Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg zum Herbst 2011
Mit der Auswertung der Konjunkturumfrage zum Herbst 2011 präsentiert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg die Ergebnisse ihrer Befragung von rund 1.300 Mitgliedsunternehmen aus der Region. Die Unternehmen werden nach ihren Einschätzungen zur derzeitigen und zukünftigen Geschäftslage, den Exporterwartungen sowie Investitions- und Beschäftigungsplänen befragt. Die Umfrage findet dreimal jährlich statt: zu Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst. Ein Drittel der Betriebe wird per Post angeschrieben, zwei Drittel per E-Mail. Die Rücklaufquote liegt bei 16 Prozent. Die Größe des Stichprobenumfangs gewährleistet ein hohes Maß an Repräsentativität für die Region Bonn/Rhein-Sieg. Die Antworten von Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten werden doppelt gewichtet, Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten dreifach. Die Gewichtung gewährleistet, dass die unterschiedliche wirtschaftliche Bedeutung der Unternehmen einbezogen wird. Für eine Ausweisung von Zahlenergebnissen zu Wirtschaftszweigen müssen mindestens 30 Antworten vorliegen. Bei einer geringeren Antwortzahl kann allenfalls eine qualitative Trendaussage, nicht aber eine Zahlennennung erfolgen. Die Umfrage fand im September 2011 statt. 205 Mitgliedsunternehmen haben geantwortet. Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg; Bereich Standortpolitik - Bonn 2011 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Herausgeber Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Bonner Talweg 17 53113 Bonn Tel. +49 (0)2 28/22 84-140 Fax +49 (0)2 28/22 84-124 Internet: www.ihk-bonn.de Redaktion Carina Nillies Stand September 2011 2
Inhalt Konjunkturklimaindex Konjunktureller Boom lässt nach 4 Die einzelnen Branchen im Überblick Leichte Eintrübung in allen Branchen 6 Industrie Lagebeurteilung auffällig positiv 7 Dienstleister Lage und Erwartungen auf solidem Niveau 8 Einzelhandel Zukünftige Lage wird positiv eingeschätzt 9 Großhandel Deutliche Eintrübung der Zukunftsaussichten 10 Gastgewerbe Lageeinschätzung stabilisiert sich 11 3
Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg zum Herbst 2011 Boom lässt nach Wirtschaftlicher Aufschwung erleidet einen leichten Dämpfer Die Stimmung der Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg hat sich zum Herbst leicht eingetrübt. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sich aus den Beurteilungen der Unternehmen bezüglich ihrer gegenwärtigen Geschäftslage und ihren Erwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung zusammensetzt, liegt zum Herbst 2011 mit 121,8 Punkte zwar unter dem Rekordniveau der vorherigen Umfrage (Frühsommer 131,3 Punkte), die Lage ist aber immer noch als sehr gut zu bewerten. Nachdem der Klimaindex seit der Konjunkturkrise im Sommer 2009 sechs mal angestiegen ist, findet nun eine Korrektur statt. Der Klimaindex büßt zur Vorumfrage 9,5 Punkte ein. Dennoch ist der Index mit 121,8 Punkte weit über der 100er Grenze, was besagt, dass mehr Unternehmen ihre Lage und Erwartungen positiv als negativ einschätzen. Die Unsicherheiten auf den internationalen Märkten, die Schuldenkrise in Europa und den USA und die Talfahrt an den Börsen ist nicht spurlos an der heimischen Wirtschaft vorüber gegangen. Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten machen sich auch in der Realwirtschaft bemerkbar: Die Betriebe sehen ihre Zukunftsaussichten jetzt nicht mehr so optimistisch wie in der vorherigen Befragung. 140,0 130,0 120,0 110,0 100,0 122,4 IHK- Konjunkturklimaindikator für Bonn/Rhein-Sieg 131,3 123,8 118,3 112,8 121,8 107,0 108,4 96,3 95,8 97,2 105,0 90,0 80,0 70,0 60,0 73,9 73,9 II/07 III/07 I/08 II/08 III/08 I/09 II/09 III/09 I/10 II/10 III/10 I/11 II/11 III/11 4
