Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie - Chemie - Technik Umwelt -

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Transkript:

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 1 Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie - Chemie - Technik Umwelt - Industrielle Chemie arbeitet in sehr großen Maßstäben, dabei muss auf die Umwelt geachtet werden. Keine Giftstoffe dürfen entweichen. Da dies in der Vergangenheit nicht immer so war, hat die Chemieindustrie bei einigen Menschen einen schlechten Ruf ihre Produkte sind für unser Leben aber unverzichtbar!

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 2 Inhalt Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie - Chemie - Technik Umwelt - 1 Inhalt... 2 Was versteht man unter großtechnischer Chemie?...3 Wichtige Produkte der chemischen Industrie sind:...3 Produkte der chemischen Industrie I: Schwefelsäure...4 a) Vorkommen von Schwefel...4 b) Schwefelverbindungen: Schwefeldioxid...4 Verbrennung von Schwefel...4 Herstellung von SO 2 durch Rösten von Pyrit (Schwefelkies)...4 Die Verbrennung von Schwefel bildet SO 2, welches u.a. ein Konservierungsmittel ist. Durch Wasserkontakt entsteht daraus Schwefligesäure...4 c) Technische Darstellung von H 2SO 4 durch das Kontaktverfahren...5 Redoxverhalten von H 2SO 3...5 Vom Schwefeldioxid zur Schwefelsäure...5 Industrielle Herstellung Schwefelsäure...5 Katalysator:... 5 d) Eigenschaften der Schwefelsäure...6 Eigenschaften von Schwefelsäure:...6 e) Verwendung der Schwefelsäure...7 Recycling:... 7 f) Salze der Schwefelsäure...7 Oxidationsreaktionen...7 g) Salze der schwefligen Säure...7 g) Nachweis von Sulfationen...7 Produkte der chemischen Industrie II: Salpetersäure - eine Stickstoffverbindung...8 a) "Verbrennung" von Stickstoff im elektrischen Lichtbogen...8 Salpeterssäuregewinnung aus Chilesalpeter:...8 Stickstoffdioxid reagiert mit sich selbst zu N 2O 4...8 b) Wege zur Herstellung von NO...9 c) Katalytische Verbrennung von Ammoniak (Ostwald-Verfahren)...9 1. Oxidation von NH 3 zu NO...9 2. Oxidation von NO zu NO 2...9 3. Umsetzung von NO 2 zu HNO 3...9 d) Eigenschaften der Salpetersäure...10 e) Verwendung von Salpetersäure...10 e) Vergleich der verschiedenen Stickstoffoxide...11 Distickstoffmonooxid, N 2O (Lachgas)...11 Eigenschaften von NO 2...11 Stickstoffmonooxid, NO und Distickstoffdioxid, N 2O 2...11 Distickstofftrioxid, N 2O 3...11 Produkte der chemischen Industrie III: Kalk...12 a) Kalkbrennen...12 b) Kalklöschen...12 Der technische Kalkkreislauf...13 a) Gebrannter Kalk...13 b) Gelöschter Kalk...14 c) Abbinden des Mörtel:...14 Der Kalkkreislauf...15 Drehrohrofen...16 Versteinerung (Fossil), auch Ammonit genannt...16 Produkte der chemischen Industrie III: Zement...17 2) Zementherstellung...18

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 3 Was versteht man unter großtechnischer Chemie? Die großtechnische Chemie ist die industrielle Chemie, bei der Produkte in chemischen Werken und großen Industrieanlagen produziert werden. Die Chemie im Labor unterschiedet sich durch großtechnische Chemie im wesentlichen dadurch, das in anderen Mengenmaßstäben gearbeitet wird. Während man im Labor oft nur an der Reaktion an sich interessiert ist, z.b. einer Farbreaktion, einem Nachweis usw., ist man in der Großtechnik vor allem daran interessiert möglichst preiswert viel Produkt herstellen zu können. Demzufolge laufen die Reaktionen z.b. in sehr großen Reaktionstanks ab. Die Reaktionen selbst sind oft maschinell gesteuert, um genaue Mengenvorgaben und Zeitvorgaben einzuhalten. Dieser Größenunterschied hat auch Konsequenzen auf die Sicherheitsvorkehrungen, da im großen Maßstab einfach mehr Druck entstehen kann, oder auch wesentlich höhere Energiebeträge benötigt oder frei werden. Erdölraffinerie in Nordspanien Wichtige Produkte der chemischen Industrie sind: Säuren, Laugen, Düngemittel, Farben, Lösungsmittel, Baustoffe wie Kalk usw.

