Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung Dr. Jörg Lahner Volkswirteforum 2008, Karlsruhe, den 10.09.2008
Inhalt 1. Grundlagen 2. Grenzen der klassischen Erfolgskontrolle 3. Wer hat Interesse an wirksamer Erfolgskontrolle? 4. Warum es bei uns eigentlich viel besser ist Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 2
Grundlagen Erfolg - Definitionen Erfolg ist ein als positiv empfundenes Resultat eigenen Handelns. Wikipedia Erfolg, 1) Betriebswirtschaftslehre : Ergebnis der wirtsch. Tätigkeit eines Unternehmens während eines Berichtzeitraums. Der E. kann positiv (Gewinn) oder negativ (Verlust) sein. ( ) Zeit-Lexikon Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 3
Grundlagen Facetten des Erfolgsbegriffs Die stillstehende Uhr, die täglich zweimal die richtige Zeit angezeigt hat, blickt nach Jahren auf eine lange Reihe von Erfolgen zurück. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830-1916), österreichische Erzählerin Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. Albert Einstein Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 4
Grundlagen Warum Erfolgskontrolle? -> nicht nur in der Wirtschaftsförderung: Rechtfertigung des Einsatzes knapper öffentlicher Mittel Es wird gefragt nach: Mitteleinsatz ( Was hat es gekostet? ) Tätigkeiten ( Was wurde gemacht? ) Evaluation der Wirtschaftsförderung ( Was hat es gebracht? ) Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 5
Grundlagen Voraussetzungen effektiver Erfolgskontrolle Strategische Ziele Planung Sollwerte Soll-Ist-Vergleich Das erfordert konkret: 1. Messbarkeit der Erfolge 2. Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Erfolgsmessung 3. Zeitliche Dimension 4. Kausalität zwischen Aktivitäten und Messergebnis 5. Glaubwürdigkeit und Kompetenz des Kontrolleurs Aber wie sieht es in der Realität aus? -> Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 6
Erfolgskontrolle als Selbstevaluation Periodische Reportings (z.b. Jahresbericht) Berichte an Verwaltung und Politik Unregelmäßige Informationen (z.b. Pressemeldungen) -> latenter Verdacht der Schönfärberei Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 7
Klassische Erfolgsindikatoren geschaffene Arbeitsplätze -> Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 8
hannoverimpuls Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 9
Klassische Erfolgsindikatoren geschaffene Arbeitsplätze -> gesicherte Arbeitsplätze -> Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 10
Praxisbeispiel GA-Förderung Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 11
Klassische Erfolgsindikatoren geschaffene Arbeitsplätze -> gesicherte Arbeitsplätze -> neu angesiedelte Unternehmen -> Investitionen, z.b. der neu angesiedelten Unternehmen -> Vermittelte Grundstücke und Gewerbeimmobilien -> Auslastung der Gründungs- und Gewerbezentren Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 12
Wirtschaftsförderung Lübeck Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 13
Klassische Erfolgsindikatoren geschaffene Arbeitsplätze gesicherte Arbeitsplätze neu angesiedelte Unternehmen Investitionen, z.b. der neu angesiedelten Unternehmen Vermittelte Grundstücke und Gewerbeimmobilien Auslastung der Gründungs- und Gewerbezentren Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 14
Klassische Erfolgsindikatoren geschaffene Arbeitsplätze gesicherte Arbeitsplätze neu angesiedelte Unternehmen Investitionen, z.b. der neu angesiedelten Unternehmen Vermittelte Grundstücke und Gewerbeimmobilien Auslastung der Gründungs- und Gewerbezentren Positive Medienresonanz -> Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 15
Der O-Ton Erfolgreich bin ich, wenn die Bürgermeisterin mit mir zufrieden ist. Die Bürgermeisterin ist zufrieden, wenn wir Ihr genügend medienwirksame Auftritte ermöglichen. O-Ton eines kommunalen Wirtschaftsförderers Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 16
Zentrale Kritikpunkte Generelles Glaubwürdigkeitsproblem der Selbstevaluation Systematische Überschätzung der Wirtschaftsförderung wg. Relevanz-, Kausalitätsproblematik und Fehlen von Informationen über Abwanderungen, Schließungen und Schrumpfungen Mangelnde Nachhaltigkeit der Messung Inputindikatoren und Projektzahlen sind in ihrer Aussagekraft per se beschränkt Fehlende Kundenorientierung Diese Kritikpunkte stehen in starker Wechselwirkung! Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 17
Zielgerechtere Erfolgsindikatoren Klassische Indikatoren in nachhaltiger Nettoqualität Relativierung der absoluten Erfolgszahlen Identifikation von Kausalitäten Kundenzufriedenheit der Beratungskunden Kundenzufriedenheit der Netzwerkpartner Grad der regionale Vernetzung und Abstimmung der Aktivitäten Nur: wer der handelnden Akteure hat daran ein Interesse? Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 18
Principal-Agent-Problematik der öffentlichen Wirtschaftsförderung Wissenschaft Beratung Ökonomische Rationalität (?) Wähler Politik Wirtschaftsförderung Kollektive Rationalität Politische Rationalität Bürokratische Rationalität Prinzipal Agent Asymmetrische Informationsverteilung führt zu opportunistischem Verhalten (kollektive Rationalität vs. individuelle bzw. Gruppenrationalität) Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 19
Principal-Agent-Problematik der öffentlichen Wirtschaftsförderung Im Kern eine Verkettung von Principal-Agent-Situationen Große Schnittmengen von politischer und bürokratischer Rationalität Gefahr von Bündnissen zu Lasten der kollektiven Rationalität Rolle der Berater / beratender Wissenschaft nicht selten problematisch ( ökonomische Rationalität) und problem-verschärfend These 1: Für eine effizienteren Erfolgsmessung der öffentliche Wirtschaftsförderung fehlt es an Akteuren, die ein entsprechendes Interesse formulieren und durchsetzen (wollen)! Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 20
Thesen zur Principal-Agent-Problematik der verbändeeigenen Wirtschaftsförderung Principal-Agent-Problematik i.s. opportunistischen Verhaltens geringer, da Prinzipal zugleich Empfänger von Beratungsleistungen Keine Verkettung von P-A-Situationen Wenig Anreize zur öffentlichen Darstellung, daher unterentwickelte Erfolgsmessung in Kammern und Verbänden Latenter Verdacht des Klientelismus überschattet die möglicherweise höhere Effizienz auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht These 2: Umfang und Effizienz der Wirtschaftsförderungsaktivitäten von Kammern und Verbänden werden systematisch unterschätzt! Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 21
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 22
Literatur Kiese, M.; Schätzl, L. (Hrsg.): Cluster und Regionalentwicklung: Theorie, Beratung und praktische Umsetzung, Dortmund, 2008. Kleinewefers, H.: Zur Erfolgskontrolle der kantonalen Wirtschaftsförderung, DISP, Nr. 157, 2004, S. 18-22. Mantik, U.: Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung, cima direkt, Heft 3/2005, S. 8-11. Olson, M.: Die Logik des kollektiven Handelns: Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen, Tübingen, 2004. Porter, M. E.: On Competition, Boston, 1998. Dr. Jörg Lahner Erfolgskontrolle in der Wirtschaftsförderung 23