Derzeitige Geschäftslage in allen Branchen Zukünftige Geschäftslage in allen Branchen Lagebeurteilung fällt noch mehrheitlich positiv aus Die Lagebewertung wird im Herbst 2011 von annähernd der Hälfte der befragten Betriebe (49 Prozent) optimistisch eingeschätzt. Nur 10 Prozent beklagen eine schlechte Wirtschaftslage. Zur Vorumfrage konnte sich der Saldo von 35,3 Punkte auf 38,4 Punkte noch einmal verbessern. Die Zukunftserwartungen sind leicht eingetrübt: 26 Prozent der Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft. In der Vorumfrage waren es noch 36,8 Prozent. 19 Prozent beurteilen die kommenden Monate eher ungünstiger. Der Saldo ist von 27,5 Punkte auf 7,2 Punkte gerutscht. Die Investitionsneigung ist nach wie vor auf einem hohen Niveau. 21,2 Prozent der befragten Unternehmen werden zukünftig vermehrt investieren, dagegen werden nur 13,9 Prozent ihre Investitionsvolumina herunterfahren. Mehr Personal werden 18,8 Prozent einstellen. Einen Stellenabbau verzeichnen 10,7 Prozent, so dass per Saldo immer noch mehr Betriebe zusätzliche Mitarbeiter einstellen werden. 70,5 Prozent halten ihre Belegschaft unverändert. Die Beurteilungen der Lage und Erwartungen der Unternehmen zeigen, dass die wirtschaftliche Expansion nach wie vor intakt ist. Sie hat lediglich etwas an Schwung verloren. Die Schuldenkrise in Griechenland, Portugal und Italien hat die Euphorie gedämpft. Verschuldete Staaten sind ein unkalkulierbares Risiko für die Wirtschaft. Die Unternehmen können sich den weltweiten Turbulenzen nicht entziehen. Nach der Talfahrt an den Börsen und dem Risiko der verschuldeten Staaten blieb eine leichte Eintrübung der Stimmung nicht aus. Dennoch ist nicht mit einer Rezession zu rechnen. Stabilisierend wirkt sich auch weiterhin die nach wie vor gute Situation auf dem Arbeitsmarkt aus. Impulse gehen auch von den aufstrebenden Staaten, wie z.b. Indien und China, die im wirtschaftlichen Aufholprozess sind, aus. 5
160 IHK-Konjunkturklimaindikator nach Branchen 140 120 100 80 60 40 Industrie Dienstleistung Handel Hotellerie und Gastronomie III/06 I/07 II/07 III/07 I/08 II/08 III/08 I/09 II/09 III/09 I/2010 II/2010 III/2010 I/2011 II/2011 III/2011 Leichte Eintrübung in allen Branchen Alle Branchen verzeichnen in der Herbstumfrage einen leichten Dämpfer in ihrer Stimmung. Der Klimaindex in der Industrie schlägt dabei am weitesten aus: er sinkt von 139,9 Punkte in der Umfrage zum Frühsommer auf 121,6 Punkte im Herbst. Hohe Rohstoffpreise wirken sich im Vergleich zu den anderen Branchen auf die energieintensive Industrie deutlich negativer aus. Die Dienstleister büßen ausgehend von einem hohen Klimaindex von 136 Punkte einen Rückgang von 10,4 Punkten ein und verzeichnen aktuell einen Indexwert von 125,6 Punkte. Der Index im Handel fällt ausgehend von 128,5 Punkte auf 122,8 Punkte und ist somit immer noch auf einem soliden Niveau. Das Gastgewerbe ist das Schlusslicht. Aktuell erreicht diese Branche einen Klimaindex von 113,8 Punkte. In der Vorumfrage waren es noch 120,4 Punkte. Dennoch liegt auch dieser Wert über der 100er-Schwelle. Somit übersteigt die Zahl der optimistischen Einschätzungen die negativen in allen Branchen. Zusammenfassend ist die Konjunktur auch weiterhin auf einem soliden Niveau. Die wirtschaftliche Entwicklung setzt sich fort, jedoch läuft der Konjunkturmotor mit niedrigerer Drehzahl. 6
