Stimmung und ihr Einfluss auf die Regluation von Informationsverarbeitung und Verhalten



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Transkript:

Stimmung und ihr Einfluss auf die Regluation von Informationsverarbeitung und Verhalten Mood and the Regulation of Information Processing and Behavior HERBERT BLESS and KLAUS FIEDLER In J.P. Forgas (Ed.), Affect in social thinking and behaviour (pp. 65-84). New York: Psychology Press Handout von: Isabella Irsigler 0502977 Nicole Larcher 0522242 Birgit Neuberger 9902985 1

Inhalt EINLEITUNG... 3 Star Trek Captain Kirk und Mr. Spock... 3 Weshalb dienen Stimmungen als Regulierungsfunktion?... 3 Verschiedene Regulierungsdimensionen Assimilation und Akkommodation... 5 Stimmungen und die hedonistische Regulation... 5 Das Einwirken von angenehmer und unangenehmer Information... 5 Stimmung Regulation von Konformität und Grenzüberschreitung... 8 Stimmung Regulation der Verarbeitungstiefe und des Verarbeitungsstiels... 12 Grad der Abstraktheit... 12 Verarbeitungstiefe... 14 Emotion und Überzeugung... 14 Personenwahrnehmung... 15 Theoretische Darlegungen... 17 Bearbeitungskapazität... 18 Kognitive Einstellung (Cognitive tuning)... 18 Stimmungsregulation (Mood Management)... 19 Prüfen des Einflusses von reduzierten Denkprozessen bei positiver Stimmung... 20 Regulation zwischen top-down- und bottom-up- Verarbeitung... 21 Stimmung und Allgemeinwissen... 21 Temporäre Regulation (Temporal Regulation)... 26 Regulatorischer Fokus (Promotion Focus and Prevention Focus)... 26 Literaturverzeichnis... 28 Online - Zugriffe... 31 2

EINLEITUNG Star Trek Captain Kirk und Mr. Spock Schauen wir uns einmal die zwei bekanntesten Charaktere aus der Serie Star Trek an: Captain Kirk und Mr. Spock. Mr. Spock, ein Halbvulkanier, dessen Gesellschaft rein auf Logik aufbaut und ihre Gefühle unterdrückt, reagiert trotz seiner gelegentlich durchschimmernden menschlichen Gene stets logisch und besonnen. Im Gegensatz dazu ist das Denken, Urteilen und Verhalten von Captain Kirk oft von seinen Stimmungen beeinflusst. Ganz im Einklang mit Mr. Spocks Ansicht, schlugen die frühen Ansätze in der Psychologie vor, dass Stimmungen dazu dienen, die Fähigkeit des Einzelnen, rational zu Denken verringert und damit ihre Urteile und Entscheidungen beeinträchtigen. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte auf diesem Gebiet, vermittelt ein grundlegend anderes Bild. Affektive Zustände müssen kein irrationales Verhalten schaffen, sondern stellen vielleicht eher eine sehr nützliche Quelle von Informationen, Signalen und Motiven dar, die essentiell für adaptive Regulationen von kognitiven Prozessen und Verhalten sind. Von Regulation das Kernkonzept dieses Kapitels verweisen wir auf alle Arten von Anpassungsprozessen, die dazu dienen, Stimuli und Reaktionen innerhalb eines angemessenen Bereiches zu halten und sie daran hindern, kritische Grenzen zu überschreiten. Regulatorische Prozesse finden in verschiedenen Dimensionen statt, wie z.b. Intensität oder Häufigkeit von Stimuli, Abstimmung von sozialer und räumlicher Distanz oder die Herstellung eines akzeptablen Bereichs von Verhaltensweisen auf der Konformitäts- versus Abweichungsdimension, oder auf der Neuheits- versus Vertrautheitsdimension. Weshalb dienen Stimmungen als Regulierungsfunktion? Die emotionale Gemütslage von Individuen hat eine große Anzahl von verschiedenen Dimensionen von kognitiven und Verhaltensregulationen. Dieses Ergebnis wirft die Frage auf, weshalb emotionale Zustände als Regulierungsfunktionen dienen. Hierzu gibt es zwei Antworten: 3

1.) Wir nehmen an (genau wie andere Theorien), dass affektive Zustände und Emotionen sehr häufig die Stimmung einer Person in einer Situation widerspiegeln. Es ist wichtig zu notieren, dass, obwohl Individuen sich letztendlich über Ihren emotionalen Zustand bewusst sind, dies aber nicht für die Information, wodurch sie entstanden sind, gilt. Daher können Stimmungen möglicherweise mehr Informationen bereit stellen, als Menschen einen direkten Einblick haben. Emotionale Zustände können daher eine bessere Basis für Regulationsprozesse bereitstellen, als es der reine Inhalt von aktivierten und erfahrbaren bzw. zugänglichen Repräsentationen tut. Dieser Vorteil allerdings kommt mit dem Nachteil, dass die der Emotion zugrundeliegenden Situation missinterpretiert werden kann und Individuen möglicherweise eine falsche Folgerung für die Regulation ihrer kognitiven Prozesse und Ihres Verhaltens herleiten. 2.) Individuen brauchen einen direkten Zugang zu Variablen, die als Regulatoren funktionieren. Wenn der Mechanismus, der in die Regulationen involviert ist, zu komplex und anstrengend ist, hätte dies den Nachteil, dass eine schnelle und reibungslose Anpassung unmöglich wäre. Affektive Zustände zumindest bei dem groben Niveau von positiven versus negativen Unterschied sind einfach abzulesen. Individuen können aber Probleme haben, die zugrundeliegenden Ursachen für Ihren Gemütszustand herauszufinden, aber normalerweise können sie ohne Probleme sagen, ob es ihnen gut oder schlecht geht. Dieser einfache binäre Gemütshinweis kann eine wichtige adaptive Funktion im sozialen Umfeld erfüllen. Sich gut fühlen, weist darauf hin, dass die Umwelt sich an den innerlichen Zustand anpasst. Sich schlecht fühlen hingegen zeigt, dass sich der innere Zustand an die Anforderungen an eine problembehaftete externe Situation anpasst. Von so einer kognitiv-ökologischen Perspektive aus, ist es kein Zufall, dass diese zwei gegensätzlichen Komponenten von Adaptionen (Anpassungen), Assimilation und Akkommodation, eine integrative Bedeutung in der Rolle der Stimmung auf kognitive und Verhaltensregulationen zukommt. 4

