hierfür zur Verfügung steht. Solange die Einrichtungen diese Aufgabe für besonders förderbedürftige Kinder nicht alleine bewältigen können, halten wir es für wichtig, die Sprachförderung durch zusätzliche, externe Kräfte anzubieten, welche regelmäßig und konzentriert an der Sprachentwicklung arbeiten können. Die Förderung muss intensiv sein: SchülerInnen fördern wir an zwei Nachmittagen pro Woche je zwei Stunden, im Kindergarten findet Sprachhilfe täglich statt. 2
Unsere Sprachförderung erfolgt durch geschulte Honorarkräfte, die über eine Ausbildung als Erzieherin und / oder eine Weiterbildung zur Sprachförderkraft verfügen. Die Kräfte werden durch die Caritas Ulm fachlich intensiv betreut und laufend weitergebildet. Das ideale Alter für das Erlernen einer Sprache ist das Kleinkindalter. Dies gilt nicht nur für die Muttersprache. Ebenso talentiert können Kinder in diesem Alter auch Fremdsprachen erwerben. Wir beginnen daher mit der Sprachförderung so früh wie möglich und setzten den Akzent auf die Förderung ab dem Eintritt in den Kindergarten. Die Caritas Ulm ist Mitglied im Verband der Arbeitsgemeinschaften Sprachhilfe nach dem Denkendorfer Modell. Die evangelische Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf bei Esslingen hat sich zum fachlichen Zentrum für Sprachförderung in Baden-Württemberg entwickelt und führt seit über 30 Jahren Schulungen für Sprachförderkräfte durch. Denkendorf bietet außer Qualifizierungsmaßnahmen für Förderkräfte eine Fülle von Tipps, Spielen und Literatur für die konkrete Beschäftigung. Weitere Infos: www.kloster-denkendorf.de sowie www.sprachhilfe-bw.de. Dort finden Sie auch weitere Erläuterungen zur Pädagogik. Unsere Finanzierung Eine finanzielle Bezuschussung der Sprachförderung erfolgt hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln. Hier gibt es in Baden-Württemberg zwei unterschiedliche Finanzierungsformen, die jeweils einzeln oder auch nacheinander beantragt werden können: Förderung nach den Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilferichtlinien des Landes Baden-Württemberg (HSL) Das Land bezuschusst unsere Sprachförderung nach der 2006 überarbeiteten Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums Baden-Württemberg über Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der vor- und außerschulischen bzw. außerunterrichtlichen Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe (HSL-Richtlinie) vom 26.04.2006 (Quelle:http://www.l-bank.de/lbank/inhalt/nav/oeffentlicheeinrichtungen/bildung/hausaufgabensprach-undlernhilfenhsl.xml?ceid=100291). Ergänzend zur Landesförderung sind hier kommunale Mittel und / oder Spenden notwendig. Die Erhebung eines Elternbeitrags durch die Kommune ist möglich. Da die Finanzierung der Förderung nach der HSL-Richtlinie auf einem Landeszuschuss pro Kind basiert richtet sich der Kostensatz für die Kommune ebenfalls nach der Gruppengröße. Eine Förderstunde mit zwei Kindern kostet 16,-. Für jedes Kind mehr wird ein Euro weniger berechnet. Eine Förderstunde mit acht Kindern kostet 10,-: Zahl der Kinder in der Fördergruppe 2 3 4 5 6 7 8 Kosten pro Förderstunde in 16 15 14 13 12 11 10 Die Caritas Ulm empfiehlt eine Gruppengröße von vier bis sechs Kindern. Möglich sind Gruppen von zwei bis zu acht Kindern. Die Entscheidung über die Gruppengröße richtet sich nach den Vorgaben der Kommune und der Zahl der förderbedürftigen Kinder. Die Kinderzahl wird monatlich erfasst. Abgerechnet wird jährlich im Nachhinein. 3
