Checkliste zur Integration von Gender- und Gleichstellungsaspekten in die Studiengänge der TU Berlin

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Transkript:

1 Stand: 07.08.2013 Checkliste zur Integration von Gender- und Gleichstellungsaspekten in die Studiengänge der TU Berlin Gender in Studium und Lehre - Geschlechtergerechte Studiengänge an der TU Berlin Eine der Hauptaufgaben der TU Berlin besteht darin, die Qualität der Lehre zu steigern und die Studienbedingungen sowie die Studierendenzufriedenheit nachhaltig zu verbessern. Die Universität verfolgt damit das Ziel, die Erfolgsquoten im Studium signifikant zu erhöhen und Abbruchquoten zu verringern. 1 Eine qualitativ hochwertige Lehre berücksichtigt dabei Genderaspekte in Methoden und Inhalten ihrer Fächer und gestaltet Studienbedingungen und -strukturen geschlechtergerecht aus. Die Schaffung geschlechtergerechter Zugänge zum Studium erhöht die Studentinnenanteile insb. in MINT-Fächern. Die Etablierung einer gendersensiblen Didaktik verringert Abbruchquoten und trägt zur Erhöhung des Studienerfolgs der heterogenen Studierendenschaft bei. Der Erwerb von Gender- und Diversitykompetenzen der Studierenden steigert deren Reflexionsfähigkeit und erhöht ihre Chancen und ihren langfristigen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Die Heranführung an fachspezifische und fachübergreifende Inhalte und Methoden der Geschlechterforschung fördert das kritische Denken. Gender bezeichnet das soziale Geschlecht einer Person im Gegensatz zum biologischen Geschlecht. Der Begriff geht auf die soziale Geschlechterrolle ein, also dass was in einer Gesellschaft als typisch weiblich oder typisch männlich angesehen wird. Genderkompetenz ist die Fähigkeit von Personen, bei ihren Aufgaben Gender- Aspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. (GenderKompetenzZentrum) Die TU Berlin berücksichtigt bei ihrem Ziel Geschlechtergerechtigkeit in Studium und Lehre zu schaffen auch die Empfehlungen führender Wissenschaftsorganisationen und orientiert sich an den politischen Zielsetzungen im Rahmen des Bologna-Prozesses. Berliner Kommuniqué So fordern die europäischen Hochschulministerinnen und -minister im Berliner Kommuniqué zum Bologna-Prozess den Abbau sozialer und geschlechtsspezifischer Ungleichheiten auf nationaler und europäischer Ebene. 2 Empfehlungen des Wissenschaftsrates Auch der Wissenschaftsrat sieht die Fähigkeit mit heterogenen Gruppen zu arbeiten und deren unterschiedliche Bedürfnisse zu berücksichtigen, als eine wichtige überfachliche Qualifikation. Der Erwerb von Gender- und Diversity-Kompetenzen sollte dementsprechend integraler Bestandteil der Ausbildung von Lehrenden und Lernenden gleichermaßen sein. 3 1 TU Berlin (2011): Erste Klasse für die Masse, Antrag der TU Berlin zum Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre, Berlin. 2 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hg.) (2003): Den Europäischen Hochschulraum verwirklichen. Berliner Kommuniqué der Konferenz der europäischen Hochschulministerinnen und -minister am 19. September 2003, Berlin. 3 Wissenschaftsrat (2008): Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium, Drs. 8639-08 Berlin.

2 Stand: 07.08.2013 Berücksichtigung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft Auch für die DFG führt eine erfolgreiche Gleichstellungsstrategie zu einem erheblichen Mehrwert. Sie sieht die Berücksichtigung von Gender- und Diversity-Aspekten als ein wesentliches Element qualitativ hochwertiger Forschung. 4 Aus diesem Grund stellt für die TU Berlin die qualitativ hochwertige, forschungsbasierte Lehre ein profilbildendes Merkmal der Hochschule dar. 5 Die Integration von Genderaspekten in Inhalte und Methoden der Studiengänge sowie die geschlechtergerechte, strukturelle Ausgestaltung der Studienbedingungen wird diese vorantreiben und ist daher prioritäres Ziel. Zur Checkliste Die folgende Checkliste soll die geschlechtergerechte Gestaltung der Studiengänge erleichtern. Sie ist thematisch in sechs Blöcke gegliedert. Sie gibt Fragen vor, die von den Verantwortlichen bei der (Weiter-)Entwicklung von Studiengängen, der Curricula sowie der Rahmenbedingungen von Studium und Lehre geprüft werden sollten. Gleichzeitig bietet sie erste Analyseergebnisse, die mit den fachspezifischen Gegebenheiten abgeglichen werden können. Hilfestellungen und Empfehlungen zu entsprechenden Maßnahmen mit Literaturhinweisen und Beratungsangeboten runden die Checkliste ab. Nutzen Sie sie und nehmen Sie die genannten Beratungsangebote wahr. 4 Deutsche Forschungsgemeinschaft (2008) Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der DFG. 5 TU Berlin (2011): Erste Klasse für die Masse, Antrag der TU Berlin zum Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre, Berlin.

