Wissenschaft und geistiges Eigentum

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Transkript:

Wissenschaft und geistiges Eigentum Vortrag am 14. April 2011 im Seminar Wissen in der modernen Gesellschaft Sommersemester 2011 Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe, Universität Leipzig

Auf dem Weg zum geistigen Eigentum Die Anfänge können hier nicht umfassend dargestellt werden 15. Jahrhundert: Copyright als Monopolrecht der Buchdruckergilde Kopierrecht, gesichert durch die Krone 1790: Copyright wird in der amerikanischen Verfassung verankert (regulär 14 Jahre Schutzfrist) Wesentliche Unterschiede zwischen anglo-amerikanischem und kontinental-europäischem Rechtsraum Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst 1886 erste Fassung, 1908 Revidierte Berner Übereinkunft Schutzdauer von mindestens 50 Jahren über den Tod des Urhebers hinaus Harmonisierung der Schutzrechte, Gleichstellung von Inund Ausländern Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 2

Auf dem Weg zum geistigen Eigentum Weitere Versionen Rom 1928, Brüssel 1948, Stockholm 1967 1952 Welturheberrechtsabkommen UCC der UNESCO, um auch die USA mit ins Boot zu bekommen 1967 werden derartige Themen unter der Ägide der World Intellectual Property Organization WIPO zusammengefasst RBÜ, Pariser Fassung vom 24. Juli 1971 mit Präzisierung vom 29. Sept. 1979 heute gültige Version 1973 Beitritt der Sowjetunion zur RBÜ 1989 Beitritt der USA zur RBÜ Heute 164 Staaten beigetreten Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 3

Auf dem Weg zum geistigen Eigentum Die geistigen Väter 50er Jahre: Fourastié sieht im Tertiären Sektor die bedeutendste Sphäre der Wertschöpfung der Zukunft 60er und 70er Jahre: Milton Friedman und die Chicagoer Schule Theoretische Grundlegung für den Neoliberalismus Ende der 70er Jahre: Daniel Bell und die Postindustrielle Gesellschaft Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 4

Auf dem Weg zum geistigen Eigentum Die Roadmap: Die Befürworter formieren sich 1967 Gründung der WIPO als Dachorganisation zur weltweiten Verwaltung von Immaterialgüterrechte 1974 Aufwertung der WIPO zu einer Teilorganisation der UNO Verwaltet heute RBÜ, Markenschutzabkommen, Harmonisierung des Patentwesens und des Umgangs mit gewerblichen Mustern und Modellen 1984 Gründung der International Intellectual Property Alliance IIPA zur weltweiten Durchsetzung des Konzepts geistiges Eigentum als Rechtsbegriff 1986 Intellectual Property Committee IPC als die IIPA ergänzende Industrielobbyorganisation, um geistiges Eigentum im Zuge der Uruguayrunde im GATT zu verankern Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 5

Auf dem Weg zum geistigen Eigentum Die Roadmap: Die Befürworter formieren sich 80er Jahre USA-Politik entwickelt verschiedene Strafmechanismen gegen Länder mit ungenügender IPR-Verrechtlichung 1995 TRIPS-1 Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights als Teilergebnis der GATT-Verhandlungen, die zur Gründung der WTO führen 1996 WIPO Copyright Treaty Mitgliedsstaaten müssen Rechtsschutz gegen Umgehung von Schutzmaßnahmen vorsehen 1998 DMCA juristische Absicherung von Kopierschutzmaßnahmen in den USA 2001 EU-Richtlinie zur Umsetzung der WIPO-Vorgaben in nationales Urheberrecht 2003 UrhG-Novelle, Korb 1 in der BRD deutscher DMCA Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 6

Die Wissenschaft setzt dagegen Wissenschaftliche IuK im digitalen Zeitalter 1991 Paul Ginsparg setzt den Server ArXiv am Los Alamos National Laboratory (LAN-L) auf, um Preprints in der Physik frei zugänglich zu machen. 1994 Gründung der IuK-Initiative der wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland durch DMV, DPG, GDCh, GI, um die Interessen ihrer Mitglieder in allen Fragen der Neuordnung des Informations- und Kommunikationswesens für die Wissenschaft zu vertreten. Ermöglichte es den beteiligten Fachgesellschaften, bei der Gestaltung von Förderprogrammen maßgeblich mitzuwirken und die Idee von der Digitalen Bibliothek in Deutschland nachhaltig zu beeinflussen. 1995 Unterzeichnung einer formellen Vereinbarung Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 7

Die Wissenschaft setzt dagegen Die Zeitschriftenkrise Seit Mitte der 90er Jahre anhaltende Preissteigerungen für Zeitschriften vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich Universitätsbibliotheken mussten mehrfach Journale abbestellen, zunehmende Einschränkung von Zugriffsmöglichkeiten auf relevante wissenschaftliche Informationen Aufruf internationaler Fachgesellschaften, teure Zeitschriften zu boykottieren, insbesondere auf der Ebene von Reviews und Editor Boards Die Zeitschriftenkrise begünstigt die Entwicklung der Open- Access-Bewegung bzw. deren Verbreitung über die Wissenschaft hinaus Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 8

Die Wissenschaft setzt dagegen 2001 - Aufruf des IMU Executive Committee Open access to the mathematical literature is an important goal. Each of us can contribute to that goal by making available electronically as much of our own work as feasible. Our recent work is likely already in computer readable form and should be made available variously in TeX source, dvi, pdf (Adobe Acrobat), or PostScript form. Publications from the pre-tex era can be scanned and/or digitally photographed. Retyping in TeX is not as unthinkable as first appears. Our action will have greatly enlarged the reservoir of freely available primary mathematical material, particularly helping scientists working without adequate library access. This statement was written and recommended by the Committee on Electronic Information and Communication (CEIC) of the International Mathematical Union (IMU). Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 9

