Haselhuhn Bonasa bonasia - Wiederansiedlung im Thüringer Frankenwald

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Transkript:

S. Klaus, H. Hoffmann u. Prinz R. Ornithologische Heinrich XII: Gesellschaft Haselhuhn Bayern, Bonasa download bonnsm-wiederansiedlung unter www.biologiezentrum.at im Thüringer Frankenwald 83 Ornithol. Anz., 48: 83-87 Haselhuhn Bonasa bonasia - Wiederansiedlung im Thüringer Frankenwald Siegfried Klaus, Hartmuth Hoffmann und Prinz Reuß Heinrich XII Hazel Grouse Bonasa bonasia - reintroduction in the Thuringian Frankenwald (Germany) In 2001, a hazel grouse (extinct in the late 19 Century) release project was started by the Prinz Reuß' forest administration, Wurzbach. Main management activities: 1. Improvement of hazel grouse habitats over 2,500 hectares of spruce forest by promoting broad-leaved trees (alder, willow, birch, hazel) along water-courses and including the "green band", the former border line separating Thuringia and Bavaria. 2. Favouring of multi-layered montane mixed forests (spruce, beech, fir, sycamore), 3. Favouring of mountain ash Sorbus aucuparia and birch especially along forest tracks as connecting corridors, 4. release of about 10 wild caught hazel grouse B. bonasa rupestris from Austria per year supplemented by hazel grouse raised in captivity. 5. Monitoring of success. Progress to date: Habitat improvements have been implemented over significant areas. During 2001-2008 107 hazel grouse were released (17 wild birds, 90 raised). The proportion of wild-caught birds needs to be increased. To this end, capture-methods have been improved. Telemetry studies with a few birds have provided evidence that wild grouse survive better than captive-reared birds, and that birds are becoming established in the release area. The number of observations has increased markedly during 2008. Dr. Siegfried Klaus, Lindenhöhe 5, 07749 Jena E-Mail: siegi.klaus@gmx.de Abb. 1. Bunter Haselhahn in herbstlich gelber Birke - Anblicke dieser Art prägten die Konzeption des W iederansiedlungs-projekts im Frankenwald. - A bright male Hazel Grouse in autumn-yellow birch. Such visions prompted the conception of the resettlement project in the Frankenwald.

84 Ornithologische Gesellschaft Bayern, download unter www.biologiezentrum.at Einleitung Im Jahre 2001 wurde von der Prinz Reuß'schen Forstverwaltung Wurzbach mit fachlicher Unterstützung durch die Thüringer Landesan stalt für Umwelt und Geologie ein Projekt zur Wiederansiedlung des im Frankenwald ausge storbenen Haselhuhns konzipiert und begon nen. Das Haselhuhn gehörte einst neben Auerund Birkhuhn zu den Charakterarten des Frankenwaldes. Sein Aussterben erfolgte sehr früh - im Thüringer Anteil des Frankenwaldes wohl schon vor 1900. Hauptursache des Aus sterbens dürfte neben der Habitatverschlech terung durch die großflächige Anlage von Fichtenmonokulturen im Zuge der Reinertrags lehre (Aushieb der für die Winterernährung unentbehrlichen Weichlaubhölzer wie Eber esche und kätzchentragender Gehölze wie As pe, Birke, Erle, Hasel) auch der illegale Fang mit Dohnen (= Pferdehaarschlingen; Bergmann et al. 1996) gewesen sein. Diese Negativfaktoren sind heute durch die mehr zu Naturnähe ten Ornithol. Anz., 48, 2009 dierende Forstwirtschaft beseitigt. Eine natürli che Wiedereinwanderung des extrem sesshaften Haselhuhns (Sewitz & Klaus 1997) ist aber man gels benachbarter Quellpopulationen" (s. Berg mann et al. 1996, 2000) nicht zu erwarten. Nachweise" aus Oberfranken beruhen wahr scheinlich auf Irrtümern oder gehen auf illegale Auswilderung von wenigen Einzeltieren zu rück, die keine Population gründen können. Aus diesem Grunde ist die Rückkehr des Haselhuhns als Leitart bunt gemischter, stufiger Bergmischwälder nur im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts möglich. Die Prinz Reuß'sche Forstverwaltung hat sich unter Beachtung der Vorgaben der IUCN (1998) um die Rückkehr dieser Art bemüht. Seit nunmehr 10 Jahren wer den Habitat verbessernde Maßnahmen auf der gesamten Privatwaldfläche (2 500 ha) durchge führt, die künftig auch auf die benachbarten Thüringer und bayerischen Forstämter ausge dehnt werden sollen. Der Aussetzungsraum ist groß genug, um die Entwicklung und Aus breitung einer sich selbst tragenden Population zu garantieren. Er ist außerdem über ausge,1 A bb. 2. Ein Beispiel für einen haselhuhntauglichen Jungbestand aus Fichte m it Beim ischung von Birke, Rotbuche und guter Entw icklung der Heidelbeere. - A stand of young Spruce mixed with Birch, Beech and good groiuth of Bilberry making it suitable for Hazel Grouse.

