Holzbulletin 113/2014 Eiche, Buche, Esche, Föhre, Tanne

Ähnliche Dokumente
Bauen mit kernfreiem Laubholz

Alterswohnungen, Speicher

Holzbulletin 91/2009 Werkhöfe

Mehrfamilienhäuser aus Holz für die gesamte Schweiz

Fortdruck Aus Hochparterre NR. 11 / bauen Mit Laubholz Wertvoller Baustoff aus unseren Wäldern

Bibliothek, Ludothek und Verwaltung, Spiez

Mehrfamilienhaus an der Habsburgstrasse, Zürich

Holzbulletin 102/2012 Schulbauten

Bären-Waldhaus im Tierpark Dählhölzli, Bern

Mehrgenerationenhaus Giesserei, Winterthur

Alterswohnungen Sagi, Regensdorf

Bürogebäude Laur-Park, Brugg

Querschnitt Büros und Werkstatt. Querschnitt Fahrzeughalle. Südfassade

Areal Suurstoffi Baufeld 3, Rotkreuz

Reportage Aus Zwei wird Eins

Verwaltungsgebäude des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE, Ittigen

Haus zum Meerpferd Schmiedgasse 26 St. Gallen

Umbau-Konzept. Um- und Ausbau Bauernanwesen Moosbachhof, 8478 Thalheim a.d. Thur. Inhalt

Wohn- und Geschäftshaus an der Badenerstrasse, Zürich

Haus Hasenböhler Hausteilung mit Erdgeschosserweiterung

Origami in Beton. Split-Level-Haus am Zürichsee (Schweiz) Entwurf: wild bär heule architekten

BURKARD MEYER. Berufsbildung Baden, Schulhaus Bruggerstrasse, Baden. Burkard Meyer Architekten BSA Aktiengesellschaft Martinsbergstrasse Baden

Markthalle und Läden Im Viadukt, Zürich

Projekt 92 UHU. 4. Rang 4. Preis

Bei Ankunft Holz. Flughafengebäude

Wohnen mit Alpensicht

Das Rustikale weicht dem Modernen

Wiener Straße 34. von Annegret Haider & Eva Allerstorfer

vai architektur vorort Projektdaten Umbau Haus Simma 6863 Egg Planungsdaten Planung Baubeginn Fertigstellung Bauherr Doris und Jodok Simma

Erlinsbach SO Stüsslingerstrasse

Bauen in Stahl. Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 03/06. steeldoc. Stahl und Holz

Ausschreibung BKP 214 Montagebau in Holz

Bauherrschaft. Grundriss Erdgeschoss 1/50. Bad. Schlafzimmer. Essen/Wohnen 2014/2015. Shivani Shankar Chakraborty MSc ETH Arch

Werkhalle sowie Kompetenzzentrum der Uffer AG, Savognin

[! :: I. Neubau Bahnhof Landquart. (j)

Architektur 8 1/2017. Haus-in-Haus-Prinzip neu interpretiert

7.5-Zimmer-Einfamilienhaus u/o Bauland Matschilsstrasse Triesen

Gepflegtes 4 ½-Zi.-DEFH mit Wintergarten an ruhiger, gut besonnter Wohnlage am Rande von Wattwil

Haus zur Blume Sanierung barockes Bauernhaus und Ersatzneubau

Holzbulletin 112/2014 Hotels

4 ½-Zimmer-Etagen-Wohnung im 2. Obergeschoss

Architektur. mikado

Beratung und Verkauf: AFIDA Immobiglias SA Gallaria Milo, 7550 Scuol T 081 / F 081 /

Um die Bauzeit für die Erweiterung des Hotels am Freizeitund Sportzentrum Säntispark in Abtwil (bei St. Gallen) so kurz wie möglich zu halten,

WOHNUNG 2 1:100. Neubau Wohnhaus Seestrasse 416, 8038 Zürich-Wollishofen. 3.5 Zimmer Gartengeschoss. Wohnungsfläche. Garten. 69.0m2 47.4m2.

