Die Schweiz im 2. Weltkrieg. Die Schweiz zwischen den Weltkriegen wichtige Stichworte



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Transkript:

Die CH im 2. WK 1 Die Schweiz im 2. Weltkrieg Grundlage der Ausführungen ist: Felder, Pierre / Meyer, Helmut u.a.: Die Schweiz und ihre Geschichte. Lehrmittelverlag des Kantons Zürich: Zürich1998. S. 310 339. Die Schweiz zwischen den Weltkriegen wichtige Stichworte Welche Entwicklungen sind in der Schweiz in der Zwischenkriegszeit festzustellen? Krisenzeit wie in allen anderen Ländern Friedensordnung von Versailles Weltwirtschaftskrise zwischen Demokratie und Totalitarismus Aussenpolitik Beitritt zum Völkerbund 1938 ist die Schweiz von drei Seiten durch Achsenmächte umringt: Deutschland, an Deutschland angegliedertes Österreich (seit 1938) und Italien Verhältnis zu Deutschland schwierig: wichtigster Handelspartner, aber NS- Herrschaftssystem in Bevölkerung weitgehend abgelehnt Politik der Einigelung (ausser wirtschaftlich): Bereitschaft, Neutralität und Unabhängigkeit zu verteidigen Innenpolitik 1919: Landesstreik Übergang vom Majorz- zum Proporzwahlrecht für den Nationalrat Bürgerblock gegen Arbeiterbewegung (im Bundesrat nur Vertreter des Bürgerblocks) 1919 1931: Blockadesituation im Parlament klare Verhältnisse zu Gunsten des Bürgerblocks in Volksabstimmungen Pattsituation 1932 1935: Krisenzeit Faschismus in der Schweiz? seit 1930 Reihe von halb- und ganzfaschistischen Organisationen ("Fronten"); werden zu Speerspitzen am rechten Flügel der bürgerlichen Parteien; keine Erfolge bei Arbeiterschaft; entreissen nur den bürgerlichen Parteien Wähler Warum kein Erfolg des Faschismus in der Schweiz? traditioneller Föderalismus widersprach dem Einheitsgedanken zahlreiche frontistische Gruppen zerstritten Forderung nach starker Führung widersprach der republikanisch-demokratischen Tradition der Schweiz; keine Führergestalten Arbeiterschaft gegenüber der frontistischen Ideologie unzugänglich den Fronten der deutschen Schweiz gelang es nie, glaubwürdig auf Distanz zum deutschen Nationalsozialismus zu gehen; Paradoxie: Bewegung, die sich als Vorkämpferin der Nation gab, in der Nähe zu Nachbarstaat, der Existenz dieser Nation in Frage stellt für einzelne Forderungen der Fronten (Ausländerpolitik, Armeeförderung, Antisemitismus, Antiliberalismus) waren auch bürgerliche Parteien offen 1935 1939: Stabilisierung Annäherung der Sozialdemokratie an die bestehende Gesellschaftsordnung (Forderung nach der "Diktatur des Proletariats" gestrichen, Notwendigkeit der Armee grundsätzlich akzeptiert, Sozialisierungsforderung auf Unternehmen mit monopolistischem Charakter begrenzt)

Die CH im 2. WK 2 Ära der auf Gesamtarbeitsverträgen und Schiedsgerichtsbarkeit beruhenden Sozialpartnerschaft (zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern) begann (Friedensabkommen) Verstärkung der Landesverteidigung militärische Landesverteidigung intensiviert geistige Landesverteidigung: Besonderheit des schweizerischen Staatsgedankens hervorgehoben (demokratisch-föderalistische Struktur, historische Verankerung, bäuerlich-alpiner Kern, Mehrsprachigkeit) Höhepunkt: Landesausstellung 1939 in Zürich Die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges wichtige Stichworte Drei Phasen September 1939 bis Juni 1940: CH grenzt an kriegführende Parteien an; Gefahr, dass Territorium der CH benutzt wird Juli 1940 bis August 1944: CH von Achsenmächten umgeben, eingeschlossen September 1944 bis Kriegsende: CH grenzt an kriegführende Parteien an; Gefahr, dass Territorium der CH benutzt wird Trotz ungemütlicher Lage konnte die Schweiz ihre Souveränität bewahren Wie gross war der Anpassungswille in der Schweiz? Innere Bereitschaft, das NS-Herrschaftsmodell zu übernehmen nur gering Souveränität und Grundprinzipien der Verfassung von grosser Bevölkerungsmehrheit getragen Bereiche, in denen Anpassung eine Frage war: Stärkere Führung? Einschränkung der Medienfreiheit? Armee angesichts der Übermacht demobilisieren? Wirtschaft: Waffenlieferungen an Kriegführende? Hat sich die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges "richtig" verhalten? Ziel der CH-Politik: Erhaltung der CH als selbständiger Staat mit gesicherten Lebensgrundlagen Ziel wurde ganz klar erreicht CH- Bevölkerung lebte wesentlich besser als jene in den umliegenden Staaten Je höher man moralische Kriterien setzt, desto schärfer fällt aber Kritik aus Gleichmässige Anwendung der Neutralitätsmaximen? Verzicht auf Kriegsförderung durch Waffenexporte? Rücksichtslose Anprangerung von Menschenrechtsverletzungen und Diktaturen? Unbeschränkte Offenheit für verfolgte? Verzicht auf jegliche Einschränkung von Freiheitsrechten? Verschiedene Aspekte / Fragen Militärische und politische Lage Warum gelang es der Schweiz, die Souveränität zu bewahren? CH blieb unversehrt, weil die Achsenmächte sie nicht angriffen Was sprach für einen Angriff? Völkische Staatsauffassung der Nazis Halbdirekte Demokratie widersprach Führerstaat Sympathien der CH-Bevölkerung für Alliierte

