Fragen und Antworten zu Demeter. 1. Was ist Demeter? 2. Was unterscheidet biologisch-dynamisch von biologisch?

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Transkript:

Fragen und Antworten zu Demeter 1. Was ist Demeter? Demeter ist die älteste Vereinigung im Bereich der biologischen Landwirtschaft. Seit 1924 arbeiten Demeter-Bäuerinnen und Bauern nach den Richtlinien für biologisch-dynamische Landwirtschaft. Ihr Ursprung liegt im "Landwirtschaftlichen Kurs" Rudolf Steiners, seither wird sie von Demeter-Bauern ständig weiterentwickelt. Es sind die konsequentesten und weitreichendsten Grundsätze, sie waren auch die Grundlage für die EU-Richtlinien zur organischbiologischen Landwirtschaft ( "bio" oder "öko"). Allerdings wurde dabei vieles der ganzheitlichen und vor allem geistigen Betrachtung weggelassen oder entschärft. Auszeichnungen wie "bio" sind in Österreich seit den 1980ern Regelungen unterworfen. Demeter ist auch die einzige weltumspannende Organisation biologischer Landwirte. Heute werden die Demeter-Richtlinien auf allen Kontinenten von ca. 8000 Bauern angewendet. In 50 Ländern bewirtschaften sie an die 160.000 Hektar Fläche biologisch-dynamisch. In Österreich bearbeiten rund 180 Demeter-Bauern ca. 6000 Hektar Fläche (Stand August 2014). Gleichzeitig ist Demeter die Marke, unter der die Produkte der Demeter-Bauern verkauft werden. Demeter steht hier für lebendige Kooperation zwischen Bauern, Erzeugern von Lebensmitteln und Konsumenten. 2. Was unterscheidet biologisch-dynamisch von biologisch? Biologisch-dynamisch (kurz: biodynamisch) befolgt alle Regelungen von biologisch-organischer Produktion ("bio") nach der EU-Verordnung, geht aber in vielen Bereichen darüber hinaus. Die wesentlichsten Merkmale sind: Der geschlossene Kreislauf am Hof (durch eigene Tierhaltung und Kompostwirtschaft bzw. durch Betriebs-Kooperationen) Das in die Natur eingebundene Arbeiten nach kosmischen Rhythmen Die Anwendung der biodynamischen Präparate Züchtung samenfester Sortenzüchtungen Biodynamische Demeter-Wirtschaft ist noch viel mehr als das konsequente Weglassen von künstlichem Mineraldünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Es ist ein ganzheitliches Konzept, das alle Bereiche des landwirtschaftlichen Handelns umfasst und dadurch bessere Qualität bei gleichzeitig steigernder Bodenvitalität ermöglicht. Der ganze Hof wird in diese Bewirtschaftung einbezogen. Einzelne Teilbereiche oder Kulturen können nicht konventionell oder "nur" biologisch bewirtschaftet werden. Das Tierfutter stammt vom eigenen Hof und kann nur in Ausnahmefällen zugekauft werden. Natürliche Rhythmen nach Gestirnen und Jahreskreislauf werden beachtet und genützt. Für die Saaten werden ausschließlich samenfeste Getreidesorten verwendet, Ziel ist es auf Hybridsaatgut im Gemüsebau gänzlich zu