Ausgehend von unserem Anfangsbeispiel von Kaptain Kirk und Mr. Spock, glauben wir daran, dass Kaptain Kirk besser ausgestattet ist, mit komplexen Umwelten umzugehen, als Mr. Spock. Man könnte aber auch argumentieren, dass Mr. Spock in manchen Situationen den besseren Einblick und Lösung hat, aber dann muss man auch in Betracht ziehen, dass Mr. Spock nicht nur zur Hälfte ein Vulkanier, sondern auch zur Hälfte ein Mensch ist und dass ihm das somit einen Zugang zu affektiven Erfahrungen erlaubt. Verschiedene Regulierungsdimensionen Assimilation und Akkommodation In dem vorliegenden Kapitel diskutieren wir, wie die Stimmung von Individuen die Regulation von einem breiten Spektrum kognitiver Prozesse und Verhaltensweisen beeinflusst. Wir werden argumentieren im Gegensatz zu Mr. Spocks Perspektive dass Stimmungen weit entfernt von einer Dysfunktionalität sind, aber vielleicht eine wichtige Rolle bei adaptiven Regulationen von Kognition und Verhalten spielen. Allen regulatorischen Prozessen, auf die wir teilweise näher eingehen werden, liegt eines gemeinsam zu Grunde: Assimiliation und Akkommodation nach Piaget (Piaget, 1954). Stimmungen und die hedonistische Regulation Das Einwirken von angenehmer und unangenehmer Information Individuen streben angenehme Stimmungen an und versuchen negative zu vermeiden. Diese allgemeine Annahme hat in vielen Ansätzen zur Folge, dass die Regulierung des menschlichen Verhaltens und der kognitiven Prozesse auf eine hedonistische Dimension konzipiert ist (Erber & Erber, 2000). Dementsprechend sind Personen motiviert, positive Gefühlszustände zu halten und negative zu vermeiden und um das zu bewerkstelligen, haben sie ein kognitive und Verhaltensrepertoire entwickelt, das dieser Funktion dient. In diesem Abschnitt beginnen wir mit Ansätzen, die auf diesem allgemeinen hedonistischen Begriff aufbauen und beziehen sie auf andere Ansätze, so 5

dass - zumindest unter bestimmten Randbedingungen - Personen sich auch Situationen und Reize aussetzen, um Informationen zu suchen und sich mit Verhaltensweisen beschäftigen, die sie weniger positiv empfinden lassen. Es scheint einfach davon ausgegangen zu werden, dass Stimmungen von Individuen mehrheitlich durch Gedanken die sie haben, determiniert sind. Da negative Informationen unangenehme affektive Zustände auslösen können, ist es der Wunsch, angenehme Zustände aufrechtzuerhalten und Strategien zu entwickeln, einer automatischen Aktivierung von negativen stimmungsentsprechenden Informationen entgegenzuwirken. Stimmungskongruente Erinnerungen sind asymmetrisch (Fiedler, Nickel, Asbeck & Pagel, 2003) - ein Muster, das bereits in Bowers (1981) zukunftsweisender Arbeit aufgetreten ist. Glückliche Stimmungen erleichtern den Abruf von glücklichen Erinnerungen und hemmen den Abruf von traurigen Erinnerungen. Andererseits kann jedoch eine traurige Stimmung den Abruf schöner Erinnerungen hemmen, aber selten den Abruf von traurigen Erinnerungen steigern (Isen, et al., 1978). Nach Isen können Individuen in negativer Stimmung aber auch dazu motiviert werden, diese zu "reparieren", indem versucht wird, den Prozess des Negativdenkens, der durch Traurigkeit verursacht wird, zu stoppen (Isen, 1987, S. 217). Die Annahme, dass Individuen Verhaltens- und kognitive Strategien ausüben, die entweder positive affektive Zustände beibehalten oder "Reparaturen" negativer Gefühlszustände durchführen, kann in verschiedenen Ansätzen gefunden werden. Während zahlreiche Strategien in diesem Zusammenhang diskutiert worden sind (Morris, 1989), bezieht sich dieser Ansatz vielleicht am deutlichsten auf prosoziales Verhalten. Es wurde vorgeschlagen, dass ein Hauptmotiv für die Bereitschaft des Einzelnen jemand anderen zu helfen, darauf zurück zu führen ist, die eigene Stimmung zu verbessern (mood repair: "Wenn es Dir schlecht geht, tue Gutes"). Diese Behauptung bekam empirische Unterstützung durch verschiedene Experimente, die zeigen, dass negative Gefühlszustände das Hilfsverhalten des Einzelnen erhöhen (z.b. Cialdini & Kenrick, 1976; Schaller & Cialdini, 1988). Empirische Belege dafür, dass Menschen nach positiven affektiven Zuständen streben und versuchen, negative Gefühlszustände zu vermeiden, ist weit verbreitet. Es ist jedoch zu beachten, dass Regulierung immer den adaptiven Wert der Variation betont und nicht 6

nur ein gleichbleibendes Streben nach positiven Stimmungen ist. Erber und Kollegen (Erber & Erber, 2000; Erber, Wegner, Therriault, 1996) haben vorgeschlagen, dass Individuen ihre affektiven Zustände dämpfen können, wenn sie erwarten, mit anderen zu interagieren, aber sie engagieren sich bezüglich mood regulation nur wenig, wenn sie keine soziale Interaktionen oder anspruchsvolle Aufgaben erwarten (Erber & Erber, 2000). Dies steht im Gegensatz zur Ansicht einer reinen Stimmungsaufrechterhaltung/ Stimmungsreparatur. Die Fähigkeit, unangenehmen Informationen zu begegnen, und nicht die Existenz von bedrohenden Aspekten der Realität zu negieren, ist das Herzstück vieler wichtiger Adaptionsprobleme, etwa bei Toleranz, Beherrschung und Verzögerung der Befriedigung. In diesem Zusammenhang legen Trope und Kollegen nahe (Raghunathan & Trope, 2002; Trope, Ferguson, & Raghunathan, 2001), dass positive Stimmungen wie eine Ressource zur Bekämpfung unangenehmer, aber notwendiger Aufgaben dienen können. Personen setzen sich eher potentiell negativen Informationen aus, wenn sie in einer glücklichen Stimmung sind. In Übereinstimmung mit dieser Puffer-Funktion der fröhlichen Stimmung, konnte gezeigt werden, dass depressive Patienten, nicht in der Lage sind, sich bewusst negativen Reizen auszusetzen (Fiedler, 1991), oder einen kurzfristigen Nachteil zu akzeptieren, um danach einen langfristigen Vorteil daraus zu ziehen(trope et al., 2001). Auch Ihre Fähigkeit, einen Teil ihrer Erfolge aus Gründen der Neugier, Exploration, oder höherer sozialen Ziele zu opfern, ist reduziert (Forgas & Fiedler, 1996). Selbst leicht depressive Zustände, die aufgrund beobachteter trauriger Filme entstanden, unterstützen Gewinnmaximierung und beschränken strategische Flexibilität in experimentellen Dilemma-Spielen (Hertel & Fiedler, 1994). Insgesamt zeigt die Forschung auf, dass die hedonistischen Regulationsprozesse des Einzelnen nicht invariant nach positiven Informationen streben. Stattdessen scheinen Menschen ihre Gefühlslage im Einklang mit den Umweltaufgaben zu regeln. Die verfügbaren Daten entsprechen der allgemeinen Annahme, dass positive Stimmungen assimilativ sind und negative Stimmungen akkommodativ. 7