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 4 Produkte der chemischen Industrie I: Schwefelsäure Schwefelsäure gehört zu den wichtigsten Säuren. Sie wird bei vielen anderen Reaktionsprozessen zugefügt um ein saures Milieu zu erhalten oder auch als Katalysator oder Sulfatspender verwendet. a) Vorkommen von Schwefel Vorkommen: - elementar - in Verbindungen z.b. Pyrit (FeS 2), Zinkblende (ZnS), Gips (CaSO 4 2 H 2O) - in Erdöl, Kohle (Braunkohle, Steinkohle) als begleitendes Element b) Schwefelverbindungen: Schwefeldioxid Verbrennung von Schwefel S 8 + 8 O 2 8 SO 2 H = -297 kj/mol SO 2 + H 2O H 2SO 3 Die schweflige Säure lässt sich nicht in reiner Form isolieren. Struktur SO 2 Beachte: Die Oktettregel gilt streng nur für die Atome der zweiten Periode des PSE. Schwefel darf also mehr als vier Atombindungen haben. Herstellung von SO 2 durch Rösten von Pyrit (Schwefelkies) 4 FeS 2 + 11 O 2 -----> 2 Fe 2O 3 + 8 SO 2 Es gibt noch ein weiteres Schwefeloxid. Wie kann man dieses erhalten? Die Verbrennung von Schwefel bildet SO 2, welches u.a. ein Konservierungsmittel ist. Durch Wasserkontakt entsteht daraus Schwefligesäure.

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 5 c) Technische Darstellung von H 2SO 4 durch das Kontaktverfahren Redoxverhalten von H 2SO 3 Vom Schwefeldioxid zur Schwefelsäure Katalysator 2 SO 2 + O 2 2 SO 3 H = -176 kj/mol 400 o C Schwefeltrioxid reagiert mit Wasser zu Schwefelsäure: SO 3 + H 2O H 2SO 4 Industrielle Herstellung Schwefelsäure Es laufen im wesentlichen drei Verfahrensschritte ab: Gewinnung von Schwefeldioxid Oxidation von SO 2 zu SO 3 Umsetzung von SO 3 mit Wasser zu H 2SO 4 Alle drei Schritte sind exotherm => Kühlung nötig Kontaktverfahren => ~ 3 % SO 2 in der Abluft Doppelkontaktverfahren => ~ 0,3 % SO 2 in der Abluft Katalysator: 2 SO 2 + 2 V 2O 5 2 SO 3 + 4 VO 2 4 VO 2 + O 2 2 V 2O 5 2 SO 2 + O 2 2 SO 3

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 6 d) Eigenschaften der Schwefelsäure V: B: Cu-Blech Schwarzfärbung H 2 SO 4 S: Cu + H 2SO 4 CuO + H 2O + SO 2 H 2SO 4 ist ein Oxidationsmittel V: Zu Schwefelsäure wird Wasser zugefügt. Die Temperatur dabei gemessen Vorsicht Gefahr! B: Die Temperatur steigt bis auf 110 C ohne dass die Mischung siedet S: H 2SO 4 reagiert mit Wasser unter stark exothermer Reaktion H V: 2 SO 4 B: Zucker Zuckerkohle (Tipp: Zucker etwas anfeuchten!) S: H 2SO 4 ist ein stark wasserentziehendes Mittel (Beachte: die Oxidationszahl von C ändert sich nicht) Eigenschaften von Schwefelsäure: stark wasserentziehend ein Oxidationsmittel eine starke Säure

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 7 e) Verwendung der Schwefelsäure Herstellung von Düngemitteln Herstellung von Weißpigmenten (TiO 2) Im Blei-Akkumulator (Autobatteriesäure) Bei der TiO 2-Produktion aus FeTiO 3 fällt die sogenannte Dünnsäure an (15-20% H 2SO 4). Bis 1989 Verklappung in die Nordsee. (Alle Anrainer zusammen 1,3 Mio t/a) Recycling: Wasserentzug im Vakuum zurückbleibendes FeSO 4 ( Grünsalz ) wird bei hohen Temperaturen zersetzt. 4 FeSO 4 2 Fe 2O 3 + 4 SO 2 + O 2 f) Salze der Schwefelsäure Oxidationsreaktionen (konz. + Cu) (verd. + Zn) NaHSO 4 NaSO 4 + Bromthymolblau gelb grün neutral schwach basisch g) Salze der schwefligen Säure Na 2SO 3, K 2SO 3, g) Nachweis von Sulfationen Sulfatiuonen fallen mit Bariumionen zu einem Feststoff aus. Diese Reaktion gehört zu den Fällungsreaktionen: Ba 2+ + SO 4 2- BaSO 4

