Name: Vorname: Fachrichtung: Matrikelnummer: Klausur zur Vorlesung Investitions- und Finanzmanagement 15. Februar 2008 Univ.-Prof. Dr. Christoph Kaserer Ort: HS N1190 (Hans-Heinrich-Meinke-Hörsaal) HS N1179 (Wilhelm Nusselt-Hörsaal) HS 1200 (Carl-von-Linde-Hörsaal) MW2001 (Rudolf-Diesel-Hörsaal) Zu beachten: Bearbeitungszeit: 60 Minuten Gesamtpunktezahl: 60 (Die angegebenen Punktezahlen entsprechen der vorgesehenen Bearbeitungsdauer in Minuten) Vermerken Sie oben rechts Ihren Namen und Ihre Immatrikulationsnummer! Bitte geben Sie alle Lösungsblätter inkl. der Aufgabenstellung ab und trennen Sie die Seiten nicht. Bei Multiple-Choice-Fragen gibt es keine negativen Punkte. Beantworten Sie die Aufgaben in den dafür vorgesehenen Kästen! Für Nebenrechnungen oder Notizen können Sie die Rückseiten verwenden. Notizen außerhalb der Antwortkästen werden nicht gewertet. Zugelassene Hilfsmittel: Wörterbuch, Schreibmittel Nicht programmierbarer Taschenrechner Unkommentierte Formelsammlung des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Kapitalmärkte Aufgabe 1 2 3 4 Σ Note Punkte
Aufgabe 1: Multiple-Choice-Fragen (18 Punkte) Hinweis: Es ist jeweils genau eine der vorgegebenen Antworten richtig. Kreuzen Sie die richtige Antwort deutlich an. Es gibt keine negativen Punkte für falsche Antworten. 1.1 Finanzkennzahlen (1,5 Punkte) Welche der folgenden Aussagen ist uneingeschränkt richtig? Ein Kauf von Lagerbeständen führt immer zu einer Erhöhung des Net Working Capitals (NWC). Sowohl eine Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen als auch eine Abnahme des Forderungsbestandes bewirkt für sich alleingenommen eine Abnahme des Net Working Capitals (NWC). Eine Abnahme des Net Working Capitals (NWC) kann nur durch eine Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu Stande kommen. Keine der obigen Aussagen ist richtig. 1.2 Standardisierte Bilanz (1,5 Punkte) Laut der standardisierten Bilanz gilt folgende Beziehung: Das betriebsbedingte Vermögen (NOA) entspricht immer der Summe aus Fremdkapital (FK) und Eigenkapital (EK) Das betriebsbedingte Vermögen (NOA) entspricht der Summe aus Nettofinanzverbindlichkeiten (NFO) und Eigenkapital (EK) Die Nettofinanzverbindlichkeiten (NFO) müssen per Definition positiv sein Keine der obigen Aussagen ist richtig. 1.3 Annuitätenregel (1,5 Punkte) Die Annuitätenregel besagt, dass im Fall sich gegenseitig ausschließender Investitionsprojekte immer jenes Projekt realisiert werden sollte, welches die höchste Annuität besitzt. immer das Projekt mit der kürzeren Laufzeit realisiert werden sollte. mit gleicher Laufzeit immer jenes Projekt realisiert werden sollte, welches die höchste Annuität besitzt. mit gleicher Laufzeit immer jenes Projekt realisiert werden sollte, welches die niedrigste Annuität besitzt. 2
1.4 Investitionsrechnung (1,5 Punkte) Welches ist keine Annahme der Investitionsrechnung? Entscheidungen werden von Personen getroffen, nicht von Organisationen Entscheidungsträger maximieren Vermögen Nicht finanziell messbare Folgen spielen keine Rolle Es existiert eine risikokongruente Basisalternative zur Projektrealisierung 1.5 Investitionsrechnung (1 Punkt) Eine Normalinvestition liegt dann und nur dann vor, wenn sich die Vorzeichen in der Objektzahlungsreihe höchstens einmal abwechseln sich die Vorzeichen in der Objektzahlungsreihe genau einmal abwechseln wenn auf die Investitionsauszahlung in t=0 nur Nettozahlungsüberschüsse (ab t=1) folgen. 1.6 Investitionsrechnung (2 Punkte) Interner Zinssatz vs. Kapitalwertmethode. Welche der folgenden Aussagen ist uneingeschränkt richtig? Da die Kapitalwertmethode keine Annahme über die Wiederanlage trifft, ist sie der internen Zinsfußmethode vorzuziehen, welche annimmt, dass Zahlungsüberschüsse bzw. defizite zum internen Zinsfuß (IRR) bzw. refinanziert werden. Die Kapitalwertmethode unterstellt, dass alle während der Projektlaufzeit anfallenden Zahlungsüberschüsse bzw. defizite zum Periodenzins r angelegt bzw. refinanziert werden, während die interne Zinsfußmethode eine Wiederanlage zum internen Zinsfuß (IRR) unterstellt. Die Kapitalwertmethode unterstellt, dass alle während der Projektlaufzeit anfallenden Zahlungsüberschüsse bzw. defizite zum Periodenzins r angelegt bzw. refinanziert werden, während die interne Zinsfußmethode eine Wiederanlage zum risikoadäquaten Marktzins unterstellt. 