Derzeitige Geschäftslage Industrie Zukünftige Geschäftslage Industrie Industrie Lagebeurteilung auffällig positiv Noch ist die Lagebeurteilung im verarbeitenden Gewerbe deutlich positiv: 60 Prozent der befragten Unernehmen berichten aktuell von gut laufenden Geschäften. Dieser Trend setzt sich in der Zukunft aber nicht fort. Nur noch 17 Prozent der Industriebetriebe erwarten auch für die kommenden Monate günstige Entwicklungen. Die Mehrheit der Betriebe sieht die zukünftige Lage gleich bleibend (62 Prozent). 21 Prozent sehen die zukünftige Lage pessimistisch: der Erwartungssaldo fällt von 34,4 Punkte auf 4,3 Punkte. Ausschlaggebend sind sowohl sinkende Auftragseingänge aus dem Inland (der Saldo ist von 35,6 Punkte auf 20 Punkte gesunken) als auch aus dem Ausland. Nur noch ein 37,7 Prozent der befragten Unternehmen berichten von steigenden Auslandsaufträgen, in der Vorumfrage waren es noch 52,1. Gleichsam ist auch die Investionsneigung eingetrübt: 29 Prozent der Industrieunternehmen werden mehr investieren, im Frühsommer waren es 34,4 Prozent. Der Investitionssaldo gibt nach und fällt von 20 Punkte auf 14,5 Punkte. Erfreulich ist, dass trotz der Eintrübung der Zukunftserwartungen die Einstellungsabsichten weiterhin hoch sind: Ein Fünftel der Unternehmen (20 Prozent) werden in den nächsten Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen, dagegen werden nur 11,4 Prozent eher Personal abbauen. Dies kann jedoch auch bedeuten, dass die Industrie, welche insbesondere auf Fachkräfte angewiesen ist, bereits heute Schwierigkeiten hat, an geeignetes Personal zu kommen und frühzeitig Engpässen vorbeugt. Die Unternehmen können es sich nicht leisten, dass Aufträge aufgrund von zu wenig Personal nicht bearbeitet werden. Dies wird letztlich auch im Wirtschaftswachstum und auf dem Arbeitsmarkt sichtbar. 7
Derzeitige Geschäftslage Dienstleistungen Zukünftige Geschäftslage Dienstleistungen Dienstleistung Lage und Erwartungen auf solidem Niveau Die Dienstleister beurteilen sowohl ihre Lage als auch ihre zukünftigen Erwartungen zu einem Großteil als positiv. Aktuell sind 46 Prozent mit ihren Geschäften zufrieden. Dem gegenüber stehen lediglich 23 Prozent mit eher schlecht laufenden Geschäften. Annähernd die Hälfte (49 Prozent) sieht auch in den nächsten Monaten eine gut laufende Wirtschaft auf sich zukommen. Zusammen mit 21 Prozent der Unternehmen, die eher ungünstige Geschäfte in Zukunft erwarten, ergibt sich ein Zukunftssaldo von 28,2 Punkte. Die Dienstleister lassen sich auch deshalb nicht die Stimmung verderben, weil die Umsätze weiterhin stimmen: 46,2 Prozent berichten von weiterhin steigenden Umsätzen. Dagegen beklagen nur 15,4 Prozent einen rückläufigen Umsatz. Der Saldo liegt bei 30,8 Punkte und konnte sich somit zur Vorumfrage verbessern. Im Frühsommer lag der Saldo bei 26,6 Punkte. Die Dienstleistungsbranche ist für die Unruhen auf den internationalen Märkten und die Kurseinbrüche an den Börsen weniger anfällig. Dies liegt zum einen daran, dass in der Region Bonn/Rhein-Sieg starke DAX-Unternehmen aus der Branche angesiedelt sind und dass auch viele sog. unternehmensnahe Dienstleister in Bonn/Rhein-Sieg angesiedelt sind. Auch die Dienstleister planen in Zukunft ihre Belegschaft aufzustocken: 43,6 Prozent berichten von Einstellungsabsichten. Nur 12,8 Prozent müssen in den nächsten Monaten Personal entlassen. Der Saldo konnte sich im Vergleich zur Vorumfrage von 29,8 Punkte auf 30,8 Punkte verbessern. 8
Derzeitige Geschäftslage Einzelhandel Zukünftige Geschäftslage Einzelhandel Einzelhandel Zukünftige Lage wird positiv eingeschätzt; Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft Die Lageeinschätzung im Einzelhandel konnte sich erneut verbessern: der Saldo ist von 15,1 Punkte auf 37 Punkte gestiegen. In der Vorumfrage haben nur 30,3 Prozent der Einzelhändler ihre Lage gut eingeschätzt, aktuell sind es 41 Prozent. Noch besser fällt die Entwicklung der zukünftigen Geschäfte aus: In der Vorumfrage hatte nur jeder vierte Einzelhändler positive Zukunftserwartungen. In der aktuellen Herbstumfrage beurteilen 44,4 die nächsten