Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Schweizer Nationalstrassen Längere Baulose und Generalsanierung 25. September 2013 Christian Kellerhals
Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeiner Überblick 2. Hohe Komplexität des Netzes 3. Die Nationalstrassen altern 4. Entwicklung der Normen und Standards 5. UPlaNS-Philosophie 6. Beispiel: Cityring Luzern 7. Handlungsfelder 8. Schlussfolgerungen Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 2
1. Allgemeiner Überblick Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 3
Bevölkerungsdichte In der Schweiz ist die Bevölkerung auf vergleichsweise geringer Fläche konzentriert. Bevölkerungsdichte und Alpenflächenanteil 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 472.0 284.3 237.0 229.9 188.8 100.9 108.5 99.5 60% 65% 7% 3% Schweiz Frankreich Deutschland Österreich Theoretische Bevölkerungsdichte (Einwohner pro km2 Landesfläche) Alpenfläche (in % der Landesfläche) Bevölkerungsdichte im bewohnbaren Landesanteil (Einwohner pro km2 Nichtalpenfläche) Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 4
Netzdichte Die Schweiz verfügt über ein sehr dichtes Verkehrswegenetz. Netzdichte Verkehrsinfrastruktur 350.0 300.0 306.0 250.0 200.0 150.0 100.0 50.0-77.0 19.4 64.3 33.8 105.9 55.7 214.0 km Autobahnen/1000 km2 bebaubare Landesfläche (ohne Alpenanteil) km Eisenbahnen/1000 km2 bebaubare Landesfläche (ohne Alpenanteil) Gemeindestrassen 51 500 km 72% Kantonsstrassen 18 050 km 25% Nationalstrassennetz 1 789 km 3% Gesamtlänge 71'500 km Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 5
Die Bedeutung der Nationalstrassen für die Mobilität der Schweiz Verkehr auf Nationalstrassen: ca. 6 Mio. Fahrzeuge pro Tag 25 Mrd. Fahrzeugkilometer pro Jahr 40% des Strassenverkehrs auf 7% der Strassenfläche und 3% der Länge 20 000 Staustunden pro Jahr, davon 85% in den Agglomerationen Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 6
Verkehrsentwicklung 1990 bis 2012 220% 200% 180% 160% Fahrleistung Nationalstrassen (Quelle ASTRA) Fahrleistungen alle Strassen (Quelle BFS) Fahrleistung alle Strasse ohne Nationalstrassen 140% 120% 100% 80% 1990 1995 2000 2005 2010 Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 7
Budgetstand 2013 für Nationalstrassen (Bundesanteil) ASTRA / Kantone ASTRA Fertigstellung Umbau / Unterhalt Betrieb Engpass Ausbau 730 Mio. 451 Mio. 795 Mio. 330 Mio. 110 Mio. Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 8
2. Hohe Komplexität des Netzes ca. 420 Anschlüsse, d.h. alle 4 km ein Anschluss zusammenhängende Ortsumfahrung 3390 Brücken: 15 % der Strecke häufig noch ohne Standstr. 228 Tunnels: 12% der Strecke 88 einröhrig 140 zweiröhrig meist ohne Standstr. Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 9
3. Die Nationalstrassen altern => Unterhalt / Sanierung Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 10
4. Entwicklung Normen und Standards => Umbau/Ausbau Verbesserung der Verträglichkeit (Lärm- und Gewässerschutz) Korrektur von Zerschneidungseffekten (z.b. Wildquerungen) Verbesserung Sicherheit (z.b. Erhöhung Tunnelsicherheit) Fahrzeugdimensionen und -gewicht Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 11
Standards Standards: Planung, Projektierung, Ausführung, Betrieb und Erhaltung der Nationalstrassen Rechtliche Standards (Rechtsvorschriften) Technische Standards Informelle Standards Gesetze und Verordnungen, Entscheide des Bundesgerichts und anderer Rekursinstanzen Regelwerke des ASTRA und anderer Bundesämter sowie von Fach- und Berufsverbänden wie technische Normen (VSS, SIA, ) Nichtformalisierte Vorgaben seitens Gesellschaft, Politik und Verwaltung Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 12
5. UPlaNS-Philosophie Volkswirtschaftliche Überlegungen (Betreiberkosten + Benutzerkosten) Integrale Planung Langfristige Programme Zentrale Steuerung Strategische Vorgaben Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 13
Volkswirtschaftliche Überlegungen innerhalb von 5 an sich gleichwertigen Erfolgszielen Min. Bauzeit Min. Baukosten Optimierungsprozess im Projekt Min. Verkehrsbehinderungen Max. Inhalte Max. Verkehrs- u. Arbeitssicherheit Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 14
Integrale Planung Pakete schnüren Jahr 10 Jahr 9 Jahr 8 Jahr 7 Jahr 6 Jahr 5 Jahr 4 Jahr 3 Jahr 2 Jahr 1 Oberbau El-mech. Oberbau Brücke km Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 15
Strategische Vorgaben Erhaltungsabschnitte bilden und Sanierungen gleichzeitig mit den Ausbauten realisieren: Erhaltungsabschnitt max. 15 km (Baustelle 3 bis 5 km) Zwischen zwei Erhaltungsabschnitten min. 30 km Unterhaltsfreier Zeitraum min. 15 Jahre Anreize für Bauzeitverkürzung Keine Spurabbauten > 48h, wenn unumgänglich: Nachtarbeit Lieber länger und wenig schmerzhaft als schnell und schmerzhaft Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 16