100 jähriges Chalet, Liebhaberobjekt in Schönenwerd

34/Zeitreise in die 1970er. 48/Wannenbad und Brausespass

FME Lausanne Neubau von 7 Mehrfamilienhäusern in Holzsystembauweise

NEUBAU: Lichtdurchflutete, kraftvolle Räume mitten im Grünen

Bürodokumentation November 2015 Profil

vai architektur vorort Gemeindezentrum St. Gerold Faschinastraße St.Gerold

VERKAUFSPROSPEKT. Neubau Chalet Bode, Gstaad

Wohnhaus Lörrach Lörrach, Deutschland

Wohnen und Arbeiten im Handwerkerzentrum Helgenhüsli, Unterägeri

Frisch renoviertes und modernes 5½-Zi.- Doppeleinfamilienhaus in familienfreundlichem Quartier.

vai Architektur vorort Projektdaten Volks- und UNESCO Mittelschule Schulstraße Bürs Objektdaten Wettbewerb Planung Bauzeit

BURKARD MEYER. talsee Showroom Hochdorf

Sehr schön gelegenes Ferienhaus in der Sonnenstube der Schweiz

Bei diesem Traumhaus an einem schleswig-holsteinischen

Generationenhaus an bester Aussichtslage Hergiswil, Nidwalden

Kornhaus, Brugg Umbau Untere Hofstatt 4

Verkaufsdokumentation

Kornhaus, Brugg. Kornhaus, Brugg Umbau Untere Hofstatt 4

bührer & partner Immobilien AG

Einfamilienhaus mit atemberaubendem Panorama

MEHRFAMILIENHAUS MUTSCHELLENSTRASSE KONZEPTSTUDIE

Quartier Praz-Zagan 3280 Murten

Uhlmann Areal. 8 Wohnateliers und 4 Attikawohnungen am Messerliweg in Bern. Bezugsbereit ab Frühling Bauherrschaft: BHG Messerliweg p.a.

VERKAUFSPROSPEKT. Neubau Chalet Bode, Gstaad

NEUBAU: Grosszügig, lichtdurchflutet und ganz schön kraftvoll

6 ½ Zimmer Eck-Reiheneinfamilienhaus in Baden

VERKAUFSDOKUMENTATION EINFAMILIENHAUS IN ORPUND

Verkaufsdokumentation. Einfamilienhaus

5 ½-Zimmer Einfamilienhaus in Wängi

Attraktive. Mietwohnungen Märwil. Mehrfamilienhaus Schmitteweg 6

WOHNSIEDLUNG OBERE WIDEN E - BAU RENOVATION ALTE FABRIK ARLESHEIM BL

VERKAUF Mühlebachweg 11, 4123 Allschwil

104/2012 Verkaufsräume

UMBAU/ SANIERUNG WOHN- UND GESCHÄFTHAUS GERBERNGASSE 4, THUN

1:100. Neubau Wohnhaus Seestrasse 416, 8038 Zürich-Wollishofen WOHNUNG Zimmer 2. Obergeschoss. Loggia. Wohnungsfläche Loggia 85.8m2 9.

Grundrisse Neubau Hegenheimerstrasse 137. Übersicht und Einzelpläne alle Wohnungstypen

Chesa Sievi Silvaplana/Oberengadin erbaut1646, saniert 2010

VILLA AM STARNBERGER SEE FINK & JOCHER

3-Generationenhaus mit Nord-Süd-Achse. die Anbindung an die bestehende Bebauung gefestigt. Jede Person wünschte sich einen separaten Bereich.

5½ - Zimmer Eck-Einfamilienhaus an Südhang Weinbergstrasse 55, 8302 Kloten

Tannenbühlweg Augenblicke voller Einzigartigkeit

R E S I D E N Z S O N N E N G A R T E N

Raffinierte Wohlfühloasen mit Dachgärten

Villa Inox in Tuusula, Finnland

Sanierung mit vorgefertigten Elementen energetische Ertüchtigung in Minergie-P Standard

Objektdaten Wettbewerb Weitere Wettbewerbs- Teilnehmer. Planung Bauzeit Grundstücksfläche Bruttogeschoßfläche Nutzfläche Bebaute Fläche Umbauter Raum

GESUND WOHNEN SCHNELL GEBAUT

ATRIUMHÄUSER AM BRANDHOLZWEG IN FÄLLANDEN

«Quartier Neugrüen Mellingen 198 Wohnungen in Minergie-A-ECO»

Haus Berge Offenbach 2013

Neue Monte Rosa Hütte

Expose Fachwerkaus Oberursel. Tolles Altstadthaus hohe Deckenkernsaniert. Fassade Bad EG

VERMIETUNG STÖCKLI Rörswilstrasse 40, 3065 Bolligen

Transkript:

