Humboldt-Universität Berlin, Wintersemester 2013/2014. Vorlesung: Europäisches und Internationales Zivilprozessrecht und Internationales Privatrecht

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Transkript:

1 Humboldt-Universität Berlin, Wintersemester 2013/2014 Vorlesung: Europäisches und Internationales Zivilprozessrecht und Internationales Privatrecht I. Ziel der Vorlesung II. Vorlesungsgliederung Systematische Vorlesung mit Anriß aller wesentlicher Gebiete des IPR und des IZPR anhand von Fällen aus der Praxis, Schwerpunkt: Grenzüberschreitende Rechtsstreitigkeiten innerhalb der EU, aber auch darüber hinaus bei Rechtstreitigkeiten mit Auslandsbezug außerhalb der EU jeweils auch mit Bezügen zum deutschen Recht und auch zur anwaltlichen Prozeßtaktik und zur anwaltlichen Beratungspraxis. Bemühungen um Rechtsvereinheitlichung in der EU, Europäisches Zivilprozeßrecht Aber auch Vereinheitlichung des IPR Rom I und II, demnächst Rom III Literaturhinweise Anschaffen für Vorlesung: Jayme/Hausmann, Internationales Privat- und Verfahrensrecht, 16. Aufl. III. Internationales Privatrecht Begriff der Kollisionsnormen = Verweisungsrecht = Rechtsanwendungsrecht Sachnormen und Kollisionsnormen VI. Internationales Zivilprozeßrecht Zuständigkeit - Zustellung - Beweisverfahrensrecht - Anerkennung/Vollstreckung Rechtsquellen nationales Recht Konventionsrecht

2 V. Anwaltliche Praxis A - Zuständigkeit - Fälle zu Art. 2, 5 Nr. 1 und Nr. 3 EuGVO - Anwendbares Recht nach deutschem IPR: Rom I VO Beispiele für Art.6 Abs. 1 b) Rom I VO: Anzeigen, Fernsehwerbung, Internet, Kaffeefahrt Klageschrift - 253 ZPO; Feststellungen zum ausländischen Recht: s. Europ. Übereinkommen betr. Auskünfte über ausländisches Recht, v. 7.6.1968 und Ausführungsgesetz vom 5.7.1974, (Palandt/Thorn, Einf zum EGBGB, Vorbem. zu Art. 3, Rdnr. 35) Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren in Frankreich Art. 33 ff. i.v.m. Art 38 ff., 53ff. EuGVO Handlungs-/ Erfolgsort Rom II VO Nach altem Recht und für Altfälle gilt nach wie vor Art. 40 EGBGB Marktortprinzip Herkunftslandprinzip E-Commerce-Richtlinie Ausländersicherheit 110 bis 113 ZPO Bestreiten der Vollmacht, 88 ff. ZPO B Zustellung

3 Funktion des Zustellungsrechts - prozessuale Gerechtigkeit Anspruch auf faires Verfahren Verfassungsrang des Anspruchs auf rechtliches Gehör Art. 103 Abs. 1 GG auch völkerrechtlich gesichert Nationales Recht Zustellungsreformgesetz v. 25.6.2001, In Kraft seit 1.7.2002, 166 ff. ZPO Auslandszustellung: 183 Abs.1 Ziff.2 u.3. ZPO (durch den Vorsitzenden), 11 ff. Anordnung der Rechtshilfeordnung für Zivilsachen (ZRHO nach ordnungsgemäßer Zustellung gem. 183 Abs. 1 Nr. 2 u.3 ZPO (also nicht bei Zustellung per Einschreiben/Rückschein gem. 183 Abs.1.Nr.1 ZPO)) weitere Zustellungen gem. 184 ZPO - fingierte Inlandszustellung nach erfolgloser Anordnung der Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten im Inland scharfes Schwert - Konventionsrecht Haager Zustellungsübereinkommen (deutsches Ausführungsgesetz), Jayme/Hausmann, 15. Aufl., S. 738; Nr. 211 Jetzt für den Bereich der EU ersetzt durch: EG-VO Nr. 1348/2000 des Rates über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivilund Handelssachen in den Mitgliedsstaaten vom 29.5.2000 - EuZVO, Jayme/Hausmann, 15. Aufl., S. 794, Nr. 224, in Kraft in Deutschland seit 31.5.2001; s. auch 183 Abs.3 ZPO; (s. hierzu Jastrow, NJW 2002, Heft 46, S. 3382ff.) bilaterale Übereinkommen (Tunesien, Türkei, Vereinigtes Königreich obsolet seit Beitritt zum HZÜ und EuZVO (aber: einige Commonwealth-Staaten! z.b. Kanada) förmliche - unförmliche Zustellung Art. 3 Art 5 II HZÜ, s. auch Art. 13 EuZVO und seit 1.1. 2004 1067 1071 ZPO (Jayme/Hausmann, Nr 226a, S. 839; entspricht Art. 8 HZÜ plus schon damals erklärtem Vorbehalt der Bundesrepublik unförmliche Zustellung förmlicher Zustellung: Annahmeverweigerung Begriff des zuzustellenden Schriftstücks

4 - Anlagen ja oder nein? Zustellung durch deutsche Botschaft (Charts) Empfangsbekenntnis - Annahmeverweigerung Verjährung, 167 ZPO, Heilungsmöglichkeiten 189 ZPO,. Konkurrierende Rechtshängigkeit: Art 27 EuGVO Identität des Streitgegenstandes; weiter Verfahrensgegenstandsbegriff - Kernpunkttheorie des EuGH (EuGHE 1987, 4861 Gubisch = NJW 1989, 665; EuGHE 1994, 5439 The Tatry) - umgekehrte negative Feststellungsklage fällt unter Art. 27 EuGVO (Gubisch- Entscheidung), vgl. auch 256 ZPO. Sonderproblem: Staatshaftungsrechtlicher Ersatzanspruch wegen fehlerhafter Zustellung - Spruchrichterprivileg 839 BGB Staatenimmunität und Zuständigkeit der Gerichte für Völkerrechtsverletzungen WDÜ und Baseler Übereinkommen Zustellung und Zwangsvollstreckung gegen Staaten IPR im Familienrecht IZPR im Familienrecht Besonderheit: Eheverträge

5 IPR im Erbrecht IZPR im Erbrecht Anerkennung und Vollstreckung Entscheidungen staatlicher Gerichte Nationales Recht: 328 ZPO, 722 f. ZPO Konventionsrecht: bilaterale Verträge (Israel, Tunesien) Anerkennung national: 328 ZPO Konvention: Art. 32ff. EuGVO ivm AVAG Versagensgründe Versagungsgründe gem. Art. 34 und 35 EuGVO, Bestimmungen des AVAG 2.) Vollstreckung a) national: 722, 723 ZPO b) Konvention: Art 38 ff. EuGVO Verfahren: Art. 53 ff. EuGVO Anerkennung und Vollstreckung nach 328 ZPO Exkutrs: Apostille

6 Londoner Europäisches Abkommen zur Befreiung. ausl. öff. Urkunden von der Legalisation, J/H, 15. Aufl., Nr. 251, S. 894 Vollstreckbarerklärung von Schiedssprüchen inländische Schiedssprüche ausländische Schiedssprüche ausländische Schiedsvergleiche Mediation