S. Klaus, H. Hoffmann u. Prinz R. Ornithologische Heinrich XII: Gesellschaft Haselhuhn Bayern, Bonasa download tormsm-wiederansiedlung unter www.biologiezentrum.at im Thüringer Frankenwald 85 dehnte Waldmassive so eng mit dem Thüringer Wald, Erz- und Fichtelgebirge verbunden, dass eine natürliche Wiederausbreitung über den gesamten herzynischen Gebirgsraum und somit auf riesiger Fläche möglich wird, wenn das Vorhaben gelingt. Besondere biologische Eignung des Haselhuhns für eine Wiederansiedlung Während Auer- und Birkhuhn grundsätzlich an nährstoffarme Habitate angepasst sind und daher europaweit unter anderem durch eutrophierungsbedingte Habitatveränderung bedroht sind, profitiert das Haselhuhn als einzige heimische Raufußhühnerart von nährstoff- und pflanzenartenreichen Lebensräumen (Klaus 1995). Die Bindung an frühe Sukzessionsstadien der Waldentwicklung in möglichst enger Verzahnung von Nadel- und Laubbaumarten einschließlich der Pioniergehölze Birke, Weide, Erle, Eberesche (10-50-jährige Bestände) und die ausgeprägte Fähigkeit, sich selbst und seine Nester und Küken in sehr dichten Habitaten wirkungsvoll zu verstecken, machen die Art zudem relativ unempfindlich gegen menschliche Störungen (Tourismus) und Nestprädation. Projektgebiet Das Vorhaben betrifft im Naturpark Thüringer Schiefergebirge-Frankenwald das SPA-Vogelschutzgebiet Nr. 37 Frankenwald - Schieferbrüche um Lehesten". Es handelt sich um die Nordost-Abdachung des Thüringer Frankenwaldes als Teil des westlichen Thüringer Schiefergebirges, das eng, tief und sehr steilhängig zertalt ist. Südlich und westlich von Lobenstein, von der bayerischen Grenze im Süden, erstreckt sich das Schutzgebiet in nordwestlicher Richtung bis in den Raum um Lehesten im Naturraum Hohes Thüringer Schiefergebirge-Frankenwald" (Hiekel et al. 2004). Der Waldanteil ist mit 80-85 % sehr hoch. Fichtenforste dominieren. Nur örtlich gibt es Buchenwaldreste mit Bergahorn. Die früher heimische Tanne ist fast verschwunden. Als Weide genutztes Grünland findet sich sowohl bandförmig in den tiefen Talgründen als auch um Siedlungen der Rodungsinseln auf der Hochfläche. Ehemalige Ackerflächen auf Hangterrassen sind heute zu Grünland umgewandelt. Von hohem Wert für die hier zu schützenden Vogelarten sind die naturnahen Bergbäche (Gewässernetzdichte 1,4 km /km2), wo der Schwarzstorch reichlich Nahrung findet (1984 erster Brutnachweis für Thüringen nach 100-jährigem Fehlen der Art). Heute erreicht der Schwarzstorch im SPA-Gebiet eine hohe Siedlungsdichte und überdurchschnittliche Bruterfolge. Die Bäche bieten auch anderen typischen Arten der Bergbäche (Eisvogel, Wasseramsel, Bergstelze) Lebensraum. Kleinere Standgewässer - ehemalige Flöß-, Fisch- und Mühlenteiche - bereichern das Gebiet ebenso wie die alten Schieferhalden und Felsabstürze der zum Teil riesigen Schiefergruben. Schwerpunktpunkte des Projekts Lebensraumoptimierung auf zunächst 2 500 ha durch Erhöhung des Laubholzanteils: Förderung von Erle, Weidenarten, Birke, Hasel - besonders entlang aller Bäche und Randzonen. Dabei bildet der ehemalige Grenzstreifen entlang der thüringisch-bayerischen Grenze ein zwar lineares, aber wirksames und ausgedehntes Vernetzungselement, das bereits heute sehr günstige Habitateigenschaften