Die CH im 2. WK 3 Militärische Überlegenheit Deutschlands Was sprach gegen einen Angriff Deutschlands zumindest bis zum Endsieg? CH ist keine militärische Gefahr CH-Präzisionsindustrie konnte kriegswirtschaftlich wertvolle Dienste leisten Bankenplatz Schweiz bot als Kreditvermittler und Austauschplatz "schmutzigen" Goldes gegen "saubere" harte Devisen an Alpenbahnen als nur schwer für Alliierte angreifbare Transitstrecken Schutzmachtfunktionen der Schweiz (Vertreter von Staaten) und Leistungen des IKRK gut für Dt, solange Krieg herrscht Überlegungen der Achsenmächte hingen von weltweiter militärischer Entwicklung sowie vom Verhalten der CH ab Ab Herbst 1940 kein strategisches Bedürfnis mehr für Dt, CH einzunehmen Solange CH sich den deutschen Wünschen nicht widersetzt, keine Gefahr Welches Abwehrpotential hatte die Schweizer Armee? Welcher militärischen Lage sah sich die Schweiz während des Krieges ausgesetzt? Welche Verteidigungspläne waren vorhanden? Wie neutral war die Schweiz? Schweizer Mobilmachung 1939: 430'000 Soldaten und 200'000 Hilfsdienstpflichtige guter Wehrwille Bewaffnung teilweise veraltet (völlige Vernachlässigung der Rüstung bis Mitte der 30er Jahre) Erwartet wurden deutsche und französische Flankenangriffe über Schweizer Gebiet; deutscher Angriff als wahrscheinlicher gehalten; deshalb geheime Pläne über Zusammenarbeit mit französischem Generalstab (Pläne fielen nach französischer Niederlage in deutsche Hände) Nach deutschem Sieg über Frankreich zeichnet sich deutsch-italienische Vorherrschaft auf Kontinent ab: bisheriges Abwehrkonzept unbrauchbar geworden Krisensituation in der Schweiz im Sommer 1940 Rede von Bundesrat Pilet-Golaz: Ruf nach starker Regierung; jede Provokation Deutschlands vermeiden Frontisten werden z.t. "salonfähig" General Guisan als Symbol des Widerstandsgedankens: Rütli-Rapport mit neuer militärischer Konzeption: Réduit-Plan; Schweiz ergibt sich im Falle eines Angriffs nicht kampflos Réduit-Plan: hauptsächlicher Verteidigungsraum ist das Alpengebiet; grosser Teil der Bevölkerung und der Industrie praktisch kampflos preisgegeben Neue militärische Lage führte zur Teildemobilisation Réduit-Konzept wurde nie auf Probe gestellt; psychologisch für Durchhaltewillen wichtig, militärisch kaum entscheidend Luftraum seit 1940 praktisch preisgegeben Die Schweiz war als neutrales Land für Nachrichtendienste der Alliierten und Achsenmächte eine gute Plattform; 917 Urteile wegen Landesverrats, Spionage u.ä., darunter 33 Todesurteile, 17 davon vollstreckt Neutralität Die Schweiz als Schutzmacht Im Krieg stehende Staaten brechen diplomatische Beziehungen ab; unbeteiligtes Drittland vertritt Interessen als "Schutzmacht" CH als eines der wenigen neutral gebliebenen Länder war als Schutzmacht begehrt (43 Staaten in 273 Ländern vertreten)