1.7 Amortisationsregel (1 Punkt) Die Amortisationsdauer eines Projektes ist definiert als die kritische Laufzeit, die das Projekt laufen muss, damit der Kapitalwert nicht negativ ist. die kritische Laufzeit, die das Projekt laufen muss, damit der Kapitalwert des Investitionsprojektes nicht mehr negativ werden kann. die kritische Laufzeit, die das Projekt laufen muss, damit alle darauf folgenden Cashflows positiv sind. Keine der obigen Aussagen ist richtig. 3
1.8 Investitionsrechnung (2 Punkte) Interner Zinssatz. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Schließen sich zwei Investitionsprojekte gegenseitig aus, so führt die Methode des internen Zinssatzes immer zu einem anderen Ergebnis als die Kapitalwertmethode. In einer 2-Zeitpunkt-Welt führt die Methode des internen Zinssatzes immer zu den gleichen Ergebnissen wie die Kapitalwertmethode. Besitzt ein Zahlungsstrom mehr als einen Vorzeichenwechsel, so lässt sich in jedem Fall ein eindeutiger interner Zinssatz berechnen. Keine dieser Aussagen. 1.9 Kapitalkosten und Leverage (2 Punkte) Welche der nachfolgenden Behauptungen ist uneingeschränkt richtig? Die Erhöhung des Verschuldungsgrades erhöht das Risiko der Eigenkapitaltitel, daher müssen auch die Gesamtkapitalkosten (WACC) des Unternehmens steigen. Wenn die Fremdkapitalkosten niedriger als die Gesamtkapitalkosten sind, führt die Erhöhung des Verschuldungsgrades zu steigenden Eigenkapitalkosten. Weil die Höhe der Fremdkapitalkosten mit steigender Verschuldung zunimmt, bleiben die Eigenkapitalkosten mit steigender Verschuldung konstant. Keine dieser Aussagen. 1.10 Kapitalmaßnahmen (1 Punkt) Welche Maßnahme führt nicht zwingend zu einer Erhöhung der liquiden Mittel der Gesellschaft? Ordentliche Barkapitalerhöhung Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital Bedingte Kapitalerhöhung Keine dieser Antworten. 4
1.11 Capital Asset Pricing Model (2 Punkte) Welche Aussage zum Capital Asset Pricing Model (CAPM) ist richtig? Die erwartete Rendite eines riskanten Wertpapiers hängt von seinem Kovarianzrisiko (Schwankung der Wertpapierrenditen mit der Rendite des Marktportfolios) ab. von seinem Gesamtrisiko (Standardabweichung der Wertpapierrenditen) ab. ausschließlich von der Risikoprämie des Marktportfolios ab. von seinem unsystematischen Risiko ab. 1.12 Kapitalkosten (1 Punkt) Welche Aussage ist falsch? Bei der Bestimmung von Kapitalkosten sollten immer Marktwerte anstatt von Buchwerten verwendet werden Aus Vereinfachungsgründen wird der Wert des Fremdkapitals durch den Buchwert approximiert Aus Vereinfachungsgründen wird der Wert des Eigenkapitals durch den Buchwert approximiert Keine dieser Aussagen. 5
Aufgabe 2: Finanzanalyse (7 Punkte) Aus der standardisierten Bilanz eines Unternehmens sind folgende Werte bekannt: Betriebsbedingtes Anlagevermögen (BAV) Aktives Working Capital (AWC) Passives Working Capital (PWC) Eigenkapital 2007 7 Mio. Euro 1 Mio. Euro 2 Mio. Euro 4 Mio. Euro Ferner können folgende Werte aus der standardisierten Gewinn- und Verlustrechnung entnommen werden: 2007 Umsatzerlöse 4 Mio. Euro Umsatzrendite 18 % Außerordentliches Ergebnis 100.000 Euro Jahresüberschuss nach Steuern 300.000 Euro Der Gewinnsteuersatz für das Unternehmen beträgt 40%. Wie hoch sind NOA, NFO, EBIT, RNOA, EgGt und NFE? Betriebsbedingtes Vermögen (NOA) Nettofinanzschulden (NFO) Betriebsergebnis (EBIT) Nettogesamtkapitalrendite (RNOA) Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EgGt) Nettofinanzierungsaufwand in % (NFE) 6
