Sprachen Hannah Zanker Das Problem der Übersetzung anhand von Antoine de Saint-Exupérys "Le Petit Prince" Facharbeit (Schule)
1 Maristenkolleg Mindelheim Kollegstufenjahrgang 2009/2011 Facharbeit aus dem Fach Deutsch Das Problem der Übersetzung anhand von Antoine de Saint- Exupérys Le Petit Prince Verfasserin: Hannah Zanker Leistungskurs: Deutsch
2 Inhalt 1. Einleitung... 3 2. Das Problem der Übersetzung... 4 2.1 Semantische Schwierigkeiten... 4 2.1.1 Gentil Die Rolle der Interpretation beim Übersetzen... 5 2.1.2 Douceur Inkommensurabilität von Bedeutungsräumen... 6 2.1.3 Sérieux Unerwünschte Variation bei der Übersetzung... 7 2.1.4 Petit bonhomme Verlust von Konnotation... 8 2.1.5 Apprivoiser Erhaltung von Konnotation... 9 2.2 Syntaktische Schwierigkeiten... 11 2.2.1 Le renard et le serpent Grammatisches und natürliches Geschlecht... 11 2.2.2 S il vous plaît dessine- moi un mouton Bitten auf Französisch... 11 2.2.3 Savoir l aimer Doppeldeutigkeit durch Pronomenapostrophierung... 12 2.2.4 Savoir l aimer Verlust von Nuancen... 13 2.2.5 Satzbau... 13 2.3 Freie Übersetzung notwendig oder überflüssig?... 14 3. Résumé... 19 4. Literaturverzeichnis... 21
3 1. Einleitung Wenn man eine Definition von dem Phänomen des Übersetzens 1 sucht, findet sich diese zum Beispiel im Bedeutungswörterbuch: Übersetzen bedeutet, etwas schriftlich oder mündlich in einer anderen Sprache wiedergeben 2. Der Begriff Übersetzung ist so klar und eindeutig, wie ein Begriff es nur sein kann. Und dennoch gibt es unzählige Bücher, die das Problem der Übersetzung behandeln. Wo soll bei einer Sache, die so eindeutig scheint, noch das Problem liegen? Wenn man davon ausgeht, dass Übersetzung allein das Übertragen eines Textes von einer Sprache in eine andere sei, dann müsste folglich ein gutes Wörterbuch ausreichen, um jeden x- beliebigen Laien oder auch einen Computer zum genialen Übersetzer zu machen. Übersetzen ist aber weitaus mehr als nur ein wörtliches Übertragen in eine andere Sprache. Das erkennt schon jeder Schüler, der im Übersetzungsteil seiner Schulaufgabe trotz zweisprachigen Wörterbuchs gescheitert ist. So definiert Umberto Eco Übersetzen zunächst als dasselbe in einer anderen Sprache sagen 3, widmet sich jedoch im Verlauf eines gesamten Buches dem Beweis, dass genau dies nicht möglich ist. 4 Jede Sprache gibt den Menschen, die sie verwenden, Möglichkeiten, um Zustände, Abläufe, Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Dies tun die zahlreichen auf der Welt existierenden Sprachen allerdings nicht alle auf dieselbe Weise. Jede Sprache hat ihre eigenen spezifischen Möglichkeiten 5 und jede Sprache hat genauso ihre Grenzen 6. Eine Sprache ist nämlich keineswegs eine feststehende Kombination von Zeichen, sondern ein lebendiges Organ mit einem Eigenleben, mit Charakterzügen und Besonderheiten, mit spezifischen Stärken und auch Schwächen. 7 Diese kommen besonders stark zum Tragen, wenn eine Übersetzung von einer Sprache in eine andere gefordert ist. Eine Übersetzung ist demnach sowohl das Hinübertragen einer Bedeutung aus einer Sprache in eine andere 8 als auch der Versuch, eine Brücke zwischen zwei Sprachen wie zwischen zwei Ufern 9 zu bauen. Beim Bau dieser Brücke ergeben sich immer wieder Probleme, die es zu lösen gilt. Zugleich sieht sich der sensibilisierte Übersetzer auch immer in der Verantwortung, eine Übersetzung zu schaffen, die schön klingt und 1 Gemeint ist hier das zwischensprachliche Übersetzen, abzugrenzen von der Paraphrase und der Transmutation. Vgl. Gondek, 101. 2 Dudenredaktion (Hrsg.): Das Bedeutungswörterbuch. Dudenverlag. Mannheim 2002, 917. 3 Eco, Umberto: Quasi dasselbe mit anderen Worten. Über das Übersetzen. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 2009, 9. Im Folgenden zitiert als Eco. 4 Vgl. Titel: Quasi dasselbe mit anderen Worten. 5 So ist es z.b. im Deutschen im Gegensatz zum Französischen möglich, durch Wortkombinationen beliebig lange Substantive zu bilden. Vgl. Schneider, Wolf: Speak German! Warum Deutsch manchmal besser ist. Rowohlt Verlag. Hamburg 2008, 21f. Im Folgenden zitiert als Schneider. 6 Z.B. die Armut an Wörtern für Gefühlszustände im Chinesischen. 7 Vgl. Abel, Günter: Übersetzung als Interpretation. In: Günter Abel (Hrsg.): Das Problem der Übersetzung. Le problème de la traduction. Berlin 1999, 11f. Im Folgenden zitiert als Abel. 8 Also ein Über- setzen. Sandkühler, Hans Jörg: Es redet der Redende, aber nicht Farbe oder Ding. In: Günter Abel (Hrsg.): Das Problem der Übersetzung. Le problème de la traduction. Berlin 1999, 31. 9 Abel, 25.