aufweist. Förderung der Bergmischwaldentwicklung (Buche, Bergahorn, Tanne in der Mischung mit Fichte). Diese ist während der vergangenen zehn Jahre bereits auf bedeutenden Flächen vorangebracht worden. Förderung der Eberesche (und Birke) in allen von Fichten dominierten Beständen und als lineare Vernetzungselemente in Form von Alleen entlang der Forstwege. Freisetzung von jährlich ca. 10 Wildfang- Haselhühnern der Unterart B. bonasa rupestris aus Österreich (Kärnten, Steiermark), unterstützt durch Haselhühner aus naturnaher Aufzucht. Wissenschaftliche Erfolgskontrolle (Telemetrie nur in der Anfangsphase, Kartierung direkter und indirekter Nachweise danach). Gegenwärtiger Stand Auf bedeutenden Flächen wurden Habitat verbessernde Maßnahmen zugunsten des Hasel

86 Ornithologische Gesellschaft Bayern, download unter www.biologiezentrum.at huhns umgesetzt. 2001-2008 gelangten insge samt 107 Haselhühner, davon 17 Wildfänge aus Österreich in Freiheit. Dabei ist 2001-2004 als Probephase zu werten. Der Anteil der Wild fänge ist noch zu gering und soll gesteigert wer den. Die Fangmethoden wurden inzwischen optimiert, um künftig die jährliche Mindestzahl an Wildfängen zu erreichen. Die Telemetrie an wenigen Hühnern lieferte Hinweise darauf, dass Haselhühner aus der Zucht wesentlich ge ringere Lebenserwartung haben als Wildfänge. Letztere erwiesen sich als sehr sesshaft (Orts veränderungen im Radius kleiner als 3 km). Zuchtvögel waren wesentlich weniger mobil. Mit den Nachbarforstämtern in Thüringen und Bayern wurden unterstützende Maßnahmen vereinbart, um das Projekt auf größere Fläche zu bringen. Die Zahl der zufälligen Nachweise - auch bis zum Frühjahr des Folgejahres und damit monatelang nach der Freilassung im Herbst (September) - hat erheblich zugenom men. Das Projekt wird auf eine Laufzeit (ab 2004-2014) von zehn Jahren angelegt. Ornithol. Anz., 48, 2009 Das Projekt hilft weiteren Charakterarten über Biotop verbessernde Maßnahmen Die geplanten und zum Teil bereits durchge führten forstlichen Maßnahmen im FFH-Gebiet 162 und SPA-Gebiet 37 dienen unter anderem dem Schutz der Bergbach-Ökosysteme mit ihren Bewohnern (Schwarzstorch, Wasseramsel, Eisvogel; Klaus et al. 1993), helfen Biotope der Roten Liste Thüringens optimieren und dienen weiteren für Gebirgswälder des Frankenwaldes typischen Lebensgemeinschaften und Arten (unter anderem Sperlingskauz, Raufußkauz, Uhu). Unter den nach EU-Recht besonders her ausragenden Säugetierarten mit hohen Raum ansprüchen seien stellvertretend Luchs (spora dische Zuwanderung) und Fischotter (neuer dings regelmäßige Nachweise, Mau & Klaus 1996, Schmalz & Klaus 2006) genannt, aber auch waldbewohnende Fledermausarten (z. B. die Baumhöhlen nutzende Bechsteinfledermaus). Die Prinz Reuß'sche Forstverwaltung verfügt A bb. 3. W aldsukzession entlang des ehem aligen G renzstreifens (Kolonnenw eg). D urch Pflanzung w urden die Fichtenjungbestände m it Erlen angereichert. W eidenarten und Ebereschen sind häufig. Kleine artenreiche Feuchtw iesen bereichern das Gebiet. - Succession to woodland along the former East-West German border-strip. The stands ofyoung Spruce were enriched by the planting of Alders. Willows and Rowans are frequent. Small, species-rich wet meadows enhance the area.

