Ein psychoedukativestrainigsprogramm zur Stabilisierung der psychischen Gesundheit von langzeiterwerbslosen Frauen

Ähnliche Dokumente
Fazit aus zwei Expertisen zu schwer erreichbaren Zielgruppen. Domenic Schnoz

Leitbild. 1. Identität und Auftrag

Video-Interaktions-Training im Rahmen von Sozialer Gruppenarbeit

Clubs der PSZ GmbH C L U B K O N Z E P T

Kinderschutzbund Köln Kinderschutz-Zentrum. Elterncafé und Spiel-Raum: Frühe Hilfen für Familien. im Kinderschutz- Zentrum Köln

Kostenloser Gesundheitskurs für erwerbslose und prekär beschäftigte Frauen Feministisches FrauenGesundheitsZentrum Berlin e.v.

Frühförderung und Frühe Hilfen Fachtagung Kassel 2010 Spiel-Raum Heilpädagogische und therapeutische Arbeit mit Müttern und Kleinkindern

Ich begrüsse Sie zum Impulsvortrag zum Thema: «Körpersprache geht uns alle an»

DAS GESUNDHEITSTRAINING

Achtsamkeit und Selbstfürsorge

MBSR - Kurs. (8 Wochen) Kursbeschreibung

Förderung psychosozialer Ressourcen durch sportliche Aktivität und ihre Bedeutung im Verlauf der Krankheitsbewältigung bei Krebs

Hilfe! Meine Kinder streiten

Übungen zur Stärkung der Widerstandskraft

Familienklassenzimmer. Miteinander und voneinander lernen

Vorgehen im Umgang mit suchtbelasteten Familien in der Jugendhilfe

Das Ratzeburger Modell Rehabilitation und Prävention für pflegende Angehörige

Wie kann ich mit meiner Lebererkrankung umgehen? Wie können Sie Ihre Kompetenz zur Bewältigung steigern?

Umgang mit dem Erleben von Patientensuiziden während der Behandlung - Belastungsanalyse und Darstellung angemessener Bewältigungskonzepte

Psychosoziale/ Psychoonkologische Beratung

Ulrike Juchmann Der achtsame Weg aus der Depression - MBCT Mindfulness based cognitive therapy

MBSR-Programmformat DAS 8-WÖCHIGE MBSR-PROGRAMM. (max. 8 Teilnehmer/innen für Kurs )

Krankheitsbewältigung und Partnerschaft bei chronischen neurologischen Erkrankungen

Gesundheitsförderung im Setting Kindertagesstätte: Haltung und Wertschätzung in der Zusammenarbeit mit Eltern der Papilio-ElternClub

Handwerkszeug für Kinder


SBT. Stressbewältigungstraining. Ein Gruppentrainingsprogramm für Menschen mit psychischer Erkrankung Dr. Matthias Hammer

condrobs.de FREIRAUM UND NEUE PERSPEKTIVEN FÜR FRAUEN SUCHTHILFEANGEBOTe FÜR FRAUEN

Trainingseinheit 1: Eine angenehme Lernatmosphäre schaffen

Achtsamkeitspraxis Reutlingen

Ausschreibung zur Teilnahme an der Fortbildungsreihe/ 2019: Dialog schaffen partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern stärken

Fragebogen für Mitarbeiter/innen in Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen im Kreis Olpe

Grundlegende Entwicklungsbedürfnisse: Beginn unserer Entwicklung uranfänglicher Platz

Michael Rühlmann Dresden, 08. Juli 2013

Silvia Wiesmann EZfA, 2016: Zusammenfassung der Termine Inhalte Übungen zwischen den Terminen Kernpunkte

Das Selbstverständliche zum Thema machen!

7. Fachtagung Zentrum Patientenschulung e. V.

Die 6 Aspekte der AbPP

Fragebogen zur Einleitung oder Verlängerung einer ambulanten Psychotherapie

Innere Tiefe. Eigene Gefühle und Bedürfnisse ergründen. Das Potenzial der Fantasie nutzen! Dr. Christina M. Wiesemann

