Der Elementarbereich in der Emscher-Lippe-Region - Bildungsmonitoring für eine übergangsbezogene Bildungssteuerung Dirk Langer / Sybille Stöbe-Blossey Gelsenkirchen 17. September 2008
Übergangsbezogene Bildungssteuerung o Das Bildungssystem ist von Übergängen gekennzeichnet Familie/Kita, Kita/Grundschule, Grundschule/Sekundarstufe, Schule/Ausbildung, Ausbildung/Beruf, verschiedene Erwerbs-/Nicht- Erwerbsphasen o Übergänge sind kritische Stufen in der individuellen Bildungsbiographie bieten aber auch Chancen o Übergänge können gestaltet und unterstützt werden zentraler Ansatzpunkt für kommunale Bildungspolitik o Bildungsmonitoring als Informationsbasis für Steuerung
Bildungsmonitoring o Bildungsmonitoring muss kleinräumig / sozialraumbezogen sein, um steuerungsrelevant zu sein. o Bildungsmonitoring muss die gesamte Bildungsbiographie erfassen bislang wird der Elementarbereich oft vernachlässigt oder auf wenige Indikatoren begrenzt (bspw. Kita-Besuchsquote). o Aufgrund der Bedeutung der frühen Kindheit für die weitere Entwicklung bildet jedoch der Elementarbereich einen zentralen Ansatzpunkt für zukunftsgerichtete Bildungssteuerung. o Bildungsmonitoring für den Elementarbereich erfordert die Vernetzung mit Gesundheitsberichterstattung (Beispiel: Auswertung von Schuleingangsuntersuchungen).
Beispiele: Bildungsmonitoring für den Elementarbereich in der Emscher-Lippe-Region
Nicht ausreichende Sprachkompetenz im Elementarbereich auf Stadtteilebene in 2006 (Schuleingangsuntersuchung in Prozentanteile der Kinder; n = 6.275) Haltern am See 32 % - 40 % 24 % - 32 % 16 % - 24 % 8 % - 16 % 0 % - 8 % Rapen Hüls, Hamm Stadtmitte Dorsten Marl Oer- Erkenschwick Datteln Hachhausen / Im Winkel Waltrop Brauck, Butendorf, Rosenhügel, Ellinghorst, Mitte Gladbeck Herten Recklinghausen Castrop-Rauxel Quelle: Dr. Sabine Wadenpohl Kreisverwaltung Recklinghausen Gesundheitsamt - Gesundheitsberichtserstattung 2007 Süd, Westerholt Hochlarmark, Grullbad, Süd, König-Ludwig 1
Kinder mit Übergewicht / Adipositas nach altersbezogenem Body-Mass-Index (BMI: kg/m²) (Prozentanteile der Kinder) Haltern am See 24 % - 29 % 18 % - 24 % 12 % - 18 % 6 % - 12 % 0 % - 6 % Dorsten Marl Oer- Datteln Erkenschwick Waltrop Brauck, Butendorf, Ellinghorst, Mitte Gladbeck Quelle: Dr. Sabine Wadenpohl Kreisverwaltung Recklinghausen Gesundheitsamt - Gesundheitsberichtserstattung 2007 Süd, Mitte Herten Hochlarmark, Grullbad, Süd, König-Ludwig Recklinghausen Castrop-Rauxel Bladenhorst, Behringhausen, Bövinghausen, Dingen 2
Schulanfänger mit Migrationshintergrund in Gelsenkirchenleben vor allem in den Stadtteilen Hassel, Schalke, Altstadt, Neustadt, Bismarck, Bulmke-Hüllen und Horst! ( n = 3.035) 40 % Schulanfänger mit Migrationshintergrund 2003 in Gelsenkirchen: 25 % türkisch, 5 % osteuropäisch, 10 % andere. Quelle: Einschulungsuntersuchung 2003 Kinder- und Jugendmedizinischer Dienst Stadt Gelsenkirchen, Referat Gesundheit 3
Besondere Ausprägungen im nördlichen und vor allem dem südlichen Stadtgebiet! Quelle: Einschulungsuntersuchung 2003 Kinder- und Jugendmedizinischer Dienst Stadt Gelsenkirchen, Referat Gesundheit 4
60 % der Schulanfänger mit Migrationshintergrund haben in Bottrop erhebliche Sprachprobleme! Quelle: Bottroper Gesundheitsberichte Band 5: Schwerpunkt Kindergesundheit Stadt Bottrop (Hrsg.), 2007 8
