Validierungsabkommen zwischen Tunesien und der Europäischen Patentorganisation ZUSAMMENFASSUNG



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Transkript:

CA/92/12 Orig.: en, fr München, den 08.10.2012 BETRIFFT: VORGELEGT VON: EMPFÄNGER: Validierungsabkommen zwischen Tunesien und der Europäischen Patentorganisation Präsident des Europäischen Patentamts Verwaltungsrat (zur Beschlussfassung) ZUSAMMENFASSUNG Das vorliegende Dokument enthält den Entwurf eines Validierungsabkommens mit Tunesien. Der Verwaltungsrat wird ersucht, den Präsidenten des Amts zu ermächtigen, das Abkommen zu schließen CA/92/12 d

- I - INHALTSVERZEICHNIS Gegenstand Seite I. STRATEGISCH/OPERATIV 1 II. EMPFEHLUNG 1 III. ERFORDERLICHE MEHRHEIT 1 IV. KONTEXT 1 V. BEGRÜNDUNG 1 VI. ALTERNATIVEN 2 VII. FINANZIELLE AUSWIRKUNGEN 2 VIII. RECHTSGRUNDLAGE 2 IX. REFERENZDOKUMENTE 2 X. VERÖFFENTLICHUNG EMPFOHLEN 2 ANLAGE 1 VALIDIERUNGSABKOMMEN 3 CA/92/12 d

I. STRATEGISCH/OPERATIV 1. Strategisch II. EMPFEHLUNG 2. Der Verwaltungsrat wird ersucht, den Präsidenten des Amts zu ermächtigen, das Abkommen (s. Entwurf in der Anlage) für die Europäische Patentorganisation zu schließen. III. ERFORDERLICHE MEHRHEIT 3. Dreiviertelmehrheit IV. KONTEXT 4. Auf seiner 128. Tagung hat der Rat den Präsidenten des Amts ermächtigt, Verhandlungen mit Tunesien über ein Validierungsabkommen aufzunehmen (s. CA/57/11); der Abkommensentwurf sollte dem Rat zu einem späteren Zeitpunkt zur Genehmigung unterbreitet werden. V. BEGRÜNDUNG 5. Im August 2012 haben sich das EPA und Tunesien über den Wortlaut eines Validierungsabkommens einschließlich eines rechtlich unverbindlichen Anhangs geeinigt, der Modellvorschriften für die Umsetzung des Validierungssystems auf nationaler Ebene enthält. 6. Bezüglich der Übersetzungserfordernisse, die erfüllt sein müssen, damit europäische Patente Wirkung im Hoheitsgebiet von Tunesien entfalten, wurde Einigung darüber erzielt, dass sich der Patentinhaber unter anderem für Englisch oder Französisch entscheiden kann. Dies bedeutet, dass für die Mehrheit der vom EPA erteilten europäischen Patente de facto keine zusätzlichen Übersetzungen vorzulegen sind. 7. Nach der Unterzeichnung würde das Abkommen zu dem Zeitpunkt in Kraft treten, der durch Notenwechsel zwischen dem Präsidenten des EPA und dem Leiter des nationalen tunesischen Instituts für Normung und gewerblichen Rechtsschutz (INNORPI) festgelegt würde, nachdem Tunesien Rechtsvorschriften zur Umsetzung des Validierungssystems erlassen hat (Artikel 11 des Abkommensentwurfs). CA/92/12 d 1/12

