Dokumentation Sexueller Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen Symptome richtig erkennen und rasch handeln Veranstaltung am 19.11.03 im Netzwerk Krainerhaus Hauptreferent: Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich Veranstalter: Referat Frau-Familie-Gesellschaft
LR Mag. Kristina Edlinger-Ploder. Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich. Schutz vor Missbrauch Der Schutz vor Missbrauch stand im Mittelpunkt dieser Veranstaltung. In ihrer Eröffnungsrede sprach sich LR Mag. Kristina Edlinger Ploder gegen jede Form von Gewalt gegen Kinder aus, denn sie führe zu körperlichen und seelischen Verletzungen. Schutz der Kinder und ihrer Interessen bedeute aber auch eine sehr breit gefächerte Hilfestellung verschiedener Einrichtungen und immer auch die Beratung und Unterstützung der ganzen Familie bei der Lösung ihrer Probleme. Mit diesem MulitplikatorInnentag konnte ein weiterführender Beitrag zur notwendigen Vernetzung gesetzt werden. Mehr Zivilcourage notwendig Für den bekannten Wiener Kinder- und Jugendpsychiachter und Autor zahlreicher Bücher, Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich ist jeder Kindesmissbrauch auch Ausbeutung und Machtmissbrauch an einem Kind. Es bedarf der besonderen Aufmerksamkeit und Zivilcourage von Personen, die das Kind schützen möchten. Er appellierte in diesem Zusammenhang vor allem an Ruhe und Geduld, denn es dürfen niemals vorschnelle Handlungen gesetzt werden, die den Täter warnen und die notwendige Spurensicherung zunichte machen.
NRAbg. R. Steibl, LR Mag. K. Edlinger, Prof. Dr. M. Friedrich und D. Tropper. Mehr als 270 Interessierte fanden sich am 19. November im Netzwerk Krainerhaus ein. Da der Vortragssaal zu klein wurde, musste mittels Video- Kamera in einen 2. Raum übertragen werden. Auch das Interesse an der aufgelegten Broschüre unter dem Titel Sexueller Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen - Symptome richtig erkennen und rasch handeln war sehr groß - 1.000 Stück waren in Kürze ausgegeben. Großes Interesse am Vortrag des Hauptreferenten.
Das Podium am Nachmittag: Dr. Grabmaier, G. Walisch, Prof. Friedrich, Ing. Arnhold. Kreatives Schreiben, Malen und Zeichnen Die erfahrende Pädagogin Ing. Elisabeth Arnhold unterrichtet an der HWS St. Martin die Gegenstände Religion, Persönlichkeitsbildung, Biologie sowie Grundlagen und Methoden der Sozialarbeit. Sie motivierte ihre Schülerinnen im Alter von 14 bis 16 Jahren zum freien Schreiben, Zeichnen und Malen, indem sie einfach das Wort Missbrauch auf die Tafel schrieb. Die Mädchen begannen ohne konkrete Vorgabe sofort zu schreiben oder zu zeichnen. Die vielfältigen Ergebnisse konnten im Rahmen der Veranstaltung präsentiert werden: ausdrucksstarke Öl- und Filzstiftzeichnungen zu den Themen Alkohol- und Suchtgiftmissbrauch oder Gewalt- und Vertauensmissbrauch; nicht wenige wagten jedoch auch eine Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch und schrieben bzw. zeichneten sich ihre Ängste von der Seele. Es genügt jedoch nicht, sie nur zu kreativen Methoden zu inspirieren; viele von ihnen brauchen Begleitung und Hilfestellung in Krisensituationen. Dabei vernetzt sich Elisabeth Arnhold immer mit dem Grazer Kinderschutz-Zentrum und holt sich von dort fachkompetente Unterstützung.
Zum Schutz des Kindeswohls Gabriella Walisch (im Bild rechts) vom Grazer Kinderschutz-Zentrum verwies auf das speziell ausgebildete Team, das individuell abgestimmt Beratung und Therapie von Kindern, Jugendlichen und deren Familien in Krisen anbietet. Die Angebote sind kostenlos und vertraulich. Die Kinderschutzarbeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf den sexuellen Missbrauch, sondern bietet Hilfestellung auch bei Vernachlässigung von Kindern in Familien, Erziehungsfragen, Scheidung/Trennung, sozialen Auffälligkeiten und/oder psychosomatischen Beschwerden von Kindern an. Die Kinderschutzgruppe der Kinderkliniken am LKH-Universitätsklinikum Graz wurde von Dr. Eva Grabmaier vorgestellt. Diese Gruppe besteht aus einem Team von ÄrztInnen, Pflegepersonen, SozialarbeiterInnen und PsychologInnen, das einmal wöchentlich tagt. Werden verletzte Kinder in der Kinderchirurgie oder Kinderklinik aufgenommen und es besteht der begründete Verdacht auf Missbrauch oder Misshandlung, dann tritt die Gruppe in Aktion und versucht, alle Verdachtsmomente abzuklären. Dabei kommt es zu einer engen Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen der Jugendwohlfahrt, insbesondere dem Jugendamt und den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften.
Großer Ansturm in den Pausen am Büchertisch. Informationsgespräche beim Kaffee Nachdenkliche Betrachtung der Arbeiten Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine sehr engagierte Diskussion zwischen Prof. Friedrich, Ing. Arnhold, Dr. Grabmaier und Frau Walisch. LehrerInnen berichteten von konkreten Fällen aus ihrem Schulalltag. Besonders dankbar wurde daher diese Idee eines MultiplikatorInnentages aufgenommen und vor allem die Herausgabe einer Broschüre mit konkreten Adressen, denn viele betroffene Pädagogen und auch Kindergärtnerinnen hatten bislang nicht gewusst, an wen sie sich tatsächlich wenden können bzw. wie sie rasch und unbürokratisch Hilfe erhalten können. Doris Tropper, November 2003