4 Ebener, aktiver Erddruck

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Probekapitel Grundbau-Taschenbuch Teil 1: Geotechnische Nachweise 7., überarbeitete u. aktualisierte Auflage Herausgeber: Karl Josef Witt Copyright 008 Ernst & Sohn, Berlin ISBN: 978-3-433-01843-9 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 1, 1045 Berlin Deutschland www.ernst-und-sohn.de

3 Achim Hettler Bild 40. Zonenbruch bei Parallelverschiebung im passiven Grenzzustand, Wandhçhe h = 1,00 m, mitteldichte Lagerung [1] Ergänzend zeigt Bild 40 den passiven Fall bei einer Parallelbewegung. Wie bei der statischen Lçsung von Sokolowski/Pregl (s. Bild 1 in Abschn. 3.4) stellt sich ein Zonenbruch mit einer gekrümmten unteren Begrenzung ein (vgl. auch Bild 6 b in Abschn. 3.5). Die aufgeführten Beispiele zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Literatur zu numerischen Simulationen des Erddrucks mit der FEM. Teilweise werden auch Sonderprobleme behandelt, wie z. B. bei Arnold und Herle, die FE-Simulationen des räumlichen, passiven Erddrucks bei Druckplatten durchführten [4]. Eine, wenn auch begrenzte, Übersicht gibt Abdel-Rahman [1]. 4 Ebener, aktiver Erddruck 4.1 Grundsätzliche Überlegungen Voraussetzung für den Ansatz des aktiven Erddrucks ist eine ausreichend große Wandverschiebung. Je nach Art der Wandbewegung und Lagerungsdichte liegen die erforderlichen Verschiebungen etwa zwischen 0,5 und 5 der Wandhçhe (s. Abschn. 10.). Als Anhaltswert darf für mitteldicht bis dicht gelagerte nichtbindige Bçden und für steife bis halbfeste bindige Bçden bei einer Parallelbewegung von 1 der Wandhçhe ausgegangen werden. Das heißt z. B., dass bei einer 10 m hohen Wand mit Parallelbewegung bereits eine Verschiebung von 1 cm genügt, um den aktiven Erddruck zu erreichen. Diese Bedingung ist in der Praxis häufig erfüllt. Bei dieser einfachen Anwendungsregel wird die in Versuchen oft beobachtete zusätzliche Abhängigkeit von der Wandhçhe (s. Abschn. 3.5) vernachlässigt. Wie in Abschnitt 3 gezeigt, liegen für einfache Standardfälle geschlossene Formeln vor, die auf der Grundlage von Coulombs Erddrucktheorie und deren Erweiterung auf geneigte Erddruckresultierende, geneigte Wände sowie geneigte Geländeoberfläche abgeleitet wurden. Zu beachten sind die in Bild 41 dargestellten Vorzeichenregeln für die Erddruckneigung d a, die Geländeneigung b und die Wandneigung a, die sich auf die neue DIN 4085:007-10 beziehen. Dabei wurde gegenüber der alten DIN 4085 vom Februar 1987 oder gegenüber den früheren Beiträgen von Gudehus zum Grundbau-Taschenbuch und anderem Schrifttum das Vorzeichen der Wandneigung geändert. Obwohl nicht allgemein zutreffend, hat sich in der Praxis eine additive Zerlegung der Resultierenden E a des Gesamterddrucks in einen Anteil aus Bodeneigengewicht mit Index g, einen Anteil aus großflächiger Auflast mit Index p und einen Anteil aus Kohäsion mit Index c durchgesetzt. Somit ergibt sich für die Resultierende E a der Ansatz E a =E ag +E ap +E ac (37) Der Erddruck e a wird gleichermaßen aufgeteilt. Exakte Formeln auf der Grundlage der Coulomb schen Erddrucktheorie wurden von Groß hergeleitet [8, 30].

