Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials des M. quadriceps femoris in Abhängigkeit langjähriger hochspezifischer sportlicher Aktivität

Ähnliche Dokumente
Steigerung der Laufökonomie durch trainingsinduzierte Modifikation der mechanischen Eigenschaften der Muskel-Sehnen-Einheit des Trizeps Surae

Velocity Based Protokolle als Mittel zur Trainingssteuerung Magglinger Trainertagung 24. Oktober 2017

Erfassung von Prädiktoren der individuellen Variabilität der Belastungsreaktion in Hypoxie bei Radausdauersportlern und Triathleten (AZ /07)

DS WALKMAXX Randomisierte, experimentelle. Explorationsstudie der Muskelaktivierung bei. Nutzung des WALKMAXX Schuhs

Die Anwendung statischer und dynamischer Dehnung zur Verletzungsprävention vor der Belastung

III. Sportmedizinisches Symposium MercedesCup Stuttgart

VENEX Pilotstudie zur Wirkung von Regenerationskleidung

Funktionales Fitnesskrafttraininq

KRAFT KRAFT BIOLOG. PHYSIOLOG. DEFINITION KONTRAKTIONSFORMEN

ÜL/Trainer C- Lizenz. Trainingslehre. Thema Kraft. Datum: Ort: Referent:

Verhalten der kardialen Marker BNP und Troponin nach standardisierten Belastungen bei Leistungssportlern mit und ohne Sportherz

Betreuungsprojekt von Mittel -und Langstreckenläufern des DLV während Höhentrainingsmaßnahmen

Einfluss von Ganzkörperkältetherapie (-110 C) auf die kurzfristige Regeneration der sportlichen Leistungsfähigkeit

Zusammenfassung der Daten zur Fallstudien Untersuchung des KNEEPFLEXX Geräts

Abb. Statistik Austria Anteil der sportlich aktiven Österreicher u. Österreicherinnen

Anthropometrische Grundlagen für die Optimierung der Sitzposition im Radsport

Rückenschmerzen sind oft vermeidbar. Wir zeigen dir wie!

Wirkung von Feedback-Training im Radsport auf physiologische und biomechanische Parameter

Adaptabilität im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus

HERZFREQUENZ VARIABILITÄT

Ditmar Wick (Projektleiter), T. Krüger & Ralf Vogel. Universität Potsdam, Professur für Trainings und Bewegungswissenschaft

Krafttraining. Trainingsmethoden. Einflüsse auf das Kraftverhalten - Trainingsanpassungen

Auswirkungen eines plyometrischen Trainings auf die neuromuskuläre Funktion und den Knochenstoffwechsel

Messstation zur Erfassung des Dehnungswiderstandes, der Viskosität sowie dynamischer und statischer Kraftparameter in vivo

Gelenksmomente und Muskelkräfte. Gelenksmomente und Muskelkräfte. Isometrischer Maximalkrafttest - Kniestrecker. Datenerfassung

Die Periodisierung des Krafttrainings unter besonderer Berücksichtigung der Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV)

Praktische Anwendung eines Ganzkörper-EMS-Trainings zur Steigerung der fußballspezifischen Kraftfähigkeiten im Profifußball

Untersuchung der Auswirkung von Aufwärmschwüngen auf Schlaggeschwindigkeit und muskuläre Rekrutierungsmuster im Baseballsport.

Biomechanische Evaluation der functionellen Eigenschaften

Julia Bühlmeier, Benjamin Haar & Wilfried Alt (Projektleiter) Universität Stuttgart Institut für Sportwissenschaft

Kurzfristige neuronale Anpassungen an Ganzkörpervibration und Evaluation der zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen (AZ /10)

Diagnostik im Krafttraining

Ausdauertraining mit UNIQA VitalCoach Lukas Kummerer

ScienceUPDATE. Ausgabe 05/2017. ü Horizontale vs. vertikale Drop Jumps ü ROM beim Krafttraining ü Hantelgeschwindigkeit und Maximalkraft

Sicherheit und Leistungsoptimierung im Vibrationstraining 1

VL Trainingswissenschaft 5. Kraft

Vergleich verschiedener Kra0trainings- Methoden in Bezug auf die muskuläre Hypertrophie

Bodenreaktionskräfte und Muskelaktivität beim Treppensteigen bei Frauen mit und ohne Hypermobilität

4.1 Nieder und hochfrequenter Anteil der N. medianus-sep im Seitenvergleich

Rudern trotz oder wegen Arthrose?