verzichten. Die speziellen biodynamischen Präparate kräftigen den Boden und führen zu besonders vitalen Lebensmitteln. 3. Wie ist die biodynamische Landwirtschaft entstanden? Die Geburtsstunde der biodynamischen Landwirtschaft liegt 90 Jahre zurück. Als in den 1920er Jahren mineralischer Stickstoffdünger und die Massenproduktion von Lebensmitteln in Gang kamen, bemerkten einige Landwirte bereits eine Verschlechterung bei der Qualität und Vitalität von Getreide. Sie befürchteten, dass durch die einsetzende Technisierung das Lebendige in der Landwirtschaft zurückgedrängt wird - mit Auswirkungen auf die Lebensmittel. Daher baten sie den Philosophen und spirituellen Lehrer Rudolf Steiner (1861-1925), ihnen Hinweise zu geben, wie sie auch weiterhin gesunde, vitale Lebensmittel produzieren können. Steiner hatte zuvor schon für andere Lebensbereiche Anregungen gegeben, am bekanntesten sind die Waldorf-Pädagogik und die anthroposophische Medizin. In acht Vorträgen legte Steiner den Grundimpuls für biodynamische Landwirtschaft. Dieser wird seither, wie von Steiner gefordert, durch aufmerksame Naturwahrnehmung weiterentwickelt und erprobt. Im Zentrum der biodynamischen Landwirtschaft steht der Begriff des "Hoforganismus". 4. Was ist ein "Hoforganismus"? Der Bauernhof wird mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt, den dort arbeitenden Menschen und dem Grund und Boden als ein Organismus begriffen. Ein Großteil der Rohstoffe, wie Futter und Dünger, soll vom eigenen Hof kommen. Ziel ist eine weitgehend autarke Kreislaufwirtschaft. Dabei werden nicht alle Flächen wirtschaftlich genutzt: Hecken oder Ackerrandstreifen, in denen sich andere Pflanzen und Tiere entwickeln, sind ebenso wichtig. Je vielfältiger und abwechslungsreicher ein Bauernhof ist, desto besser, desto mehr wird er zu einem lebendigen, nachhaltigen Organismus und soll so zu der ihm eigenen Individualität finden. Dabei werden alle Aspekte - vom Boden über die Pflanzen und Tiere bis zu den Mitarbeitern - mit Respekt behandelt. Es sollen, ja müssen Tiere gehalten werden: Eine Großvieheinheit, wie ein Rind, kann einen Hektar Land nachhaltig durch den kompostierten Mist fruchtbar halten, ja sogar Humus wieder aufbauen. Aber auch Hunde, Katzen, Insekten und Vögel gehören zu einem vielschichtigen "Hoforganismus". Es können sich auch Höfe zu Futter-Mist-Kooperationen zusammenschließen. Alle Tiere "wesensgemäß" zu halten und weiter zu züchten ist eine besonderes Anliegen. 5. Was bedeutet "wesensgemäße Tierhaltung"? Tiere sollen sich möglichst natürlich verhalten können. Eine bestimmte Quadratmeterzahl Lebensraum ist dabei wichtig, aber nicht ausreichend. Vielmehr geht es darum, den natürlichen Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.

Dazu gehört, dass Kühe Hörner tragen. Nicht nur dass die Enthornung besonders schmerzhaft ist, Hörner gehören zur Persönlichkeit einer Kuh und sind ein wichtiges Kommunikationsmittel für sie. Schafe haben ihre langen Schwänze, Schweine behalten ihre Zähne und Hühner einen unveränderten Schnabel - all das macht einen Teil ihres Tierwesens aus. Sie brauchen eine artgerechte Umgebung, Ziegen müssen wo hinaufsteigen können, Rinder die Nähe von Menschen auch meiden können, wenn sie das gerade wollen. 6. Was ist sortentypisches Saatgut? Pflanzen sollen nach biodynamischer Ansicht ihrer Art gezüchtet werden. Das heißt, dass z.b. Weizen besonders weizentypisch gezüchtet wird und nicht Einschläge anderer Sorten aufweisen soll. Die Pflanze wird bei der Züchtung als Lebewesen gesehen, das ihr gemäße Möglichkeiten in sich birgt. Das Ergebnis erkennt man auch am Geschmack. Alte Getreidepflanzen wie Emmer, Einkorn oder Dinkel werden bewahrt und weiter gezüchtet. Auf Hybridsorten, die nicht zur Wiederaussaat geeignet sind, wird verzichtet. Aus dieser Einstellung ergibt sich eine klare und konsequente Ablehnung von Gentechnik. Denn dabei werden Gene kreuz und quer zwischen Pflanzensorten und sogar von Tieren in Pflanzen verschoben. Biodynamische Landwirtschaft hat daher auch eine inhaltlich klare Begründung zur Ablehnung von Gentechnik: sie ist das genaue Gegenteil von "wesensgemäßer" Züchtung. 7. Was bedeutet "dynamisch"? Beim biodynamischen Anbau wird der Boden durch bestimmte Präparate nachhaltig vitaler und lebendiger gemacht. So werden z.b. Hornkiesel und Hornmist auf die Felder gespritzt. Präparate aus Schafgarben, Kamille, Löwenzahn, Eichenrinde und Brennnessel werden dem Stallmist beim Kompostieren beigemischt. Diese Präparate werden ähnlich wie homöopathische Mittel durch starke Verdünnung und Verrührung hergestellt. Dadurch werden sie "dynamisiert". Obgleich eine derartige Behandlung des Bodens naturwissenschaftlich nicht gefasst werden kann, zeigen unabhängige Forschungsarbeiten ihre Wirksamkeit. So verglich eine über 25jährige Studie die Auswirkungen von konventionellem, biologisch-organischem und biodynamischem Anbau. Das Ergebnis: biodynamische Anbauweise führt vor allen anderen zu einer Stabilisierung und einem Aufbau der Humusschicht. Das ist nicht nur gut für wohlschmeckende, gesunde Nahrungsmittel. Humus bindet auch eine große Menge an Kohlendioxid, das der Erderwärmung entgegenwirkt und unterbindet Erosion. Der Anspruch biodynamischen Landbaus ist es, den Boden nicht nur zu erhalten, sondern ihn zu verlebendigen. 8. Hat Rudolf Steiner eine Glaubenslehre gegründet? Steiners Anspruch war es, Wahrnehmungen über die geistige Welt vorzulegen, die ebenso nachprüfbar sind, wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Die Demeter-Bauern und -Bäuerinnen