1.6 Erddruck 33 Bild 41. Vorzeichendefinition nach DIN 4085:007-10 und Vergleich mit alter Definition Für Anwendungen in der Praxis ist es zweckmäßig, den Erddruck mit Neigung d a in einen Horizontal- und einen Vertikalanteil mit Index h bzw. v aufzuteilen. Für den Fall einer vertikalen Wand mit a = 0 (s. Bild 4) gilt E av =E ah tan d a (38 a) und bei geneigter Wand mit a 0 E av =E ah tan (d a + a) (38 b) Ein weiterer Index wird bençtigt, um bei Bemessungsaufgaben den charakteristischen Wert des Erddrucks vom Bemessungswert zu unterscheiden. So bezeichnet z. B. e agh,k den charakteristischen Wert der Horizontalkomponente des aktiven Erddrucks aus Bodeneigengewicht. Entsprechend lautet der Bemessungswert e agh,d. Weitere hochgestellte Indizes kommen zur Unterscheidung des ebenen vom räumlichen Erddruck hinzu (s. Abschn. 7). Die Berechnung des aktiven Erddrucks stützt sich in der Regel auf die Theorie von Coulomb, die von einem Gleitkeil ausgeht. Der zu E a zugehçrige Neigungswinkel der Gleitfläche wird mit J a bezeichnet (Bild 43). Es sei darauf hingewiesen, dass sich im Fall von unstetigen Auflasten der maßgebende aktive Erddruck auch bei einer anderen Gleitflächenneigung ergeben kann (s. Abschn. 4.4). Bild 4. Horizontal- und Vertikalkomponente des Erddrucks Bild 43. Aktiver Erddruck und zugehçriger Gleitflächenwinkel J a

34 Achim Hettler Die Kinematische Methode liefert nur die Erddruckresultierende und nicht deren Verteilung. In der Praxis ist es üblich, für den Erddruck aus Bodeneigengewicht eine linear mit der Tiefe zunehmende Verteilung und für die Erddruckanteile aus großflächigen Auflasten sowie aus Kohäsion eine konstante Verteilung anzusetzen (s. Abschn. 4.). Diese Annahme lässt sich plausibel belegen, indem man wie Weißenbach [95] die Resultierende nach der Hçhe ableitet oder indem man sich auf die statische Theorie von Rankine stützt, die aber strenggenommen nur für eine Drehung um den Fußpunkt zutrifft. Je nach Anwendungsfall darf der klassisch ermittelte Erddruck umverteilt werden (s. Abschn. 11.3). 4. Bodeneigengewicht, großflächige Auflasten und Kohäsion Der horizontale Erddruck in der Tiefe z in einem homogenen Boden mit Wichte g darf näherungsweise durch Überlagerung der Anteile aus Bodeneigengewicht mit Erddruckbeiwert K agh, großflächiger Auflast p mit Erddruckbeiwert K aph und aus Kohäsion c mit Erddruckbeiwert K ach (Bild 44 a bis c) ermittelt werden e ah ¼ g z K agh þ p K aph c K ach (39) Ist der Anteil aus Kohäsion betragsmäßig grçßer als der Anteil aus großflächiger Auflast, ergeben sich bis zur Tiefe h cp rechnerische Zugspannungen (Bild 44 d). Dieser Fall wird zusammen mit dem Ansatz aus Mindesterddruck in Abschnitt 4.3 behandelt. Ist der Anteil aus Kohäsion betragsmäßig kleiner als der Anteil aus großflächiger Auflast (Bild 44 e), dann ergibt sich die Erddruckkraft durch Integration über die Wandhçhe h E ah ¼ 1 g h K agh þ h p K aph c h K ach (40) a) Erddruck aus Bodeneigenlast b) Erddruck aus Auflast c) Erddruck aus Kohäsion d) Überlagerung der Erddruckanteile bei e aph < e ach e) Überlagerung bei e aph > e ach Bild 44. Erddruckverteilung beim Zusammenwirken von Bodeneigenlast, Auflast und Kohäsion

1.6 Erddruck 35 Senkrechte Wand, ebenes Gelände, waagerechter Erddruck Die Coulomb sche Erddrucktheorie ergibt für den Fall einer glatten senkrechten Wand mit ebenem Gelände und einer waagerechten Erddruckkraft die exakte Lçsung K agh ¼ tan ð45 j Þ (41 a) K aph ¼ K agh ¼ tan ð45 j Þ (41 b) K ach ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi K agh ¼ tan ð45 j Þ (41 c) Der zugehçrige Neigungswinkel der Gleitfläche beträgt J a ¼ 45 þ j (4) Senkrechte Wand, waagerechtes Gelände, geneigter Erddruck Für den in der Praxis häufigen Fall einer senkrechten Wand mit waagerechtem Gelände und geneigtem Erddruck darf K agh ¼ K aph ¼ 1 þ cos j sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sinðj þ d a Þcos j cos d a (43) und tan J a ¼ sin j þ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi tan j tan j þ tan d a cos j (44) verwendet werden, s. Tabellen 1 und im Anhang. Nach einem Vorschlag von Weißenbach [95] ergibt sich für den Kohäsionsanteil die Näherung pffiffiffiffiffiffiffiffiffi K ach ¼ K agh (45) Allgemeiner Fall DIN 4085:007-10 gibt für den allgemeinen Fall folgende Formeln an: 3 K agh cos ðj aþ ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 6 7 4 sin ðj þ d a Þ sin ðj bþ 5 cos a ð1þ Þ cos ða bþ cos ða þ d a Þ (46 a) K aph ¼ cos a cos b cosða bþ K agh (46 b) K ach ¼ cos ða bþ cos j cos ða þ d a Þ ½1 þ sin ðj þ a þ d a bþšcos a (46 c)