Stimmung Regulation von Konformität und Grenzüberschreitung Hier geht es um eine spezielle Form des Sozialen Hedonismus, man kann nämlich frei über eigene Handlungen wählen (Regelkonform bzw. Grenzüberschreitung). Gute Laune gibt den Menschen Mut unübliches, eigenwilliges, normabweichendes oder auch grenzüberschreitendes Benehmen an den Tag zu legen. Schlechte Laune induziert Norm-konformes Verhalten und konventionelles Benehmen Belege dafür bringt Forgas (1998, 1999, 2006), er zeigt auch, dass glückliche Menschen mehr auf unhöfliches sowie auf weniger restriktives und weniger kontrolliertes Benehmen eingehen als es dysphorische Menschen dies tun. Forgas führt 1998 ein Experiment mit Besuchern einer Bibliothek durch. Diesen werden Bilder oder Texte gezeigt, die eine negative beziehungsweise positive Stimmung hervorrufen. In der Folge wird die Reaktion der Teilnehmer auf mehr oder weniger höfliche, dezente Aufforderungen beobachtet. Personen, die in eine negative Stimmung versetzt wurden zeigten kritischere Reaktionen und weniger Compliance als jene die in positive Stimmung versetzt wurden. Komplementär ist auch zu beobachten, dass dieselbe Kommunikation als weniger unhöflich angesehen wird, wenn der Empfänger in guter Laune ist, als wenn er in schlechter Laune ist. In Assoziations - Experimenten produzieren gut gelaunte Teilnehmer mehr unübliche Assoziationen als die in schlechter Laune (Isen, Johnson, Mertz, & Robinson, 1985): In der Studie von Isen und Kollegen wurden 40 Studenten untersucht. Sie sollten Assoziationen zu Wörtern bilden nachdem sie zuvor positiv oder negativ geprimed wurden. 8

Allen 40 Studenten wurden 20 Wörter zu denen sie Assoziation bilden sollten vorgelegt: 1/3 bekam 10 positive und 10 neutrale Wörter, sie waren positiv geprimed. 1/3 bekam 10 negative und 10 neutrale Wörter, sie waren negativ geprimed. 1/3 bekam 20 neutrale Wörter und stellte somit die Kontrollgruppe dar. Unter den gelisteten Wörtern waren jeweils 5 vertraute und 5 nicht vertraute Wörter (da nicht vertraute Wörter im Allgemeinen negativer gewertet werden). Positiv gestimmte Personen werteten nicht vertraute Wörter signifikant positiver als die Kontrollgruppe (t(27) = 2.05, p <.05), bei Personen in negativer Stimmung konnte keine unterschiedliche Beurteilung der Worte erkannt werden. Die Wertung der Wörter erfolgte über eine Skala die von 1-7 reichte, wobei 1 den positiven Pol darstellte. Über diese Skala wurde auch sichergestellt, dass Studenten, welche die positiven Wörter vorgelegt bekamen auch die neutralen Wörter positiver bewerten als eine Kontrollgruppe (t = 2.33, p <.025). Bei Personen mit negativen Wörtern war wiederum kein signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe gegeben. Die Ergebnisse, inwieweit unübliche Assoziationen von den verschiedenen Gruppen gemacht wurden, sind in Tabelle 1 zu finden. Unter Bedingung a wurde eine Assoziation als unüblich angenommen, wenn 5% oder weniger der Norm eine gleiche Assoziation gaben. Als Norm-Wort-Assoziation wurde eine Liste verwendet die 1964 von Palermo & Jenkins ermittelt wurde. Unter Bedingung b wurde eine Assoziation als unüblich deklariert, wenn 2.5% oder weniger von 500 Personen im Collegealter diese Antwort gaben. In einer dritten Messung - c - wurde ermittelt wie viele Personen eines Standard- Samples von 1000 Personen dieselbe Antwort gaben wie die Testperson. Alle Methoden zeigen, dass Personen, die Wörter mit positivem Affekt zu lesen bekamen unüblichere Assoziationen trafen, als die anderen Gruppen. 9

Tabelle 1: Unübliche Wort-Assoziationen unter 3 Konditionen M pos. Affekt neutraler neg. Affekt (n = 15) Affekt (n = 11) (n = 14) unüblichen Assoziationen a M 5.40 3.86 4.09 s² 4.11 3.21 4.69 unüblichen Assoziationen b M 4.93 3.36 3.36 s² 4.07 3.94 3.25 unüblichen Assoziationen M 47.86 78.12 63.01 s² 880.67 734.07 915.99 In Verhandlungssituationen, werden gut gelaunte Menschen mehr motiviert Risiken einzugehen als in negativer Stimmung. Dies begünstigt konservative Strategieverfolgungen (Williams & Voon, 1999): 85 Manager aus verschiedenen Organisationen, Industriezweigen und Positionen angesiedelt in Singapur wurden in einer Studie von Williams und Voon getestet. 77% der Testpersonen waren Männer und das mittlere Alter betrug 34 Jahre. Die Meisten (51%) hatten zumindest einen Universitätsabschluss. Ihnen wurde gesagt, sie sollten an einer Studie bezüglich Risikoeinschätzung teilnehmen. Für die Messung wurde ein Fragebogen über die Einschätzung von Risiken entwickelt welcher realistische Entscheidungskontexte enthielt. Es wurde ein 2x2x2x2 -faktorielles Design verwendet in der folgende Faktoren berücksichtigt wurden: 10