VI. ALTERNATIVEN keine Genehmigung des in der Anlage enthaltenen Abkommens Genehmigung des Abkommens in geänderter Form Vertagung auf eine spätere Ratstagung VII. FINANZIELLE AUSWIRKUNGEN 8. Laut Artikel 6 des Abkommensentwurfs werden der Betrag der Validierungsgebühr und der vom EPA einzubehaltende Anteil dieser Gebühr einvernehmlich zwischen dem EPA und dem INNORPI vereinbart. Dabei können sich der Betrag und der entsprechende Anteil der ursprünglich festgelegten Gebühr in der Zukunft ändern und im Rahmen der regelmäßigen zweijährlichen Gebührenanpassung revidiert werden. 9. Die Möglichkeit einer Validierung europäischer Patente in Tunesien dürfte eine attraktive Option für die Anmelder sein. Daher wird erwartet, dass die Zahl der Validierungsanträge für Tunesien in derselben Größenordnung liegen wird wie die aktuelle Zahl der Erstreckungsanträge für Bosnien und Herzegowina, d. h. bei rund 3 500 pro Jahr. Nachdem das Validierungsabkommen nur für europäische Patentanmeldungen gelten wird, die nach seinem Inkrafttreten eingereicht werden, und die Validierungsgebühren (durchschnittlich) zwei Jahre nach der Einreichung entrichtet werden, könnte das EPA etwa zwei Jahre nach dem Inkrafttreten des Validierungsabkommens mit Tunesien mit zusätzlichen Einnahmen aus Validierungsgebühren rechnen. Da die verfahrenstechnische Seite im Validierungssystem genau so geregelt ist wie im derzeitigen Erstreckungssystem (siehe z. B. CA/74/08), steht nicht zu erwarten, dass für das Validierungssystem erhebliche Mehrkosten entstehen. VIII. RECHTSGRUNDLAGE 10. Artikel 33 (4) EPÜ in Verbindung mit Artikel 35 (2) EPÜ IX. REFERENZDOKUMENTE 11. CA/74/08, CA/57/11 X. VERÖFFENTLICHUNG EMPFOHLEN 12. Ja CA/92/12 d 2/12

ANLAGE 1 VALIDIERUNGSABKOMMEN ABKOMMEN ZWISCHEN DER REGIERUNG DER TUNESISCHEN REPUBLIK UND DER EUROPÄISCHEN PATENTORGANISATION ÜBER DIE VALIDIERUNG EUROPÄISCHER PATENTE (VALIDIERUNGSABKOMMEN) CA/92/12 d 3/12

DIE REGIERUNG DER TUNESISCHEN REPUBLIK, vertreten durch Herrn Mohamed Lamine CHAKHARI, Industrieminister, und DIE EUROPÄISCHE PATENTORGANISATION ("Organisation"), vertreten durch Herrn Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamts ("EPA"), GESTÜTZT auf das Übereinkommen über die Erteilung europäischer Patente vom 5. Oktober 1973 in der Fassung der Akte zur Revision des EPÜ vom 29. November 2000 ("Europäisches Patentübereinkommen"), insbesondere auf Artikel 33 Absatz 4, und auf das tunesische Gesetz 2000-84 vom 24. August 2000 über Erfindungspatente, IN ANBETRACHT DESSEN, dass Tunesien ein Schutzniveau zu bieten gedenkt, das dem der Mitgliedstaaten der Organisation vergleichbar ist, dass Tunesien die im Anhang zu diesem Abkommen enthaltenen Vorschriften zur Implementierung des Validierungssystems in sein nationales Recht aufnehmen wird, durch die europäische Patentanmeldungen und Patente auf Antrag in seinem Hoheitsgebiet validiert werden können ("Validierungssystem"), IN DER ERWÄGUNG dass Tunesien Vertragspartei des Vertrags über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (PCT) ist und das EPA als Internationale Recherchenbehörde und als mit der internationalen vorläufigen Prüfung beauftragte Behörde nach diesem Vertrag bestimmt hat, IN DER ERKENNTNIS dass die Standards des Übereinkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPs-Übereinkommen) voll angewendet werden müssen, IM HINBLICK auf das Ersuchen Tunesiens um Unterstützung durch das EPA bei der Einführung des Validierungssystems, CA/92/12 d 4/12

