Essgewohnheiten erhalten trotz Krankheit und Behinderung Beispiele aus dem Praxisalltag einer Ergotherapeutin Nutrinet-Fachtagung 20. Mai 2016 Irene Schmid, dipl. Ergotherapeutin FH
Inhalt 1. Was tut eine Ergotherapeutin? 2. Einfluss von neurologischen und rheumatischen Erkrankungen auf die Ernährungsweise 3. Symptome und ergotherapeutische Interventionen nach Schlaganfall, bei Parkinson, Demenz und Rheuma 4. Hilfsmittel zur Erleichterung der Zubereitung und des Essens 5. Tipps und Tricks für eine entspannte Essensituation
1. Was tut eine Ergotherapeutin? Unterstützung einer möglichst eigenständigen Lebensführung: Förderung, Erhaltung oder Anpassung von Selbständigkeit bei der Körperpflege, beim Ankleiden, beim Essen, in der Haushaltführung und im Beruf sowie Verbesserung oder Erhaltung der Mobilität im Haus und ausserhalb. Bei Bedarf Organisation eine der zahlreichen Entlastungsdienstleistungen des SRK Bern- Mittelland.
2. Einfluss von neurologischen und rheumatischen Erkrankungen auf die Ernährungsweise Eingeschränkte und schmerzhafte Beweglichkeit in Händen und Armen aufgrund gestörter Motorik und Sensibilität Kau- und Schluckstörungen (Dysphagie) Kognitive Störungen in der Aufmerksamkeit, der Handlungsplanung, dem Gedächtnis und dem Antrieb
3. Symptome und ergotherapeutische Interventionen nach Schlaganfall, bei Parkinson, Demenz und Rheuma E r f a s s u n g Schluckreflex Nahrungstransport Motorik Handlungs kompetenz Soziale Kompetenz
Unser Team Schlaganfall mit Halbseitenlähmung Symptome Lähmungen von Gliedmassen Hängender Mundwinkel (Facialisparese) Probleme beim Sprechen Schluckstörungen Sensibilitätsstörungen Kognitive Störungen
Interventionen Schlucktherapie (z.b. Mimikübungen und kräftiges Schlucken) Konsistenzanpassung, Zusammenarbeit mit Ernährungsberatung Sitzposition (Armlagerung, Kopfstellung) Kompensationstechniken wie Wangenstreichung während dem Kauen Hilfsmittel wie Tellerrand, Nonslip, spez. Besteck Fördernde Mundpflege
Parkinson Symptome Eingeschränkte Mimik Muskuläre Steifheit, begleitet von Muskelschmerzen Unkontrolliertes Zittern der Hände und des ganzen Körpers Verminderte Geschmacksempfindungen Verzögertes Schlucken
Interventionen Körperliche Aktivität fördern Geschmacksreize, z.b. appetitanregende Kräuter und Gewürze Mimikübungen Essenstraining (Schluckreflexauslösung) Konsistenzanpassung Hilfsmittel wie verdicktes Besteck, Nonslip
Demenz Symptome Gedächtnisverlust (Essen, Trinken, Einkaufen vergessen) Gestörte Handlungsplanung Aufmerksamkeitsstörung Motorische Unruhe Kau- und Schluckstörungen Gestörte Interaktion
Interventionen Teilhabe an alltäglichen Tätigkeiten unterstützen Rahmenbedingungen anpassen Rituale pflegen Orientierungshilfen Konsistenzanpassung Selbständiges Essen unterstützen
Rheuma Symptome Schmerzen an Gelenken und Knochen sowie den dazugehörenden Weichteilen, oft im Rücken und an Händen und Füssen
Interventionen Üben von gelenkschonendem Verhalten Zeitmanagement von Ruhe/ Entlastung und Aktivität Einsatz von praktischen Alltagshilfen
4. Hilfsmittel zur Erleichterung der Zubereitung und des Essens
5. Tipps und Tricks für eine entspannte Essensituation
Angenehme Atmosphäre schaffen, Ruhe und Zeit, Orientierungshilfen, Rituale, Tischgemeinschaft zum Essen aufstehen an Tisch, aufrechte Sitzhaltung Kräftesparende Hilfsmittel nutzen Hand beim Essen führen statt Essen eingeben Beim Eingeben Löffel auf Zungenmitte platzieren mit leichtem Druck Fingerfood anbieten Konsistenzanpassung Bei Verschlucken NICHT auf Rücken klopfen Fördernde Mundpflege
Der Kieferkontrollgriff Der Kieferkontrollgriff gibt Halt bei der Mundhygiene, Mundstimulation und beim Schlucken, damit sich die Zunge für die nach rückwärts gerichtete Schluckbewegung abstossen kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? irene.schmid(ad)srk-bern.ch, www. ergopunkt.ch
Quellen: - Schluckstörungen, Diagnostik und Rehabilitation, G. Bartolome et al., Urban&Fischer, 2. Auflage 1999 - Rheumaliga Schweiz, rheumaliga.ch - F.O.T.T. nach Kay Coombes, Die fördernde Mundhygiene, Maria Losch, Limburger Hof, Facharbeit 2007 - Kochen für Menschen mit Demenz, Claudia Menebröcker, Jörn Rebbe, Annette Gross, Books on Demand, 1. Auflage 2008