Bayern, download unter www.biologiezentrum.at S. Klaus, H. Hoffmann u. Prinz R. Ornithologische Heinrich XII:Gesellschaft Haselhuhn Bonasn fonosra-wiederansiedlung im Thüringer Frankenwald über ein Fachkonzept zur Förderung dieser Arten, das mit der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena (TLUG) abge stimmt wurde. Dank. An der Finanzierung des Projekts sind beteiligt: die Stiftung Naturschutz Thüringen", World Pheasant Association (WPA), Deutsche Sektion, und die Prinz Reuß'sehe Forst Verwal tung Wurzbach. Ihnen gilt unser Dank ebenso wie den Revierinhabern in Österreich, dem ver sierten Thüringer Fang-Team Joachim Blank und Juliane Balmer sowie den Haselhuhn züchtern Ulla Wilmering und Claus Beyer. Zusammenfassung 2001 wurde von der Prinz Reuß'schen Forstver waltung Wurzbach ein Projekt zur Wiederansiedlung des im Frankenwald ausgestorbenen Haselhuhns begonnen. Schwerpunktpunkte: 1. Lebensraumopti mierung auf zunächst 2 500 ha durch Erhöhung des Laubholzanteils: Förderung von Erle, Weidenarten, Birke, Hasel - besonders entlang aller Bäche und Randzonen unter Einbeziehung des ehemaligen Grenzstreifens als ausgedehn tes Vernetzungselement mit günstigen Habitat eigenschaften. 2. Förderung der Bergmisch waldentwicklung (Buche, Bergahorn, Tanne, Fichte). 3. Förderung der Eberesche (und Birke) in allen von Fichten dominierten Beständen und als lineare Vernetzungselemente in Form von Alleen entlang der Forstwege. 4. Freisetzung von jährlich ca. 10 Wildfang-Haselhühnern der Unterart B. bonasa rupestris aus Österreich (Kärnten, Steiermark), unterstützt durch Hasel hühner aus naturnaher Aufzucht. 5. Wissen schaftliche Erfolgskontrolle. Gegenwärtiger Stand: Auf bedeutenden Flächen wurden Habi tat verbessernde Maßnahmen durchgefülirt. 2001-2008 gelangten insgesamt 107 Haselhüh ner, davon 17 Wildfänge aus Österreich in Freiheit. Der Anteil der Wildfänge muss gestei gert werden. Dazu wurden Fangmethoden opti miert. Die Telemetrie an wenigen Hühnern lie ferte Hinweise darauf, dass Wildfänge wesent lich höhere Lebenserwartung haben und sich im Nahbereich etablieren. 2008 hat die Zahl der Nachweise erheblich zugenommen. 87 Literatur Bergmann H.-H., S. Klaus, F. Müller, W. Scher zinger, J. E. Swenson & J. Wiesner (1996): Die Haselhühner, Westarp Wissenschaften Mag deburg. Bergmann, H.-H., C. Seiler & S. Klaus (2000): Release projects with grouse - a plea for translocations. In: Malkova, P. (ed.): Proceedings of the Intern. Conf. Tetraonids Tetraonids at the break of the millenium. Ceske Budejovice, Czech Republic, 24-26 March, 2000. Hiekel/TLU (1994): Wissenschaftliche Beiträge zum Landschaftsprogramm Thüringens. Schriftenreihe der Thüringer Landesanstalt für Umwelt. IUCN (1998): Guidelines for Re-Introductions. Prepared by the IUCN/SSC Re-introduction Specialist Group. IUCN, Gland Switzerland and Cambridge, UK. Hiekel, W., F. Fritzlar, A. Nöllert & W. Westhus (2004): Die Naturräume Thüringens. Natur schutzreport 21. Klaus, S., D. Franz & T. Stede (1993): Bestands entwicklung und Bruterfolg des Schwarz storches Ciconia nigra in Thüringen. Schutz strategien für Schwarzstorch und Raufuß hühner. Ökologische Bildungsstätte Ober franken - Naturschutzzentrum Wasser schloss Mitwitz. Materialien 2: 23-28. Klaus, S. & K. Graf (2000): Breeding and releasing projects for capercaillie Tetrao urogallus in Germany. In: Malkova, P. (ed.): Proceedings of the Intern. Conf. Tetraonids - Tetra onids at the break of the millenium. Ceske Budejovice, Czech Republic, 24-26 March, 2000. Mau, H. & S. Klaus (1996): Neufund des Fisch otters (Lutra lutra) in Thüringen. Land schaftspflege und Naturschutz Thür. 33: 100-1 01. Schmalz, M. & S. Klaus (2005): Neue Ergebnisse zum Vorkommen des Eurasischen Fisch otters in Thüringen. Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 42: 1-5. Sewitz, A. & S. Klaus (1997): Besiedlung isolier ter Waldinseln im Vorland des Böhmerwal des durch das Haselhuhn (Bonasa bonasia). Beiträge Jagd-Wildforschung 22: 263-276.