1 St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Gemeindefinanzen St. Petrus Erläuterungen zum Haushalt 2016ff Liebe Gemeinde, wir haben Sie unter der Überschrift Blühendes Gemeindeleben aber zu wenig Geld für zu viele Gebäude eingeladen. Mein Name ist Albrecht Schmidt-Sondermann, ich bin Mitglied des KGR und habe es übernommen, mit der Erläuterung zu wenig Geld zu eröffnen. Um das Fazit der finanziellen Situation unserer Gemeinde gleich vorne weg zu nehmen: Wir geben mehr Geld aus, als wir durch Kirchensteuerzuwendung und Spenden etc. einnehmen. Und im Ausblick sind wir nach heutigem Stand spätestens 2019 zahlungsunfähig. Und um die Zahlen für 2016 einmal zu benennen: Bei 214.713 Einnahmen geben wir 255.642 aus. Damit planen wir für 2016 ein Defizit von 40.929. Wofür geben wir Geld in unserer Gemeinde aus - in der Reihenfolge nach Größenordnung sortiert: Die Ausgaben für unser Gemeindezentrum sind 80.690. Die Kosten für die Kirchengemeindeverwaltung betragen 39.780 Die Kosten für den Küsterbereich liegen bei 28.350 In den genannten 3 Bereichen werden als größte Posten die geplanten Instandhaltungskosten für das Gebäude geführt. Außerdem die Personalkosten für das Gemeindesekretariat, unsere Reinigungskraft Frau Schuster und unser Küster Herr Schaar. Das Pfarrhaus mit den Pastoratsräumen am Milchgrund kostet die Gemeinde 28.980, wobei man hier gleich fairerweise sagen muss, dass Pastoren eine wenn auch nicht kostendeckende Miete bezahlen. Für unsere Jugendarbeit und Kirchenmusik bezahlen wir zusammen 22.837 in die Region, die Singzwerge schlagen über Honorare mit 6.300 zu Buche Wenn Sie jetzt mitgerechnet haben, kommen Sie auf 206.937 Der verbleibende Rest unserer Kosten von 48.705 verteilt sich u.a. z.b. auf den Gemeindebrief, den Gottesdienstbereich oder die Aufwände für unsere Orgel. Nicht enthalten sind die Gehaltskosten unseres Pastors, die werden direkt von der Nordkirche aus Kiel bezahlt. Alle diese Zahlen sind übrigens öffentlich und wurden mit dem 2016er Haushalt zu Beginn des Jahres ausgelegt. Für Interessierte habe ich Ausdrucke des Haushalts dabei. St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Beitrag Albrecht Schmidt-Sondermann Seite 1
2 Die naheliegenden Fragen dazu: Die Erste: Woraus wird das Defizit gedeckt? Die zur Deckung frei verfügbaren Rücklagen unserer Gemeinde betrugen zu Beginn 2016 insgesamt 119.240, nach Ablauf von 2016 also voraussichtlich noch 78.311 Die zweite Frage: Ist 2016 ein irgendwie außergewöhnliches Jahr mit besonders hohen Ausgaben oder geringeren Einnahmen? 2016 ist in Einnahmen und Ausgaben ein normales Jahr - besondere Effekte gibt es nicht. Die Dritte Frage: St. Petrus hat doch noch mehr Rücklagen, z.b. aus dem Verkauf des ehemaligen Pfarrhauses am Milchgrund 49, wo sind diese Rücklagen gelandet? Der Verkaufserlös von 440.000 für den Milchgrund 49 musste in einer sogenannten Landerwerbsrücklage zurück gestellt werden. Er darf nach Kirchenrecht nur für Erwerb und Bau von Immobilem eingesetzt werden. Der Einsatz zur Deckung von Haushaltsdefiziten ist nicht erlaubt. Vierte Frage: Gab es solche Schieflagen in St. Petrus nicht auch in der Vergangenheit immer wieder und wurden diese nicht durch z.b. Sonderzahlungen des Kirchenkreises gelöst. Ja, Schieflagen in den St. Petrus Gemeindefinanzen gab es immer wieder. Z.B. gleich zu Beginn meiner ersten Amtszeit haben wir in der Konsequenz die ½ Kirchenmusikerstelle gekündigt und aufgehoben. Und auch alle weiteren Haushaltsprobleme wurden in den letzten über 10 Jahren durch Abbau von Personal gelöst: Nach dem Kirchenmusiker kam die Auflösung der Kinderspielstunde, die Diakonenstelle für Seniorenarbeit von Herrn Ehrhorn wurde abgebaut, 3/5 des Stellenanteil des Küsters wurde an die KITA und die Paulusgemeinde abgegeben, die St. Petrus Jugenddiakonstelle wird inzwischen mit der Harburger Innenstadt-Region geteilt. Als letztes wurde ½ Stelle Kirchenmusik in der Region aus Kostengründen auf eine ¼ Stelle gekürzt. Und Nein: Irgendwelche Sonderzahlungen des Kirchenkreises sind für solche Haushaltslagen nicht vorgesehen. Eine Kirchengemeinde ist für Ihre Finanzen selbst verantwortlich. St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Beitrag Albrecht Schmidt-Sondermann Seite 2
