Beitrag: Billig und gefährlich Textilproduktion in Asien

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Transkript:

Manuskript Beitrag: Billig und gefährlich Textilproduktion in Asien Sendung vom 27. November 2012 von Peter Kunz Anmoderation: Schnäppchenjäger lieben T-Shirts für ein paar Euro. Die störende Waschanleitung wird sowieso schnell rausgeschnitten. Dann ist das Made in Bangladesch gleich weg. Solche Kleidung gibt es bei C&A, bei H&M, bei KiK oder Zara. Die Ketten lassen billig in Asien produzieren. Zu billig, um den Näherinnen - es sind vor allem Frauen - so etwas wie Arbeitsschutz zu gewähren. In Tausenden solcher Textil-Fabriken geht es deshalb unwürdig zu - und gefährlich, zeigt Peter Kunz. Gerade starben wieder über Hundert Frauen in einem Feuer. Text: Zwei Brände in Textilfabriken in Bangladesch - innerhalb von 48 Stunden. Die Straßen in der Hauptstadt Dhaka sind eng. Hier reiht sich ein Kleidungsproduzent an den anderen, die schlecht ausgestattete Feuerwehr kommt kaum durch. O-Ton Yeamin, Textilarbeiter: Da drin gibt es Feuerlöscher, aber die sind nicht gefüllt. Das ist Show, falls jemand zur Prüfung kommt. Die Tür zum Notausgang blieb außerdem immer abgeschlossen. O-Ton Mohammed Shohel, Textilarbeiter: Manche Fabriken haben drei Notausgang-Treppenhäuser. Diese hat nur eins. Im Gegensatz zu den 112 Toten vom Wochenende gab es hier am Montag nur Verletzte. Aber so guckt die Welt endlich mal wieder da hin, wo sie sonst nur den Ländernamen auf Preisschildern liest: Made in Bangladesch, oder Indien, oder Pakistan. Verkohlte Reste von Stoffen, aus denen hier in Südasien billig Kleidung für die Welt produziert wird. Drei Viertel seines Exporteinkommens verdient Bangladesch mit Textilwaren. Ohne

die Textilindustrie ginge es dem bitterarmen, chaotisch regierten Land noch schlechter. Das Tor einer Kleiderfabrik öffnet sich, die Arbeiter gingen gestern mit Tausenden Anderen auf die Straße. Sie wollen nicht mehr das billigste Glied am Ende der Verdienstkette sein, wo Menschenarbeit und Menschenleben so gut wie nichts mehr kosten. O-Ton Shirin Akhtar, Textilarbeiter-Gewerkschaft: Bei Unglücken sollten die Besitzer der Fabriken Kompensation an die zahlen, die Familienangehörige verlieren. Sie sollten die Verantwortung für die Kinder der Toten, ihre Zukunft und Ausbildung übernehmen. Die Fabrik Tazreen Fashion, die am Samstag ausgebrannt war. Der Besitzer wurde festgenommen, weil angeblich Arbeiter anfangs davon abgehalten worden waren, das brennende Gebäude zu verlassen. Ein Großteil der in Bangladesch gültigen Brandschutzvorschriften wurde offenbar nicht eingehalten. Standards einhalten. Trotzdem als Produzent billig einkaufen und als Kunde günstige T-Shirts und Pullover tragen. Das ist die tägliche Quadratur des Kreises - zumindest an einem Ort wie Bangladesch. Deutsche Firmen bemühen sich, dafür zu sorgen, dass Arbeitsbedingungen und Sicherheit bei ihren Vertragspartnern gewährleistet sind. So sieht das dann aus: Maren Böhm fährt für die Otto-Gruppe von Fabrik zu Fabrik, um Einrichtung und Sozialstandards zu prüfen. Wenn das alles hier so rum steht, dann ist der Fluchtweg blockiert. Sie haben recht. Dann sollten sie es auch beachten. Hier ist die Linie. Der Betrieb ist ein altes Sorgenkind. Wir haben vor einiger Zeit hier auch Produktionslinien rausgenommen, einfach weil der Gang verstopft war. Und wir sehen jetzt hier, die sind wieder drin. Wie kommt dieses Mädchen raus, das Mädchen in rot? Kann sie hierherkommen? - Warten Sie, bleiben Sie hier!