Unsicherheit (hoch/niedrig) Gewinne und Verluste (groß/klein) Rahmenbedingungen (positiv/negativ) Persönliche Involviertheit (persönlich/nicht persönlich) Es wurden 4 Szenarien entwickelt, welche sich in den Dimensionen persönliche Involviertheit, Rahmenbedingungen und Situation unterscheiden. 1. Positives Szenario, hohe Unsicherheit, kleine Gewinne/Verluste und persönliche Involviertheit. 2. Positives Szenario, hohe Unsicherheit, hohe Gewinne/Verluste und persönliche Involviertheit. 3. Positives Szenario, niedrige Unsicherheit, hohe Gewinne/Verluste und persönliche Involviertheit. 4. Positives Szenario, niedrige Unsicherheit, niedrige Gewinne/Verluste und persönliche Involviertheit. Um eine positive/ negative Stimmung bei den Managern zu erzeugen wurde vor der Vorstellung der Szenarien von ihnen verlangt sich entweder an ein sehr positives oder an ein sehr negatives Arbeitserlebnis zu erinnern. Wie die unten stehende Grafik zeigt sind Personen in positiver Stimmung signifikant Risikobereiter als Personen in negativer Stimmung. 11

Auch hier werden wieder die zwei Adaptionsverhaltensweisen, Assimilation Akkommodation als Erklärung für das Stimmungsabhängige Verhalten herangezogen. Gute Stimmung bietet die benötigten Ressourcen und die benötigte Selbstsicherheit für spontanes, intern entschlossenes, wagemutiges Verhalten Faktoren der assimilativen Regulation Schlechte Laune induziert gewöhnliches, norm-konformes Verhalten, bestimmt durch externe Regeln und gesellschaftlichen Konventionen. Stimmung Regulation der Verarbeitungstiefe und des Verarbeitungsstiels Ist man mit einem Problem konfrontiert hat man eine breite Palette an kognitiven Hilfsmitteln um mit ihnen fertig zu werden, jedes Problem kann auf verschiedene Arten gelöst werden (Bless, Fiedler, & Strack, 2004). Menschen müssen also einen angemessen Mechanismus auswählen. Zum Beispiel muss entschieden werden in welchem Ausmaß verschiedene Informationen verarbeitet werden sollen. Wie viele der Umweltreize neu gewertet werden müssen und wo sie sich auf ihr bereits bestehendes Wissen verlassen können. Die vorherrschende Stimmung soll auch hier bei der Wahl zur Methode um ein Problem zu lösen eine entscheidende Rolle spielen. Grad der Abstraktheit In welchem Grad in Bezug auf soziale Information abstrahiert wird ist sehr flexibel und Kontext-abhängig. Isen (1984) postuliert, dass eine positive Stimmung zur Folge hat, dass komplexe Systeme besser vereinheitlicht werden können. Glückliche Personen führten verschiedene Musterbeispiele eher zu untypischen aber weniger Kategorien zusammen. Ebenso fügen glückliche Personen eintreffende Informationen tendenziell zu größeren Einheiten zusammen. 12

Bless, Hamilton, and Mackie (1992) zeigten Teilnehmern, die in glücklicher, neutraler oder trauriger Stimmung waren 28 Beschreibungen von Verhaltensweisen die jeweils 4 verschiedenen Kategorien angehörten (Intelligenz, Freundlichkeit, ). Personen in neutraler Stimmung zeigten die Bildung von mehreren Clustern (Roenker, Thompson, & Brown, 1971) wenn Instruktionen sie dazu ermutigten Cluster zu bilden, fröhliche Teilnehmer zeigten einen noch höheren Level und traurige Patienten einen noch niedrigeren Level an spontaner Clusterbildung. Murray, Sujan, Hirt, und Sujan (1990) zeigten ebenfalls, dass fröhliche Stimmung eine erhöhte Flexibilität im Kategorisierungsprozess verursacht. Personen in positiver Stimmung formten weniger (breitere) Kategorien als Personen in negativer Stimmung wenn sie Ähnlichkeiten finden sollten und mehr (engere) Kategorien wenn sie Unterschiede feststellen sollten. Personen in guter Stimmung finden mehr und deutlichere Ähnlichkeiten und auch Unterschiede wenn sie Items miteinander vergleichen sollen. Sie sind ebenfalls in der Lage mehr neue und kreative Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten zu finden. Dies funktioniert sowohl bei positiven wie auch neutralen Items. Murray, Sujan, Hirt, und Sujan (1990) vermuten, dass dies durch ein erhöhtes intrinsisches Interesse möglich wird. Inwieweit die Stimmung auch die Sprachwahl beeinflusst erforschte Beukeboom (2003). Fröhliche Personen lieferten abstraktere Beschreibungen als traurige Personen. Auch Experimente mit nicht-sprachlichen Aufgaben zeigten ähnliche Ergebnisse. Gasper und Clore (2002) konfrontierten die Versuchspersonen mit Vorstellungsaufgaben (geometrische Figuren). Fröhliche Personen legten mehr Wert auf die Gesamterscheinung, während Personen in schlechter Laune lokalen Eigenschaften mehr Beachtung schenkten. Verschiedene Stimmungen verursachen also auch einen verschieden Grad an Abstraktheit. Diese Theorie lässt darauf schließen, erfolgreiches Handeln auf einer allgemeineren Ebene gesehen wird, während nicht erfolgreiches Handeln eher auf spezifischer Ebene gesehen werden. In der Annahme, dass erfolgreiches Handeln positiv gewertet wird und nicht erfolgreiches Handeln negativ. 13

Die meisten der Beweise gehen auf die Enkodierung neuer Informationen zurück. Es gibt aber auch Hinweise, dass die Stimmung auch Auswirkung auf das Abrufen von Gedächtnisinhalten hat. Bless, Mackie, und Schwarz (1992) zeigten, dass glückliche Teilnehmer eine eher globale Darstellungsweise einer überzeugenden Aussage darboten, während Personen in schlechter Laune eher eine spezifischere Darstellungsweise wählen. Konkrete Repräsentationen sind abhängig von Kontext in dem der Reiz wahrgenommen wird, Umweltbedingungen sind für die Beurteilungen von Situationen, Problemen, entscheidend was der akkommodativen Verarbeitungsstrategie entspräche. Abstrakte Repräsentationen gehen eher vom persönlichen, begrifflichen Denken aus und kann auch aus dem Kontext gerissen sein, was der assimilativen Verarbeitung entspricht. Verarbeitungstiefe Eine hohe Anzahl an Studien beschäftigt sich mit dem Einfluss der Stimmung auf die Verarbeitungstiefe von Informationen. Im speziellen wurde die Annahme getroffen, dass Personen in positiver Stimmung öfter Heuristiken einsetzen als Personen in schlechter Stimmung. Zwei Bereiche interessieren in diesem Zusammenhang besonders: der Bereich der Überzeugung, und die Personenwahrnehmung. Emotion und Überzeugung Versuchspersonen, die zuvor einen Test zur Feststellung ihrer Stimmung gemacht hatten, wurden Informationen mit entweder starken oder schwachen Argumenten dargeboten. Die Ergebnisse lassen generell darauf schließen, dass Personen in schlechter Stimmung die Verteidigerposition bevorzugen wenn sie mit starken Argumenten konfrontiert wurden. 14

