Theorie des Außenhandels Das Konzept des komparativen Vorteils Faktorausstattung und Handelsmuster Intra-industrieller Handel Freihandel und die Gewinne aus Außenhandel K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 41 Intra-industrieller Handel - Aufbau Skalenerträge, Marktstruktur und Außenhandel monopolistische Konkurrenz / homogenes Oligopol / externe Skalenerträge Außenhandel bei monopolistischer Konkurrenz Grundidee und Graphik für ein Unternehmen (Chamberlin-Modell) Krugman-Modell: ein Faktor, Skalenerträge und Produktdifferenzierung Gleichgewichtsbedingung und Graphik zum allgemeinen Gleichgewicht Empirie des intra-industriellen Handels Determinanten, Messung (Grubel-Lloyd-Index) und empirische Ergebnisse Inter- und intra-industrieller Handel in integriertem Modell Erweiterung auf heterogene Kosten (Melitz-Modell) Differenzierung in Exporteure und reine Inlandsanbieter K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 42
Skalenerträge und Marktstruktur interne Skalenerträge externe Skalenerträge (z.b. Automobilindustrie) (z.b. Sillicon-Valley) Größe des Unternehmens Größe der Branche (regional konzentriert) unvollkommener Wbw. vollkommener Wbw. monopolistischer homogenes externe Skalenerträge Wettbewerb Oligopol Lernkurveneffekte (Auslöser: Skalenerträge) (Auslöser: unvollk. Wbw.) - Erklärung intra-ind. Handel - Handel führt zu - historische Zufälle - Integration mit HOS mehr Wettbewerb - Handel evt. nachteilig - heterogene Kosten - Reciprocal Dumping (Melitz-Modell) ----- bei Handelspolitik thematisiert ----- K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 43 Modell mit monopolistischer Konkurrenz Grundidee des Ansatzes Vergleich Autarkie mit integrierter Weltwirtschaft identische Angebots- und Nachfragebedingungen (Ausschluss anderer Effekte) Nachfrageseite: Präferenz für Produktdifferenzierung Angebotsseite: steigende Skalenerträge K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 44
Außenhandel aus Unternehmensperspektive Mehr Wettbewerb: höhere Elastizität der individuellen Nachfrage p GK DK p A p H x A x H GE A N H N A GE H x K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 45 Gleichgewichtsbedingungen In einem symmetrischen Gleichgewicht müssen folgende drei Bedingungen simultan erfüllt sein: (I) Jedes Unternehmen ist Monopolist für ein differenziertes Produkt: GE = GK ( 1 1 ε) bw p = (II) Freier Marktzutritt führt zu π = 0: px = ( a+ bx)w (III) Es herrscht Vollbeschäftigung (wettbewerblicher Arbeitsmarkt): L L L = Li = nli = n( a+ bxi ) n = = a+ bx a+ b( Lc) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 46
Außenhandel bei monopolistischem Wettbewerb Größere Produktvielfalt und Nutzung von Skalenerträgen p/w GE = GK p(1 1 ε ) = bw p w = bε ( ε 1) mit dε dc < 0 Preissenkung durch Nutzung von Skalenerträgen E 1 E 0 L 1 > L 0 L 1 L 0 Erlös = Kosten px = ( a + bx) w pw= b+ a ( Lc) Größere Produktvielfalt c (= x/l) (Pro-Kopf-Konsum) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 47 Intra-Industrieller Handel Determinanten und Empirie Pro - Präferenz für Produktdifferenzierung (Nachfrage) - Skalenerträge (Angebot) Contra - Transportkosten (Güterart/Geographie) - Handelsbeschränkungen (regionale Integration) Situation USA [Index: min(ex,im)/max(ex,im)] Textilien Chemie Bürotechnik Öl Stahl Kfz einseitiger beidseitiger Handel Handel 0 0,5 1 (EX=IM) komparative Kosten Produktdifferenzierung + Skalenerträge Für mehrer Sektoren (Grubel/Lloyd-Index): INTRA = 1 m j= 1 m j= 1 EX EX j j IM + IM j j K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 48
Skalenerträge und komparativer Vorteil Annahmen: 2 Faktoren: Arbeit - Kapital Integration der beiden Modellansätze 2 Länder: Inland (kapitalreich) - Ausland (arbeitsreich) 2 Güter: kapitalintensive Industriegüter - arbeitsintensive Agrargüter (monopolistische Konkurrenz) (vollkommener Wettbewerb) Ergebnis: Industriegüter Agrargüter Inland Ausland inter-industriell intra-industriell K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 49 Heterogene Unternehmen: Melitz Modell Empirie: Exporteure und rein lokale Anbieter wieso? was folgt daraus? Annahmen: Markteintrittskosten F I (Produkt), F D (Inland) und F X (Exportmarkt) Grenzkosten stochastisch (bei Produktentwicklung nicht bekannt) Produktentwicklung wenn erwarteter Gewinn positiv Analyse: Drei Typen von Firmen in Abhängigkeit der realisierten Kosten N-Typ: Marktaustritt, D-Typ: nur Inland, X-Typ: Inland und Export Auswirkung verstärkten Handels (Handelsbarrieren abgebaut) - Export wird attraktiver: Anteil X-Typen steigt - mehr Wettbewerb: Anteil N-Typen steigt, D-Typen produktiver - Marktanteile X-Typen steigen, die der D-Typen sinken - nur bei sehr produktiven X-Typen erhöht sich auch Gewinn K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 50