Sensomotorische Regulationsmechanismen unter Ermüdungsbedingungen

Quantitative Definition muskulärer Ermüdung. Quantitative definition of muscular fatigue

Teil VIII Hypothesentests für zwei Stichproben

Schichten der Skelettmuskulatur eine Klassifikation

Meine Moleküle, meine Gene und ich

Lokale Muskel-Vor-Ermüdung

Lauf-Vor- und -nachbereitungen. Variante 1, oberer Anteil: Zwillingswadenmuskel (M. gastrocnemius) Wo soll es ziehen? Vor allem im oberen Wadenbereich

Morphologische Struktur Athletisches Potential Grösse Gewicht - Zustand. Stütz- und Bewegungsapparat

Hochschule Fresenius Standort Köln Fachbereich Gesundheit & Soziales Im Media Park 4d Köln

Zeitgefühl und mentale Vorstellung bei der Lauftechnik im Badminton

Peer-reviewed Full Papers

2 Ausdauer des Eishockeyspielers

Schmerz-Wegweiser: Hüfte, Oberschenkel und Knie

Forum Bewegung. Sportartspezifisches Krafttraining eine Angebotsalternative im Fitnessclub. Referent: Dipl. Sportlehrer Christoph Eifler

Die Wirkung kurzzeitiger intermittierender Hypoxie in Ruhe auf die Leistungsfähigkeit in Ausdauerbelastungen

Möglichkeiten der Trainingseffektivierung und Diagnostik im Belastungs- / Erholungszyklus (AZ /10-11)

Gelenksstabilität. Begriffsbestimmungen

Albert Gollhofer (Projektleiter), Wolfgang Taube & Christian Leukel. Universität Freiburg Institut für Sport und Sportwissenschaft

Allgemeine Infos zur Verwendung der Compex Geräte

Kraft- und Schnellkraftentwicklung im Rahmen der Wettkampfvorbereitung Klaus Wirth

Adaptabilität des motorischen Systems Akute und chronische Anpassungen der neuromuskulären Funktion

Einfluss eines reaktiven Krafttrainings auf die Laufökonomie und Laufleistung von hochtrainierten Mittel- und Langstreckenläufern

Stabilität bei behinderten und nichtbehinderten Sportschützen beim Schießen mit Luftdruckwaffen am Beispiel von Luftgewehren

Dysbalancen der Muskel- und Sehnenadaptation bei jugendlichen Athleten

Auswirkungen nicht zirkulärer Kettenblätter auf physiologische Parameter im Handcyclesport (AZ /10)

Sexuelle Erregung bei Pädophilen auf neuronaler Ebene

Motorische Fähigkeit Kraft

Leistungsbestimmende Faktoren im Mountainbikesport. Weiterentwicklung der Trainingsmethodik

2 Probanden und Methoden

1. 1. Definitionen. Sportwissenschaftliche Methoden im Bereich Sportphysiologie/Sportmedizin. Sportwissenschaft international:

Sensomotorisches System

Gesund schütteln Was Knochen zum Wachsen bringt und was wir mit diesem Wissen anfangen können.

Prüfungsunterlagen. VL und UE Biomechanik im Studienplan. Adresse Prüfungsunterlagen

Quelle der Schaubilder und Tabellen: Lothar Ruch. Stephan Krämer, WRV-Trainer greco, Tel.:

Biomechanik im Sporttheorieunterricht

Kraft Teil2. Einführung in die Trainingslehre. Stephan Turbanski. Trainingsmethoden. 1. Querschnittsvergrößerung

Radfahren und Gesundheit. Internationale Empfehlungen zur bewegungsorientierten Gesundheitsförderung. Dr. Günther Reichle

D2.3 1 DEUTSCHER HANDBALLBUND C-TRAINER-AUSBILDUNG. Kondition. Ausdauer. Schnelligkeit. Beweglichkeit. Kraft DEUTSCHER HANDBALLBUND

Krafttraining für Ausdauersport. Dr. Micah Gross SGSM Ausbildungskurs Sion,

Tauchen und Blutdruck - Haben Apnoetauchen und Gerätetauchen unterschiedliche Auswirkungen?