Im Vergleich dazu, waren Personen in guter Stimmung wenig durch die Qualität einer Nachricht beeinflusst, sie sind gleichermaßen von schwachen wie starken Mitteilungen überzeugt. Diese Ergebnisse führen zu der Annahme, dass die Meinungen von Personen in guter Stimmung, aber nicht in neutraler oder schlechter, eher zu heuristischen Verarbeitungsschemata neigen, unabhängig von den angebotenen Argumenten. Der Effekt, dass bei guter Stimmung die Qualität der Nachricht und der periphere Einsatz aufeinanderprallen, lässt annehmen, dass gute Laune mit heuristischen Prozessen korrelieren, schlechte Stimmung dagegen mit systematischer Elaboration der angebotenen Informationen. Diese Annahmen sind konsistent mit der Interpretation, dass systematische Informationsverarbeitung passiert wenn ein Stimulus bei einer akkommodativen Funktion, und heuristischen Verarbeitung mit internalisiertem Ablauf, bei einer assimilativen Funktion angeboten wird. Personenwahrnehmung Ähnlich wie bei den Einstellungen und Einstellungsänderungen, kommen bei Gerichtsurteilen anderer Personen verschiedene Verarbeitungsstrategien zum Einsatz. Werden eher heuristische Strategien, also assimilierte Strategien, angewendet, wenden die Zuschauer ihr Allgemeinwissen über die zu verurteilende Person an, und beziehen sich vor allem auf Stereotypen. Bei der systematischen Verarbeitungsstrategie - der akkommodativen - werden alle zur Verfügung stehenden Informationen über diese spezielle, individuelle Person miteinbezogen, der Einsatz von Stereotypen kommt wenig zum Einsatz. Menschen in positiver Stimmungslage beurteilen Situationen oft von ihrem eigenen Gefühlszustand ausgehend positiver, als Menschen mit negativen Emotionen, die negativer bewerten (Schwarz, 2000). Es werden gefühlskongruente Urteile gefällt. 15

Einige Studien beschäftigten sich mit dem Einfluss von Stimmung und Stereotypen. Versuchspersonen in verschiedenen Stimmungen wurden gebeten herauszufinden ob eine Person schuldig oder unschuldig ist. Fröhliche Versuchspersonen beurteilten den Beschuldigten öfter schuldig, wenn er einer ethnischen Gruppe angehörte, die stereotypisch mit der angegebenen Tat assoziiert werden konnte. Dieser Einsatz des Stereotyps passierte nicht bei Versuchspersonen in schlechtem Stimmungszustand. Die hohe Quote der Verurteilungen durch Miteinbeziehung des Stereotyps von glücklichen Personen konnte wiederholt in verschiedenen Experimenten nachgewiesen werden. Bei Versuchspersonen die eher zu depressiven Verstimmungen neigen, konnte nachgewiesen werden, dass sie weniger als nicht-depressive Menschen die Beschuldigten in Kategorien verurteilen, sondern ihr Urteil sehr stark von individuellen Informationen abhängt. Die hohe Bedeutung der ethischen Zugehörigkeit ist also wichtig beim Einsatz peripherer Informationsverarbeitung (Assimilation), im Gegensatz zum Wert individueller Stimuli sowie der Berücksichtigung der präsentierten Argumente (Akkommodation)- diese Ergebnisse laufen zusammen mit denen der Erkenntnisse über Überzeugung und anderer Bereiche. Die Ergebnisse zeigen dass Menschen mit negativen Emotionen ein verstärktes Bedürfnis nach Kontrolle haben und daher die Anwendung bewährter Lösungsstrategien bevorzugen, da sie eine geringere Risikobereitschaft haben. Sie gehen Detail-orientiert und systematisch vor, und bilden schmale Kategorien um sorgfältige Verarbeitung zu gewährleisten. Die Aufmerksamkeit wird fokussiert, und die Argumente genau überprüft. Menschen in positiven Emotionen sind risikobereiter und probieren neue und kreative Lösungsansätze aus. Sie denken vereinfacht in Heuristiken und lassen sich leichter manipulieren und leiten. Es werden breite Kategorien gebildet und es wird weniger sorgfältig vorgegangen. Der Aufmerksamkeitsfokus ist breit und Argumente werden nur unzureichend überprüft. 16

Negative Emotionen: Geringe Risikobereitschaft; Anwendung bewährter Strategien (verstärktes Bedürfnis nach Kontrolle) Detail-orientiertes und systematisches Vorgehen Bildung schmalerer Kategorien (sorgfältiges Vorgehen) Enger Aufmerksamkeitsfokus Genaues Überprüfen der Argumente Positive Emotionen: Risikobereitschaft; Ausprobieren kreativer u. neuer Lösungsansätze Verstärkte Anwendung von Heuristiken (Vereinfachungen): z.b. lässt man sich in seinen Urteilen stärker von Vorurteilen u. Stereotypen leiten; Bildung breiter Kategorien (weniger sorgfältiges Vorgehen) Breiter Aufmerksamkeitsfokus Unzureichendes Überprüfen der Argumente (www.psychologie.uni-wuerzburg.de/fips/skripten/.../josua_allg2.doc) Die Annahme dass sie glückliche Menschen öfter auf Heuristiken zurückgreifen beschränkt sich nicht nur auf die Forschungsbereiche der Überzeugungen und Personenwahrnehmung. Theoretische Darlegungen Die Ergebnisse der Forschung demonstrieren dass individuelle Prozesse von Motivation und Fähigkeiten abhängen, und Hand in Hand laufen mit dem Gebrauch von heuristischen Strategien. Die Korrelation von guter Stimmung und sinkenden kognitiven Prozessen ist nicht nur von der Motivation, sondern auch von der Bearbeitungskapazität abhängig. 17