IN DER ÜBERZEUGUNG dass die Einführung eines Validierungssystems für die Organisation und Tunesien im beiderseitigen Interesse liegt und den Schutz des gewerblichen Eigentums in Tunesien stärken wird und dass das Validierungssystem zur Erreichung der im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik der EU gesetzten Ziele beitragen und die von der EU angestrebte schrittweise Integration der tunesischen Wirtschaft in den EU-Binnenmarkt fördern wird, SIND WIE FOLGT ÜBEREINGEKOMMEN: Artikel 1 Gegenstand des Abkommens Die Vertragsparteien arbeiten nach Maßgabe dieses Abkommens zusammen, um ein effizientes System für die Validierung europäischer Patente in Tunesien zu entwickeln. Artikel 2 Technische und rechtliche Unterstützung Tunesien erhält von der Organisation im Rahmen ihrer Möglichkeiten die für die Umsetzung des Validierungssystems erforderliche technische und rechtliche Unterstützung. Artikel 3 Rechtliche und administrative Zusammenarbeit (1) Die Vertragsparteien unterrichten sich regelmäßig über die Rechtsentwicklung auf dem Gebiet des Patentwesens in ihren Bereichen. (2) Die Organisation berät Tunesien auf Ersuchen des nationalen tunesischen Instituts für Normung und gewerblichen Rechtsschutz ("Institut") im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei Vorschlägen für den Erlass oder die Änderung von Rechtsvorschriften, die das Patentwesen Tunesiens betreffen. Artikel 4 Bearbeitung von Validierungsanträgen (1) Das EPA nimmt Anträge auf Validierung europäischer Patente in Tunesien entgegen, bearbeitet und veröffentlicht sie und übermittelt dem Institut alle erforderlichen Angaben über die Verfahren zu den betreffenden europäischen Patentanmeldungen und Patenten. (2) Im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt das EPA das Institut auf dessen Ersuchen durch weitere zweckdienliche Informationen. CA/92/12 d 5/12

Artikel 5 Informationen zu validierten europäischen Patenten Das Institut unterrichtet das EPA über den Rechtsstand eines validierten europäischen Patents, insbesondere über seine Nichtigkeit, sein Erlöschen, seine Beschränkung, den Verzicht auf das Patent oder seinen Widerruf. Artikel 6 Finanzielle Angelegenheiten (1) Für jeden Validierungsantrag ist an das EPA eine Validierungsgebühr zu zahlen. Der Präsident des EPA setzt nach entsprechender Vereinbarung zwischen dem EPA und dem Institut den Betrag der Validierungsgebühr und den vom EPA einzubehaltenden Anteil dieser Gebühr fest. Die dem Institut zustehenden Einnahmen aus den Gebühren werden ihm vierteljährlich entsprechend dem zwischen dem EPA und dem Institut einvernehmlich vereinbarten Verfahren übermittelt. (2) Der Betrag der Validierungsgebühr und der vom EPA einzubehaltende Anteil können vom Präsidenten des EPA und vom Generaldirektor des Instituts einvernehmlich geändert werden. Artikel 7 Gemischter Ausschuss (1) Zur Erörterung aller sich aus diesem Abkommen und seiner Durchführung ergebenden Fragen wird ein gemischter Ausschuss gebildet. Der Ausschuss besteht aus Vertretern des EPA und des Instituts. Vertreter anderer staatlicher Organe Tunesiens, die mit der Durchführung des Abkommens befasst oder von ihr unmittelbar betroffen sind, können hinzugezogen werden. Dieser Ausschuss tritt regelmäßig in den Räumlichkeiten des Instituts oder des EPA zusammen. (2) Der Ausschuss tritt auf Veranlassung des Generaldirektors des Instituts oder des Präsidenten des EPA zusammen. Tagesordnung, Ort und Termin jeder Sitzung werden von beiden Ämtern einvernehmlich festgelegt. Artikel 8 Durchführung des Abkommens (1) Die den Vertragsparteien aus diesem Abkommen erwachsenden Aufgaben werden vom EPA und vom Institut wahrgenommen. Das EPA kann einzelne Aufgaben nach Artikel 2 den Patentämtern der Vertragsstaaten des EPÜ übertragen, sofern diese zu deren Übernahme bereit sind. (2) Die Einzelheiten der Durchführung dieses Abkommens werden vom Generaldirektor des Instituts und vom Präsidenten des EPA einvernehmlich festgelegt. CA/92/12 d 6/12