24.10 Psychoedukation Termin 7: Motivation durch positive Selbstinstruktion

SiA Schwangere in Aktion

2. Selbstbild und Rolle klar(e) Haltung zeigen Zusammenarbeit mit Eltern Problemverhalten in Fähigkeiten verwandeln 8

Arbeitskreis Gesundheit im SGB II und Kommunale Gesundheitskonferenzen

SalutogeneKommunikation mit langwierig Erkrankten

Kinder mit schwierigem Verhalten in Kindergarten und Schule

STRESS? Mindfulness Based Stress Reduction Stressbewältigung durch Achtsamkeit

UMGANG MIT PSYCHISCHER BEEINTRÄCHTIGUNG IN DER SCHULE. z.b bei traumatisierten Flüchtlingen

Vortrag im Rahmen der 2. Hessische vhs-messe 19. März 2015 in Gelnhausen

Psychosoziale Aspekte der Behandlung Suchtkranker

Erste Hilfe bei starken Emotionen

ProfilPASS-Beratung in Unternehmen

INitiative für SElbstmanagement und Aktives Leben

TANNENHOF BERLIN-BRANDENBURG E.V.

PÄDAGOGISCHES LANDESINSTITUT BERUFSEINSTIEG. Persönlichkeit und Präsenz

Individualförderung. Berufsbildende Schulen Rinteln

«Darüber reden hilft!»

Führen «schwieriger» Gespräche

Gesundheitsangebote Brandenburg Herbst 2017

Führung und seelische Gesundheit als Schlüssel für Betriebliche Prävention

Workshop «Tina und Toni» und «Amidou»

FORTBILDUNGEN EHRENAMT

B e t r i e b l i c h e

Individuelle Erfahrungen mit den Jobcentern: Migranten der ersten Generation verteilen die besten Noten

FAKTENBLATT ZUM PROJEKT

Schwierige Elterngespräche erfolgreich gestalten

Kinder und häusliche Gewalt

Empowerment: Selbstbewusst(sein) macht stark. Mag.a Elisabeth Chlebecek

Psychoedukation. Monika Bohrmann. BAK Symposium Interventionen in der ambulanten psychosozialen Krebsberatung. DKK 2018, Berlin 23.

Angehörigenarbeit in der. Psychiatrie

Gesprächsgruppe Leben mit Krebs. geleitet von

Depression aus Sicht von Angehörigen

Die Arbeit in Mutter-Kind-Einrichtungen: Eine fachliche und persönliche Herausforderung

Kinderschutz und frühe Hilfen für Familien

PReSch - Prävention von Rechenschwierigkeiten Elternarbeit

Psychotherapie durch psychologische Gesundheitsförderung

Herzlich willkommen! 28. März 2019 Mutige Eltern mutige Kinder. Veranstalterin: Elternbildung Schule Wetzikon

Gemeinnützige Service- und Integrationsgesellschaft Enzkreis mbh

Intuitives Bogenschießen zwanglos zum Ziel

MAMA, PAPA WAS IST LOS MIT EUCH? Wenn Kinder von psychisch erkrankten Menschen Hilfe brauchen.

Kinder- und jugendpsychiatrische Beratungsangebote in den Kommunen

Aufsuchende Elternarbeit

Berufsspezifische Kompetenzfeststellung für: Kompetenzfeststellung durchgeführt durch:... Name: Vorname: NIQ-Chiffre : Geburtsdatum: Geschlecht: m

AKZEPTANZ UND COMMITMENT THERAPIE (ACT) Eine Einführung

«Nun sehe ich doch klar...

SOZIALES LERNEN - Betrachtung aus dem Blickwinkel einer institutionen- und altersunabhängigen Kompetenzentwicklung. LSJ Sachsen e.v.

Mehr Power und Klarheit durch Resilienz

Plan E Eltern stark machen! Ein Trainingsangebot für Eltern in der psychiatrischen Institutsambulanz

Die Psychosoziale Beratungsstelle des Instituts für Soziale Gesundheit der Katholischen Hochschule für Sozialwesen

Es ist so gut zu wissen,

ERGOTHERAPIE BEI CHOREA HUNTINGTON

Sonnenkinder Angebote für Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern

Tag der Wertschätzung am 3. November Unser Thema: Verbundenheit. Unser Motto: Du und ich - ein starkes Team!

Von mir zu dir: Kommunikation und Umgang mit der Diagnose Demenz aus Beratungssicht

Was ist ein gutes Team?