3 Stand: 07.08.2013 Profil des Studiengangs Sprechen die Inhalte eines Studiengangs sowie der gewählte Name des Studienganges Frauen und Männer gleichermaßen an? Sind unter den Tätigkeitsfeldern Berufe genannt, die Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen? Studienzugang und Studieneingangsphase Beinhalten die TU-eigenen Regelungen zur Studienzulassung Ausschlussmechanismen? Ist die Studieneingangsphase, insbesondere in MINT-Fächern, gendersensibel gestaltet? Eine starke Betonung von Technik im Titel des Studiengangs führt häufig zu hohen Männeranteilen im Fach. Interdisziplinäre und gesellschaftliche Fragestellungen sprechen Frauen stärker an. Die Herausstellung gesellschaftlich relevanter Aufgaben in den Ingenieur- und Naturwissenschaften unterstützt die Gewinnung weiblicher Studierender. Studierende benötigen Informationen über mögliche zukünftige Tätigkeitsfelder, um berufliche Perspektiven abschätzen zu können. Bei der Benennung von Berufen soll die Reproduktion von Geschlechterstereotypen vermieden werden. Die Wahl der Leistungskurse erfolgt vielfach bereits geschlechtsspezifisch. Enge Zugangsbeschränkungen, die bereits vor Beginn des Studiums vertiefte Kenntnisse in Mathematik, Physik oder Programmieren voraussetzen, können eine Hürde für technik- und naturwissenschaftlich interessierte Abiturientinnen darstellen. Dies führt zu geringen Studentinnenanteilen und/oder hohen Studienabbruchquoten. Der Übergang von der Schule in das Studium ist für viele Studierende eine kritische Phase. Trotz hoher Motivation der Studienanfänger_innen fehlen immer wieder Unterstützungsangebote, die für die Studierende aus unterschiedlichen Herkunftskontexten eine gemeinsam Grundlage schaffen und sie Beratung: Beratung zur Gestaltung von (MINT)-Studiengängen unter Gender- und Diversityaspekten bietet das ZIFG, Direktzugang: 114988. Maßnahme: Neue Studiengänge wie z.b. B.Sc. Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft, M.Sc. Human Factors zeichnen sich durch interdisziplinäre Lehre und projektorientierte Veranstaltungsformen aus und werden in einem deutlich über dem Durchschnitt der TU Berlin liegenden Maß von Frauen nachgefragt. Bereits der Name des Studiengangs vermittelt hier die von Frauen bevorzugte Interdisziplinarität. Empfehlung: Berücksichtigen Sie bei der Profilentwicklung des Studiengangs Berufsbilder, die die Lebenswirklichkeit beider Geschlechter ansprechen. Achten Sie darauf, dass dabei vielfältige Karrierewege vorgestellt und Geschlechterstereotype vermieden werden. Empfehlung: Prüfen Sie welche Zugangsvoraussetzungen aus welchen Gründen festgelegt sind? Welche sind zwingend notwendig, welche lassen sich durch andere Maßnahmen ausgleichen? Maßnahmen: Die Prüfung der Zugangsvoraussetzungen sowie Unterstützungs- und Ausgleichsangebote können Ausschlussmechanismen verhindern. So kann geprüft werden, ob die Durchschnittsnote vor der Wahl der Leistungskurse im Abitur als Kriterium herangezogen werden kann. Auch die Einbeziehung eines Motivationsschreibens als Auswahlkriterium kann starre Ausschlusskriterien abschwächen. Empfehlung: Insbesondere Fächer mit hohen geschlechtsspezifischen Abbruchquoten sollten die Studieneingangsphase gesondert in den Blick nehmen. Maßnahmen: Mit der Konzeption von Unterstützungs- und Ausgleichsangeboten (Propädeutika, Orientierungsstudium) kann ein gemeinsames Einstiegsniveau der Studierenden erreicht werden. Das