Holzbulletin 113/2014 Eiche, Buche, Esche, Föhre, Tanne Gesamterneuerung Insel Schwanau, Lauerzersee Erweiterung der Villa Bois Chamblard, Buchillon Teilersatz und Erweiterung Werkhof Albisgüetli, Zürich Ferienheim, Büttenhardt Sportzentrum, Sargans Rettungsdienst und kantonale Notrufzentrale, Bern Das Ferienheim Büttenhardt wurde als Bohlenständerbau ausgeführt, wozu das Bauholz (Eiche, Buche, Föhre, Fichte/Tanne) aus dem umliegenden Wald gewonnen werden konnte. Architektur: bernath + widmer, Architekten BSA SIA ETH, Zürich

Ferienheim, Büttenhardt Das Ferienheim liegt nördlich von Büttenhardt abgelegen in einer grossen Waldlichtung. Der ursprüngliche Bau stand jahrelang leer und wurde kaum unterhalten. Infolgedessen befand er sich in einem derart schlechten Zustand, dass die gesamte Gebäudekonstruktion hätte erneuert werden müssen. Dies veranlasste die Architekten, einen Ersatzneubau vorzuschlagen, der sich in Charakter und Grösse am Bestand orientiert. Das Ferienheim ist in der Region nach wie vor bekannt, weil nach den Kriegsjahren etliche Kinder ihre Ferien dort verbringen durften oder während grassierender Epidemien dort in gesundheitlicher Obhut waren. Heute betreut die Bauherrschaft im Ferienheim Jugendliche, die ein Timeout benötigen. Dazu werden die Jugendlichen für einige Wochen aus ihrer sozialen Umgebung genommen, um bei der Gastfamilie einen geregelten Tagesablauf mit einfachen Beschäftigungen erfahren zu können. Zudem liegt das Gehöft in einem regionalen Erholungsgebiet, das von zahlreichen Ausflüglern besucht wird. An sonnigen Wochenenden wird für den regen Betrieb eine Besenbeiz geöffnet, um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich im Garten oder auf einer Loggia mit einfachen Mahlzeiten und Getränken zu verpflegen. Innerhalb der Anlage wird das Ferienheim aufgrund der Situation als Kopfbau wahrgenommen. Der Ersatzneubau wurde deshalb um ein halbes Geschoss auf drei Stockwerke erhöht. Dadurch ist der Abschluss zum Wohnhaus volumetrisch geklärt. Die bebaute Grundfläche wurde zudem im Vergleich zum Bestand verringert. Ein flaches Walmdach schützt mit seinem breiten Überstand die Holzfassade. Die Fenster sitzen jeweils raumhoch in der Mitte der Rahmenfelder; diagonale Bohlen bilden die Ausfachung der Fassade, aber auch der darin sitzenden Schiebeläden. Sonnenstrahlen fallen durch die Ritzen der Läden und tauchen die Schlafzimmer dahinter in Ferienstimmung. Der grosse Restaurantraum im Erdgeschoss öffnet sich an zwei Seiten verglast zu einer breiten Loggia. Das hölzerne Gitterwerk der Loggia sorgt auch hier für Ferienstimmung. Aus dem Küchenbereich mit Buffett kann die Besenbeiz bedient werden. In den Obergeschossen befinden sich je drei Schlafzimmer mit Wohnräumen und Nasszellen. Es ist der privatere Teil für die Jugendlichen. Im ersten Obergeschoss bildet ein grosser, zum Teil zweigeschossiger Gemeinschaftsraum das Zentrum. Im Übergang zum Altbau liegen die gemeinsame Küche und das Zimmer der Betreuungsperson. Die Zimmer im zweiten Obergeschoss betritt man über eine grosse Galerie, von der man nicht nur in den Hauptraum hinabblickt, sondern auch hinaus auf die weite Lichtung und den Wald. Die beiden inneren Querwände der Obergeschosse bilden Tragwerke, dank denen die Erdgeschossdecke den Raum stützenfrei überspannt. Da die Balken dieses Tragwerks die maximale Länge der gebohrten Balken überschreitet, spannt hier eine Zugstange im hohlen Kern des Holzes zwei Balken zu einem Träger zusammen. Der gesamte Ersatzbau wurde in Massivholz ausgeführt. Als idealer Konstruktionstypus dafür bot sich eine Art Bohlenständerbau an, wie er vom 17. bis ins 19. Jahrhundert in der Zentralund Ostschweiz verbreitet war. Das Bauholz konnte aus dem umliegenden, hofeigenen Wald gewonnen und vor Ort verarbeitet werden. Das Rastermass der Struktur ergab sich aus dem verfügbaren Holz, welches von einem Winterschlag 2007 bereitlag insgesamt 500 m 3 verschiedener Holzarten mit dicken bis dünnen Durchmessern unterschiedlicher Längen. Aufgrund der Planung wurde das Holz mit einer mobilen Bandsäge auf dem Bauplatz eingeschnitten und der Kern ausgebohrt. Danach liess man das Bauholz rund ein Jahr trocknen. Die maximale Bohrerlänge von 2,60 m ergab eine maximale Länge der Balken von 5,20 m. Das äussere Rahmenwerk des Ständerbaus, gebildet von witterungsresistenten Eichenbalken von 200 x 200 mm Querschnitt, baut auf diesem Achsmass auf. Ausgefacht sind diese Rahmen mit 80 140 mm dicken Bohlen aus Föhre. Deren 60 -Diagonalstellung zeigt den strukturellen Unterschied zur Eiche an, bricht gleichzeitig die angelegte Strenge und stellt eine formale Verwandtschaft zum Gitterwerk der Laube im Erdgeschoss her. Die innere Konstruktion besteht aus Buchenholz, das den Löwenanteil des geschlagenen Holzes ausmachte, dem Wetter jedoch nicht ausgesetzt werden sollte. Ebenso bestehen die Dielenböden, die Treppen, die Geländer und Fenstergewände aus dem eigenen Holz. Lediglich die Gipsfaserplatten der Innenwände und die Linoleumböden der Zimmer sind handelsübliche Bauprodukte. Mit der Methode der Längsbohrung der Balken konnte aus einem Stamm mit geringem Durchmesser wenigstens ein Balken geschnitten werden. Es wurde also hohe Wertschöpfung in der Bearbeitung des Rundholzes, das bis anhin vornehmlich als Brenn- oder Industrieholz verwendet wurde, hin zum Bauholz erzielt. Zudem ist die Methode ein lokal und einfach anwendbares Verfahren, das wenig graue Energie bindet sowie ein Verkleben verzichtbar macht. Das neue Ferienheim Büttenhardt zeigt, was sich aus den Stämmen vom Laubholz unter diesem Ansatz machen lässt: ein behagliches, schönes Haus, gleichsam ein bewohnbares Möbel, das von lokalen Kleinunternehmern realisierbar ist. Situation 2528