Pulsgesteuertes Lauftraining

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Institut für Sportwissenschaften - Arbeitsbereich Trainings- und Bewegungswissenschaften

Laufökonomie & Lauftechnik

Trainingshäufigkeit beim Hypertrophietraining unter Berücksichtigung des Leistungsniveaus

3 Biomaterialien. 3.6 Muskel. Muskelgewebe. 3.1 Mechanische Grundlagen 3.2 Knochen 3.3 Knorpel 3.4 Band 3.5 Sehne

Lauftechnik und Laufökonomie: Unterschiede zwischen Läufern und Triathleten

IGV Sport als Therapie

Übungsleiterausbildung 2013 S p r u n g k r a f t tr a i n i n g

Schnelligkeitsdiagnostik im Mittel- und Langstreckenlauf eine explorative Faktorenanalyse der deutschen C-Kader- Sportler 1

Prävention von Hamstring-Verletzungen

Körperliche Leistungsfähigkeit im Alter

III Das Training der motorischen Hauptbeanspruchungsformen

DAS GROSSE BUCH VOM DAS GROSSE BUCH VOM NEUMANN HOTTENROTT GEORG NEUMANN KUNO HOTTENROTT WEITERE TITEL DER AUTOREN RUNNING-MAGAZIN

Neue Tinnitus-Therapie auf neuronaler Basis

Tabelle 22: Aktivität der Glutamat-Dehydrogenase im Serum (U/l) aller Tiere über den gesamten Zeitraum.

Muskeln, Nerven und Sehnen

Forum Training. Referent: Dr. phil. Arne Morsch

Vergleich verschiedener Trainingsmethoden zur Schnellkraftentwicklung

3.1 Hämodynamische Parameter (Fahrradergometrie während

Transkript:

95 Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials des M. quadriceps femoris in Abhängigkeit langjähriger hochspezifischer sportlicher Aktivität Boris Ullrich & Gert-Peter Brüggemann (Projektleiter) Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Biomechanik und Orthopädie Problem Gelenkwinkelabhängige Kraftfähigkeiten des M. quadriceps femoris (QF) sind in zahlreichen sportlichen Bewegungen wichtige Erfolgsdeterminanten. In der Fachliteratur existieren Hinweise dafür, dass langjährige sportliche Aktivität mit spezifischen Belastungsprofilen des QF zu Verschiebungen innerhalb der Kraft-Längen-Relation einzelner QF-Anteile führt (Savelberg & Meijer, 2003). Als zentrale mechanische Adaptationstrigger werden in diesen Studien (a) wiederholte mechanische Belastungen in einem bestimmten Längenbereich der Muskel-Sehneneinheit und (b) wiederholte exzentrische Belastungen (Muskeldehnungen) im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus genannt. In vivo Studien untersuchten Anpassungseffekte innerhalb der Kraft-Längen-Relation des QF bisher einzig zwischen Ausdauerläufern und Straßenradsportlern (Savelberg & Meijer, 2003). Hingegen mangelt es an Arbeiten, die längenabhängige Krafteigenschaften des QF zwischen verschiedenen Athletenpopulationen mit spezifischen Belastungsprofilen der Kniestreckmuskulatur vergleichen. Derartige Querschnittsuntersuchungen würden den Wissensstand über (mechanische) Trigger für Verschiebungen innerhalb der Kraft-Längen-Relation erweitern. Neben gelenkwinkelabhängigen Kraftfähigkeiten wird die neuromuskuläre Ermüdungswiderstandsfähigkeit der Skelettmuskulatur als ein limitierender Faktor in zahlreichen sportlichen Disziplinen angesehen (Gondin et al., 2006). Es existieren Hinweise dafür, dass hohe maximale und explosive kontraktile Kapazitäten einen negativen Einfluss auf die Ermüdungswiderstandsfähigkeit einer Muskelgruppe ausüben (Gondin et al., 2006). Da die sportliche (Wettkampf-) Leistung in vielen Disziplinen durch Interaktionen maximaler, explosiver und ermüdungsresistenter kontraktiler Kapazitäten bestimmt wird, liefern Studien zur Interaktionsforschung dieser Kapazitäten einen wichtigen Beitrag für die Sportpraxis.