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 8 Produkte der chemischen Industrie II: Salpetersäure - eine Stickstoffverbindung a) "Verbrennung" von Stickstoff im elektrischen Lichtbogen Salpeterssäuregewinnung aus Chilesalpeter: H 2SO 4 + 2 NaNO 3 Na 2SO 4 + 2 HNO 3 Früher gab es vor allem die Gewinnung aus Harn und Fäkalien. Aber diese Menge reichte nicht aus für Kriegsindustrie. Salpeter war ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Schwarzpulver. Stickstoff verbindet sich nicht ohne weiteres mit dem Sauerstoff der Luft. Um diese Reaktion zu ermöglichen, ist sehr viel Energie nötig. V: Stickstoff wird im Lichtbogen mit Sauerstoff zur Reaktion gebracht. B: Es entsteht ein braunes Gas. Die wässrige Lösung des Gases reagiert sauer. S: Im elektrischen Lichtbogen verbrennt Stickstoff zu Stickstoffmonoxid sowie Stickstoffdioxid und evtl. weiteren Stickoxiden.. N 2 (g) + O 2 (g) 2 NO (g) farblos H = + 90 kj/mol 2 NO (g) + O 2 2 NO 2 H = - 112 kj/mol farblos braun * N = O Man erkennt deutlich, dass ein ungepaartes Elektron vorhanden ist. Verbindungen mit ungepaarten Elektronen nennt man Radikale. Stickstoffdioxid reagiert mit sich selbst zu N 2O 4 2 NO 2 N 2O 4 Diese Reaktion kann in beide Richtungen reagieren. Bei Raumtemperatur liegt vor allem N 2O 4. Vor. Bei höheren Temperaturen bildet zunehmend mehr NO 2. +IV +III +V NO 2 + H 2O HNO 2 + HNO 3

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 9 b) Wege zur Herstellung von NO Verbrennung von N 2 im Lichtbogen Einwirkung von HNO 3 auf Kupferspäne Oxidation von NH 3 c) Katalytische Verbrennung von Ammoniak (Ostwald-Verfahren) Die Synthese in Lichtbogen ist extrem energieaufwändig! Mit Einführung der großtechnischen NH 3 -Synthese 1913/14 konnte Salpetersäure erstmalig günstig aus Ammoniak gewonnen werden. N 2 + 3 H 2 NH 3 DH = - 92 KJ Als Katalysator dienen Platin-Netze mit einem 5-10% Anteil an Rhodium. 1. Oxidation von NH 3 zu NO 4 NH 3 + SO 2 4 NO + 6 H 2O H = - 3616 KJ 2. Oxidation von NO zu NO 2 4 NO + 2 O 2 4 NO 2 H = - 228 KJ 3. Umsetzung von NO 2 zu HNO 3 4 NO 2 + O 2 + 2 H 2O 4 HNO 3

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 10 d) Eigenschaften der Salpetersäure Reine Salpetersäure ist eine farblose Flüssigkeit. Beim Erhitzen oder unter Lichteinwirkung erfolgt teilweise Zersetzung. 4 HNO 3 --> 2 H 2O + 4 NO 2 + O 2 1. Säureeigenschaften von Salpetersäure HNO 3 ist eine starke Säure Mit unedlen Metallen (Mg, Zn, Fe) entwickelt die verdünnte Säure Wasserstoff, dabei entstehen Nitrate. 2. Oxidierende Wirkung von Salpetersäure konz. HNO 3 ist ein starkes Oxidationsmittel Sie kann die meisten edlen und unedlen Metalle auflösen. Pb + 4 HNO 3 Pb(NO 3) 2 + 2NO 2 + 2 H 2O 3 Cu + 8 HNO 3 3 Cu(NO 3) 2 + 2 NO + 4 H 2O e) Verwendung von Salpetersäure ca. 80 % zur Herstellung von Düngemitteln (v.a. NH 4NO 3) Einsatz in der organischen Synthese Aufgaben: 1. Bei der katalytischen Oxidation von NH 3 können auch Stickstoff und Distickstoffmonoxid entstehen. Formuliere die Gleichungen beider Reaktionen.