Wir machen uns stark für Menschen mit Krebs

Stress entsteht im Kopf Die Schlüsselrolle von Denkmustern im Umgang mit Stress und Belastungen

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Tipps und Tricks(?) 02. Februar 2018 Wolfgang Schömig

Transkript:

Peggy Geers "Mut tut gut!" Ein psychoedukativestrainigsprogramm zur Stabilisierung der psychischen Gesundheit von langzeiterwerbslosen Frauen Kontakt: Peggy Geers Psychosoziale Frauenberatungsstelle donna klara e.v. Kiel Goethestraße 9 24116 Kiel 0431-557 93 44 geers@donna-klara.de www.donna-klara.de Grafik im Header: Connye Wollf / JiSign, Fotolia Gesundheit Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2016 Seite 1 von 1

Mut tut gut! Ein psychoedukatives Trainingsprogramm zur Stärkung der psychischen Gesundheit für langzeiterwerbslose Frauen

kommunale soziale Begleitmaßnahme nach 16a SGB II seit Herbst 2006 Landeshauptstadt Kiel finanziert die Maßnahme seit 2008 nach 1,5 jähriger Modellfinanzierung Durchführung in Kooperation mit dem Jobcenter der Landeshauptstadt Kiel Formales

Jobcenter hatte Bedarf an einem Angebot für diese Zielgruppe formuliert Erfahrungen: gerade depressive/ängstliche Frauen kommen in anderen Maßnahmen nicht an, melden sich krank Freiwillige Teilnahme keine Sanktionen bei Nichtteilnahme Entscheidungshoheit über Teilnahme liegt bei uns Umgang mit Schweigepflicht Rückmeldung nur in Absprache mit den Frauen Empfehlung hilfreicher Unterstützungsangebote Startbedingungen

Vorstellung des Projektes für die Mitarbeiter_innen im Jobcenter: Wie erkennen sie mögliche Teilnehmerinnen? Wie können sie das Angebot ansprechen/anbieten? Umgang mit Freiwilligkeit und Befürchtungen Flyergestaltung für die Interessentinnen: Keine pathologisierenden Begriffe Formulierung der Problemlagen auf der konkreten Erlebnisebene Informationen für Ärzt_innen, Psychotherapeut_innen, andere Beratungseinrichtungen, Anbieter von Maßnahmen und Arbeitsgelegenheiten Öffentlichkeitsarbeit

Psychisch belastete Frauen mit: geringem Selbstwertgefühl wiederholter Neigung zu depressiven und Angstreaktionen mit psychosomatischen Beschwerden mit belastenden Erfahrungen in der Erwerbsarbeit Alter zwischen 20 und 60 Jahre Bezieherinnen von Arbeitslosengeld II nach SGBII Teilnehmerinnen

Persönliches Vorgespräch in der Beratungsstelle mit einer der Kursleiterinnen: Passt das Angebot zum Bedarf der Interessentin? Freiwillige Teilnahme Umgang mit Schweigepflicht 10-wöchiges Kursprogramm mit 12 Frauen: montags, dienstags und donnerstags 9.00 12.30 Uhr 5 begleitende Einzelberatungen mit einer Mitarbeiterin aus der Beratungsstelle Nachtreffen, ca. 8 Wochen nach Kursende Struktur

Stärkung des Selbstwertgefühls und der Selbstfürsorge soziale und emotionale Ressourcen erkennen und verbessern können Tage wieder strukturieren und aktiv gestalten lernen soziale Isolation verringern die aktuelle Situation realistisch einschätzen lernen Schritte zur Verbesserung ihrer Lebenssituation und Gesundheit einleiten Ziele des Kurses

Für die Erhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit können wir selbst etwas tun Wir können Einfluss auf unsere Gedanken und Gefühle nehmen, wir sind ihnen nicht ausgeliefert Es ist wichtig, das psychische Befinden wahrzunehmen, zu benennen und zu verstehen Selbstwirksamkeit kann erlernt und trainiert werden Grundannahmen

Unterrichtsthemen: Grundinformationen zu Psychischer Gesundheit Denkgewohnheiten und Stimmungstiefs Gefühle und Bedürfnisse Selbst-Bewusstsein Ressourcenklärung und Standortbestimmung Aktivierende Angebote: Atem & Stimme, Sport zum Schnuppern, Körperwahrnehmung & Entspannung, Innehalten und sich wahrnehmen Inhalte

Training üben, üben, üben Information Wissen anbieten Stärkung der psychischen Gesundheit Erfahrung Erleben Neues ausprobieren Reflexion Nachdenken über sich anregen Gruppenerfahrung und Austausch Ebenen des Lernens