Bearbeitungskapazität Die Gefühls- Priming- Theorie Verschiedene Stimmungen aktivieren im Gehirn unterschiedliche Links im Gedächtnis. Es wurde behauptet, dass gute Stimmung die Bearbeitungskapazität verringert, da ein großer Teil des Gedächtnisses mit positiven Erinnerungen belegt ist, im Gegensatz zu negativen Erinnerungen, die insgesamt weniger sind als positive. Gute Stimmung erhöht die Verfügbarkeit von positiven Gedächtnisinhalten, schlechte die von negativen (Forgas, 2003). Je nach Stimmung wird verschiedenes Gedächtnismaterial leichter zugänglich, gefühlskongruente Gedächtnisinhalte bestimmen den Denkprozess maßgeblich mit. Stimmungen beeinflussen also die Art und Weise der Informationsverarbeitung. Glückliche Menschen gebrauchen wahrscheinlich mehr heuristische Strategien um weniger Kapazität zur Verfügung stellen zu müssen, als noch mehr für systematische Strategien zu verwenden. Evolutionär sinnvoll ist diese Theorie in emotionsabhängigen Situationen, in denen der Abruf von Situationen über Erfahrungen in ähnlichen Situationen erleichtert und beschleunigt wird. Kognitive Einstellung (Cognitive tuning) Die Gefühl- als- Information- Theorie Wenn angenommen wird dass Stimmung als Information dient, können Gefühle Informationen über die aktuelle Situation aufzeigen. Menschen fühlen sich gewöhnlich in Situationen gut, die positiv, und nicht als negativ oder hinderlich erlebt werden. Umgekehrt fühlen sich Menschen in Situationen die aktuelle Bedürfnisse und Wünsche nicht zulassen, bzw. wenn eine Situation zu wenig positive Erlebnisse zulässt, schlecht. Verschieden Situationen führen zu verschiedenen Stimmungen- das eigene Gefühl ist ein schneller und valider Indikator, und kann so Aussagen über die vorliegende Situation machen. 18

Situation und Emotion beeinflussen sich gegenseitig: Nicht nur die Art der Informationsverarbeitung wird beeinflusst, auch die Emotionen selbst kann das Denken beeinflussen. Positive Gefühlszustände informieren darüber, dass die gegenwärtige Situation keine Probleme darstellt, negative Gefühle hingegen weisen auf eine problematische Situation hin. Menschen in schlechter Stimmung sind motivierter detail-orientierte systematische Strategien anzuwenden, die üblicherweise in Situationen angewandt werden, in denen Handlungsbedarf besteht. Die negative Emotion informiert darüber, dass die gegenwärtige Situation verändert werde muss und initiiert das jeweilige Verhalten, welches zur Verbesserung der Situation führen soll. Menschen in einem angenehmen Gefühlszustand hingegen haben wenig Motivation schwierige Informationsverarbeitungsstrategien anzuwenden- es gibt für sie keinen Grund, die Situation verändern zu wollen. Die aktuelle Situation wird als wünschenswert wahrgenommen, unnötiger Aufwand wird vermieden. Das Denken steht meistens im Dienste des Handelns (Funke, 2005), so auch die mentalen Handlungen. Diese kognitiven Prozesse sind zielgerichtet, ihr Verlauf bestimmt die Methoden der Urteilsbildung anhand der vorliegenden Informationen, und den daraus folgenden Schlussfolgerungen. Der evolutionäre Nutzen besteht darin, dass bewusste Urteils- und Entscheidungsprozessen verfügbar gemacht werden, welche zur Bewältigung motivrelevanter Situationen erforderlich sind (Ortony et al., 1988). Stimmungsregulation (Mood Management) Unterschiedliche psychologische Theorien vertreten die Hypothese dass Individuen motiviert sind, einen positiven Gefühlszustand zu erleben, und negativen zu vermeiden. Ausgehend von dem Glauben dass positive Emotionen angestrebt werden, haben Forscher argumentiert, dass Menschen in guter Laune weniger motiviert sind sich kognitiv anzustrengen, als ihre Mitmenschen in schlechter Stimmung. 19

Fröhliche Personen vermeiden systematische Urteilsmethoden da diese durch Anstrengung und erhöhten Konzentrationsbedarf die Stimmung drücken könnten. Traurige Personen nützen den erhöhten Aufwand um sich abzulenken. Grundsätzliche wollen alle Menschen positive Endzustände erreichen und negative Vermeiden (Hedonisches Prinzip) Prüfen des Einflusses von reduzierten Denkprozessen bei positiver Stimmung Alle theoretischen Zugänge teilen die Annahme, dass glückliche Individuen durch die Anwendung der heuristischen Strategien weniger reflektiere Entscheidungen treffen, sei es durch fehlende Motivation oder Kapazität. Es ist interessant, dass, mit wenigen Ausnahmen, die Anteilnahme auf der Demonstration basiert und dass die getroffenen heuristischen Entscheidungen von anderen vielfältige Manipulationen begleitet werden. Z.B. scheitern Menschen in positiven Emotionen in der Urteilsfindung, weil sie zu wenig differenzieren zwischen starken und schwachen Argumenten. Der Gebrauch von Stereotypen kann manipuliert werden, indem die Personen darauf hingewiesen werden, ihren Fokus auf spezifische Informationen zu legen oder die Prozesszeit nicht limitiert werden. Es ist also möglich, dass Manipulationen der Denkweisen, manipuliert werden. Die Qualität des Einflusses auf die Emotion im Zusammenhang mit Motivation und Kapazität gewinnt an Bedeutung, wenn andere Behauptungen zu vermuteten Zusammenhängen gestellt werden. Eine Annahme ist, dass Emotion in beide Richtungen der Informationsverarbeitung wirken kann, und diese entweder zunimmt oder abnimmt. Die Bedeutung dieser Frage kam auf, als festgestellt werden konnte, dass sich Menschen in guter Stimmung intensiver mit einer Aufgabe auseinandersetzen, als Menschen in schlechter Stimmung, wenn sie angewiesen wurden sich so lange sie Interesse und Freude an der Aufgabe haben, diese auszuführen. 20

Lautete die Anweisung allerdings, sie sollen sich solange mit der Aufgabe beschäftigen, bis sie mit ihrer eigenen Leistung zufrieden sind, investierten glückliche Versuchspersonen weniger Aufwand als unglückliche. In der ersten Versuchsbedingung, in der es um die Freude an der Aufgabe ging, empfanden glückliche Menschen mehr Lust als unglückliche, und hatten eine höhere Motivation fortzufahren. In der zweiten Versuchsbedingung waren glückliche Menschen schneller zufrieden mit ihrer Leistung. Regulation zwischen top-down- und bottom-up- Verarbeitung Die top-down-verarbeitung wird eher in guter Stimmung angewandt und entspricht der assimilativen Verarbeitungsweise das Allgemeinwissen wird herangezogen. Die bottom-up-verarbeitung findet öfters in schlechter Stimmung Anwendung und entspricht der akkommodativen Verarbeitungsweise. Stimmung und Allgemeinwissen Allgemeinwissen hat einen größeren Einfluss auf das Verhalten, wenn Personen in guter Stimmung als wenn sie in schlechter Stimmung sind (Bless, 2001). Personen in guter Stimmung neigen dazu auf ihr Allgemeinwissen zurückzugreifen. Der Hintergrund dafür könnte sein, dass Personen in guter Stimmung denken die aktuelle Situation ist gut und die übliche Verhaltensweise kann fortgesetzt werden. Schlechte Stimmung kann hingegen auf eine problematische Situation hinweisen, es muss daher intensiver nach situationsverbessernden Informationen gesucht werden. Glückliche Personen haben also in der Regel weniger Denkaufwand zu leisten, da sie auf ökonomische Heuristiken und Schemata zurückgreifen können. Das heißt aber nicht, dass sie weniger motiviert oder überhaupt weniger Kapazität hätten, sie haben hingegen noch Platz für weitere Denkaufgaben. Dies zeigte eine Studie von Bless et al. (1996): Im ersten von 3 Experimenten wurden 82 Studenten der Universität von Illinois zufällig für ein 2 (schlechte/gute Laune) x 2 21