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 11 e) Vergleich der verschiedenen Stickstoffoxide Distickstoffmonooxid, N 2O (Lachgas) Die Gewinnung geschieht durch vorsichtiges Erhitzen von Ammoniumnitrat auf 200 C (man darf diese Temperatur aber nicht überschreiten, da zu hohe Temperaturen über 300 C die Explosionsgefahr steigern.) NH 4NO 3(l) N 2O(g) + H 2O(g) Eigenschaften von NO 2 - N 2O ist farblos - reaktionsträge - diamagnetisch - hat einen schwach süßlichen Geruch - löst schon in geringen Mengen Rauschzustände (sowie Lachlust) aus - wird auch als Narkosemittel eingesetzt - Treibgaswirkung (enthalten Sprühsahne) Stickstoffmonooxid, NO und Distickstoffdioxid, N 2O 2 - farblos, - giftig - paramagnetisch, - hat freies Radikal da es eine ungerade Zahl an Valenzelektronen hat - gering reaktionsfähig - Siedepunkt bei -152 C - das Dimerisierungsgleichgewicht legt bei Raumtemperatur auf der Seite des NO: 2NO N 2O 2 - entsteht z.b. bei sehr hohen Temperaturen aus N 2 und O 2 wobei die Ausbeute bei 2000 C nur bei 1% liegt. - entsteht auch bei Gewittern und als Nebenreaktion bei Verbrennungen - zu Herstellung von NO wird industriell v.a. das Ostwald-Verfahren angewendet - NO reagiert mit Sauerstoff zu NO 2 (exothermen Reaktion) - trägt zur Luftverschmutzung bei Distickstofftrioxid, N 2O 3 - blaue Flüssigkeit - diamagnetisch - nur bei sehr tiefen Temperaturen (ab -100,7 C) beständig - bildet sich aber schon, wenn man ein Gemisch von NO und NO 2 auf -20 C abkühlt: NO(g) + NO 2(g) N 2O 3(l)

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 12 Produkte der chemischen Industrie III: Kalk 1) Kalk a) Kalkbrennen E + CaCO 3 CaO + CO 2 Produkt: gebrannter Kalk, Branntkalk, Ätzkalk b) Kalklöschen CaO + H 2O Ca(OH) 2 + E Produkt: Löschkalk (fest) (Kalkmilch: Löschkalk + Wasser)

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 13 Der technische Kalkkreislauf Durch technische Vorgänge kann Calciumcarbonat (Kalk) in Kalkmörtel umgewandelt werden. Bei der Verwendung härtet dieser durch die Reaktion mit Kohlenstoffdioxid (aus der Luft) wieder zu Calciumcarbonat aus. Dabei bilden sich lange Kalknadeln, welche die Baustoffe (wie Ziegel) gut miteinander verbinden). V: a) Marmor/ Calciumcarbonat wird in Wasser gegeben. Es erfolgt ein Indikatortest b) Dann wird er in der Brennerflamme mehrere Minuten gebrannt und anschließend in Wasser gegeben. Führe einen Indikatortest durch B: a) Keine Änderung der Indikatorfarbe b) Es ist eine Lauge entstanden S: Durch das Brennen ist Calciumoxid entstanden, welches mit Wasser Kalkwasser bildet. Kalkwasser ist eine Lauge - Vorsicht! H 2 O Kalkstein Calciumcarbonat CaCO 3 brennen + Kohlenstoffdioxid CO 2 Kohlenstoffdioxid CO 2 Kalkmörtel Ca(OH) 2 + Sand Branntkalk Calciumoxid CaO + Sand mischen mit Sand Löschkalk Calciumhydroxid Ca(OH) 2 löschen + Wasser H 2 O a) Gebrannter Kalk Ab einer Temperatur von etwa 800 C wird Kalkstein zersetzt. CO 2 wird ausgetrieben und es entsteht der gebrannte Kalk: Calciumcarbonat + E Calciumoxid + Kohlenstoffdioxid CaCO 3 + E CaO + CO 2

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 14 b) Gelöschter Kalk Wird gebrannter Kalk mit Wasser versetzt, entsteht unter Volumenvergrößerung und starker Wärmeentwicklung gelöschter Kalk, das zum Kalken von Wänden und als Zusatz zu Kalkmörtel verwendet wird. Gebrannter (ungelöschter) Kalk und gelöschter Kalk sind stark ätzend! Kontakt mit den Augen kann zur Erblindung führen! Gewöhnlicher Kalk ist dagegen harmlos. Calciumoxid + Kohlenstoffdioxid Calciumhydroxid + E CaO + CO 2 Ca(OH) 2 + E c) Abbinden des Mörtel: An der Luft bindet gelöschter Kalk mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid wieder zu Calciumcarbonat ab, womit sich der Kreislauf schließt. Der Vorgang des Abbindens kann durch den geringen CO 2 Gehlat der Luft jahrelang dauern. In einigen alten dicken Maurn alter Burgen ist der Mörtel teilweise heute noch nicht abgebunden Calciumhydroxid + Kohlenstoffdioxid Calciumcarbonat + Wasser + E Ca(OH) 2 + CO 2 CaCO 3 + H 2O + E Zusatzinformationen: http://de.wikipedia.org/wiki/kalziumcarbonat http://de.wikipedia.org/wiki/technischer_kalkkreislauf

