Syngentas Pestizide ein «Giftproblem» und mehr. Pestizidproduktion der Vorgängerfirmen von Syngenta in der Region Basel und ihre Folgen bis heute Agro statt Business gegen die unheilige Allianz von Basel und Syngenta Internationale Konferenz von MultiWatch in Kooperation mit dem Seminar für Soziologie der Universität Basel Basel, 25. April 2015 1
Pestizide: Anwendung und Produktion!Wenn wir von Pestiziden reden, diskutieren wir meist den Sinn!oder den Unsinn der aktuellen Anwendung z.b. in der!lebensmittelproduktion, im Baumwolle- und Tabakanbau sowie!im Haushalt.! Bevor Pestizide aber versprüht werden können, müssen sie in!chemischen Fabriken hergestellt werden.! 2
Vebotene Pestizide kommen an den Produktionsstandorten noch immer vor Viele der seit dem Zweiten Weltkrieg hergestellten Pestizide!wurden schon längst wieder verboten.! Dort aber, wo sie einst hergestellt wurden, sind diese unterdessen verbotenen Pestizide meist noch immer vorhanden. So z.b.! im Boden der (ehemaligen) Fabriken,! in Deponien im Umfeld dieser Fabriken,! im Grundwasser! teils sogar im Trinkwasser! und in der Muttermilch.! 3
Noch existierende und verschwundene Chemiefabriken sowie Chemiemülldeponien in den drei Ländern der Region Basel D, F u. CH Fabriken 4
Firmen-Fusionen sowie -Ausgliederungen bei der Basler chemischen- und pharmazeutischen Industrie: Wie die Syngenta AG entstand Aus: Martin Forter: Falsches Spiel, Zürich, 2010 5
Beispiel einer Syngenta- Vorgängerfirma: Die J.R. Geigy AG und das Insektizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), das sie u.a. in Schweizerhalle (BL/CH) herstellt Fabriken 6
Die Chemiefabriken in «Schweizerhalle», ihre Chemiemülldeponien und das Trinkwasser (für 230 000 Menschen im Raume Basel) Chemiefabriken «Schweizerhalle» 7
DDT-Fabrik in «Schweizerhalle» (BL/CH), erbaut 1945, Foto: ca. 1950 Aus: Christian Simon: DDT Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung, Basel, 1999 8
DDT aus Basel für die Welt. Das DDT der Syngenta-Vorgängerin J.R. Geigy AG war das erste synthetische Insektenmittel (Insektizid), das weltweit in sehr grossen Mengen eingesetzt wurde. 9
Chemiefabriken in «Schweizerhalle», Chemiemülldeponien und Trinkwasser (für 230 000 Menschen im Raume Basel) z.b. DDT-! Fehl-! chargen DDT-Fabrik der J.R. Geigy AG in «Schweizerhalle» 10
Neocid Geigy (DDT) im Körpereinsatz,. Aus: Christian Simon: DDT Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung, Basel, 1999 11
DDT: Nobelpreis für Physiologie und Medizin 1948 General Fox (US-Streitkräfte) zur Typhus-Epidemie in Neapel 1944 und zu DDT: «... und ich wusste, dass es niemals in der Geschichte gelungen war, eine derartige Seuche einzudämmen, bevor sie unzählige Opfer gefordert hatte. Man konnte erwarten, dass gegen Ende Februar [1944] täglich 500 Personen ins Spital eingeliefert würden.» Fox gibt den Befehl, 1'300'000 Menschen mit Neocid [DDT] zu entlausen die Typhusepidemie war besiegt. Dafür erhält der DDT-Erfinder Paul Müller 1948 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Aus: Unsere Arbeit und wir Werkzeitung der J.R. Geigy AG, Basel, 1.1949 12
... Maikäferkriege mit DDT in den 1950er-Jahren... 13
... Gesarol Geigy (DDT) in den USA... Aus: Christian Simon: DDT Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung, Basel, 1999 14
... und DDT von Geigy in Südamerika Aus: Christian Simon: DDT Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung, Basel, 1999 15
DDT-Kritik Die Syngenta-Vorgängerin J.R. Geigy AG betonte bei der Vermarkung vor allem die Langlebigkeit von DDT: Es wirkt und wirkt und wirkt... Genau diese Langlebigkeit wird zum Bumerang für DDT DDT baut sich in der Umwelt nur sehr schlecht ab. DDT reichert sich wie alle hochchlorierten Pestizide via die Nahrungskette an. Auf diese Probleme macht Rachel Carson 1962 mit ihrem Buch «Silent Spring» erstmals aufmerksam. DDT taucht in der Muttermilch auf, weil die Mütter das DDT beim Stillen aus dem Fettgewebe freisetzen. 16