36 Achim Hettler mit dem zugehçrigen Gleitflächenwinkel aus dem Eigengewicht des Bodens 3 J a ¼ j þ arctan 6 4 sin ðj aþ þ cos ðj aþ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 7 sin ðj þ d a Þ cos ða bþ5 sin ðj bþ cos ða þ d a Þ (47) Zu beachten sind die in DIN 4085:007-10 aufgezeigten Anwendungsgrenzen für die Coulomb sche Erddrucktheorie. Insbesondere bei geneigter Wand- oder Geländeoberfläche mit entsprechender Erddruckneigung kann es erforderlich sein, mit gekrümmten oder gebrochenen Gleitflächen zu arbeiten. In den meisten Fällen ist jedoch die Coulomb sche Theorie ausreichend. 4.3 Kohäsion, rechnerische Zugspannungen und Mindesterddruck Sofern keine großflächige Auflast berücksichtigt wird oder der Erddruck aus einer großflächigen Auflast zahlenmäßig kleiner ist als der Erddruck aus Kohäsion, ergeben sich bei der klassischen Berechnung des Erddrucks in bindigen Bçden rechnerische Zugspannungen. Hierbei ist zu beachten, dass bei der Ermittlung des klassischen Erddrucks aus Bodeneigenwicht und Kohäsion zu unterscheiden ist zwischen Wänden, bei denen eine Erddruckumlagerung und damit ein Ausgleich von rechnerischen Zugspannungen mçglich ist, und den Fällen, bei denen keine Erddruckumlagerung stattfinden kann, insbesondere bei einer Fußpunktdrehung. Wird der verbleibende Erddruck nach Abzug des Kohäsionsanteils verhältnismäßig klein, dann ist zu prüfen, ob ein Mindesterddruck maßgebend wird. Ein Hauptgrund dafür ist, dass bei bindigen Bçden im Vergleich zu den nichtbindigen Bçden eine grçßere Wandbewegung erforderlich ist, um den Erdruhedruck auf den aktiven Erddruck absinken zu lassen. Ein zweiter Grund dafür ist, dass der Gesamterddruck durch den Einfluss der Kohäsion auf null absinken kann. DIN 4085:007-10 bietet zwei Verfahren an, wie der Mindesterddruck ermittelt werden kann. Bei der ersten Mçglichkeit werden die Ordinaten aus Mindesterddruck und aus dem klassisch berechneten Erddruck verglichen und der grçßere Wert ist maßgebend. Die zweite Mçglichkeit sieht vor, dass die Resultierenden in einer Schicht oder in einem Homogenbereich miteinander verglichen werden, ein Verfahren das z. B. die EAB [16] bevorzugt. Ermittlung des klassischen Erddrucks Wie in Abschnitt 4. beschrieben, werden zunächst die Anteile aus Bodeneigengewicht (Bild 45 a) und Kohäsion (Bild 45 b) klassisch ermittelt und überlagert (Bild 45 c). Bei nicht oder nachgiebig gestützten Wänden, die sich um den Fußpunkt oder einen tiefer gelegenen Punkt drehen, stellt sich die klassische dreieckfçrmige Verteilung des Erddrucks aus Bodeneigengewicht ein und eine Erddruckumlagerung findet nicht statt. Die in Bild 45 c gestrichelt eingezeichneten, rechnerischen Zugspannungen dürfen nicht berücksichtigt werden und müssen bis zur Tiefe h c ¼ c K ach (48) g K agh zu null gesetzt werden.