Die Wissenschaft setzt dagegen 2002 Budapest Open Access Initiative (BOAI) Das Open Society Institute (OSI) von George Soros stellt sich an die Spitze der weltweiten akademischen Open Access Bewegung und erklärt, seine Ressourcen und seinen Einfluss geltend zu machen, um institutionelle Bemühungen des Self-Archiving weiter zu fördern und um bei der Gründung alternativer Zeitschriften und bei deren Bemühen um finanzielle Sicherung zu helfen. Bis März 2011 hatten gut 5.400 Einzelpersonen und 541 Institutionen die BOAI unterschrieben. Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 10

Die Wissenschaft setzt dagegen 2003 Bethesda Statement on Open Access Publishing Biologie und Biomedizin ein Bereich mit zunächst starken Akteuren des geistigen Eigentums (Craig Venter und das Human Genome Project) übernehmen eine Vorreiterrolle in der Etablierung von Open Access. In den folgenden Jahren werden eine Reihe hochrangiger Journale in der Reihe PLoS Public Library of Science etabliert, die nach dem Open Access Modell funktionieren. Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 11

Die Wissenschaft setzt dagegen Oktober 2003 Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen von namhaften europäischen und amerikanischen Forschungsorganisationen und Universitäten unterzeichnet Bis März 2011 unterstützten mehr als 297 Institutionen aus der ganzen Welt die Forderung der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Unterzeichnende verpflichten sich, die Weiterentwicklung des Open-Access-Gedankens zu unterstützen, indem sie z.b. Forscherinnen und Forscher darin bestärken, ihre Ergebnisse im Open Access zu veröffentlichen Einbeziehung des kulturellen Erbes, also des in Archiven, Bibliotheken und Museen verwahrten Kulturguts, in die Forderung nach offenem Zugang Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 12

Die Wissenschaft setzt dagegen 2004 Göttinger Erklärung zum Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft Gründung des Aktionsbündnisses Urheberrecht als Lobbyorganisation der Wissenschaft im Kampf um die UrhG- Novellierung. Ende 2004 schließen sich auf der Basis der Göttinger Erklärung die sechs großen deutschen Wissenschaftsorganisationen Wissenschaftsrat, Hoschschulrektorenkonferenz, Max-Planck- Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft und fast 200 weiteren Institutionen und 3.000 Einzelpersonen in diesem Bündnis zusammen Das Open Access Prinzip gewinnt damit im Wissenschaftsbereich zunehmend an Bedeutung, dem Prinzip förderliche Strukturen werden festgezurrt. Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 13

Die Wissenschaft setzt dagegen 2009 Der Heidelberger Apell Protest kommt aus den Reihen der Wissenschaft selbst, vorwiegend der Geisteswissenschaften. Die Unterzeichner sehen einen ungerechtfertigten Eingriff in die nach Art. 5 GG verbürgte Wissenschafts- und Kunstfreiheit. Der Appell wird sehr kontrovers in der Akademia aufgenommen. Wenn man den Kampfbegriff der Enteignung schon in den Mund nimmt, dann sollte man ihn eher auf die bisherige Form des wissenschaftlichen Publizierens anwenden. Die lässt den Autoren zwar ihr Urheberrecht das kann ihnen in unserem Rechtssystem ohnehin niemand nehmen, aber alle Rechte der Verwertung seines geistigen Eigentums tritt der Autor an einen Verlag ab und das meistens, ohne dass er am Erlös aus dem Verkauf seiner Texte beteiligt wird. Und just diese Knebelung soll dank Open Access gelockert werden. (Christoph Drösser in der ZEIT) Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 14

Vom 13. bis zum 14. Dezember 2010 findet in Köln die internationale Expertenkonferenz Open Access Open Data statt. Sechs Jahre nach der ersten Open-Access-Konferenz in Köln gilt es, den Entwicklungsstand zu resümieren sowie die Herausforderungen für die nächsten zehn Jahre zu erörtern. Daneben sollen neue Wege für die immer bedeutender werdende Open- Data-Bewegung diskutiert werden. Die Konferenz wird von Goportis organisiert. Goportis ist der Name des Leibniz-Bibliotheksverbundes Forschungsinformation, bestehend aus den drei deutschen zentralen Fachbibliotheken TIB (Technische Informationsbibliothek, Hannover), ZB MED (Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln/Bonn) und ZBW (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel/Hamburg). Goportis ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner für die Kompetenzfelder Volltextversorgung, Lizenzen, nicht-textuelle Materialien, Langzeitarchivierung und Open Access. Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 15

Mit Open Access hat schließlich die Wissenschaftsgemeinde als Ganzes das Prinzip des freizügigen Zugangs zu den eigenen Produktionen zu einem ihrer zentralen Zukunftsprojekte erhoben, wie nicht zuletzt die Konferenz Open Access and Open Data noch einmal gezeigt hat. Diesem Druck können sich mit den großen Wissenschaftsverlagen auch die bisherigen Verfechter restriktiver geistiger Eigentumsrechte kaum mehr entziehen die ersten, wie etwa Springer sind längst umgeschwenkt und haben mit Springer Open Access Geschäftsmodelle aufgesetzt und etabliert, die den neuen Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Hans-Gert Gräbe - Wissenschaft und "geistiges Eigentum" 16