Netzausbau für Erneuerbare Energien Was ist zu erwarten? Liv Becker, Deutsche Umwelthilfe e.v. Vilm, 20. Juni 2012 Gefördert durch:
gegründet 1975 Deutsche Umwelthilfe e.v. Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Themenschwerpunkte: Naturschutz, Recycling, Verkehr, Erneuerbare Energien und nachhaltige Wirtschaft 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Standorte: Radolfzell, Berlin und Hannover 2
Forum Netzintegration Erneuerbare Energien Ist ein ungewöhnliches Bündnis aus Netzbetreibern, Umweltorganisationen, Verbänden, Wissenschaftlern und Bürgerinitiativen Ziel: Ein sicheres Stromnetz für ein zukünftiges Stromsystem mit (fast) 100% Erneuerbaren Energien Erarbeitet Handlungsempfehlungen für die Politik Führt Fachveranstaltungen & Kongresse durch Organisiert einen Dialog vor Ort Moderiert von der Deutschen Umwelthilfe 3
Plan N Handlungsempfehlungen an die Politik Zeigt Wege, die Transformation der Stromnetze in Deutschland gesellschaftlich akzeptiert und naturschutzfachlich verträglich voranzutreiben Unterzeichnet und veröffentlicht im Dezember 2010 von insgesamt 77 Interessenvertretern (mit einem Brief von 3 ÜNBs) Bilanz der Handlungsempfehlungen veröffentlicht Mai 2012 Inhalte: Systemoptimierung Optimierung des Netzausbaus Planungsverfahren Regionale Akzeptanz Naturschutz 4
Energiewende in Deutschland Internationales Ziel: Temperaturanstieg auf max. +2 C begrenzen Nationale Ziele bis 2050: Reduktion der Treibhausgase: 80 bis 95% Anteil Erneuerbare an der Stromproduktion 35 % bis 2020 (2011: 20 %, 2000: 6 %) 50 % bis 2030 80 % bis 2050 Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022 R_K_by_Thorben Wengert / pixelio 5
Zunehmende Netzengpässe Im Übertragungsnetz von Nord nach Süd In den Verteilungsnetzen z.b. in Bayern 6
Exkurs I: Strom-Übertragungsnetz Vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) für das Höchstspannungsnetz Quelle: Übertragungsnetzbetreiber 7
Exkurs II: Technik Übertragungstechnik für Strom: Wechselstrom / Drehstrom (AC) für vermaschte Netze einfach und günstig transformierbar Übertragungsverluste Gleichstrom (DC / HGÜ) Fern-Übertragung ab mehreren hundert Kilometern Verlustarm auf langen Strecken Verlegetechnik: Freileitung Erdkabel Seekabel derater / pixelio 8
Exkurs III: Erdkabel Freileitung Nieder- und Mittelspannung (bis 60 kv) in Deutschland meist als Erdkabel verlegt Kosten von Freileitungen und Erdkabeln sind vergleichbar Hochspannung (110 kv): meist als Freileitung errichtet, in Städten als Erdkabel Erdkabel ca. doppelt so teuer wie Freileitungen neue Gesetzliche Regelung zur Erdverkabelung seit 2011, aber Umsetzung noch offen Höchstspannung (220/380 kv): in der Regel Freileitung Erdkabel-Einsatz auf Teilstrecken technisch machbar, aber wenig erprobt hohe Mehrkosten gesetzlich vorgesehen nur auf wenigen Pilotstrecken Moreinput / pixelio 9
Netzausbau 380 kv Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) von 2009 benennt 24 Leitung von vordringlichem Bedarf davon: 4 Pilotprojekte für 380-kV-Erdverkabelung Bis jetzt sind 214 km (12 %) der 1.834 km EnLAG-Leitungen realisiert. Quelle: Bundesnetzagentur, Stand Mai 2012 10