2529

Querschnitt Längsschnitt 10 m Untergeschoss Erdgeschoss 2530

1. Obergeschoss 2. Obergeschoss 2531

Ort Ferienheim 47, 8236 Büttenhardt Bauherrschaft Beat Mader, Büttenhardt Architektur bernath + widmer, Architekten BSA SIA ETH, Zürich Holzbauingenieur Hermann Blumer, Herisau, und SJB Kempter Fitze AG, Frauenfeld Entwicklung Bohrmaschine Heiri Bührer, Bibern Holzbau Brädäx GmbH, Appenzell, und Bergauer Holzbau GmbH, Büttenhardt Materialien Vollholz in Eiche 26,5 m 3, in Buche 44 m 3, in Fichte/Tanne 56,5 m 3 und in Föhre 10,5 m 3 Baukosten BKP 2 CHF 1,65 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 69 392 m 2 Gebäudegrundfläche SIA 416 150 m 2 Bruttogeschossfläche SIA 416 492 m 2 Gebäudevolumen SIA 416 1720 m 3 (ohne Zuschläge) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 940. Bauzeit November 2007 Dezember 2008 (Bereitstellung Holz), September 2008 Juni 2009 (Rohbau), Juli Dezember 2009 (Innenausbau), Mai 2010 (Eröffnung) Fotograf Roland Bernath, Zürich, und Bruno Augsburger, Zürich 2532

Aufbau Aussenwand von innen: Anstrich gipsgebundene Holzfaserplatte 15 mm Dampfbremse Lattung 60 x 100 mm/dämmung Lattung 60 x 60 mm/dämmung Ständerkonstruktion in Eiche 200 x 200 mm/bohlen-ausfachung in Föhre 100 mm Deckenaufbau von oben: Bodenriemen in Buche 27 mm (Aufenthaltsraum) und Linoleum 2,5 mm (Zimmer) Verlegeplatte 25 mm Lattung 60 mm/dämmung Schüttung 100 mm Rieselschutz Schiebboden in Buche 60 mm Balkenlage in Buche 260 x 260 mm Detailschnitt 2533