Das kurze Leben von Anna Lehnkering

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Transkript:

Das kurze Leben von Anna Lehnkering Tafel 1 Anna als Kind Anna wurde 1915 geboren. Anna besuchte für 5 Jahre eine Sonder-Schule. Lesen, Schreiben und Rechnen findet Anna schwer. Anna ist lieb und fleißig. Anna ist nun 16 Jahre alt. Jetzt soll sie in eine Psychiatrie-Anstalt. Aber Anna lebt weiter zu Hause. Sie arbeitet im Haushalt.

Tafel 2 Anna und die Politik im National-Sozialismus Im Jahr 1933 gibt es ein neues Gesetz von den Nazis. In dem Gesetz steht: Menschen, die körperlich oder geistig behindert sind, sollen keine Kinder bekommen. Diese Menschen müssen zu einem Arzt gehen. Der Arzt macht sie unfruchtbar. Anna ist jetzt 19 Jahre alt. Ein Gericht sagt: Anna ist geistig behindert. Sie darf keine Kinder bekommen. In einem Kranken-Haus wird sie unfruchtbar gemacht. Danach kommt sie in eine große Psychiatrie-Anstalt. Die Anstalt ist in dem Ort Bedburg-Hau. Die vielen Patienten werden sehr schlecht versorgt. Viele Patienten sterben in der Psychiatrie-Anstalt. Auch Anna geht es sehr schlecht. Sie hat oft Heimweh. Sie ist krank und schwach.

Tafel 3 Anna und die Aktion T4 Die Nazis haben viele Menschen ermordet. Sie haben auch viele Menschen mit Behinderung ermordet. Das haben die Nazis dann Euthanasie genannt. Euthanasie ist ein Wort aus der griechischen Sprache. Es bedeutet: man hilft jemanden beim Sterben. Die Nazis haben gesagt, dass Menschen mit Behinderung nicht leben dürfen. Weil sie weniger wert sind. Weil Menschen mit Behinderung nutzlos sind und zu viel Geld kosten. Ein Teil von der NS-Euthanasie war die Aktion T4. Die Nazis haben die Aktion in der Tiergarten-Straße 4 geplant. Anna ist jetzt 24 Jahre alt. Anna ist immer noch in der Psychiatrie-Anstalt. Sie ist krank und arbeitet nicht. Dann kommen Ärzte aus der Tiergartenstrasse 4 in Berlin in die Psychiatrie-Anstalt nach Bedburg-Hau. Die Ärzte sagen, Anna ist nicht nützlich. Sie soll nicht mehr leben. Anna kommt in einen Sonder-Zug. Sie kommt in eine Vernichtungs-Anstalt nach Grafeneck. Anna wird dort mit Gift-Gas ermordet. Danach redet niemand mehr über Anna. Und die vielen ermordeten Menschen. Sie werden für viele Jahre vergessen.

Tafel 1 Eine Villa im Tiergarten Ein Stadt-Teil von Berlin heißt Tiergarten. Der Stadt-Teil Tiergarten hat eine lange Geschichte. Früher war der Tiergarten nicht mitten in Berlin. Dort war Land und Wald. Später baute man schöne Häuser mit vielen Zimmern und Gärten. Man nennt so ein Haus auch Villa. Eine Villa stand in der Tiergarten-Straße 4. Dieses Haus hatte viele Zimmer. Erst war es ein sehr schönes Wohn-Haus. Dann war es ein Geschäfts-Haus mit vielen Büros. 1940 zogen die Nazis in diese Villa ein. Sie nannten die Villa Zentral-Dienst-Stelle. In diesem Haus planten die Nazis die Aktion T4. 1

Abbildung 1.1: Das ist die Villa in der Tiergarten-Straße 4. Das Foto ist aus dem Jahr 1935. Abbildung 1.2: Das ist der Grund-Riss der Villa. Der Grund-Riss ist ein Lage-Plan, in dem die vielen Zimmer von der Villa aufgezeichnet sind. Die Zeichnung ist aus dem Jahr 1890. 2

Abbildung 1.3: Früher gab es viele Gärten an der Tiergarten-Straße. Später war hier Zentral-Dienst-Stelle. Die Tiergarten-Straße hatte früher einen anderen Namen: Sie hieß Kanonen-Weg. Abbildung 1.4: Das ist ein Bild vom Land-Haus in der Tiergarten-Straße 4a. Das Bild ist aus dem Jahr 1790. Später war es das Haus neben der Zentral-Dienst-Stelle. 3

Abbildung 1.5: Das Bild zeigt ein Wohn-Haus, das auch neben der späteren Zentral-Dienst-Stelle stand. Abbildung 1.6: Das ist ein Plan des Stadt-Teils Tiergarten aus dem Jahr 1939. Zu dieser Zeit gab es auch schon viele neue Häuser. Die Villa in der Tiergarten-Straße 4 ist rot eingezeichnet. 4