4 Stand: 07.08.2013 ins Fach integrieren. Schlüsselqualifikationen und Übergang in den Beruf Ist der Erwerb von Gender- und Diversitykompetenzen in den Studienzielen formuliert? Werden Absolventinnen auf den Berufseinstieg vorbereitet? Geschlechterforschung in den Curricula Sind in den Curricula Erkenntnisse und Methoden der Geschlechterforschung integriert? Genderkompetenz stellt eine grundlegende Schlüsselqualifikation in globalisierten und vernetzten Arbeitszusammenhängen dar und ist daher wichtig für die spätere berufliche Praxis der Studierenden. Von den Studierenden als zukünftigen Führungskräften wird erwartet, dass sie für Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Herkunft, Einstellungen oder Persönlichkeiten ein positives Umfeld schaffen, so dass alle gleichberechtigt ihr Potenzial ausschöpfen können. Dieser Kompetenzerwerb ist noch nicht immer Teil der festgelegten Schlüsselqualifikationen. Die Einstiegsgehälter der Absolventinnen sind trotz guter Studienleistungen noch immer geringer als die der Absolventen. Geschlechterforschung ist ein Querschnittsthema in jeder Fachkultur. Ihre Berücksichtigung in der Lehre gilt als Qualitätskriterium. Trotzdem erfolgt ihre Integration nur stockend. Für die Einbindung in die Curricula fehlt häufig die Fachexpertise. Projekt TU MINT grün ist ein Beispiel für die Einführung eines Orientierungsstudiums. Prüfen Sie auch die Möglichkeit binnendifferenzierter Einführungskurse (Slow und Fast Track). Für alle Angebote ist es ratsam, eine geschlechtersensible Didaktik anzuwenden, die auf die Heterogenität der Studierenden eingeht. Dabei sollte auch auf eine geschlechtersensible Sprache (in den Lehrmaterialien) geachtet werden. Empfehlungen: Innerhalb von bestehenden Modulen soll der Aufbau von Gender- und Diversitykompetenzen berücksichtigt werden. Dies kann entweder durch eigenständige Module oder durch einen angemessen großen Wahlbereich erfolgen. Maßnahmen: Ein zentrales Angebot im freien Wahlbereich ist das Studienprogramm GENDER PRO MINT, in dem Studierende fächerübergreifend Gender- und Diversitykompetenzen erwerben können. So ist in den Studienzielen des BA-Studiengangs Architektur die Fähigkeit festgelegt komplexe stadtplanerische, architektonische, technische, gesellschaftliche, historische und ökologische Zusammenhänge, auch im Hinblick auf Genderaspekte, zu erfassen und sie in planerische und baulich-räumliche Entwürfe zu überführen. Empfehlung: Führen Sie Veranstaltungen zum Berufseinstieg durch und gehen Sie dabei explizit auf die Situation der Frauen ein. Bieten Sie z.b. Angebote zu Gehaltsverhandlungen aus einer Gender- Perspektive. Beratung: Beratung zur Gestaltung von Modulen bietet das ZIFG, Direktzugang: 114988. Empfehlung: Gestalten Sie die Curricula so, dass Aspekte der Geschlechterforschung thematisiert werden. Es können eigenständige oder fach- und universitätsübergreifende Modulangebote entwickelt werden. Beschreiben Sie bestehende, fachspezifische Module so diffe-