Monate günstiger. Dies lässt sich zum einen durch die Erwartung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft erklären. Zum anderen scheint aber auch die Kauflaune der Verbraucher aufgrund der guten Situation am Arbeitsmarkt förderlich auf den Konsum einzuwirken. Die Schuldenkrisen anderer Länder verunsichern die Verbraucher nicht. Und wer nicht um seinen Job bangen muss, kalkuliert bei seinen privaten Ausgaben auch großzügiger. Dies kommt dem Einzelhandel spürbar in seinen Umsätzen zugute. Von gestiegenen Umsätzen berichten 37 Prozent der befragten Einzelhändler, nur 18,5 Prozent haben Umsatzeinbußen. Der Umsatzsaldo verbessert sich von 9,1 Punkte auf 18,5 Punkte. Zögerlich fallen dagegen die Beschäftigungsperspektiven aus: Nur 14,8 Prozent der Einzelhändler werden mehr Mitarbeiter einstellen. Die Hälfte davon (7,4 Prozent) wird Stellen streichen. Dennoch konnte der Beschäftigungssaldo von 3,2 Punkte auf 7,4 Punkte zulegen. 9
Derzeitige Geschäftslage Großhandel Zukünftige Geschäftslage Großhandel Großhandel Deutliche Eintrübung der Zukunftsaussichten Der Großhandel ist die Branche, in der die Trendwende am deutlichsten ablesbar ist. Mit der aktuellen Geschäftslage ist kein Großhändler unzufrieden. In der Zukunft sind es 30 Prozent, die eher ungünstige Geschäfte befürchten. Ein Großteil der Unternehmen sieht ein Risiko in der Inlandsnachfrage (66,7 Prozent). Mit hohen Energiepreisen, die sich dämpfend auf das Wachstum auswirken, rechnen 35,5 Prozent. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Investitionsvolumina deutlich abnehmen. Nur noch 10 Prozent der Großhändler planen vermehrt zu investieren. Dagegen wird aber ein Viertel (25 Prozent) die Investitionen zurückschrauben. Der Investitionssaldo sinkt spürbar von 27,8 Punkte auf 15 Punkte. Ein Lichtblick bringen die Umsätze: Diese stabilisieren sich auf hohem Niveau. 65 Prozent der Betriebe erfreuen sich an weiterhin steigenden Umsätzen, für 30 Prozent sind sie gleich geblieben und entsprechend beklagen nur 5 Prozent rückläufige Umsätze. Der Saldo hat sich geringfügig von 63,1 Punkte zum Frühsommer auf 60 Punkte in der Herbstumfrage verändert. 10
Derzeitige Geschäftslage Gastgewerbe Zukünftige Geschäftslage Gastgewerbe Gastgewerbe Lageeinschätzung stabilisiert sich Unbeeindruckt von den Turbulenzen auf den internationalen Märkten und der Finanzbranche zeigt sich auch das Gastgewerbe. Sowohl die Lage als auch die Erwartungen beurteilen 28 Prozent der Betriebe günstig. Differenziert man das Gastgewerbe nach Gastronomie und Hotellerie, so zeigt sich, dass die Hoteliers auch in dieser Umfrage optimistischer sind. Der Klimaindex der Hoteliers erreicht 126,9 Punkte, ausgehend von einem Index von 134,6 Punkte in der Vorumfrage. Dagegen liegt der Klimaindex der Gastronomie bei 102 Punkte, ausgehend von 107 Punkte. Dennoch sind für beide Branchen Werte über der 100er Grenze sehr gut. Das Gastgewerbe hat auch in der Vergangenheit seine Geschäfte eher pessimistisch eingeschätzt. Dies liegt unter anderem auch daran, dass im Gastgewerbe die Gewinnmargen im Vergleich zu anderen Branchen geringer ausfallen. Ausschlaggebend für die besonders optimistische Einschätzung der Hoteliers ist die immer noch gute Auslastung: 36,4 Prozent berichten von einer gestiegenen Auslastung. Nur 18,2 Prozent beklagen eine rückläufige Auslastung. Der Saldo liegt bei 18,2 Punkte. Sowohl die Touristen als auch Geschäftsleute bescheren den Hotels gute Auslastungszahlen. Die IHK bedankt sich ganz herzlich bei allen teilnehmenden Unternehmen an der Konjunkturumfrage! Haben Sie Fragen oder Anregungen zum Konjunkturbericht der IHK? Für Rückfragen steht Ihnen Carina Nillies unter der Tel. 0228 2284-140 oder per Mail nillies@bonn.ihk.de gerne zur Verfügung. 11