sind aufgefordert sich auf einen Erkenntnisweg zu machen, um die Vorgänge der Natur besser zu verstehen. Anthroposophie kann man am besten als "die Kunde vom Menschen" beschreiben und versteht sich als Erkenntnisweg. Jeden soll es durch eine entsprechende geistige und meditative Schulung möglich sein, Erkenntnisse über die Natur, den Menschen und die feinstoffliche Welt der Pflanzen und Tierwelt zu gewinnen. Auf diesem Bereich liegt das Hauptaugenmerk der Demeter- Landwirtschaft. Ziel ist es im ganzheitlichen Blick auf Böden, Pflanzen, Tiere und den damit arbeitenden Menschen, wertvolle Lebensmittel herzustellen. Die Impulse, die Steiner für die Landwirtschaft gab, werden seit 90 Jahren ausprobiert und weiterentwickelt und zeigen hervorragende Ergebnisse. Demeter-Landwirtschaft ist nicht mit religiösen Lehrern verbunden. Steiners Glaubenslehre, in der er Anregungen für die "Christengemeinschaft" gegeben hat, ist ein Teilbereich unter vielen in der Anthroposophie. Auch hier gibt es keine allgemein verbindliche Lehre. Im Zentrum von Steiners religiöser Auffassung steht Jesus Christus als Erlöser. Sie beinhaltet aber auch die Vorstellung der Reinkarnation, ähnlich wie in fernöstlichen Religionen. 9. Sind die Ansichten Steiners nicht unwissenschaftlich? Steiner war zunächst weithin anerkannter Herausgeber der Werke von Goethe, Schopenhauer und Jean Paul und er war Philosoph. Die intensive Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlichen Werk Goethes brachte ihn dann unter anderem zur Überzeugung, dass es Naturzusammenhänge gibt, die naturwissenschaftlich noch nicht gefasst, durch eine sensitive Wahrnehmung aber verstanden werden können. Der Beweis für ihre Korrektheit ist letztlich ihre Anwendbarkeit, z.b. in der biodynamischen Landwirtschaft. Das mag für eine rein materialistische Denkweise unzugänglich erscheinen. Allerdings könnte es sich um einen scheinbaren Widerspruch handeln. Phänomene wie Elektrizität oder Röntgenstrahlen, die für uns heute banal sind, hätten der Naturwissenschaft vor 200 Jahren auch unerklärlich erscheinen müssen, bis eine Erklärung möglich war. 10. Manche behaupten, Steiner hätte auch rassistische Ansichten vertreten. Steiner sieht bei den verschiedenen Kulturen und Völkern verschiedene Eigenschaften stärker ausgeprägt als bei anderen. Das trifft nicht mehr unser heutiges Verständnis, entsprach aber dem Denken auch anderer großer Philosophen (z.b. Immanuel Kant) bis ins 20. Jahrhundert. Steiner wies aber ausdrücklich darauf hin, dass der Wert des Menschen in seiner einzigartigen Individualität liegt und nicht in einer Rassenzugehörigkeit. 11. Können solche Lehren wie die Anthroposophie heute noch von Bedeutung sein? Das Wunderbare an den Steinerschen Erkenntnissen ist gerade, dass sie zu Ergebnissen kommen, die heute von vielen Menschen gesucht werden. So liefert die biodynamische Landwirtschaft nicht nur wirklich biologische und gesunde Nahrung. Sie bringt auch ein gutes und artgerechtes

Leben für die Nutztiere, hilft beim Humusaufbau des Bodens und erlaubt eine Wirtschaftsweise, die für alle Beteiligten fair ist. Kern des anthroposophischen Erkenntnisweges ist es, den Menschen auf seinem Weg zu seiner Individualisierung zu unterstützen - ein Thema, das heute aktueller ist denn je. Kontakt: Presse Demeter Mag. Kurt Sattlegger Tel: 0676/4326268 presse@demeter.at