Randbedingung Die Nationalstrasse muss sich selber helfen: Verlagerungen auf das untergeordnete Strassennetz sind nicht möglich. Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 17
Baustelle Staustelle? Stunden 20.000 16.000 12.000 8.000 4.000 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Ueberlastung Unfälle Baustellen Anderes Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 18
6. Beispiel: Cityring Luzern Luzern: 80 000 Einwohner N2 : Transitachse Nord Süd (Gotthard) / DTV 85 000 Umfassende Erneuerung der Bausubstanz (40 Jahre in Betrieb) Lärmschutzmassnahmen Erneuerung der Tunnelzentralen Erneuerung Entwässerungssystem Umfassende Erneuerung der Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen Keine Kapazitätserhöhung Instandsetzung unter Verkehr Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 19
Termine 2002 Ausführungsprojekt Lärmschutz 2004 Strategische Planung 2005 Massnahmenkonzept Prüfung Verkehrskonzepte (Auftrag ASTRA an Verkehrsplaner) 2007 Massnahmenprojekt 2008 Ausführungsprojekt Zusatzspur Planung 2006 Sofortmassnahmen 2007 2010 Vorbereitung (WLT, BSA, Zusatzspur) 2011 2012 Hauptarbeiten 2013 Abschlussarbeiten Realisierung Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 20
Geprüfte Varianten Variante Vollsperrung Tag und Nacht: Vollsperrung einer Tunnelröhre (Sonnenbergtunnel), Gegenverkehr in der anderen Tunnelröhre 24 Stunden, 6 Tage die Woche Dauer der Hauptarbeiten: 1 Kalenderjahr (2 x 22 Arbeitswochen à 6 Tage pro Woche im Schichtbetrieb) Variante Nachtsperrung Nacht: eine Tunnelröhre gesperrt von 21 5 Uhr mit Verkehrsableitung durch Stadt, Normalverkehr in anderer Tunnelröhre Tag: alle Fahrstreifen offen lassen mit teils reduzierter Spurbreite, zusätzlich rund 10 Sperrungen an Wochenenden Dauer der Hauptarbeiten: knapp 2 Kalenderjahre (2 x 45 Arbeitswochen à 5 Nächte pro Woche) Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 21
Vor- und Nachteile Varianten Vorteile Nachteile Vollsperrung Kürzere Hauptbauzeit: 1 Jahr Täglich massive Verkehrsüberlastung, Stau auf A2 und lokalem Verkehrsnetz im Grossraum Luzern Behinderungen von Ferien- und Wochenendverkehr Nachtsperrung Weniger Auswirkungen auf Verkehr Einschränkungen sind begrenzt auf früh morgens und abends, sowie Wochenenden Geringere Unfallgefahr Längere Hauptbauzeit: 2 Jahre Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 22
Lösung: Nachtsperrung PLUS Entscheid : ASTRA / Kanton und Stadt Luzern für Variante Werktage In der Nacht von 20 6 Uhr Sperrung einer Tunnelröhre, Umleitung durch Stadt Arbeitsverkehr rollt tagsüber (lediglich geringere Spurbreiten) Wochenenden Sperrung einer Tunnelröhre, Gegenverkehr in anderer Tunnelröhre An rund 25 Wochenenden pro Jahr (2011/2012) ausserhalb der Hauptreisezeit im Sommer Folge: Mehrkosten: ca. 100 Mio. CHF (+20%) Komplexere Baustellen Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 23
Vorarbeiten Pro Tunnel ein Werkleitungsstollen Platz schaffen in Technikzentralen für Ablösung BSA unter Betrieb Provisorische Verkabelung und Ausrüstung vor Hauptarbeiten Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 24
Herausforderung Logistik Knappe Platzverhältnisse Baustellenlogistik während Stausituationen Verfügbarkeit Baumaterialien nachts Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 25
Herausforderung Information und Kommunikation Gut 2 Jahre Stau im Grossraum Luzern 3 Jahre Lärm für Anwohner Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 26
7. Handlungsfelder für Baustellenoptimierung 1) Materialtechnologie / Bauteilebene Nutzungsdauer = n * x - mit n = 1 bis? in ganzen Zahlen - wobei x im Moment bei ca. 15 Jahren liegt (Deckbelag, BSA) - wobei x zu maximieren ist 2) Normen und technische Standards Spezifische Normen für Erhaltung ( Neubaunormen) Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 27
3) Erhaltungsplanung ( was? ) Das Nötige, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, im nötigen Umfang 4) Erhaltungsplanung ( wie? ) Strassenverkehrs- und Arbeitssicherheit auf Baustellen Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 28
Noch zu oft: Platzbedarf & Baustellenlogistik versus Risiko- bzw. Sicherheitsdenken Grabungsarbeiten Belagsarbeiten Abschrankung mit Leitbaken Inselbaustellen Fehlende Abschrankung Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 29
Es braucht umfassende Ansätze. Diese Ansätze müssen früh in die Projektierung einfliessen ( Design-Frage ) Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 30
8. Schlussfolgerung Eine Baustelle verursacht fast immer Verkehrsbehinderungen. Gegenmassnahme: Benutzerbedürfnisse in der Planung berücksichtigen Voraussetzungen: Politischer Wille (Baukosten steigen) Bewusstsein bei Mitarbeitenden des Amts und der Planer Kooperation der Bauunternehmungen Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 31
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Schweizer Nationalstrasse: Staustelle Baustelle 32