Eigener, zentraler Arbeitsansatz basierend auf: den Kompetenzen/Erfahrungen der Mitarbeiterinnen den Erfahrungen aus der Beratungsarbeit den (angenommenen) Ressourcen der Zielgruppe der sich in allen Themen und Angeboten wiederfindet. psychoedukativ humanistisch geprägt verhaltenstherapeutisches Arbeiten achtsamkeitsbasierte Übungen und Grundhaltung Eigener Arbeitsansatz

Angebot trifft thematisch den Nerv der Lebensrealität der betroffenen Frauen: Sie fühlen sich gesehen in dem, was sie am meisten beschäftigt und ihnen im Weg steht. Erfahrungen von Scham, Verstecken, Versagen, Vereinzelung die Gruppe bietet die Möglichkeit: zum Austausch mit ähnlich Betroffenen, zu üben, wieder in Kontakt zu gehen, zu erkennen: es geht anderen ähnlich, es ist normal / menschlich, so zu reagieren. Psychisches Leiden gibt es und darf sein. Inhaltliche Passung

Haltung der unbedingten Wertschätzung Atmosphäre schaffen, die Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Verbindlichkeit und Schweigepflicht gewährleistet: Grundregeln im sozialen Miteinander Tagesstruktur, die nicht überfordert weniger ist mehr! 3 Vormittage entsprechen der psychischen Belastbarkeit Kleine Schritte, keine Überforderungen Vermeidung von Druck, eher Anregung Dinge auszuprobieren Äußere Rahmenbedingungen

Begleitende Einzelgespräche: Raum schaffen für Themen, die im Kurs nicht angesprochen werden, bzw. die sonst noch anstehen Perspektiven entwickeln Verschiedene Referentinnen, diese jedoch konstant Regelmäßiger Austausch der Fachfrauen fundierte Fachlichkeit bei allen beteiligten Mitarbeiterinnen Weitervermittlung nach dem Kurs in geeignete weiterführende Behandlungs- oder andere Maßnahmen Äußere Rahmenbedingungen

Antworten der Teilnehmerinnen auf die Frage nach persönlichen Veränderungen: Ich gehe mehr in Kontakt zu anderen Ich hole mir Hilfe und kann diese auch annehmen Ich verstehe meine Gefühle besser und gehe bewusster damit um Ich habe mehr Wissen über psychische Gesundheit gewonnen Ich bin aktiver und selbstbewusster geworden Ich kann mit meinen depressiven Verstimmungen besser umgehen Ich konnte mich selber «wieder» finden! Da ist wieder Leben in einen reingekommen Wirkungen auf die Teilnehmerinnen

mittlere bis grosse statistisch bedeutsame Effekte für die Verbesserung der psychischen Gesundheit diese neu erworbene psychische Stabilität konnte bis zum Nachtreffen aufrechterhalten werden das Ausmass der Depressivität sank die Kursteilnehmerinnen zeigten zum Ende des Kurses und zum Zeitpunkt des Nachtreffens ein signifikant höheres Selbstwertgefühl als zu Beginn des Kurses. das Ausmass des Selbstwertgefühls der Teilnehmerinnen war zu allen Messzeitpunkten unterdurchschnittlich ausgeprägt! Evaluationsergebnisse

Bei der Selbstregulationsfähigkeit konnten mittlere bis grosse statistisch bedeutsame Effekte nachgewiesen werden. der Umgang mit extremen Emotionen verbesserte sich nicht nur im Verlauf des Kurses, sondern zusätzlich bis zum Nachtreffen signifikant die Fähigkeit der Kursteilnehmerinnen, ihre Emotionen in angemessener Form zu beschreiben und zeigen zu können, verbesserte sich genauso wie die Fähigkeit, unangenehme Gedanken und Gefühle nicht urteilend anzunehmen Evaluationsergebnisse

Welche konkreten Schritte haben Sie nach dem Kurs in eingeleitet? 65% der Kursteilnehmerinnen befinden sich in einer weiterführenden Behandlung, Beratung oder Therapie 33% bemühen sich, z.b. durch Bewerbungen, um eine Erwerbstätigkeit 20% nehmen an Maßnahmen zur beruflichen Integration oder Weiterqualifizierung teil 13% haben eine Erwerbstätigkeit aufgenommen Evaluationsergebnisse

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Weitere Informationen zu diesem Angebot finden Sie unter: www.donna-klara.de www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/ praxisdatenbank/ Abschluss