Abschlussbericht Praktikum am Department Chemie am California Institute of Technology in der Arbeitsgruppe von Prof. Reisman 29. August 29. Oktober 2011 Während meines Masters wollte ich ein zwei-monatiges Forschungspraktikum im Ausland machen, das auch für meinen Master anerkannt werden würde. Ich war schon lange ein USA-Fan und wollte daher unbedingt nach Amerika. Ich sandte Emails an mehrere Professoren an den besten Universitäten, deren Arbeit mich interessierte. Ich hatte Glück und bekam mehrere Zusagen. Ich endschied, einfach die Stelle zu nehmen, die an der besseren Uni im Bezug auf Hochschul-Rankings war. Im Laufe meiner Zeit am CalTech wurde es zur besten Uni der Welt durch das Times Ranking gewählt, worauf die CalTech-Studenten sehr stolz waren. Vorbereitet habe ich mich nicht wirklich auf das Praktikum, ich habe ein paar Tage vorher einen kleinen Reiseführer über Los Angeles gekauft und diesen durchgelesen. Ich kann sehr empfehlen, einen Reiseführer zu kaufen, LA ist so groß, dass man immer genau wissen muss wohin man unterwegs ist. Ich habe mir auch einen guten Überblick über Prof. Reisman s Arbeit verschafft. CalTech hatte mir geraten, kein Visum zu beantragen, da ich wohl independent research machte, jedoch war es immer fraglich, ob dies wirklich richtig war, ober ob es einfach nur die billigere Variante war. Die Anreise war problemlos, der Direktflug von München dauerte 12 Stunden und war eigentlich ganz angenehm, aber etwas langweilig. Beim Anflug über LA sieht man die ganze Stadt und die Küste. Ich war sehr beeindruckt von der scheinbar endlosen Stadt. 18 Millionen Menschen wohnen in LA und die braune Smog-Schicht ist aus dem Flugzeug gut sichtbar. Mein Freund begleitete mich nach LA und wir hatten ein Auto gemietet. Wenn man nicht direkt neben der Uni wohnt, braucht man unbedingt ein Auto. Es ist nicht wirklich sicher genug, um nachts
alleine nach Hause zu laufen, wobei es schon ein paar Studenten mit Fahrrädern gibt. Um irgendwas von LA zu sehen, braucht man auch unbedingt ein Auto. Öffentliche Verkehrsmittel sind selten und unverlässlich. Sogar das Bus-System ist eine Katastrophe und es gibt nur sehr wenige Haltestellen. Autofahren an sich ist ein Erlebnis in LA, es gibt sogenannte Freeways, die in einer Richtung bis zu 9 Spuren haben und die Straßen sind teilweise sehr schlecht. CalTech ist eine für amerikanische Verhältnisse sehr kleine Uni, die nur Naturwissenschaftliche Fächer bietet. Der Campus ist sehr schön, mit vielen Pflanzen und Grasflächen. Es gibt Teiche mit Schildkröten und riesigen Fischen und ich habe auch blaue Papageien gesehen. Es gibt eine Cafeteria, ein Cafe, einen kleinen Supermarkt und einen Buchladen, der aber hauptsächlich CalTech-Souvenirs und Schreibwaren verkauft. Zum Mittagessen kann man auf einer schönen Terasse im Schatten sitzen. Der Campus bietet zudem ein Fitness-Studio, ein Schwimmbad, Tennisplätze und viele andere Sportmöglichkeiten. CalTech befindet sich mitten in Pasadena, eine der äußeren Gegenden von LA. Pasadena ist eine äußerst gehobene Stadt mit einer tollen Highstreet und vielen Restaurants und Bars. Es gibt sichere Gegenden mit wunderschönen großen Häusern, aber es gibt auch Gegenden, die nachts vermieden werden sollten. Vor allem am Wochenende ist in Pasadena viel los und abends füllen sich die Straßen, Bars und Clubs mit einer sehr bunten Mischung