Sprachförderung nach den Richtlinien der Landesstiftung Baden-Württemberg Mit Unterstützung der Landesstiftung Baden-Württemberg ist ebenfalls die Durchführung von Sprachfördermaßnahmen möglich. Die Zielgruppe dieser Förderung sind aber nur Kinder, die ein Jahr vor der Einschulung stehen (Maßnahmen 2009 / 2010 für Kinder, welche am 01.10.2009 mindestens 5 Jahre alt sind). Die Sprachförderung erfolgt jeweils in Gruppen mit mindestens sechs Kindern und hat einen Umfang von 120 Stunden pro Fördergruppe und Jahr. Die Landesstiftung setzt Standards in den Bereichen Förderbedürftigkeit, Dokumentation, Elternarbeit und Qualifizierung des Personals (Näheres unter www.sagmalwas-bw.de). Die Finanzierung der Fördermaßnahmen erfolgt pauschal mit 2.400,- pro Fördergruppe. Eine Zulage für aktive Einbeziehung der Eltern ist möglich. Antragsberechtigt sind Träger von Kindertagesstätten in Baden-Württemberg. Die Caritas Ulm führt diese Maßnahmen im Auftrag des Trägers durch. Es ist wichtig, mit einer gezielten Sprachförderung schon möglichst zu Beginn der Kindergartenzeit anzufangen. In der Praxis können deshalb die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn beide Fördersysteme kombiniert werden: mit der Landesstiftung für die Vorschulkinder - mit HSL schon für die Altersgruppe ab dem 3. Lebensjahr und während der Schulzeit. Wir organisieren die Sprachförderung in kleinen Gruppen. Die Sprechbereitschaft der Kinder ist im kleinen Kreis deutlich höher als unter vielen Zuhörern. Durch die Arbeit in der Kleingruppe können die Kinder dort abgeholt werden, wo sie in ihrer Sprachentwicklung gerade stehen. Auf jedes Kind kann individuell eingegangen werden. Die Sprachförderung findet deshalb überwiegend in der Kleingruppe statt. Unsere Pädagogik Seit PISA sind in ganz Deutschland eine Vielzahl von Sprachförderprojekten und konzepten entstanden. Fast alle favorisieren ein Lernen vom Kind aus. Nur wenige setzen auf vorgefertigte Programme, die wie ein Lehrplan auf die Kinder angewandt werden. Auch die Caritas Ulm arbeitet nach dem Prinzip der Individualität jedes Kind wird in seinen Fähigkeiten und auf seinem Entwicklungsstand gesehen, angenommen und auf dieser Basis in seiner Weiterentwicklung unterstützt. Wir gehen nicht vom Ziel aus, das erreicht werden soll, sondern von den Möglichkeiten, die das einzelne Kind hat. Schritt für Schritt wird das Sprachvermögen in Wortschatz, Aussprache und Grammatik durch Kommunikation, durch geeignete Spiele, Lieder und Reime, Geschichten und Bilderbücher erweitert. Alle Sinne werden eingebunden, Bewegung spielt eine besondere Rolle. Entscheidend sind Faktoren wie eine intensive Zuwendung zum Kind, emotionale Nähe und eine altersgerechte, attraktive Beschäftigung. So soll das Kind Lust bekommen auf sprachlichen Kontakt mit seiner Umgebung. Vorbild ist der natürliche Spracherwerb. Wichtig ist nicht in erster Linie berufsmäßige Fachlichkeit, sondern Zeit, Zuneigung und Motivation. Der Fokus richtet sich nicht auf vorhandene Sprachdefizite. Es wird auf dem aufgebaut, was das Kind schon kann. Die persönliche Beziehung zwischen Förderkraft und Kind weckt immer neu die Freude, sich mitzuteilen. Dabei merkt ein Kind nicht, dass es lernt. Im Kindergarten arbeiten wir nach den Inhaltlichen Leitsätzen der Landesstiftung. Um die fachliche Qualität zu gewährleisten erfahren die Sprachförderkräfte eine intensive pädagogische Begleitung: Mentorinnen (päd. Fachkräfte mit Zusatzqualifikation in der Sprachförderung) sorgen für Anleitung, Beratung und Fortbildung (Seminartage alle 6 Wochen). Jede Förderkraft hat Zugriff auf einen enormen Fundus an aktueller Literatur und optimalem Lernmaterial. Wichtig sind uns auch die enge Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und der Kontakt mit den Eltern. Sehr hoch steht die Wertschätzung der Familien- 4
sprache und -kultur. Sie wird gefördert und unterstützt. Die Eltern werden ermuntert, die Familiensprache zu kultivieren und mit dem Kind auch zu Hause viel zu kommunizieren. Diese gezielte Sprachförderung verspricht Erfolg. Hier wird die Basis gelegt für eine gelingende Schulzeit und damit auch für die spätere berufliche Qualifizierung, einen guten Start ins Leben. Im Kindergarten- und Schulalltag ist die Verbesserung der Sprachkenntnisse deutlich zu spüren: wer reden kann braucht nicht zu schreien, wem zugehört wird, der schlägt nicht, wer die Aufgabe versteht, löst sie. Dialogfähigkeit wird gefördert, Konfliktpotential abgebaut; der ganze Kindergarten, die ganze Schule gewinnt. Stand: 24.06.2009 Caritas Ulm 5