96 Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials... Methode In Studie 1 wurde die Moment-Kniewinkelrelation des QF in 4 unterschiedlichen Athletenpopulationen mit spezifischen Belastungsprofilen des QF analysiert: Ausdauerläufer (n = 9), Straßenradfahrer (n = 10), Triathleten (n = 11) und Tennisspieler (n = 10). Dafür vollzogen alle Athleten in einer speziell entwickelten Apparatur auf ihrer stärkeren Körperseite einbeinige maximal-willkürliche isometrische Knieextensionen (MVC) bei konstantem Hüftwinkel (90 = aufrecht sitzend) und 6 verschiedenen Kniewinkelpositionen. Neuronale Einflüsse auf die Moment-Kniewinkelrelation des QF wurden mittels bipolarer EMG-Ableitung der oberflächlichen QF-Muskeln am jeweiligen MVC-Plateau abgeschätzt. Die gelenkwinkelabhängigen MVC-Knieextensions-momente und EMG-Daten jedes Probanden wurden auf den jeweiligen Maximalwert dieses Probanden, welcher in einer beliebigen Kniewinkelposition auftrat, normalisiert [% Max.]. Somit konnte berechnet werden, ob die untersuchten Athletengruppen verschiedene Anteile ihres MVC-Knieextensionsmoments in unterschiedlichen Kniewinkelpositionen (i. e. bei unterschiedlichen Längen der eingelenkigen Mm. vastii femoris) erreichen. Mittels Polynomregression zweiter Ordnung und den normalisierten Momentdaten jedes Probanden wurde der optimale Kniewinkel zur Krafterzeugung in jeder Athletengruppe bestimmt. In Studie 2 wurden maximale und explosive neuromuskuläre Kapazitäten sowie die neuromuskuläre Ermüdungswiderstandsfähigkeit des QF für 10 nationale Leistungstennisspieler sowie für 10 hochtrainierte Ausdauersportler untersucht. Alle Athleten vollzogen an 2 verschiedenen Untersuchungstagen isometrisch-gehaltene Knieextensionen mit 20 % bzw. 40 % des individuellen isometrischen MVC bis zur Erschöpfung (Task-Failure). Um die ermüdungsbedingte Reduktion und Erholung der maximalen willkürlichen kontraktilen Kapazität des QF bestimmen zu können, führten alle Probanden 20 s, 1 min und 3 min post Task-Failure jeweils eine MVC- Knieextension durch. Zur Bestimmung der unermüdeten maximalen und explosiven Kapazitäten des QF vollzogen alle Probanden vor Start des Ermüdungsprotokolls maximale bzw. maximal-explosive isometrische Knieextensionen. Alle Messungen wurden bei einem Kniewinkel von 115 und einem Hüftwinkel von 90 (aufrecht sitzend) absolviert. Mittels bipolarer EMG-Ableitung wurde die neuronale Erregung des QF für alle MVCs sowie während der isometrischen Ermüdungskontraktionen abgeschätzt.

Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials... 97 Ergebnisse Studie 1 konnte keine Unterschiede in der normalisierten [% Max.] Moment-Kniewinkelrelation des QF zwischen Ausdauerläufern, Straßenradfahrern, Triathleten und Tennisspielern aufzeigen (Abb. 1). Abb. 1 Mittels Polynomregression zweiter Ordnung berechnete Moment- Kniewinkelrelation des QF in allen untersuchten Athletengruppen. Die mittels Polynomregression berechneten optimalen Kniewinkel zur Krafterzeugung waren 111.5 ± 8.0 für Ausdauerläufer, 106.0 ± 9.3 für Straßenradfahrer, 110.3 ± 8.6 für Triathleten und 103.3 ± 9.4 für Tennisspieler (Abb. 1). Die absoluten MVC- Momente [Nm] von Ausdauerläufern und Triathleten wiesen keine signifikanten Differenzen auf. Straßenradfahrer erreichten absolute Momente, die typischerweise in einem Bereich zwischen Tennisspielern und Ausdauerläufern/Triathleten lagen. Die EMG-Kniewinkelrelation der drei oberflächlichen QF-Anteile verlief ebenfalls ohne signifikante Unterschiede zwischen den Athletengruppen. Studie 2 zeigt signifikant (P < 0.05) höhere explosive neuromuskuläre Kapazitäten für Tennisspieler gegenüber Ausdauersportlern (Abb. 2A/B).