1.6 Erddruck 37 a) Erddruck aus Bodeneigengewicht b) Erddruck infolge von Kohäsion c) Erddruck bei nicht gestützten Baugrubenwänden d) Erddruck bei gestützten Baugrubenwänden e) Mindesterddruck Bild 45. Ermittlung der aktiven Erddrucklast bei durchgehend bindigem Boden (nach EAB, Abschn. 3. [16]) Es verbleibt die Resultierende E ah ¼ 1 g K agh ðh h c Þ (49) Ist eine Erddruckumlagerung zu erwarten, insbesondere bei wenig nachgiebig gestützten Wänden, dürfen die rechnerisch sich ergebenden Zugspannungen gegen entsprechende Druckspannungen aufgerechnet werden (Bild 45 d) und der resultierende Erddruck ergibt sich aus E ah ¼ E agh þ E ach (50) Mindesterddruck beim Vergleich der Erddruckresultierenden Beim Vergleich der Erddruckresultierenden wird zunächst der Mindesterddruck aus Bodeneigengewicht mit dem Ersatzreibungswinkel j Ers,k = 40 unter Beibehaltung der geometrischen Grçßen wie Wandneigung a und Geländeneigung b sowie der Erddruckneigung d a ermittelt (Bild 45 e). Aus dem Beiwert K agh ¼ K agh ðj Ers;k ¼ 40 Þ (51) berechnet sich die Resultierende des Mindesterddrucks zu E agh ¼ 1 g h K agh (5) Der grçßere Wert aus Gl. (5) bzw. aus den Gln. (49) oder (50) ist maßgebend. Bei geschichtetem Boden (Bild 46 a) werden die Erddrücke in den einzelnen Schichten zunächst klassisch mit den charakteristischen Bodenkenngrçßen ermittelt (Bild 46 b). Anschließend wird nur in den bindigen Schichten der Mindesterddruck bestimmt (Bild 46 c) und schichtweise ein Vergleich der Resultierenden durchgeführt. Bei dem Beispiel in Bild 46 ist in der oberen bindigen Schicht der Mindesterddruck maßgebend und in der unteren bindigen Schicht der klassisch berechnete. Der Erddruck in der mittleren nichtbindigen Schicht bleibt unverändert.

38 Achim Hettler a) Bodenschichtung b) Erddruck mit charakteristischen Scherfestigkeiten c) Erddruck in den bindigen Schichten mit Ersatzreibungswinkel d) Mindesterddruck Bild 46. Ermittlung der Gesamtlast des aktiven Erddrucks bei teilweise bindigen Bodenschichten (nach EAB [16]) Mindesterddruck beim Vergleich der Erddruckordinaten Das zweite Verfahren nach DIN 4085:007-10 sieht einen Vergleich der klassisch berechneten Erddruckordinaten mit dem Mindesterddruck vor. Bei dem Beispiel in Bild 47 ist bis zur Tiefe z c K ach ¼ g ðk agh Kagh Þ (53) der Mindesterddruck e agh ¼ g z K agh (54) anzusetzen, darunter der klassische, auf der Grundlage der charakteristischen Scherparameter ermittelte Erddruck. Bei geschichtetem Boden ist sinngemäß zu verfahren. Bild 47. Mindesterddruck: Vergleich der Erddruckordinaten nach DIN 4085:007-10

1.6 Erddruck 39 4.4 Vertikale Linien- und Streifenlasten Einführung Sind auf der Geländeoberfläche Linien- oder Streifenlasten vorhanden, kann sich je nach Grçße und Lage der Lasten das Maximum des aktiven Erddrucks auch unter einem anderen Winkel als J = J a, der sich bei Bodeneigengewicht einstellt, ergeben (Bild 48). Man spricht in diesem Fall von einer Zwangsgleitfläche, die unter J = J z geneigt ist. Aus diesem Grund werden Erddruckformeln auch für beliebige Winkel J bençtigt. In einigen Fällen darf jedoch J = J a angenommen werden. DIN 4085 geht bei Lasten, die auf den aktiven Erddruckkeil angreifen und deren Betrag nicht grçßer ist als 10 % der Eigenlast des Gleitkeils, davon aus, dass sich die Neigung der Erddruckgleitfläche aus Bodeneigenlast nicht wesentlich ändert und die Berechnungsformeln des Abschnitts 4. erhalten bleiben. Ergänzend wird in diesem Fall noch der Erddruckanteil aus Auflasten für J = J a bençtigt. Bild 48. Mçgliche Zwangsgleitfläche bei Linien- oder Streifenlasten Die Empfehlungen des Arbeitskreises Baugruben (EAB) stützen sich auf ein anderes Kriterium. Nach EAB müssen Zwangsgleitflächen nur bei nichtgestützten Wänden, die sich um den Fußpunkt drehen kçnnen, untersucht werden. Bei gestützten Wänden wird davon ausgegangen, dass sich eine Zwangsgleitfläche nicht ausbilden kann und deshalb auch nicht untersucht werden muss. Sind die Linien- oder Streifenlasten in der Länge begrenzt und weisen sie einen Abstand zur Wand auf, darf die çrtlich begrenzte Last auf die Länge l r =l+ a V (55) gleichmäßig verteilt werden (Bild 49). Auf der Länge l r wird dann der Erddruck wie für eine unbegrenzte Linien- oder Streifenlast ermittelt. Bild 49. Umwandlung von begrenzten Flächenlasten in Streifen- oder Linienlasten