Sobald die hier raus ist, dann kommt die Andere automatisch raus. Aber das ist hier versperrt! Das könnte man so sehen. Es ist versperrt! Aber wenn es einen Notfall gibt, dann stürmen alle raus. Das ist ja das Problem, und dann fällt jemand hin. Wir bemühen uns, das Problem zu lösen. Sie versuchen schon ziemlich lange das Problem zu lösen. Sie können nicht einfach die Arbeiter gefährden. Das ist ein Sicherheitsproblem. Wir verstehen das Problem. Wir suchen unser optimales Limit. Letztes Mal, als Sie hier waren, hatten wir hier vier Reihen mit Näherinnen, jetzt nur noch drei. Wir haben das schon gelockert hier. Wir haben diesen Gang hier freigemacht, die Feuertreppe. Wir verbessern uns. Sie verbessern sich, aber das Risiko bleibt! Die Prüferin weiß, wenn sie weg ist, wird sofort gleich wieder alles mit Nähstraßen zugestellt. Die Geschäftsleitung behandelt Brandschutzvorschriften wie einen Witz. Ich denke, das können wir so nicht mehr akzeptieren, ja. Der Direktor ist verärgert, er wird sich einen neuen Kunden suchen müssen. Aber die Otto-Gruppe auch einen neuen Zulieferer. Und so dreht sich der Teufelskreis weiter: ein Schritt vor, einer zurück. Die Fassaden der Textilfabriken in Dhaka sehen alle ähnlich aus. Charles Dickensen prüft in Bangladesch Sicherheit und Arbeitsbedingungen bei Lieferanten von C&A. Meist sind die Fabriken vorgewarnt, wenn die Kontrolle anrückt. Hier aber

lassen zwei junge Frauen schlagartig die Arbeit fallen. Wie alt seid ihr? O-Ton erste Fabrikarbeiterin: 24. 24! Und wie alt bist Du? O-Ton zweite Fabrikarbeiterin: 22. 22! Habt ihr einen Ausweis? O-Ton Prüferin der Fabrik: Sie sagt ja, aber sie habe ihn zuhause. Wir werden ihre Personalakte prüfen und schauen, ob es mit ihren Angaben übereinstimmt. Auch, was sie verdient. Sollten wir weitere Zweifel haben, wird meine Kollegin sich noch mal separat mit ihr unterhalten. Und was passiert dann? Wegen zweier Minderjähriger im Betrieb werden sich Produzent und Kunde vermutlich nicht trennen. Fuad Abdullah, Direktor SF Denim: Es ist doch viel besser, wenn Kinder ein paar Stunden drinnen in der Fabrik arbeiten, als wenn sie das draußen auf unseren Straßen unter viel gefährlicheren Bedingungen bei anderen Jobs tun. Es war alles mal einfacher. Vor 20 Jahren hatte ich Kinder in meiner Fabrik, da gab es noch kein Verbot. Aber ihre Medien haben dann immer drüber geschrieben, unter welchen Bedingungen Gap oder Nike produzieren, und so sind wir zur Veränderung gezwungen worden. Heute sind die Fabriken hier doch viel, viel besser! Die abgebrannte Firma Tasreen Fashion, die auch für C&A produzierte, gehörte sicher nicht zu den besseren Fabriken. Heute Morgen inspizierte Bangladeschs Innenminister die Überreste. Die Regierung hat inzwischen erklärt, es hätte sich um Brandstiftung und Sabotage gehandelt. So darf man die Augen vor dem eigentlichen Problem verschließen. Dass die Sicherheits- und Arbeitsordnungen, die im Land sehr wohl existieren, schlicht nicht eingefordert werden. Am billigen Textil verdienen einfach zu viele zu gut. Bangladeschs

tragische Gewinn- und Verlustrechnung: Die T-Shirts, die die Näherinnen bei Tasreen Fashion hergestellt haben, waren so günstig, dass sogar die Leichensäcke für die Brandopfer vom Sonntag teurer kamen. Abmoderation: Ver.di fordert C&A jetzt auf, einem Internationalen Brandschutzabkommen zuzustimmen. Das sieht Brandschutz- Schulungen, Kontrollen und betrieblichen Arbeitsschutz vor. Ein C&A-Vertreter will jetzt nach Bangladesch fliegen - auch, um sich dazu ein Bild zu machen. Früher wäre besser gewesen. Hinweis der Redaktion: Bei einigen Passagen handelt es sich um Ausschnitte aus der ZDF-Dokumentation Nähen bis zum Umfallen? Mit deutschen Prüfern unterwegs in Asien von Frank Sieren, ausgestrahlt im Dezember 2010. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. Die in den Beiträgen dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Stand des jeweiligen Sendetermins.