Artikel 9 Änderung des Abkommens Auf Antrag der Organisation oder Tunesiens nehmen die Vertragsparteien Verhandlungen über eine Änderung dieses Abkommens auf; ausgenommen sind dabei die Vorschriften des Artikels 6. Artikel 10 Geltungsdauer des Abkommens (1) Dieses Abkommen wird für einen Zeitraum von fünf Jahren geschlossen und verlängert sich um jeweils fünf Jahre, es sei denn, eine Vertragspartei widerspricht dem schriftlich spätestens sechs Monate vor Ablauf des 5-Jahreszeitraums. (2) Unbeschadet des Absatzes 1 kann dieses Abkommen von jeder der Vertragsparteien jederzeit schriftlich gekündigt werden; die Kündigung wird ein Jahr nach Eingang der Kündigungsanzeige bei der anderen Partei wirksam, sofern darin nicht ein längerer Zeitraum genannt ist oder die Vertragsparteien sich nicht auf einen kürzeren Zeitraum einigen. (3) Endet dieses Abkommen, so sind die Artikel 4 bis 6 auf europäische Patentanmeldungen, für die vor seiner Beendigung ein Validierungsantrag gestellt worden ist, und die darauf erteilten europäischen Patente weiterhin anzuwenden. Artikel 11 Inkrafttreten Der Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Abkommens wird durch Notenwechsel zwischen dem Präsidenten des EPA und dem Generaldirektor des Instituts festgelegt, nachdem Tunesien Vorschriften erlassen hat, die den im Anhang zu diesem Abkommen aufgeführten entsprechen. Geschehen zu... am... in zwei Urschriften in arabischer, deutscher, englischer und französischer Sprache, wobei jede Fassung gleichermaßen verbindlich ist. Für die Regierung der Tunesischen Republik Für die Europäische Patentorganisation Mohamed Lamine CHAKHARI Industrieminister Benoît BATTISTELLI Präsident des Europäischen Patentamts CA/92/12 d 7/12

Anhang Modellvorschriften betreffend die Validierung europäischer Patente auf Antrag in Tunesien Artikel 1 Validierung europäischer Patente (1) Eine europäische Patentanmeldung und ein europäisches Patent, die in Tunesien validiert worden sind, haben vorbehaltlich der nachstehenden Vorschriften dieselbe Wirkung und unterliegen denselben Bedingungen wie eine nationale Patentanmeldung und ein nationales Patent nach dem tunesischen Patentgesetz. (2) Für die Zwecke dieser Vorschriften bedeutet a) "europäische Patentanmeldung" eine nach dem Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) eingereichte europäische Patentanmeldung sowie eine nach dem Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (PCT) eingereichte internationale Anmeldung, für die das Europäische Patentamt (EPA) als Bestimmungsamt oder ausgewähltes Amt tätig wird und in der Tunesien bestimmt ist; b) "validiertes europäisches Patent" ein europäisches Patent, das vom EPA auf eine europäische Patentanmeldung erteilt worden ist, für die die Validierung in Tunesien beantragt wurde; c) "nationale Patentanmeldung" eine nach dem Patentgesetz beim nationalen Institut für Normung und gewerblichen Rechtsschutz ("Institut") eingereichte Patentanmeldung; d) "nationales Patent" ein auf eine nationale Patentanmeldung erteiltes Patent. Artikel 2 Validierungsantrag (1) Eine europäische Patentanmeldung und ein auf diese Anmeldung erteiltes europäisches Patent werden auf Antrag des Anmelders in Tunesien validiert. Der Validierungsantrag gilt für jede europäische Patentanmeldung als gestellt, die an oder nach dem Tag eingereicht wird, an dem das Validierungsabkommen zwischen der Regierung der tunesischen Republik und der Europäischen Patentorganisation in Kraft tritt. CA/92/12 d 8/12