Aufgabe 3: Investitionsrechnung (21 Punkte) Ein Investor könnte die Investitionsprojekte A, B und C verwirklichen. Die Kapitalkosten zur Finanzierung der Projekte betragen 8 %. Die Investitionsprojekte schließen sich gegenseitig nicht aus. Die Zahlungsreihen der Projekte lauten wie folgt: T 0 1 2 3 Z t Projekt A -150 +15 +15 +15 +15 +15 Z t Projekt B -200 0 0 +281 0 0 Z t Projekt C -300 +585-281,88 0 0 0 a) (3 Punkte) Wie hoch sind die Kapitalwerte von Projekt A und B? Kapitalwert A Kapitalwert B b) (6 Punkte) Wie hoch sind die internen Zinsfüße (IRR) der Projekte A, B und C? (Hinweis: Verwenden Sie bei Projekt C den Ansatz über die quadratische Gleichung.) IRR A IRR B IRR C c) (2 Punkte) Wie hoch ist die Annuität von Projekt B für die Laufzeit des Projekts? Annuität B 7
d) (10 Punkte) Cash-Flow-Analyse Vom Unternehmen Alpha AG sind folgende Daten bekannt: Der Umsatz wird für das laufende Jahr auf 150 Mio. Euro geschätzt und wird voraussichtlich danach mit 20 % p.a. wachsen. Die betrieblichen Aufwendungen betragen pro Jahr 50 % des Umsatzes. Abschreibungen belaufen sich auf 20 Mio. Euro jährlich. Das Betriebsergebnis beträgt dieses Jahr 55 Mio. Euro, nächstes Jahr 70 Mio. Euro und das Jahr darauf 88 Mio. Euro. Steueraufwand soll pauschal mit 30 % unterstellt werden. Nächstes Jahr werden die Vorräte um 5 Mio. Euro sinken, in zwei Jahren werden Forderungen in Höhe von 10 Mio. Euro durch Kunden bezahlt. Im Laufe dieses Jahres erfolgt eine Investition in Höhe von 10 Mio. Euro, deren Auswirkungen auf Aufwand und Ertrag in den obigen Angaben bereits berücksichtigt sind. Führen Sie eine Cashflow-Analyse durch und weisen Sie dabei die freien Unternehmens- Cashflows der Alpha AG für dieses und die beiden folgenden Jahre aus! Bitte zur Antwort diese Seite und ggf. die Rückseite benutzen 8
Aufgabe 4: Kapitalkosten und Finanzierungspolitik (14 Punkte) Das Management eines börsennotierten Unternehmens hat ein lohnenswertes Investitionsprojekt konzipiert, für das 10 Mrd. Euro an Barmitteln benötig werden. Da eine Innenfinanzierung nicht in Frage kommt, sollen zwei mögliche Szenarien einer Außenfinanzierung durchgespielt werden. Erstens in der Form von Fremdkapital durch die Begebung einer Anleihe und zweitens in der Form von Eigenkapital durch die Ausgabe junger Aktien. Folgende aktuelle Unternehmens- und Marktdaten sind bekannt: Risikoloser Zinssatz r 4,2 % Marktrisikoprämie r m -r 4,5 % (konstantes) Beta des Fremdkapitals 0,35 Aktienkurs 55 Euro Anzahl ausstehender Aktien 1 Mrd. a) (6 Punkte) Aktienemission Es sollen junge Aktien in Form einer Barkapitalerhöhung mit Bezugsrechten mit einem Bezugskurs von 40 Euro ausgegeben werden. Wie viele junge Aktien müssen ausgegeben werden? Anzahl der jungen Aktien Bestimmen Sie das Bezugsverhältnis! Bezugsverhältnis Bestimmen Sie den Wert des Bezugsrechtes! Wert des Bezugsrechts Berechnen Sie den (theoretischen) Aktienkurs nach Ausgabe der jungen Aktien! Kurs nach Ausgabe (K ex ) 9
b) (8 Punkte) Anleihenemission Es soll eine Anleihe mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einem Kupon in Höhe von 5,5 % p.a. begeben werden. Bestimmen Sie die Fremdkapitalkosten des Unternehmens! Fremdkapitalkosten r f Nehmen Sie für die folgenden Teilaufgaben an, die Fremdkapitalkosten betragen 6 %. Zu welchem Kurs könnte die obige Anleihe am Kapitalmarkt platziert werden? (in % des Nominalbetrages) Kurs in % Wie hoch ist die Endfälligkeitsrendite dieser Anleihe? Endfälligkeitsrendite Nehmen Sie zusätzlich an, die Emissionskosten für die Begebung der Anleihe betragen 2 % des Nominalvolumens. Welches Nominalvolumen müsste die Anleihenemission haben, damit nach Abzug der Emissionskosten genau 10 Mrd. Euro erlöst werden? Nominalvolumen in Mrd. Mit welchem Kupon müsste die Anleihe ausgestattet sein, dass sie zu 105 % ausgegeben werden könnte? Kupon in % 10