98 Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials... Abb. 2 A/B: Maximale und submaximale Werte für MVC und Momenten- Steigerungsrate (RMD) während explosiver MVC-Knieextensionen in beiden Athletengruppen (A). Werte sind Mittelwerte ± SE. * = signifikante Unterschiede (P < 0.05) zwischen Athletengruppen. EMG-RMS Werte [% Max.-Expl.] von M. rectus femoris (RF), M. vastus lateralis (VL) und M. vastus medialis (VM) in submaximalen Zeitintervallen post Kontraktionsbeginn während explosiver MVC-Knieextensionen (B). Werte sind Mittelwerte ± SE. * = signifikante Unterschiede (P < 0.05) zwischen Athletengruppen. Dies wurde durch eine signifikant (P < 0.05) höhere maximale Momentensteigerungsrate (RMD-Max.), signifikant (P < 0.05) höhere Momente in frühen Phasen post Kontraktionsbeginn sowie durch eine signifikant (P < 0.05) höhere neuronale Aktivität des M. rectus femoris in frühen Phasen explosiver MVCs deutlich (Abb. 2 A/B). Die Zeit bis Task-Failure, die Reduktion und Erholung der MVC-Produktion post Task-Failure sowie die EMG-Aktivität des QF während der 20 % MVC- Ermüdungskontraktion verlief ohne signifikanten Unterschied zwischen den Athletengruppen. Für die 40 % MVC-Ermüdungskontraktion wurden ebenfalls keine signifikanten Gruppenunterschiede in der Ermüdungswiderstandszeit sowie in der EMG-Aktivität des QF während Ermüdung gefunden. Jedoch konnten Ausdauersportler (85.5 % ± 8.5) gegenüber Tennisspielern (76.5% ± 12.4) 20 s post Task- Failure einen signifikant (P < 0.05) höheren Anteil ihrer normalisierten [% Max. pre Ermüdung] maximalen willkürlichen kontraktilen Kapazität erreichen. Die EMG-Aktivität des M. rectus femoris war im Verlauf der Ermüdungskontraktionen in beiden Athletengruppen gegenüber den Mm. vastii femoris signifikant (P < 0.05) reduziert. Die unabhängig in beiden Athletengruppen durchgeführten Korrelationsanalysen

Diagnostik des neuromuskulären Leistungspotentials... 99 verdeutlichten, dass die maximale willkürliche isometrische Kapazität sowie Parameter zur explosiven neuromuskulären Kapazität ohne signifikanten Einfluss auf die Variabilität der Ermüdungswiderstandszeiten waren. Diskussion Die vorliegenden Ergebnisse liefern Hinweise dafür, dass jahrelange sportliche Aktivität mit spezifischen Belastungsprofilen des QF nicht ausreicht, um funktionelle Verschiebungen in der Moment-Kniewinkelrelation des QF zu erreichen (Ullrich & Brüggemann, 2007). Somit weisen erstmals wissenschaftliche Daten aus homogenen Athletengruppen darauf hin, dass zusätzliche winkelspezifische (längenspezifische) Krafttrainingsinterventionen erforderlich scheinen, um die Moment-Winkelrelation dieser Muskelgruppe systematisch zu manipulieren. Die Ermüdungsprotokolle unserer Querschnittsuntersuchungen zeigen, dass Tennisspieler und Ausdauersportler eine vergleichbare neuromuskuläre Ermüdungswiderstandsfähigkeit des QF aufweisen. Die Variabilität in der Ermüdungswiderstandsfähigkeit korrelierte in beiden Athletengruppen nicht signifikant mit explosiven und maximalen kontraktilen Kapazitäten (Ullrich & Brüggemann, 2008). Somit konnten diese Athleten eine hohe neuromuskuläre Ermüdungswiderstandsfähigkeit des QF bei gleichzeitig hohen maximalen und explosiven neuromuskulären Kapazitäten besitzen. Mit Bezug zu aktuellen Veröffentlichungen (Mikkola et al., 2007) können diese Ergebnisse die Anwendung von (explosiven) Krafttrainingsmaßnahmen in ausdauerorientierten Sportarten (u. a. Mittelstreckendisziplinen, Triathlon, Skilanglauf, Biathlon) unterstützen. Literatur Gondin, J., Guette, M., Jubeau, M., Ballay, Y. & Martin, A. (2006). Central and peripheral contributions to fatigue after electrostimulation training. Medicine and science in sports and exercise, 38, 1147-1156. Mikkola, J., Rusko, H., Pollari, T. & Häkkinen, K. (2007). Concurrent endurance and esplosive type strenght training improves neuromuscular and anaerobic characteristics in young distance runners. International journal of sports medicine, article in press, doi 10.1055/s-2007-964849. Savelberg, H.H.C.M. & Meijer, K. (2003). Contribution of mono-and biarticular muscles to extending knee joint moments in runners and cyclists. Journal of applied physiology, 94, 2241-2248. Ullrich, B. & Brüggemann, G.P. (2007). Moment-knee angle relation in well trained athletes. International journal of sports medicine, article in press, doi 10.1055/s-2007-989322. Ullrich, B. & Brüggemann, G.P. (2008). Force generating capacities and fati gability of the quadriceps femoris in relation to different exercise modes. Journal of strength and conditioning research, article accepted for publication and in process for publication.

100