(2) Das Institut veröffentlicht den Validierungsantrag so bald wie möglich, nachdem es vom EPA über die Zahlung der vorgeschriebenen Validierungsgebühr unterrichtet worden ist, jedoch nicht vor Ablauf von 18 Monaten nach dem Anmeldetag oder, wenn eine Priorität in Anspruch genommen worden ist, nach dem frühesten Prioritätstag. (3) Der Validierungsantrag kann jederzeit vor der Patenterteilung zurückgenommen werden. Er gilt als zurückgenommen, wenn die vorgeschriebene Validierungsgebühr nicht innerhalb der Frist nach Artikel 3 entrichtet oder wenn die europäische Patentanmeldung rechtskräftig zurückgewiesen oder zurückgenommen worden ist oder als zurückgenommen gilt. Das Institut macht dies unverzüglich bekannt, falls es nach Absatz 2 den Validierungsantrag bereits veröffentlicht hat. Artikel 3 Validierungsgebühr (1) Die Validierungsgebühr nach Artikel 2 Absatz 2 ist innerhalb von sechs Monaten nach dem Tag, an dem im Europäischen Patentblatt auf die Veröffentlichung des europäischen Recherchenberichts hingewiesen worden ist, oder gegebenenfalls innerhalb der Frist an das EPA zu entrichten, in der die für den Eintritt einer internationalen Anmeldung im Sinne von Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe a in die europäische Phase erforderlichen Handlungen vorzunehmen sind. (2) Die Validierungsgebühr kann noch innerhalb einer Nachfrist von zwei Monaten nach Ablauf der in Absatz 1 genannten maßgeblichen Frist wirksam entrichtet werden, sofern innerhalb dieser Nachfrist eine Zuschlagsgebühr von 50 % entrichtet wird. (3) Für die Zahlung der Validierungsgebühren gilt die Gebührenordnung des EPA entsprechend. Wirksam entrichtete Validierungsgebühren werden nicht zurückerstattet. Artikel 4 Wirkungen einer europäischen Patentanmeldung (1) Eine europäische Patentanmeldung, deren Anmeldetag feststeht, hat unabhängig von ihrem späteren Schicksal die Wirkung einer vorschriftsmäßigen nationalen Patentanmeldung, gegebenenfalls mit der für die europäische Patentanmeldung in Anspruch genommenen Priorität. (2) Eine veröffentlichte europäische Patentanmeldung gewährt von dem Tag an denselben einstweiligen Schutz wie eine veröffentlichte nationale Patentanmeldung, an dem eine Übersetzung der Ansprüche der veröffentlichten europäischen Patentanmeldung in arabischer, englischer oder französischer Sprache vom Institut der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. CA/92/12 d 9/12

(3) Die in Absatz 2 genannten Wirkungen einer europäischen Patentanmeldung gelten als von Anfang an nicht eingetreten, wenn der Validierungsantrag zurückgenommen worden ist oder als zurückgenommen gilt. Artikel 5 Wirkungen eines europäischen Patents (1) Vorbehaltlich der Absätze 2 bis 7 gewährt ein validiertes europäisches Patent von dem Tag der Bekanntmachung des Hinweises auf seine Erteilung durch das EPA an dieselben Rechte, die ein nationales Patent nach dem Patentgesetz gewähren würde. (2) Innerhalb von drei Monaten nach Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents hat der Patentinhaber beim Institut das europäische Patent in der erteilten Fassung oder eine Übersetzung in arabischer, englischer oder französischer Sprache einzureichen und die vorgeschriebene Gebühr für die Eintragung eines validierten europäischen Patents zu entrichten, die per Erlass festgesetzt wird. (3) Wird das europäische Patent infolge eines beim EPA eingelegten Einspruchs oder Antrags auf Beschränkung in geänderter Fassung aufrechterhalten, so hat der Patentinhaber innerhalb von drei Monaten nach Veröffentlichung der Entscheidung über die Aufrechterhaltung des europäischen Patents in geändertem Umfang oder über dessen Beschränkung beim Institut das Patent in der geänderten oder beschränkten Fassung oder eine Übersetzung in arabischer, englischer oder französischer Sprache einzureichen und die vorgeschriebene Eintragungsgebühr zu entrichten. (4) Enthält der Wortlaut der Ansprüche Bezugszeichen, die in den Zeichnungen verwendet werden, so sind die Zeichnungen der Übersetzung nach Absatz 2 oder 3 anzufügen. (5) Das Institut veröffentlicht die nach Absatz 2 oder 3 ordnungsgemäß eingereichten Patente bzw. Übersetzungen so bald wie möglich. (6) Wird ein Patent bzw. eine Übersetzung nach Absatz 2 oder 3 nicht rechtzeitig eingereicht oder die Eintragungsgebühr nicht rechtzeitig entrichtet, so gelten die Wirkungen des validierten europäischen Patents als von Anfang an nicht eingetreten. Das Patent bzw. die Übersetzung kann noch innerhalb einer Nachfrist von drei Monaten nach Ablauf der in Absatz 2 und 3 genannten maßgeblichen Fristen wirksam eingereicht werden, sofern innerhalb dieser Nachfrist eine Zuschlagsgebühr in Höhe von 100 % der Eintragungsgebühr entrichtet wird. (7) Die in Absatz 1 und Artikel 4 Absatz 2 genannten Wirkungen eines validierten europäischen Patents und der ihm zugrunde liegenden europäischen Patentanmeldung gelten in dem Umfang, in dem das Patent im Einspruchsverfahren oder Widerrufsverfahren vor dem EPA widerrufen oder im Beschränkungsverfahren vor dem EPA beschränkt worden ist, als von Anfang an nicht eingetreten. CA/92/12 d 10/12

