Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Übungsblatt 12 Robert Poppe robert.poppe@uni-mannheim.de Universität Mannheim 3. Dezember 2010
Überblick 1 Das monetäre System (Kapitel 29): Aufgabe 1 und Aufgabe 3 2 Geldmengenwachstum und Inflation (Kapitel 30): Aufgabe 2
Geldschöpfung der Banken
Aufgabe 1
Das Modell Die Zentralbank stellt den Banken eine bestimmte Geldmenge zur Verfügung (z.b. durch Offenmarktgeschäft) Im unseren Modell können Banken Einlagen annehmen und Kredite vergeben Außerdem halten sie Reserven Geldschöpfung=Zentralbankgeld+Geldschöpfung der Banken
Keine Banken Ohne Banken gibt es natürlich auch keine Geldschöpfung der Banken Es ist nur Bargeldhaltung möglich Die Erhöhung der Geldmenge (Geldschöpfung) entspricht der Erhöhung der Menge an Bargeld
Reservesatz von 100% Jetzt mit Banken Reserven: Nicht weiter verliehene Einlagen der Banken Bei einem Reservesatz von 100% dürfen Banken keine Kredite vergeben; sie sind lediglich Aufbewahrungsorte für Geld Geldschöpfung der Banken ist nur möglich, wenn Banken auch Kredite vergeben können
T-Konto Auf der linken Seite stehen die Aktiva Die Aktiva stellen die Verwendung der Finanzmittel dar Auf der rechten Seite stehen die Passiva Die Passivseite stellen die Finanzmittelherkunft dar
Partielles Reservesystem Bankensystem, in dem die Banken nur einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserven halten Der Reservesatz ist der Prozentsatz der Einlagen, den die Bank als Reserven hält Die Zentralbank schreibt den Banken einen bestimmten Mindestreservesatz vor
Bank 1 Wir nehmen an, dass die Zentralbank 1000 e an Bank 1 vergibt Bank 1 kann von den 1000 e 900 e für die Vergabe eines Kredites verwenden Geldmenge: Es gibt jetzt 1000 e als Einlagen in der Ökonomie
Bank 2 Kreditnehmer von Bank 1 kann die 900 e für irgendetwas ausgeben; dadurch erhöht sich die Giroeinlagen des Verkäufers bei Bank 2 um 900 e Für Bank 2 bedeutet dies Einlagen in Höhe von 900 e Bank 2 hat wiederum einen Reservesatz von 10% Sie kann 810 e als Kredit vergeben Geldmenge: Es gibt jetzt 1900 e als Einlagen in der Ökonomie
Bank 3 Kreditnehmer von Bank 2 kann die 810 e für irgendetwas ausgeben; dadurch erhöht sich das Sichtguthaben des Verkäufers bei Bank 3 um 810 e Für Bank 3 bedeutet dies Einlagen in Höhe von 810 e Bank 3 hat wiederum einen Reservesatz von 10% Sie kann 729 e als Kredit vergeben Geldmenge: Es gibt jetzt 2710 e als Einlagen in der Ökonomie
Geldschöpfung Setzt man endlos fort, was wir bei den ersten drei Banken betrachtet haben, so folgt daraus eine Geldschöpfung von insgesamt 1000 e+900 e+810 e+729 e+...=10000 e Der Geldschöpfungsmultiplikator ist hier: 1/R Geldschöpfung = 1000 1 R = 10000
Unvollständige Kontrolle der Geldschöpfung durch die Zentralbank Ein Teil des Geldes wird als Bargeld gehalten Banken können nur die Mindestreserve oder höhere Reserven halten (Übeschussreserve)
Inflationssteuer (Seignorage)
Aufgabe 2
Inflationssteuer Staatseinnahmen aus dem Drucken von Geld Wenn der Staat Geld druckt, erhöht sich das Preisniveau Die Inflationssteuer ist der resultierende Verlust des Geldwertes Die Steuerlast liegt bei denen, die Geld halten
Relative Steuerlast Reiche haben mehr Geld als Arme und halten mehr Geld als Arme in absoluten Beträgen Aber relativ (bezogen auf ihr Einkommen oder Vermögen) ist ihre Geldhaltung geringer als die der Armen Arme verfügen eventuell über gar keine Vermögenswerte außer Geld Reiche halten einen Teil ihres Vermögens in zinsbringenden und nicht oder zumindest weniger stark von der Inflation betroffenen Anlagen Arme sind stärker von der Inflationssteuer betroffen als die Reichen
Inflation als Problem Schuhsohlen-Kosten: Kosten durch inflationsbedingte Verringerung der Kassenhaltung Speisekartenkosten: Kosten von Preisänderungen Fehlallokationen: Preisanpassungen nicht zum selben Zeitpunkt Verzerrung der relativen Preise Anpassungskosten: Preisvergleiche werden schwieriger Vermögensumverteilung: Verzögerung der Anpassung von Nominalzinsen führt zu Umverteilung von Sparern (Gläubigern) zu Schuldnern
Geldmenge
Aufgabe 3
Geldmenge in einer fiktiven Volkswirtschaft Im Gegensatz zu Aufgabe 1 gibt es jetzt ausdrücklich Bargeldhaltung Der Geldschöpfungsmultiplikator muss angepasst werden: Geldschöpfung = Ursprüngliche Einlage 1 R + c (1 R)
Lösung 2000 e als Bargeld, weil keine Sichteinlagen gehalten werden und damit keine Geldschöpfung der Banken stattfindet 2000 e als Giroeinlagen, weil der Mindestreservesatz von 100% die Geldschöpfung der Banken verhindert 2000 e, weil der Mindestreservesatz von 100% die Geldschöpfung der Banken verhindert Bei c = 0 und R = 0, 1 beträgt die Geldmenge 20000 e Einsetzen in Multiplikator: Bei c = 0, 5 und R = 0, 1 ist Geldmenge = 1000 + 1000 1 0,55 2818