Witt, K. J. (Hrsg.) BUCHEMPFEHLUNG Grundbau-Taschenbuch Teil 1: Geotechnische Grundlagen 7., überarb. u. aktualis. Auflage Das Grundbau-Taschenbuch hat seit über 50 Jahren zum Ziel, Entwicklungen, neue Erfahrungen und Erkenntnisse, aktuelle Berechnungs- und Nachweismethoden für die Belange der Baupraxis umfassend zusammenzutragen und transparent zu vermitteln. Der vorliegende Band deckt die geotechnischen Grundlagen ab, die physikalischen Eigenschaften von Boden und Fels, ihre Ermittlung und Bewertung, ihre Berücksichtigung in Stoffgesetzen und in konventionellen sowie numerischen Berechnungsmethoden. Da das Teilsicherheitskonzept mittlerweile für alle Nachweisverfahren umgesetzt ist, wurde eine Erläuterung der Grundsätze vorangestellt. Für die meisten der in den vorherigen Auflagen traditionell behandelten Themen konnten führende Experten als neue Autoren oder Koautoren gewonnen werden. Die Kapitel Charakterisierung von Schadstoffen im Baugrund, felsmechanische Grundlagen und Phänomene der Massenbewegungen sind neu hinzugekommen. (XXIV, 814 Seiten, 574 Abb., davon 7 in Farbe, 86 Tab.. Gebunden. Erschienen) Aus dem Inhalt: Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau (Martin Ziegler) Baugrunduntersuchungen im Feld (Klaus-Jürgen Melzer, Ulf Bergdahl, Edwin Fecker) Eigenschaften von Boden und Fels - ihre Ermittlung im Labor (Paul von Soos, Jens Engel) Charakterisierung von Schadstoffen im Baugrund und Grundwasser (Andreas Claussen) Stoffgesetze für Böden (Dimitrios Kolymbas, Ivo Herle) Erddruck (Achim Hettler) Stoffgesetze und Bemessungsansätze für Festgestein (Erich Pimentel) Bodendynamik (Christos Vrettos) Numerische Verfahren in der Geotechnik (Peter- Andreas von Wolffersdorff, Helmut F. Schweiger) Geodätische Überwachung von geotechnischen Bauwerken (Otto Heunecke, Klaus Linkwitz, Wilfried Schwarz) Geotechnische Messverfahren (Arno Thut) Massenbewegungen (Dieter D. Genske) Stichwortverzeichnis Inserentenverzeichnis Link Online-Bestellung per Fax bestellen +49(0)30 47031 40 Anzahl Bestell-Nr. Titel Einzelpreis 978-3-433-01843-9 Grundbau-Taschenbuch 179,- 90485 Gesamtverzeichnis Verlag Ernst & Sohn kostenlos 091 Probeheft Zeitschrift Bautechnik kostenlos Liefer- und Rechnungsanschrift: privat geschäftlich Firma Ansprechpartner UST-ID Nr./VAT-ID No. Straße//Nr. Telefon Fax E-Mail Land - PLZ Ort Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 1 1045 Berlin Deutschland www.ernst-und-sohn.de Datum/Unterschrift * -Preise gelten ausschließlich in Deutschland. Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer. Die Lieferung erfolgt zuzüglich Versandkosten. Es gelten die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen des Verlages. Irrtum und Änderungen vorbehalten. Stand: 18.11.08 (homepage_leseprobe)