Artikel 6 Verbindliche Fassung einer europäischen Patentanmeldung oder eines europäischen Patents (1) Der Wortlaut einer europäischen Patentanmeldung oder eines europäischen Patents in der Sprache des Verfahrens vor dem EPA stellt in Verfahren vor den tunesischen Gerichten die verbindliche Fassung dar. (2) Die Übersetzung nach den Artikeln 4 und 5 gilt jedoch - außer im Nichtigkeitsverfahren - als maßgebend, wenn der Schutzbereich der Anmeldung oder des Patents in der Sprache der Übersetzung enger ist als der Schutzbereich in der Verfahrenssprache. (3) Der Anmelder eines europäischen Patents oder der Inhaber eines validierten europäischen Patents kann jederzeit unter Zahlung der vorgeschriebenen Eintragungsgebühr eine berichtigte Übersetzung beim Institut einreichen. Die berichtigte Übersetzung der Ansprüche einer veröffentlichten europäischen Patentanmeldung und die berichtigte Übersetzung des Patents in der erteilten Fassung haben erst dann rechtliche Wirkung, wenn sie vom Institut der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. (4) Wer in gutem Glauben eine Erfindung in Benutzung genommen oder wirkliche und ernsthafte Veranstaltungen zur Benutzung einer Erfindung getroffen hat, deren Benutzung keine Verletzung der Anmeldung oder des Patents in der Fassung der ursprünglichen Übersetzung darstellen würde, kann nach Eintritt der rechtlichen Wirkung der berichtigten Übersetzung die Benutzung in seinem Betrieb oder für die Bedürfnisse seines Betriebs unentgeltlich fortsetzen. Artikel 7 Ältere Rechte (1) Eine europäische Patentanmeldung, für die die Validierungsgebühr entrichtet worden ist, und ein validiertes europäisches Patent haben gegenüber einer nationalen Patentanmeldung und einem nationalen Patent die gleiche Wirkung als älteres Recht wie eine nationale Patentanmeldung und ein nationales Patent. (2) Eine nationale Patentanmeldung und ein nationales Patent haben gegenüber einem validierten europäischen Patent die gleiche Wirkung als älteres Recht wie gegenüber einem nationalen Patent. CA/92/12 d 11/12

Artikel 8 Doppelschutz Sind ein und derselben Person oder ihrem Rechtsnachfolger ein validiertes europäisches Patent und ein nationales Patent mit gleichem Anmeldetag oder, wenn eine Priorität in Anspruch genommen worden ist, mit gleichem Prioritätstag erteilt worden, so hat das nationale Patent in dem Umfang, in dem es dieselbe Erfindung wie das validierte europäische Patent schützt, von dem Zeitpunkt an keine Wirkung mehr, zu dem die Frist für die Einlegung eines Einspruchs gegen das europäische Patent abgelaufen ist, ohne dass Einspruch eingelegt worden ist, oder zu dem eine rechtskräftige Entscheidung über die Aufrechterhaltung des europäischen Patents ergangen ist. Artikel 9 Jahresgebühren für validierte europäische Patente (1) Für ein validiertes europäisches Patent sind für die Jahre, die auf das Jahr folgen, in dem der Hinweis auf die Erteilung des europäischen Patents bekannt gemacht worden ist, Jahresgebühren an das Institut zu entrichten. (2) Werden Jahresgebühren für das validierte europäische Patent innerhalb von zwei Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents im Europäischen Patentblatt fällig, so gelten diese Jahresgebühren als wirksam entrichtet, wenn sie innerhalb der genannten Frist an das Institut gezahlt werden. Eine nach dem tunesischen Patentgesetz vorgesehene Zuschlagsgebühr wird nicht erhoben. Artikel 10 Anwendbarkeit des EPÜ Soweit sich aus diesen Vorschriften nichts anderes ergibt, kommen das EPÜ und seine Ausführungsordnung nicht zur Anwendung. CA/92/12 d 12/12