Theorie des Außenhandels Das Konzept des komparativen Vorteils Faktorausstattung und Handelsmuster Intra-industrieller Handel Freihandel und die Gewinne aus Außenhandel K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 51 Wann und für wen ist Außenhandel vorteilhaft? Zentrale Fragestellungen: Effekte des Außenhandels auf ein Land als Ganzes -mit homogenen Individuen - bei Berücksichtigung von Heterogenitäten Effekte für einzelne Gruppen innerhalb eines Landes - langfristig: Heckscher-Ohlin-Modell (Stolper-Samuelson-Theorem) - kurzfristig: Modell mit sektorspezifischen Faktoren Wechselwirkungen zwischen Handel und Wachstum - Wirkung von Wachstum bei Handel: Rybczinski-Theorem und Terms-of-Trade-Effekte - Wirkung von Handel auf Wachstum K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 52
Wohlfahrtstheoretische Grundlagen Wie können Situationen mit und ohne Handel verglichen werden? Pareto-Kriterium wegen Verteilungseffekten unpraktikabel Soziale Wohlfahrtsfunktion nicht widerspruchsfrei ableitbar repräsentativer Konsument (Ignorieren des Problems) zulässig falls (i) identische, homothetische Präferenzen und (ii) fixe Einkommensanteile potentielle Paretoverbesserung ( Kompenstationskriterium ) d.h. Gewinner könnten die Verlierer vollständig kompensieren (Realität: keine Kompenstation, aber Hicks scher Optimismus ) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 53 Analyse mit repäsentativem Konsumenten Allgemeines Gleichgewichtsmodell mit vollkommenem Wettbewerb alle Akteure sind Preisnehmer Keine zunehmende Skalenerträge flexible Preise garantieren Markträumung zusätzliche technische Annahme: streng quasi-konkave Produktions- und Nutzenfunktionen (d.h. streng konvexe Indifferenzkurven und Isoquanten) Zentrale Aussage: Freihandel ist pareto-effizient, d.h. nicht nur pareto-überlegen gegen Autarkie, sondern auch dem Einsatz von Handelsbeschränkungen vorzuziehen K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 54
Aufbau der graphischen Analyse Übergang von Autarkie zu Freihandel für einzelnes, kleines Land Annahmen: repräsentativer Konsumenten, d.h. keine Verteilungswirkungen Graphischen Zwei-Güter-Modell mit sinkenden Grenzerträgen Aufbau: Produktionseffekt: Erweiterte Konsummöglichkeiten durch Spezialisierun Konsumeffekt: Erweiterte Tauschmöglichkeiten durch Außenhandel Gesamteffekt im Modell mit Produktion und Konsum K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 55 Gewinne aus Außenhandel Erweiterte Konsummöglichkeiten durch Spezialisierung x 2 P F P A p F p A x 1 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 56
Gewinne aus Außenhandel Erweiterte Tauschmöglichkeiten x 2 p A u A u F P A =C A C F p F x 1 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 57 Gewinne aus Außenhandel Gesamteffekt: Konsum und Produktion x 2 p A u A u' u F P F C F P A =C A C' p F p F x 1 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 58
Aussage bei heterogenen Konsumenten Freihandel für kleines Land ohne Marktversagen pareto-optimal Kompensation durch nationale Pro-Kopf-Transfers Kompensation durch Steuern auf Güter und Faktoren Beachte: gilt auch bei heterogenen Konsumenten (Verteilungsaspekte kein Argument für Handelspolitik) gilt auch bei Handelspolitik anderer Länder (einseitige Politik des Freihandels vorteilhaft) Freihandel für die Welt als Ganzes pareto-optimal (gilt auch, wenn es große Länder mit Marktmacht gibt) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 59 Individuelle Effekte im Mehrfaktorenmodell Idee: Außenhandel verändert Güterpreise Auswirkung auf reale Entlohnung der Faktoren? Unterscheide: langfristig sind Faktoren zwischen Sektoren vollständig mobil (Analyse im HOS-Modell: Stolper-Samuelson-Theorem) kurz- bis mittelfristig ist Kapital im jeweiligen Sektor gebunden (Modell mit sektorspezifischen Kapital) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 60