Förderquoten aus der Sprachstandserhebung Delfin 4 in der Emscher-Lippe-Region (Nordrhein-Westfalen: 15,2 %; Kreis RE: 14,8 %; 2007) Haltern am See 4,1 % 25,1 % - 30 % 20,1 % - 25 % 15,1 % - 20 % 10,1 % - 15 % bis 10 % Dorsten 12,8 % Marl 13,9 % O-E 18,6 % Datteln 12,1 % Bottrop 19,6 % Herten 19,6 % Recklinghausen 18,4 % Waltrop 11,1 % Gladbeck 17,9 % Gladbeck Gelsenkirchen 28,3 % Castrop- Rauxel 12,1 % Quelle: Recklinghäuser Zeitung, 11.08.2007 9
Zusammenfassung
A. Ergebnisse für die Emscher-Lippe-Region Es handelt sich bei den hier untersuchten Vorschulkindern um die Population, die ab 2015 den realen Rückgang an Erwerbspersonen in der Emscher-Lippe-Region werden kompensieren müssen, bei voraussichtlich zunehmenden Anforderungen des beruflichen Ausbildungssystems! Sprachförderbedarf im Vorschulbereich besteht insbesondere in den Stadtteilen der Städte Bottrop, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herten, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick - mithin vor allem in den südlichen Stadtteilen des Kreises Recklinghausen sowie der Städte Bottrop und Gelsenkirchen. Diese Stadtteile sind gekennzeichnet durch eine vergleichsweise zahlreiche und junge Bevölkerung, Migrationsmilieus, geringe Lern- und Sozialressourcen, gewichtsauffällige Vorschulkinder sowie einem hohen Anteil an Arbeitslosigkeit und Transferleistungen. 10
B. Handlungsbedarf Abwärtsspiralen in der Bildung beginnen bereits im Elementarbereich. Deshalb müssen in bildungssoziologisch prekären Stadtteilen besonders frühzeitig kompensatorische Bildungs- und Gesundheitsangebote, wie z. B. eine bildungsstufenbegleitende Sprachförderung oder finanzierbare Sport- und Ernährungskurse, in der Zusammenarbeit mit den Familien umgesetzt werden. Ernährung, Gesundheit und Bewegung wird im Hinblick auf die Lernvoraussetzungen und die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen einen immer größeren Stellenwert einnehmen und daher auch zunehmend in den Verantwortungsbereich des Erziehungs- und Schulsystems fallen, insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Ganztagsbeschulung. Die Emscher-Lippe Region benötigt für die Zukunft nicht nur eine verstärkte Kooperation der Kommunen in der Bildungsplanung aufgrund der demographischen Entwicklung, sondern auch eine Zusammenführung aller vorhandenen Kompetenzen aus den Bereichen Jugend, Schule und Gesundheit. 10
C. Übergangsbezogene Bildungssteuerung an der Schnittstelle Familie / Elementarbereich / Primarstufe Identifizierung von Risiken und Chancen für die individuelle Bildungsentwicklung auf der Stadtteilebene im Hinblick auf die Lernvoraussetzungen, Sprachkompetenzen sowie frühkindlichen gesundheitsbezogene Entwicklungstrends (Sozialdaten, Migrationshintergrund, Kita- Besuchsquoten, Sprachstandserhebungen, Schuleingangsuntersuchungen, ergänzende kommunaler Erhebungen) Verknüpfung der Daten mit Grundschulzu- und abgängen auf der Stadtteilebene, um handlungsrelevante und begründete Gestaltungsansätze hinsichtlich erfolgreicher Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich für zukünftige Planungsprozesse zu erhalten Beratungskompetenz für koordinierte und integrierte Modelle im Übergang vom Elementarbereich zur Primarstufe, mit dem Schwerpunkt, wie eine lokal organisierte gemeinsame Umsetzung mit Kindertageseinrichtungen, Grundschulen, sozialer Infrastruktur (bspw. Beratungseinrichtungen, Familienbildung) sowie Verwaltungen aufgebaut und gestaltet sein muss 11
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