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 15 Der Kalkkreislauf Quelle Bild: Public Domain by Wikicommonsuser: teelittle, Chris und Roland1952 danke! https://commons.wikimedia.org/wiki/file:kalkkreislauf.svg

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 16 Drehrohrofen Versteinerung (Fossil), auch Ammonit genannt Zusatzinformationen http://de.wikipedia.org/wiki/versteinerung

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 17 Produkte der chemischen Industrie III: Zement Zement (lat. caementum: Bruchstein, Baustein) verbindet ähnlich wie Kalkmörtel Baustoffe wie z.b. Ziegelsteine. Zement ist besonders fest und hält sehr lange. Obwohl er nicht völlig unanfällig gegen Verwitterung ist, so halten Bauten mit Zement und Beton (einem Produkt aus Zement) sehr lange. Zur Herstellung wird ein Gemisch aus Ton und Kalk fein gemahlen (manchmal nimmt man Mergel, welches ein natürliches Gemisch beider Stoffe ist). Das Gemisch wird in einen Drehrohofen bei 1450 C erhitzt/ gebrannt. Es entsteht dabei der Zement. Kommt Zement mit Wasser in Berührung, bindet er ab. Dabei reagieren Calcium-Aluminium-Silikate, die beim Brennen entstanden sind mit Wasser. Es entstehen kleinste Kristalle, die sich ineinander verfilzen. Da das Abbinden mit Wasser funktioniert, kann er sogar unter Wasser abbinden -was besonders beim Brückenbau in Flüssen von großer Bedeutung ist. Diese Verfestigung tritt auch noch ein, wenn die 6-8 fache Menge Sand und Kies zugefügt werden. Eine solche Mischung bezeichnet man als Beton. (Stahlbeton mit Stahlstäben). Kalk & Ton fein vermahlen Ton = Aluminiumsilicat) Ersatzweise: Mergel (natürliches Gemisch der beiden) brennen im Drehrohrofen bei 1400 C Zement + Sand oder Kies 6-8 fache Menge + Stahlstäbe (oder Stahlgitter) Beton + Wasser H 2 O Abbinden (Calcium- Aluminiumsilicate bilden Kristalle, die verfilzen ) Stahlbeton Zusatzinformationen: http://de.wikipedia.org/wiki/zement_%28baustoff%29

Kapitel 12: Redoxreaktionen der großtechnischen und industriellen Chemie 18 2) Zementherstellung Zement wird aus Kalkstein und Ton hergestellt. Die fein gemahlenen Ausgangsmaterialien werden bei 1500 C gebrannt. Es entweicht Wasser und CO 2. Das erkaltete Produkt (Klinker) wird nach Zusatz von Gips (CaSO 4) oder Schlacke zu Zementmehl vermahlen. 3) Kalkmörtel und Beton V1: Kalk + Sand (1:3) + Wasser V2: Zement + Sand (1:3) + Wasser B: Sowohl Zementmörtel als auch Kalkmörtel härten an der Luft aus. Unter Wasser härtet nur der Zementmörtel (Beton) aus. Versetzt man Kalkmörtel mit HCl, so schäumt der Mörtel auf und es entwickelt sich CO 2. S: Der Kalkmörtel bindet ab, indem sich CaCO 3 aus Ca(OH) 2 bildet: Dabei wird CO 2 aufgenommen und H 2O abgegeben. Ca(OH) 2 + CO 2 CaCO 3 + H 2O Kalkmörtel braucht zum Abbinden Luft-Zufuhr (da in Luft CO 2 enthalten ist). Zum Vergleich: Zementmörtel bindet auch unter Luftabschluss ab. Beim Abbinden wird zunächst Wasser gebunden. Dabei entstehen feste Hydrate. Kalkmörtel bezeichnet man auch als Luftmörtel, Zementmörtel als Wassermörtel (hydraulischer Mörtel)