3 Fünfte Frage: Was passiert, wenn die freien Rücklagen einer Gemeinde aufgebraucht sind? Für den Fall der Zahlungsunfähigkeit einer Kirchengemeinde sieht 14 der Kirchengemeindeordnung die Ablösung der Gemeindeleitung also des Kirchengemeinderates vor und die Einsetzung eines Beauftragtengremiums. Dieses hat dann die Aufgabe, wieder finanzierbare Strukturen herzustellen. Für die St. Petrus Gemeinde kann man die Zahlungsunfähigkeit für spätestens 2019 errechnen, Deshalb und zur Vorstellung dessen, was der KGR zur Abwendung der Zahlungsfähigkeit tun will, haben wir Sie heute ja zusammen gerufen. Sechste Frage: Wieso hat der KGR nicht früher die Initiative ergriffen und die Gemeinde z.b. zu mehr Spenden aufgerufen? Wir haben das im KGR intensiv diskutiert, und aus folgenden Gründen verworfen: 1. Die spätestens ab 2019 jedes Jahr für St. Petrus aufzubringende Summe beträgt mindestens 50.000. Da die anderen 3 Innenstadtgemeinden ähnlich klamm sind wie wir, müssten diese wenn es keine gemeinsame regionale Lösung gibt die regionalen Arbeitsfelder Jugend- und Kirchenmusik abbauen. Dann müsste St. Petrus diese Bereiche wieder komplett selbst bezahlen. Dann steigt das Defizit ab 2019 auf ca. 80.000. Jugendarbeit und Kirchenmusik sind übrigens über die Regionalförderung des Kirchenkreises heute zu insgesamt 30.000 bezuschusst, diese würden im Fall der Kündigung der regionalen Zusammenarbeit wegfallen. Das alles spricht nicht gegen einen Aufruf zu mehr Spenden, aber das Spendenziel halten wir für nicht erreichbar. 2. Das generelle Spendenaufkommen unserer Gemeinde ist trotz gutem Besuch und attraktiven Spendenzielen wie z.b. den Singzwergen eher zurückgegangen. Wer sich mit Spendensammeln befasst weiß, dass die Konkurrenz auf diesem Markt deutlich gewachsen ist. Die verbleibende Zeit von nur 2 Jahren bis 2019 für den Aufbau eines so großen regelmäßigen Spendenaufkommens ist einfach zu kurz. Und für den Fall, dass das Spendenaufkommen nicht ausreichen würde, müssten wir spätestes in 2018 mit einem Sozialplan reagieren, also Personal und Honorarkräfte entlassen. St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Beitrag Albrecht Schmidt-Sondermann Seite 3
4 Und ein wichtiger Punkt in der Diskussion eine Gemeinde, die 50 bis 80.000 pro Jahr einsammeln muss, verändert ihren Charakter. Im besten Fall erreicht man das Ziel, im anderen Fall geht ständig die Angst und die Frage um, welcher Arbeitsbereich im Fall gekürzt wird. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die sichere Stellen brauchen, werden in so einer Stimmung erfahrungsgemäß bald die Gemeinde verlassen. Und da sind wir am eigentlich wichtigsten Punkt: Der Gemeindebetrieb mit Gebäude etc. und die damit zusammenhängenden Finanzen sind eine Seite: Im Ausblick geht es uns als Kirchengemeinderat aber vor allem darum auch in Zukunft das blühende St. Petrus Gemeindeleben zu ermöglichen, und das ist ja der zweite inhaltliche Punkt unserer Informationsveranstaltung heute Wie soll das gehen, wenn uns doch grade das Geld ausgeht? Eine Antwort dazu versucht jetzt meine KGR Kollegin Susanne Menck: Wie soll das finanziert werden? Susanne Menck hat grade dargestellt, wie eine räumliche Vision für kirchliche Arbeit in Heimfeld aussehen könnte. Aber wie kann das finanziert werden: Wir sehen heute verschiedene Anteile an der Finanzierung zum Bau der neuen Räume: 1. Die Verkaufserlöse für den Milchgrund, die St. Petrus Baurücklagen sowie ca. Erlöse aus der Verwertung des heutigen Kirchengrundstücks ergeben geschätzt bis zu 900.000 an Eigenkapital. 2. Auch die Paulus Gemeinde bringt Mittel zum Umbau ein. 3. Wir rechnen mit Zuschüssen des Kirchenkreises für diese neue Gemeindestruktur Damit steht ein Grundstock zur Finanzierung, mit dem heute grob geschätzte Baukosten für einen Anbau an oder einen Einbau von Gemeinderäumen in die Paulus Kirche langfristig finanzierbar sind. Was hat der vom KGR St. Petrus und den Innenstadtgemeinden eingeschlagene Weg mit dem Gebäudeprozess des KK HH Ost zu tun. In der aktuellen Situation erst mal gar nichts. St Petrus ist zahlungsunfähig bevor Maßnahmen aus dem angepeilten Gebäudeabbau hier greifen. St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Beitrag Albrecht Schmidt-Sondermann Seite 4
5 Allerdings haben die Autoren des Gebäudeprozesses klar herausgearbeitet, dass von den 4 bestehenden Gebäudeensembles der Harburger Innenstadtgemeinden nur die St. Petrus Gebäude verwertbar sind. Bei den anderen steht der Denkmalschutz vor jeder Verwertbarkeit. St. Petrus Gemeindeversammlung 11.9.2016 Beitrag Albrecht Schmidt-Sondermann Seite 5