(Stimmungsbeeinflussung vor Enkodierung/ Wiedererinnern) -Faktorielles Design eingeteilt. In 6er Gruppen wurde ihnen erklärt sie würden nun 4 voneinander unabhängige Aufgaben bekommen die sie in dieser einen Einheit behandeln sollten. Die Aufgaben waren: a. Stimmungsbeeinflussung: Beischreibung eines sehr glücklichen bzw. eines sehr traurigen Erlebnisses durch die Testteilnehmer in 12 Minuten. Prüfung der Stimmung mittels Befragung und Eintrag der Stimmung auf einer Skala von 1 (= sehr schlechte Stimmung) bis 9 (= sehr gute Stimmung). b. Stimulus Information, Die Restaurantgeschichte : Ein Hörspiel mit dem Titel Going out for dinner (Zum Dinner ausgehen) wurde vorgespielt. Die Geschichte enthielt typische, atypische und irrelevante Informationen, bezüglich eines normalen Restaurant-Skripts. Nachdem die Geschichte vorgespielt wurde mussten die Studenten verschiedene Fragen zur Präsentation der Geschichte beantworten (Qualität der Aufnahme, Stimme des Erzählers, ) um im Glauben zu sein, die Aufgabe zur vorgestellten Geschichte sei abgeschlossen. c. Lückenfüller: Die Teilnehmer bewerteten geometrische Figuren hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit 12 Minuten lang. Die Stimmungsunterschiede die zuvor ausgelöst worden waren sollten wieder zunichte gemacht werden. Gemessen wurde das Ergebnis wieder mit Hilfe der oben genannten Skala. d. Abhängige Variable: Die Aufgabe des Wiedererinnerns Den Teilnehmern wurden 30 Items auf einem PC vorgestellt. Sie sollten beurteilen ob diese Items in der zuvor gehörten Geschichte vorkamen oder nicht. Sie mussten zuerst mit ja/nein Antworten und darauf folgend auf einer Skala von 1 (nicht sicher)- 9 (sehr sicher) bewerten, wie sicher sie ihrer ja/nein-antwort sind. Antworten und Antwortzeiten wurden mittels des PC s registriert. Jeweils 1/3 der Items waren typisch, atypisch oder irrelevant bezüglich des normalen Restaurant-Skripts. Eine Hälfte der Items kam in der Geschichte vor, die andere nicht. 22

Es gab Gruppen in denen die Punkte a und c vertauscht wurden, damit einerseits die Stimmung und ihr Einfluss auf die Enkodierung und andererseits ihr Einfluss auf die Wiedererkennung gemessen werden konnte. Die Analyse der Daten zeigte, dass Personen in guter Stimmung typische Items eher als früher schon gesehen angaben, als dies Personen in schlechter Stimmung taten. (67.0% vs. 57.9% Ja-Antworten). Der Unterschied war besonders bei jenen Items zu sehen, die eigentlich nicht in der Geschichte vorgekommen sind. Zwischen den Gruppen, die verschiedenen Abfolgen der Aufgaben zu absolvieren hatten ergab sich keine signifikanter Unterschied. Bei der Beurteilung von atypischen oder irrelevanten Items konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Man schloss daraus, dass Personen in guter Stimmung eher auf Skripts zurückgreifen, die ihren bisherigen Erfahrungen, also ihrem Allgemeinwissen entsprechen. In einem darauf aufbauendem zweiten Experiment sollte nun festgestellt werden ob: eine fröhliche Stimmung zur Reduktion von Motivation zur Verarbeitung bzw. zu einer verminderten Verarbeitungskapazität führt und daher auf Allgemeinwissen zurückgegriffen wird, oder ob eine fröhliche Stimmung zu größeren Vertrauen gegenüber dem eigenen Wissens führt, was wiederum auf eine vereinfachte Verarbeitung, bei der weniger Ressourcen verwendet werden müssen schließen ließe. Im Gegensatz zum ersten Experiment konzentrierte man sich also ausschließlich darauf, inwieweit die Enkodierung durch die Stimmung beeinflusst wird. Zusätzlich wurde eine Gruppe in neutraler Stimmung zugefügt und die Wiedererkennung wurde erschwert, indem mehr Informationen dargeboten wurden. Die wichtigste Änderung war, dass die Testpersonen bei dem Enkodierungsprozess, also obigen Punkt b, eine zweite Aufgabe, die gleichzeitig bearbeitet werden musste, gestellt bekamen. In diesem Experiment wurden 61 Studenten der Universität Heidelberg untersucht, sie bekamen jeweils DM 5 für die Teilnahme. Sie wurden zufällig für fröhliche, schlechte und neutrale Stimmung eingeteilt und bekamen den Versuchsablauf in Gruppen von maximal 5 Personen erklärt. Ablauf der Sitzungen: 23