Die CH im 2. WK 4 Rotes Kreuz IKRK verzichtet auf öffentlichen Protest gegen Kriegsverbrechen, um vorhandene Arbeitsmöglichkeiten nicht zu gefährden Schutzmachtdienste und Arbeit des IKRK wurden von Alliierten und Achsenmächten geschätzt: Aktivposten in der schweizerischen Neutralitätspolitik Wirtschaftliche Lage Unter welchen Grundbedingungen wirtschaftete die Schweiz im 2. Weltkrieg? Welches waren die Ziele der schweizerischen Kriegswirtschaft? Welche Bedeutung hatte die Schweiz als Wirtschaftspartner der Achsenmächte? Welche Bedeutung hatte die Schweiz als Finanzplatz im 2. Weltkrieg? Wirtschaftlich war die Schweiz auf die Einfuhr von Lebensmitteln, Rohstoffen (z.b. Eisen) und Energieträgern angewiesen; sie musste auch Waren ausführen, um ihre Industrie zu beschäftigen; Importe und Exporte mussten über von den Achsenmächten kontrolliertes Gebiet erfolgen Ziele der schweizerischen Kriegswirtschaft Überleben der Bevölkerung garantieren Erhaltung der Arbeitsplätze Wahrung der Verteidigungsbereitschaft Belastung der Wirtschaft durch abwesende Männer (Militärdienst) Im Sommer 1940 wurde ein zeitlich beschränktes Autarkieprogramm gestartet (Anbauschlacht), um möglichst wenig von landwirtschaftlichen Importen abhängig zu sein Selbstversorgungsgrad stieg (nur) von 52 auf 59 Prozent psychologische Wirkung der Anbauschlacht entscheidend, Durchhaltewillen gestärkt Zusätzliche Arbeiter durch Arbeitsdienstpflicht (auch Flüchtlinge eingespannt) Aussenhandel Ohne Handel konnte CH Ziele der Kriegswirtschaft nicht erreichen (Rohstoffarmut; traditionell exportorientiertes Land) Kriegsparteien (Achsenmächte und Alliierte) wollten für eigene Kriegswirtschaft möglichst grosse Vorteile von CH erhalten, der Gegenseite diese aber vorenthalten; militärische Lage entschied über Vorteile der Kriegsparteien Deutsches Reich schon vor Krieg wichtigster Handelspartner der CH Zu Beginn des Krieges einigermassen ausgeglichener Handel mit Kriegsparteien Nach Einschliessung der CH durch Achsenmächte deutliche Gewichtsverschiebung; CH anfällig auf Druck der Achsenmächte (vgl. Kohleblockade Juni 1940) Ohne deutsche Kohle und andere Rohstoffe lief in der CH Wirtschaft nichts Vorteile der CH Industriestaat mit stabiler Währung funktionierendes Bankensystem leistungsfähige Alpentransversale August 1940: schweizerisch-deutsches Wirtschaftsabkommen Dt liefert Rohstoffe CH Exportindustrie wird zu grossem Teil in deutsche Kriegswirtschaft integriert Anteil der CH an deutscher Rüstungsproduktion zwar sehr gering, aber besonders wichtige technische Speziallieferungen CH hält Transportwege durch Alpen offen für Achsenmächte (pro Tag ca. 1800 Güterwagen durch den Gottthard für Achsenmächte) Beschränkter Handel mit Alliierten gestattet Kredit und Gold zwei Grundvoraussetzungen für CH-Geld- und Goldpolitik