Tafel 2 In der Villa wohnen jetzt Nazis Vor dem 2. Welt-Krieg wohnten im Tiergarten viele reiche Leute. Zum Beispiel Ärzte, Künstler, Politiker oder Bank-Angestellte. Hier gab es auch viele Kunst-Ausstellungen. 1928 gab es die Welt-Wirtschafts-Krise. Es gab nicht viel zu kaufen. Und viele Dinge waren sehr teuer. Zum Beispiel Essen. Nach 1933 zogen die Nazis in die Villa in der Tiergarten-Straße 4. Sie zogen auch in die Villa daneben in der Tiergarten-Straße 4a. 1935 bauten sie beide Häuser um. Mit einem Gang wurden die beiden Häuser verbunden. 1940 zog hier die Zentral-Dienst-Stelle ein. Abbildung 2.1: Das Foto ist aus dem Jahr 1920. Es zeigt die Bücher-Sammlung von Paul Graupe. Paul Graupe war Kunst-Händler. 5

Abbildung 2.2: In einer Radio-Sendung sagt man, dass der schönste Irr-Garten im Tiergarten ist: Draußen der Tiergarten-Park und drinnen die Sammlung der Bücher und Bilder von Paul Graupe. Abbildung 2.3: Das ist ein Brief von dem Kunst-Händler Paul Graupe. Abbildung 2.4: Das ist ein Brief von den Nazis an die Polizei in Berlin. Darin steht, dass die Häuser in der Tiergarten-Straße 4 und 4a von der Polizei immer bewacht werden sollen. 6

Abbildung 2.5: Das ist ein Haus am Potsdamer Platz. Das Haus hieß Columbus-Haus. Zuerst war hier die Zentral-Dienst-Stelle, wo die Morde an kranken und behinderten Menschen geplant wurden. Dann reichten die Büros nicht mehr aus. Die Zentral-Dienst-Stelle zog in die Tiergarten-Straße. 7

Tafel 3 Die Villa und die»aktion T4«Die»Aktion T4«war ein Plan. Damit wurde der Massen-Mord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Krankheiten geplant. Diese Menschen lebten in Pflege-Heimen, Behinderten-Heimen, Kranken-Häusern oder in Psychiatrie-Anstalten. Sie wurden dann in Vernichtungs-Anstalten gebracht und dort getötet. Die Nazis machten aus der Villa die Zentral-Dienst-Stelle. In dieser Villa planten 70 Personen die Euthanasie -Morde. 1943 fielen viele Bomben in Berlin. Deshalb wurde die Zentral-Dienst-Stelle nach Österreich verlegt. Am Ende des Krieges wurde die Villa zerstört. Es gab einen großen Bau-Plan. Damit wollten die Nazis die Stadt Berlin zur Reichs-Haupt-Stadt Germania machen. Mit großen Gebäuden wollten sie zeigen, wie mächtig sie sind. Aber wegen des Krieges wurde der Bau-Plan nicht ausgeführt. 8

Abbildung 3.1: Das sind die Telefon-Nummern der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zentral-Dienst-Stelle. Abbildung 3.2: Albert Speer war der wichtigste Architekt des Nazi-Führers Adolf Hitler. Er hat den Umbau der Stadt Berlin zur Reichs-Haupt-Stadt Germania geplant. Auf dem Foto sieht man Albert Speer vor seinem Modell. 9

Abbildung 3.3: Das ist ein Bau-Plan aus dem Jahr 1940. In der Tiergarten-Straße 4 sollte ein Denkmal für die Soldaten entstehen. Dafür sollte die Villa mit der Zentral-Dienst-Stelle abgerissen werden. Hier ist sie rot markiert. Abbildung 3.4: Soldaten-Halle war der Name für das geplante Denkmal. Die Soldaten-Halle wurde nie gebaut. In der Zeichnung ist die Tiergarten-Straße 4 rot markiert. 10

Abbildung 3.5: Die Zeichnung der Soldaten-Halle ist aus dem Jahr 1939. Abbildung 3.6: Das Foto ist aus dem Jahr 1947. Es zeigt die zerstörten Villen in der Tiergarten-Straße 4 und 4a. 11

Tafel 4 Die Villa nach dem Krieg 1940 kauften die Nazis das Grundstück und die Villa für ganz wenig Geld der Familie Liebermann ab. Das war Betrug. Im Krieg wurde die Villa zerstört. Nach dem Krieg bekam Frau Liebermann das Grundstück und die Villa wieder zurück. Dann verkaufte Frau Liebermann das Grundstück an die Stadt Berlin. Heute steht auf dem Grundstück das Kultur-Forum. Zu dem Kultur-Forum gehört ein Konzert-Haus. Das Haus heißt Berliner Philharmonie. Das spricht man so aus: Fil-harmonie. Abbildung 4.1: Das ist ein Foto aus dem Jahr 1949 mit den zerstörten Villen in der Tiergarten-Straße 4 und 4a. 12