a. Stimmungsbeeinflussung: Sie bekamen zwei Videoclips zu sehen, nach jedem Clip mussten sie Fragen dazu beantworten. Nach dem ersten Clip wurde die Aufgabe d2 alleine ausgeführt, nach dem zweiten Clip wurde die Aufgabe d2 neben einer anderen Aufgabe ausgeführt. Bei der d2-aufgabe handelte es sich um einen standardisierten Test zur Messung der Konzentration. b. Stimulus Information und die Duale Aufgabensituation: Während den Testpersonen zwei Hörspiele vorgespielt wurden mussten sie die d2-aufgabe erfüllen. Sie bekamen auch die Information, dass es wichtiger sei sich auf die Hörspiele zu konzentrieren, da zu diesem im Anschluss Fragen gestellt würden. Bei dem starten des Hörspiels wurde ein technisches Problem vorgetäuscht weswegen zunächst der zweite Videoclip eingespielt wurde und darauf die eigentliche duale Aufgabe folgte. Beide Hörgeschichten behandelte Themen die den Teilnehmern vertraut waren. Bei einer ging es um eine Straßenbahnfahrt, bei der anderen um ein Telefonat aus einer öffentlichen Telefonzelle. c. Lückenfüller: Dieser entsprach dem, der beim ersten Experiment verwendet wurde. d. Abhängige Variablen: Wiedererinnerung der Ablauf entsprach wieder dem von Experiment 1. Es wurden 20 typische und 16 atypische Items verwendet. Die Hälfte kam in keiner Geschichte vor. Den Teilnehmern wurde gesagt, dass sich die erste Hälfte auf die Straßenbahnfahrt beziehe und die andere Hälfte auf das Telefonat Leistung bei der sekundären Aufgabe d2. Gemessen wurde hier: a) Gesamtzahl der bearbeiteten Items b) Korrekte markierte Items c) Anzahl der fehlenden Items d) Fehlerhaft markierte Items e) Zusammenfassender Score aus a) c) und d) Die Analyse der Daten bestätigte die Ergebnisse aus Experiment 1 bezüglich des Wiedererinnerns an typische Items. 24

Wenn man die Leistungen in der sekundären Aufgabe betrachtet kommt man zu dem Ergebnis, dass Personen in fröhlicher Stimmung eine bessere Leistung (M=376.8) als Personen in neutraler (M=336.8) und schlechter (M=322.9) Stimmung erbringen. Bei den vorherigen Durchgängen, als es d2 die einzige zu erfüllende Aufgabe war konnten keine Leistungsunterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Personen in guter Stimmung nicht die Motivation zur Verarbeitung oder die Verarbeitungskapazität fehlt, sondern dass sie weniger Ressourcen benötigen und so noch Kapazität haben andere Aufgaben zu erfüllen. In einem dritten Folgeexperiment wurde noch die Reaktion von Personen in glücklicher Stimmung auf atypische Situationen im Hörspiel getestet. Es sollte festgestellt werden ob Personen in guter Stimmung dazu fähig bzw. gewillt sind atypische Informationen zu verarbeiten. In diesem Experiment nahmen 80 Studenten der Universität Heidelberg und bekamen DM 5 dafür. Es wurde ein 2(gute/schlechte Stimmung) x 2 (viel/wenig atypische Information) faktorielles Design erstellt. Der Verlauf des Experiments entsprach dem des Experiments 2 mit der Ausnahme der Stimulus Information. Eine Hälfte der Teilnehmer bekamen hier die Geschichten aus Experiment 2 zu hören. Die andere Hälfte hörte diese Geschichten leicht modifiziert, zusätzlich enthielten diese atypische Informationen. Die Analyse der Daten bestätigte auch hier die Daten der Experimente 1 und 2 bezüglich des Wiedererkennens von Items. Auch hier wurden zeigten sich für die atypischen Items keine Unterschiede zwischen den verschieden gestimmten Testpersonen (die atypischen Items waren ja nicht inkonsistent zum Skript). Bezüglich der Leistung zur d2-aufgabe: Testpersonen, die wenig atypische Informationen erhielten, bestätigten die Ergebnisse aus Experiment 2 (M=371.4 in guter Stimmung vs. M=316.1 in schlechter Stimmung). Testpersonen in verschiedener Stimmung, die viele atypische Informationen erhielten, unterschieden sich in ihrer Leistung weniger voneinander (M=269.3 vs. M=277.8). Es gibt also eine signifikante Interaktion zwischen Stimmung und atypischer Interaktion, F(1,76)=5.68, p<.03. Die Ergebnisse zeigten auch, dass Menschen allgemein mehr Ressourcen benötigen um atypische Informationen zu verarbeiten, M=345.2 bei wenig atypischen Informationen und M=273.8 bei vielen atypischen Informationen, F(1,76)=27.51, p<.01. Daraus wird 25

geschlossen, dass Personen in guter Stimmung tatsächlich davon profitieren, ihren vorgefertigten Skripts mit typischen Situationen vergleichen zu können, werden sie mit atypischen Informationen konfrontiert benötigen sie ebenso wie Personen in schlechter Stimmung mehr Ressourcen zur Verarbeitung von Informationen. Werden also fröhlichen Personen, während sie neue Informationen enkodieren sollen, eine zweite Aufgaben gestellt, waren diese besser in der Lage diese zweite Aufgabe zu lösen, als Personen in schlechter Stimmung. Fröhliche Personen zeigen auch eine häufigere Anwendung von Stereotypen. Daneben zeigt Bless et al. (1996) aber auch eine erhöhte Wirkung von Stereotypinkonsistenten Informationen bei gerichtlichen Entscheidungen. Diese Informationen konnten von glücklichen Personen auch besser wiedergegeben werden als von traurigen. Temporäre Regulation (Temporal Regulation) Einige Forschungsgebiete wurden in der Vergangenheit wenig beachtet, werden aber zukünftig an Bedeutung gewinnen. Die temporäre Regulation enthält den Begriff der temporären Distanz, was den Zeitraum zwischen der Planung und dem Verhaltensziel repräsentiert. Die Temporal Construal Theory sagt, dass Vorhersagen über die nahe Zukunft durch konkrete Überlegungen der Durchführbarkeit bestimmt werden, während Ereignisse der fernen Zukunft durch abstraktere Überlegungen bestimmt werden. Ereignisse die in der Nähe liegen werden durch mehr Details klarer (Akkommodation), Ereignisse in der weiteren Zukunft noch abstrakter sind und erst an Struktur gewinnen müssen (Assimilation). Regulatorischer Fokus (Promotion Focus and Prevention Focus) Die Theorie beruht auf der Annahme dass es zwei unterschiedliche Motivationen gibt: Der Promotion-Fokus kommt zur Anwendung, wenn das Bedürfnis nach 26

Selbstverwirklichung und positiver Erlebnisse überwiegt, die Aufmerksamkeit wird auf das Erreichen von Idealen und Gewinnen gelegt. Der Prävention-Fokus wird eher eingesetzt, wenn das Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz größer ist, es wird versucht Verluste zu vermeiden (Werth, Mayer & Mussweiler, 2006). Die systematische Auswertung einer Korrelation zwischen Emotion und den motivationalen Dimensionen fehlt. Eine Hypothese dazu ist, dass die Versuchspersonen mit Promotion-Fokus mehr Wert auf Assimilation legen, und weniger auf Akkommodation beim Prävention-Fokus. 27

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