Die CH im 2. WK 5 internationale Rolle des CH-Frankens: begehrte Währung zwei voneinander getrennte Geldmärkte: schweizerisch-alliierter und schweizerischkoninentaleuropäischer Stabilität des Frankens durch Golddeckung gewährleisten (Nationalbank dafür zuständig) Geldverkehr nach Deutschland nur über die Nationalbanken; Dt Interesse des Deutschen Reiches ab 1941 (Krieg zieht sich in die Länge) an Goldverkäufen gegen CH-Franken; mit CH-Franken kann Dt bei Drittstaaten strategisch wichtige Güter kaufen Schwungvoller Goldhandel zwischen CH-Nationalbank und Deutscher Reichsbank Bern diente auch für Dt als Marktplatz für direkte Goldverkäufe an Drittstaaten Goldhandel der CH mit den beiden Kriegsparteien war ziemlich ausgewogen Problematisch war aber die Herkunft des deutschen Goldes (Raubgold und ein kleiner Teil auch Totengold) CH-Nationalbank kümmerte sich bis 1943 nicht um die Herkunft des Goldes; faktisch war die Nationalbank so eine "Goldwaschanlage" Alliierte forderten nach Krieg Rückgabe des Raubgoldes von der CH im Washingtoner Abkommen von 1946 verpflichtete sich die CH zu einer einmaligen Zahlung von 250 Mio Franken an die Alliierten CH verpflichtete sich auch, nachrichtenlose Vermögen zu identifizieren und den Opferorganisationen zurückzugeben; CH kam dieser Aufgabe nur sehr gemächlich und unvollständig nach Erst Insistieren jüdisch-amerikanischer Kreise 1996 löste intensive Debatte über die CH-Wirtschafts- und Währungspolitik im 2. Weltkrieg aus Das Leben in der Schweiz Welchen Einschränkungen war die Schweizer Bevölkerung während des Krieges unterworfen? Leben mit der Rationierung (erst 1948 ganz aufgehoben) Wichtige Lebensmittel und andere Güter wurden rationiert Mit Rationierungskarten kam man bei guter Organisation ohne Hunger durch Genereller Preis- und Mietzinsstopp Lohnersatzzahlungen für Aktivdienstleistende Soziale Spannungen blieben während des Krieges weitgehend aus, gefühl einer solidarischen Schicksalsgemeinschaft war vorhanden Leben mit der Zensur CH-Medien waren nicht frei, sondern unterstanden einer Zensurbehörde Ziel: innere Geschlossenheit des Landes fördern; Land aus Krieg heraushalten Bevölkerung war über innenpolitische Vorgänge gut informiert, auch über aussenpolitische Ereignisse; Informationen über deutsche Massenvernichtungslager verbreiteten sich aber nur gerüchteweise Flüchtlingspolitik Welches waren die Grundsätze der Schweizer Flüchtlingspolitik? Wie hat sich die Schweiz den jüdischen Flüchtlingen gegenüber verhalten? CH-Flüchtlingspolitik war bereits vor dem Krieg sehr restriktiv: CH sollte für Flüchtlinge allenfalls Transitland, nicht aber Niederlassungsland sein Gründe: hohe Arbeitslosenzahlen; Furcht vor wirtschaftlicher Belastung; antisemitische Grundstimmung war verbreitet Bundesrat beschloss 1938, die legale und illegale Einwanderung von Juden zu verhindern (u.a. weil Flüchtlingskonferenz von Evian (1938) scheiterte, auch weil

Die CH im 2. WK 6 traditionelle Einwandererländer wie die USA sich weigerten, mehr Verfolgte aus Deutschland aufzunehmen!) Drohung einer Visumspflicht für alle Deutsche; Dt nicht einverstanden, deshalb Einigung, alle Pässe deutscher Juden mit einem "J" zu kennzeichnen, sodass diese erkannt und zurückgewiesen werden konnten (Oktober 1938) 1938 war noch nicht mit Sicherheit vorauszusehen, dass zurückgewiesene Juden bei Rückweisung der Ausrottung anheimfallen würden, aber dass ihre Existenz sehr gefährdet war, schon Verantwortung der Politik lag beim Gesamtbundesrat; in Öffentlichkeit keine grössere Kritik Während des Krieges nahm CH viel mehr Flüchtlinge auf als vor dem Krieg, vor allem Militärpersonen, Kinder in Erholungsaufenthalten, Grenzflüchtlinge Nur relativ wenige Zivilflüchtlinge wurden aufgenommen: "Das Boot ist voll" (von insgesamt 295'341 Flüchtlingen in den Jahren 1939 bis 1945 waren ca. 55'000 Zivilflüchtlinge) Juden waren gemäss den Behörden keine politischen Flüchtlinge, sondern Zivilflüchtlinge Während des 2. Weltkrieges wurden ca. 22'000 Juden als Zivilflüchtlinge aufgenommen, für die Kosten kamen zum grössten Teil die jüdischen Gemeinden in der CH auf (ca. 18'000 Mitglieder); die Zahl der abgewiesenen jüdischen Flüchtlinge war grösser (ca. 25'000 nachgewiesene Wegweisungen) Erst ab Mitte 1943 wurde Bereitschaft der Behörden grösser, Juden als Flüchtlinge aufzunehmen: stärkerer Druck der Alliierten, Wandel der Kriegslage; voraussehbares Kriegsende Kosten und Ernährungsprobleme befürchtet Öffentliche Debatte 1942 im Nationalrat über Flüchtlingspolitik Grossteil der Parteien unterstützt restriktive Politik des Bundesrates; v.a. private Organisationen setzen sich für grosszügigere Politik ein