Stolper-Samuelson-Theorem Aussage: Der Anstieg des relativen Preises des arbeitsintensiven (kapitalintensiven) Gutes wird den Lohnsatz (Zinssatz) relativ zu beiden Güterpreisen erhöhen und den Zinssatz (Lohnsatz) relativ zu beiden Güterpreisen senken. Wirkung der Aufnahme von Außenhandel: reichlicher Faktor gewinnt, knapper Faktor verliert (Zoll auf arbeitsintensives Gut: Faktor Arbeit gewinnt) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 61 Stolper-Samuelson-Theorem - Beweisidee Güterpreisänderung und Faktorentlohnungen Lohn (w) (alternativ: Analyse im Lerner-Diagramm) w 1 E 1 w r = const. w 0 E 0 DK 1 (w,r) = p 1 1 DK 1 (w,r) = p 1 0 DK 2 (w,r) = p 2 0 r 1 r 0 Zins (r) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 62
Sektorspezifisches Kapital Annahmen: ein mobiler Faktor (L Arbeit) zwei sektorspezifische Faktoren (K 1, K 2 ) ansonsten wie HOS-Modell Wirkung der Aufnahme von Außenhandel: spezifischer Faktor des Exportsektors gewinnt, spezifischer Faktor des Importsektors verliert keine definitive Aussage über reale Entlohnung des mobilen Faktors (tendenziell HOS-Analyse relevant) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 63 Sektorspezifisches Kapital - Beweisidee Wirkung einer Güterpreisänderung auf den Arbeitsmarkt Lohn (w) w 1 w 0 E 0 E 1 p 21 MPL 2 p 1 MPL 1 p 20 MPL 2 L 0 2 L 1 2 L 1 0 L 1 1 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 64
Individuelle Effekte - Fazit Zusammenfassung und Anwendung der Resultate: kurz- bis mittelfristig sind Verlierer/Gewinner entlang der Sektorgrenzen verteilt, da im allgemeinen sowohl Realkapital als auch Humankapital teilweise spezifisch (Exportsektor gewinnt, Importsektor verliert duch Handel) langfristig verläuft die Grenze zwischen den Faktoren (knapper Faktor verliert, reichlicher gewinnt durch Handel) im politischen Prozeß sind kurzfristige Aspekte wichtiger (Beschäftigte und Kapitaleigner in einem Sektor stellen eine homogenere Gruppe dar, insbesonder ist die drastische Entwertung der spezifischen Faktorbestandteile spürbarer) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 65 Wachstum und Außenhandel Fragestellungen: Wirkung von Faktorbestandsänderungen (Rybczynski-Theorem) (dual zum Stolper-Samuelson-Theorem) Terms-of-Trade-Effekte ungleichgewichtigen Wachstums (Wirkung von Wachstum im Ausland, inländisches Wachstum bei Integration) Wechselwirkung zwischen Handel und Wachstum (neue Wachstumstheorie) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 66
Rybczynski-Theorem Aussage: Bei konstanten Preisen ( kleines Land : p 1 = p 0 ) erhöht ein Anstieg der Faktorausstattung den Output desjenigen Gutes in höheren Proportionen, das diesen Faktor relativ intensiv einsetzt und senkt den Output des anderen Gutes. Wirkung ungleichgewichtigen Wachstums (Beispiel): Wachstum bei Faktor Arbeit (z.b. Bevölkerungswachstum) erhöht Produktion des arbeitsintensiven Gutes und senkt Produktion des kapitalintensiven Gutes. K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 67 Rybczynski-Theorem - Beweisidee Faktorbestandsänderung und komparativer Vorteil (alternativ: Analyse im Lerner-Diagramm) x 2 T 1 T 0 E 0 E 1 RL p 0 p 1 = p 0 T 0 T 1 x 1 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 68
Terms-of-Trade-Effekte des Wachstums Fragestellungen: Wie wirkt sich Wachstum im Ausland aus? Ist Wachstum in einer integrierten Weltwirtschaft vorteilhafter? Abhängig vom Bias des Wachstums: export-biased growth (Wachstum beim reichlichen Faktor bzw. beim Exportgut) import-biased growth (Wachstum beim knappen Faktor bzw. beim Importgut) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 69 Biased Growth und relatives Angebot Ableitung des Terms-of-Trade-Effekts des Wachstums p 1 p 2 RA 0 RA 1 p 0 E 0 p 1 E 1 RN x 1 x 2 K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 70
Komparative Vorteile im dynamischen Modell Annahmen: 2 Länder 2 Sektoren 2 Faktoren High-Tech-Sektor (differenzierte Produkte, durch Forschung verbessert) traditioneller Sektor (vollk. Wbw.) Humankapital ungelernte Arbeit internationale vs. lokale Spillovers (Faktorausstattung determiniert Handelssturktur vs. komparative Vorteile durch historische Zufälle ) K. Morasch 2008 Außenhandel und Handelspolitik 71