Abbildung 4.2: Die Reste der Villa in der Tiergarten-Straße 4 im Jahr 1954. Abbildung 4.3: Das ist die amtliche Bestätigung aus dem Jahr 1950, dass die Villa abgerissen wurde. Abbildung 4.4: Zerstörte Häuser und die St. Matthäi-Kirche im Stadt-Teil Tiergarten im Jahr 1953. 13

Abbildung 4.5: Das Foto ist aus dem Jahr 1965. Das Haus mit dem Zacken-Dach ist die Philharmonie. Genau dort stand früher die Villa in der Tiergarten-Straße 4. 14

Tafel 5 Der Ort wurde vergessen Die Adresse der Zentral-Dienst-Stelle in der Tiergarten-Straße 4 war geheim. Lange Zeit wusste niemand, dass hier die Euthanasie -Morde geplant wurden. Erst nach 1980 wurde die Geschichte der Villa bekannt. Im Jahr 1987 wurde für eine kurze Zeit ein grauer Bus an diesen Ort gestellt. In dem grauen Bus gab es eine Ausstellung. Früher haben die Nazis die kranken und behinderten Menschen mit grauen Bussen in die Vernichtungs-Anstalten transportiert. Wo früher die Villa stand, ist heute eine Gedenk-Tafel. Diese Gedenk-Tafel ist aus Metall. Sie liegt auf dem Boden. Jetzt soll ein großes Denkmal an diesen Ort. Eine Gruppe von Menschen arbeitet daran. Sie sprechen darüber, wie der Ort aussehen soll. Diese Gruppe heißt Runder Tisch T4. 15

Abbildung 5.1: Das ist Hans Scharoun. Hans Scharoun ist der Architekt der Berliner Philharmonie. Das ist das Konzert-Haus mit dem Zacken-Dach. Abbildung 5.2: Das ist die Philharmonie von oben. Die rote Fläche zeigt, wo früher die Villa der Planungs-Zentrale stand. 16

Abbildung 5.3: Das ist der graue Bus aus dem Jahr 1987. In dem Bus gab es eine Ausstellung. Abbildung 5.4: 2008 gab es noch ein Denkmal an diesem Ort. Ein grauer Bus aus Beton stand 1 Jahr lang vor dem Konzert-Haus. 17

Abbildung 5.5: An der Gedenk-Tafel vor dem Konzert-Haus werden für die Opfer der Aktion T4 jedes Jahr Blumen-Kränze abgelegt. Abbildung 5.6: Im September 2013 soll es ein neues Denkmal an diesem Ort geben. Die Architektin Ursula Wilms hat das Denkmal geplant. Es besteht aus einer blauen Glas-Wand, die auf einem dunklen Boden steht. Die Menschen können sich außerdem mit Bildern und Texten zur Geschichte dieses Ortes informieren. 18

Tafel 5 Die Euthanasie-Verbrechen darf niemand vergessen! Nach dem Krieg sprach niemand über diese Verbrechen. Die Opfer wurden für lange Zeit vergessen. Noch heute kämpfen die Opfer und ihre Familien darum, nicht vergessen zu werden. Nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Planungs-Zentrale haben für ihre Verbrechen eine Strafe bekommen. Die Ärzte und das Pflege-Personal haben nach dem Krieg in ihren Berufen weiter gearbeitet. Niemand hat sich bei den Familien der Opfer für diese Verbrechen entschuldigt. Die Familien der Opfer trauten sich lange Zeit nicht, darüber zu sprechen. Erst vor 30 Jahren trauten sich einige Familien der Opfer mit anderen offen darüber zu sprechen. Auch das Fach-Personal von Psychiatrie-Anstalten beschäftigte sich später mit den Verbrechen. Heute setzen sich immer mehr Menschen dafür ein, dass niemand die Verbrechen vergisst. Und es gibt immer mehr Gedenk-Orte für die Opfer. 1

Abbildung 1: Seit 1988 gibt es vor dem Konzert-Haus eine Gedenk-Tafel. Abbildung 2: Seit 1988 gibt es in der Vivantes Klinik im Stadt-Teil Reinickendorf von Berlin eine Ausstellung. Die Ausstellung heißt Totgeschwiegen. Abbildung 3: Das ist die Gedenk-Stätte in Grafeneck. 2

Abbildung 4: Das ist die Gedenk-Stätte in Brandenburg an der Havel. 3