Neue Planungsverfahren Netzplanung nach dem Energiepaket von 2011: Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) Nationaler Netzentwicklungsplan (NEP) Nationaler Bedarfsplan J. Sabel / pixelio Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) Zentralisierte Planung von Stromautobahnen durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) Transparente Verfahren und frühere Bürgerbeteiligung 11
Planung von Stromautobahnen Neuerung nach Novelle des EnWG Öffentliche Beteiligung Szenarien-Entwicklung durch ÜNB, genehmigt von der BNetzA Nationaler Netzentwicklungsplan (NEP) Nationaler Bedarfsplan verabschiedet vom Bundestag 1. Version 30. Mai 2012 danach jährliche Aktualisierung 12
NEP Startnetz Das heutige Netz EnLAG Maßnahmen Maßnahmen in Umsetzung Maßnahmen mit sehr fortgeschrittenem Planungsstand Quelle: Netzentwicklungsplan Strom 2012, Entwurf der ÜNB 13
NEP Leitszenario B 2022 Erfüllt alle Ziele für 2022 Maßnahmen werden durch Ausblick auf 2032 bestätigt Ist das Ergebnis des NEP, wird zur Konsultation gestellt Quelle: Netzentwicklungsplan Strom 2012, Entwurf der ÜNB 14
Netzentwicklungsplan (NEP) km Startnetz B 2022 Neubau AC 1000 1700 HGÜ 0 2100 Bau in Trasse 1000 2800 Zu/Umbeseilung 400 1300 Gesamt 2400 7900 Invest Mrd. 7 20 Quelle: DUH; Daten aus dem Netzentwicklungsplan Strom 2012, Entwurf der ÜNB 1. Entwurf 2012 2022 Konsultation bis 10.Juli unter www.netzentwicklungsplan.de Energiewirtschaftlicher Bedarf der Leitungen steht am Ende fest 15
Beispiel: Uckermarkleitung I 380-kV-Doppelsystemfreileitung ca. 115 km lange Trasse vom Umspannwerk Bertikow (Prenzlau) bis zum Umspannwerk Neuenhagen (Berlin) Landkreise: Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland derzeit Planfeststellungsverfahren Quelle: Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) im VDE 16
Uckermarkleitung II Quelle: 50Hertz; Infomappe Uckermarkleitung, Stand März 2012 17
Uckermarkleitung III Quelle: 50Hertz; Infomappe Uckermarkleitung, Stand März 2012 18
Uckermarkleitung IV Konflikte um diese Leitung: Querung des Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin teilweise Verlegung der Trasse im Planfeststellungsverfahren Ausgleich: Abbau einer bestehenden 220-kV-Leitung Anwohner-Sorgen vor elektromagnetischen (EM) Feldern teilweise Anpassung der Streckenführung aber Bürger-Proteste halten an Quelle: http://www.nationale-naturlandschaften.de/biosphaerenreservat-schorfheide-chorin/27 19
Gründe für Widerstand gegen Stromleitungen Gründe für Anwohnerproteste: Sorge vor Auswirkungen von EM-Feldern Veränderungen des Landschaftsbildes Wertminderung von Grundstücken und Häusern Intransparenz der Planungsverfahren und zu späte Information Gründe für Proteste des Naturschutzes: Querung und Zerschneidung sensibler Gebiete / Schutzgebiete Gefährdungspotential von Freileitungen besonders für Vögel 20
Fazit Wir sind auf dem Weg: die Energiewende hat begonnen! Aber: neue Energien brauchen neue Leitungen Alle Beteiligten müssen neue Wege gehen und zu Kompromissen bereit sein 21
Fazit Wir sind auf dem Weg: die Energiewende hat begonnen! Aber: neue Energien brauchen neue Leitungen Alle Beteiligten müssen neue Wege gehen und zu Kompromissen bereit sein Vom Planungs-Dreieck zum Tetraeder Versorgungssicherheit Kosten Umweltschutz 22
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Deutsche Umwelthilfe e.v. Liv Becker Hackescher Markt 4 10178 Berlin Email: becker@duh.de Tel.: 030 2400867-98 www.duh.de 23