von Leuten. Pasadena befindet sich ganz am Rand der Berge und ich habe es sehr genossen, jeden Tag die Berge sehen zu können. Bis zum Strand nach Santa Monica muss man eine Stunde fahren, und auch zu den meisten anderen Sehenswürdigkeiten muss man ungefähr eine Stunde fahren. Wir wohnten im Poolhaus eines netten Paares, und hatten einen Pool und einen Whirlpool. Die meisten Appartments in Pasadena haben Zugang zu einem Pool und viele haben auch Fitness-Studios im Gebäude. Schwimmbäder sind für Kalifornier einfach ein Muss. Es war schwierig, etwas zum Wohnen zu finden. CalTech hat zwar eigene Wohnhäuser, aber es ist sehr schwierig da etwas zu bekommen. Wenn man keine Wohnung von CalTech bekommt, muss man nach Ferienwohnungen
suchen, da es für zwei Monate sonst nichts gibt. Leider ist diese Variante äußerst teuer, da in LA alles teuer ist! Das Praktikum: Meine Erwartungen im Bezug auf das Praktikum waren relativ niedrig, da eine Kommilitonin nicht begeistert war, als sie in einer der anderen Arbeitsgruppen am CalTech ein Praktikum gemacht hat. Prof. Reisman ist sehr nett und ihre Gruppe ist unglaublich freundlich und hilfreich. Leider müssen Chemiker an den besseren amerikanischen Unis 6 Tage die Woche arbeiten und es wird erwartet, dass man um 9:30 Uhr morgens eintrödelt und nicht vor 10 Uhr abends nach Hause geht. Im Grunde kann man aber kommen und gehen wann immer man will, aber die anderen Mitglieder der Arbeitsgruppe hatten so viel zu arbeiten, dass die meisten jeden Tag bis Mitternacht im Labor blieben. Man gewöhnt sich schnell an die Arbeitszeiten, wobei ich mich nie an das Arbeiten an Sonntagen gewöhnt habe. Meine Mitarbeiter waren immer müde, aber trotzdem ging man freitagabends oft weg. Mir hat es von Tag eins an unglaublich gut gefallen. Die Arbeit im Labor war bis zum Schluss interessant und spannend. Die ersten vier Wochen habe ich mit einem Postdoc-Mädchen zusammengearbeitet. Sie hat mir viel beigebracht, sodass ich schnell alleine arbeiten konnte. Zusammen arbeiteten wir an einer Strategie für die Totalsynthese von biologisch aktiven Naturstoffen. Die letzten fünf Wochen hatte ich mein eigenes Projekt, das aber inhaltlich eng mit dem vorherigen verbunden war. Das eigenständige Arbeiten gefiel mir sehr gut, es war das erste Mal, dass mir keiner im Labor ständig über die Schulter schaute. Mein Projekt lief ganz gut und ich hatte gute Ergebnisse. Alle zwei Wochen musste ich meine Arbeit vor der Gruppe präsentieren und einmal musste ich einen Vortrag über aktuelle Literatur halten. Es gab sehr viele Vorträge, meistens drei pro Woche, aber fast alle waren interessant. Ich habe während des Praktikums sehr viel dazugelernt. Das selbstständige Arbeiten und die richtige Zeiteinteilung zu finden fiel mir relativ leicht. Die langen Arbeitszeiten haben mich nicht sehr gestört, aber ich fand es schade, dass kaum Zeit bleibt, um andere Sachen zu machen. Dies hat mich im Laufe des Praktikums zunehmend frustriert. Ebenso schwierig waren die ständigen Misserfolge, die die Forschung mit sich bringt. Es gibt sehr oft Probleme, die gelöst werden müssen. Ich denke auch, dass das Praktikum mir geholfen hat, zu entscheiden welche Art von Karriere ich verfolgen will. Durch die langen Arbeitszeiten habe ich meine Mitarbeiter sehr gut kennengelernt, aber es gab keine Möglichkeiten um Kontakte außerhalb der Arbeit zu knüpfen.