5 Stand: 07.08.2013 renziert, dass bereits integrierte Genderthemen abgebildet werden. Literatur und Links: Becker u.a. 2007: Gender-Aspekte bei der Einführung und Akkreditierung gestufter Studiengänge eine Handreichung, Netzwerk Frauenforschung NRW, Dortmund. Speziell zu Gender in Curricula: http://www.gender-curricula.com/ Ermöglicht der Wahlbereich den Erwerb von Erkenntnissen der Geschlechterforschung? Vereinzelt gibt es Fächer, in denen eine Integration von Inhalten der Geschlechterforschung in den Pflichtbereich schwieriger ist. Das GenderKompetenzZentrum hat zu vielfältigen Themen Inhalte aufbereitet und Literaturhinweise zusammengestellt: http://www.genderkompetenz.info/genderkompetenz-2003-2010/sachgebiete Empfehlung: Ermöglichen Sie es den Studierenden, sich mit der Geschlechterforschung auseinander zu setzen. Gestalten Sie den freien Wahlbereich so, dass dieser den Erwerb von Erkenntnissen der Geschlechterforschung zulässt. Sind Inhalte der Geschlechterforschung als prüfungsrelevante Themen festgelegt? Themen der Geschlechterforschung werden oft nicht als gleichwertige Inhalte angesehen und damit nicht als prüfungsrelevant eingestuft. Maßnahme: Das Zertifikatsprogramm GENDER PRO MINT der TU Berlin ist ein studiengangsbegleitendes und -übergreifendes Angebot, deren Veranstaltungen im freien Wahlbereich der Studiengänge angerechnet werden können. Empfehlung: Um die Relevanz von Geschlechterforschungsthemen auch den Studierenden zu vermitteln, sollten diese ebenso prüfungsrelevant sein wie andere Fachinhalte. Legen Sie diese daher in den Prüfungsordnungen als prüfungsrelevant fest. Studienbedingungen Wird die Heterogenität der Studierenden mit ihren unterschiedlichen Lebensmodellen berücksichtigt? Studierende haben unterschiedliche Bedürfnisse z.b. an das Zeitmanagement des Studiums, wenn sie berufstätig sind oder Kinder haben. Finden sie keine flexiblen Rahmenbedingungen vor, sind der erfolgreicher Verlauf und Abschluss des Studiums gefährdet. Empfehlung: Schaffen Sie flexible Studienbedingungen für die individuellen Bedürfnisse von Studierenden. Entwickeln Sie das Teilzeitstudium im jeweiligen Studiengang. Forcieren sie die Entwicklung ortsunabhängiger Lehrmethoden (E-Learning). Prüfen Sie die Gewährung von Nachteilsausgleichen für Studierende mit Kind oder Pflegeverantwortung. Wird den unterschiedlichen Lerntypen von Studierenden Rechnung getragen? Jede_r Studierende lernt anders und hat andere Anforderungen an die Lehre. Werden diese Bedürfnisse nicht berücksichtigt, ist die Gefährdung für ei- Empfehlung: Integrieren Sie in die Studien- und Prüfungsordnungen unterschiedliche Lehr-, Lern- und Prüfungsmethoden. Forcieren Sie durch die Unterstützung von Weiterbildungsangeboten für Lehrende

6 Stand: 07.08.2013 nen Studienabbruch bei bestimmten Gruppen überproportional hoch. Informationsangebote und Öffentlichkeitsarbeit Spricht das Marketing des Studiengangs vielfältige Zielgruppen an? Wird in den Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit eine geschlechtergerechte Sprache verwendet? Ziel der TU Berlin ist es, die Geschlechteranteile unter den Studierenden ausgeglichen zu gestalten. Wird die Öffentlichkeitsarbeit nicht geschlechtersensibel gestaltet, gelingt es vor allem in MINT- Fächern nur schwer Studentinnen zu gewinnen. Die Nutzung einer ausschließlich männlichen Sprachform schließt Frauen gedanklich aus. Insbesondere an einer Technischen Universität, mit nur geringen Frauenanteilen in den MINT-Fächern, führt dies zu einer Reduktion der Studienanfängerinnen. die Anwendung einer gendersensiblen Didaktik. Literatur: Marriot (2002): A longitudinal study of undergraduate accounting students` learning style preferences at two UK universities. In: Accounting Education 11, 1, 43-62. Empfehlungen: Gestalten Sie die Öffentlichkeitsarbeit für den Studiengang geschlechtersensibel. Das Bildmaterial soll Frauen und Männer gleichwertig nebeneinander zeigen. Frauen sollen nicht als Assistenzfigur sondern als Rollenvorbilder dargestellt werden. Auch Diversityaspekte sollten hier mit einbezogen werden. Empfehlung: Experimentelle, psychologische Studien zeigen, dass bei der Nutzung der ausschließlich männlichen Sprachform Frauen gedanklich weniger mit einbezogen werden. Daher müssen beide Geschlechter in den Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit und in anderen Dokumenten gleichermaßen angesprochen werden. Empfehlungen für die TU Berlin zur Nutzung einer geschlechtergerechten Sprache finden Sie auf den Webseiten der Zentralen Frauenbeauftragten. Direktzugang: 83621 Literatur: Stahlberg/Sczesny (2001): Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen, In: Psychologische Rundschau, 52 (3), 131-140. Braun u.a. (2007): Aus Gründen der Verständlichkeit... : Der Einfluss generisch maskuliner und alternativer Personenbezeichnungen auf die kognitive Verarbeitung von Texten, In: Psychologische Rundschau, 58 (3), 183 189.