DDT und Malariabekämpfung Um 1970 verbieten deshalb die Industrieländer die Verwendung von DDT. In den Ländern des Südens aber wird DDT weiterhin eingesetzt, angeblich als unverzichtbares Mittel bei der Bekämpfung der Malaria-Mücke. 17
Chemiefabriken in «Schweizerhalle», Chemiemülldeponien und Trinkwasser (für 230 000 Menschen im Raume Basel) DDT-Fabrik der J.R. Geigy AG in «Schweizerhalle» 18
DDT auf dem Fabrikareal von Novartis und heute BASF in «Schweizerhalle» Novartis AG/Ciba SC-Fabriken in «Schweizerhalle» 2004! Aus: Geotechnisches Institut: Novartis/Ciba SC Werk Schweizerhalle, Ergebnisse der technischen Untersuchung, firmeninterner Bericht, Basel, 18.11.2004 19
DDT auf dem Fabrikareal von Novartis und heute BASF in «Schweizerhalle» 20
Chemiefabriken in «Schweizerhalle», Chemiemülldeponien und Trinkwasser (für 230 000 Menschen im Raume Basel) Im Trinkwasser wurde zumindest bis vor kurzem nicht nach DDT-Verbindungen und DDT-Abbauprodukten gesucht. z.b. DDT-! Fehl-! chargen DDT-Fabrik der J.R. Geigy AG in «Schweizerhalle» 21
Chemiemülldeponie Feldreben: DDT auf der Gruben-Parzelle, die der J.R. Geigy AG gehört hat P93/5! 4,4-DDT! 4,4-DDT" 4,4 DDE! p,p-ddd" Eluat! DDT Total! 5'064'650 ng/l" 677'270 ng/l" 200'916 ng/l" 44'215 ng/l" 5'987'051 ng/l" P112/8, P11210! 4,4-DDT" 28.900 4,4-DDE" 11.200 2,4-DDT" 3.100 Total DDT! 43.200 P95/2, P95/3 MP! 4,4-DDT" 42.500 2,4-DDT" 12.100 p,p-ddd" 2.810 DDT Total! 57.410 22
Syngenta will nur eine Billigsanerung durchführen. Das Problem Chemiemülldeponie Feldrebengrube und DDT der Geigy AG wird nicht gelöst. 23
40 Jahre nach dem DDT-Verbot in der Schweiz: DDT wird noch immer nachgewiesen DDT bzw. DDT-Verbindungen werden bei Basel noch immer regelmässig in Schwebestoffen im Rhein nachgewiesen Verbindungen. DDT bzw. DDT-Verbindungen tauchen noch immer in der Muttermilch auf, nicht nur in Basel bzw. Europa. Dies auch 40 Jahre nach dem Verbot. 24
Grundwasser bei der Feldrebengrube: Atrazin und 31 andere Pestizide: DDT ist nicht das einzige Pestizid, das von den Vorgängerfirmen der Syngeta AG in der Feldrebengrube landete. 31 Pestizide sind im Abfall bzw. im Grundwasser bei der Feldrebengrube nachgewiesen, darunter auch das Herbizid Atrazin, dessen Anwendung in Europa unterdessen verboten ist. Atrazin wird noch immer auch im Basler Trinkwasser und im Rhein bei Basel nachgewiesen, obwohl es seit rund 10 Jahren verboten ist. Das ist auch im restlichen Europa z.b. im Grundwasser meist so. 25
Übrigens: Nach DDT stellte die J.R.Geigy AG schon 1951 das Insektenmittel Diazinon in Schweizerhalle her. DDT war langlebig («es wirkt und wirkt und wirkt»). Das wurde für DDT zum Bumerang Diazinon aber ist sehr giftig (knock-down-effekt), baut aber im Gegensatz zu DDT in der Umwelt schnell ab. Ab und zu sind die Abbauprodukte dieser Phosphorsäureester gefährlicher als das Original-Insektizid 26
Alte Pestizide: Hier verboten, im Süden noch immer angewendet Weil Diazinon so giftig ist, ist es in Europa unterdessen auch verboten. In den Ländern des Südens aber werden alte Pestizide, die hier verboten sind, noch immer angewendet. Den heutigen Pestizidmarkt wird Ihnen Peter Clausing gleich vorstellen. Es ist auch heute noch so: Wo Pestizide hergestellt werden (heute oft in Indien und China) landen noch immer Abfälle aus ihrer Herstellung sowie Fehlchargen in Deponien. Via das Abwasser der Fabriken gelangen sie zudem vielfach ungereinigt in die Flüsse wie damals beim DDT, das in den Fabriken von Syngenta- Vorgängerfirma J.R. Geigy in den Fabriken in Schweizerhalle hergestellt wurde. 27
Danke für Ihre! Aufmerksamkeit 28