Das Praktikum hat mir auch zu einer neuen Sichtweise im Bezug auf mein Studium verholfen. Ich war beeindruckt wie schnell und effizient den Studenten in Amerika das praktische Arbeiten beigebracht wird. Das System dort versichert, dass die Studenten sehr viel Hintergrundwissen zu ihrem Fach haben und mehr spezifisches Wissen anreichern. Im Vergleich zu deutschen Studenten fehlt jedoch den amerikanischen Studenten oft fachübergreifendes Wissen und zum Teil erstaunlich viel Allgemeinwissen. Das Praktikum hat mich etwas im Bezug auf die Chemie motiviert, aber eher generell. Durch meinen Erfolg im Praktikum bin ich noch selbstsicherer geworden und habe mehr denn je das Gefühl, in allem erfolgreich sein zu können, wenn man hart genug dafür arbeitet. Ich denke, dass ein Praktikum am CalTech nur für Master-Studenten geeignet ist. Ich kann jedem empfehlen, sich per Email direkt bei Professoren zu bewerben. Die amerikanischen Unis nehmen gerne ausländische Studenten als Praktikanten und die Amerikaner selbst sind sehr offen und hilfreich. Ich kann ein solches Praktikum jedem empfehlen, der bereit ist, ein paar Wochen sehr hart und eigenständig zu arbeiten. Man lernt sehr viel! Tipps zu Ausflugszielen: Pasadena selbst hat relativ viel zu bieten. Wie schon erwähnt ist die Hauptstrasse sehr sehenswert, besonders zu empfehlen ist wohl eine kleiner Laden neben Jamba Juice, der Fudge verkauft. Abends ist Pasadena total voll und die Bars und Clubs sind einen Besuch wert. Barneys ist eine Sportsbar über drei Ebenen, in der man sehr gut feiern kann. Ixtapa ist ein Club, der sehr gute Musik spielt und am Wochenende auch Gogotänzerinnen hat. Generell ist die Atmosphäre nachts sehr freundlich, aber man muss sich bewusst sein, dass es nicht wie in Deutschland ist und es viele Leute gibt, mit denen man sich lieber nicht anlegen sollte. Es gibt viele tolle Restaurants in Pasadena. In South Pasadena gibt es ein kleines romantisches Restaurant namens Firefly, das sehr zu empfehlen ist. Die Besitzer sind ein ganz lustiges und etwas chaotisches Paar, deren Sohn kocht. Die Küche ist unglaublich gut und ausgefallen. Generell sind die guten Restaurants sehr teuer. Die Amerikaner gehen gerne am Wochenende gut essen und geben auch gerne mal 50 dollar pro Person oder mehr dafür aus. Sie scheinen das überhaupt nicht teuer zu finden! Wenn man ca. 30 Minuten nach Hollywood fährt, kann man den Walk of Fame und das große Hollywood-Schild sehen. Etwas weiter ist Beverly Hills. Wer gerne teure Läden anschaut sollte Rodeo Drive und Rodeo Collection sehen. Der nächste Strand ist in Santa Monica, eine der schönsten Teile von L.A.. Der Strand ist sehr breit und vom Santa Monica Pier aus kann man die ganze Los Angeles Bucht sehen.
Besonders zu empfehlen ist ein Ausflug nach Newport Beach, um dort Wale und Delfine zu sehen. Die meisten Bootsfahrten dauern zwei bis drei Stunden und Delfine und Seelöwen sieht man immer. Wir hatten Glück und bekamen auch einen Blauwal zu sehen, ein einmaliges Erlebnis! Jeder der nach Los Angeles geht, sollte Las Vegas besuchen. Die Fahrt dahin ist schon interessant, da man mehrere Stunden durch die Wüste fährt. In Las Vegas kommt man sich vor wie im Nirgendwo, so als hätte jemand eine riesige Party mitten in die Wüste gesetzt. Es gibt dort sehr viel zu sehen, am besten jedoch hat mir eine Wasserfontänen-Show vor dem Bellagio Hotel gefallen. In Los Angeles ist sonst noch ein Besuch im Getty Centre zu empfehlen, ein architektonisch beeindruckender Bau mit tollem Blick über die Stadt. Das Getty Centre hat eine große Kunstsammlung aller Epochen, zum Beispiel Bilder von Van Gogh und David Hockney.