Modul 5-2 Einführung in wissenschaftliches Arbeiten Schreibwerkstatt Teil II Schreiben lernt man am besten, indem man schreibt 1
Zitate zum Schreiben Schreibwerkstatt für Promovierende, Chr. Findeis-Dorn, im Auftrag von Trialog Mainz, 2007
Verständlich schreiben Kriterien für Verständliches Schreiben ( Hamburger Modell ): Übersichtlichkeit (Gliederung, Ordnung) innere Ordnung (roter Faden, klare Struktur) äußere Gliederung (Überschriften, Absätze, Formatierung) strukturierende Zwischenglieder (Fragen, Überleitungen, Zusammenfassungen) Einfachheit Hauptaussagen möglichst in Hauptsätze ausgewogenes Verhältnis Substantiv-/Verbalstil angemessener Gebrauch von Fach- und Fremdwörtern keine Floskeln, Füll- und Modewörter Kürze und Prägnanz Faustregel: so ausführlich wie nötig, so kurz wie möglich Zusammenfassung wesentlicher Aspekte, aber Vorsicht vor Redundanzen keine inhaltsleeren Ansagen
Verständlich schreiben Fortsetzung: Kriterien für Verständliches Schreiben : (Anregende) Zusätze Zitate, Quellen und Belege nachvollziehbare Beispiele (Achtung: Beispiele begründen nichts, sie veranschaulichen nur und setzen Begründungen/Zusammenhänge voraus!) Fragen (als direkte Fragen) Bilder, Analogien, Metaphern (Achtung: Metaphernsalat: Damit aus dieser Sisyphusarbeit kein Fass ohne Boden wird, muss der gordische Knoten durchschlagen werden. Analogien zeigen/begründen nichts, Bilder benötigen eine Interpretation: Der Klient stand am Rande des Abgrunds Visualisierungen (Tabellen, Grafiken etc.) evtl. Formulierungen aus der Perspektive der Leser_innen (Sie/Ihr/Du, abhängig von der Textsorte v.a. im Referat) Quelle: Langer, I./ Schulz von Thun, F./ Tausch, R. (2006): Sich verständlich ausdrücken, 8. Auflage, München u.a.: Reinhardt
Anregungen für wissenschaftliche Texte Sprachliche Prägnanz im wissenschaftlichen Schreiben wird erreicht durch: Genauigkeit Eindeutigkeit Knappheit Diese Kriterien sind zu beachten auf den verschiedenen linguistischen Ebenen der: Makroebene (Textgliederung, Logik, Argumentation) Mesoebene (Syntax = Zusammenordnung, Satzlehre) Mikroebene (Lexik = Wortschatz, Semantik = Bedeutungslehre)
Anregungen für wissenschaftliche Texte Zur Verbesserung Ihrer Texte können Sie besonders achten auf: Eindeutigkeit in Satzbezügen Häufige Fehler: Mehrdeutigkeiten: Eine Veränderung der Parameter, deren Bedeutung noch zu erforschen ist, führt zu steigenden Transaktionskosten. (S. Findeis-Dorn, S. 17) Kongruenzfehler (keine Übereinstimmung zwischen Substantiv und Verb, Adjektiv und Substantiv etc.): Ein Großteil der HauptschülerInnen akzeptiert ihr Schicksal nicht, keine Lehrstelle zu erhalten. (S. Findeis-Dorn, S. 17) Vollständigkeit und Genauigkeit in der Argumentation Konsistenz der Schlüsse (Alle Menschen sind sterblich, A ist ein Mensch, A ist müde, s. Logik -Sitzung) Viele Beispiele zu diesen Regeln in: Schreibwerkstatt für Promovierende, Chr. Findeis-Dorn, im Auftrag von Trialog Mainz, 2007
Anregungen für wissenschaftliche Texte Zur Verbesserung Ihrer Texte können Sie besonders achten auf: Überschaubare Sätze: Grundregeln: Hauptsachen in Hauptsätze Füllsätze vermeiden Fragen als Fragen stellen Satzklammern entlasten Nebensätze anhängen Viele Beispiele zu diesen Regeln in: Schreibwerkstatt für Promovierende, Chr. Findeis-Dorn, im Auftrag von Trialog Mainz, 2007, S. 17
Zur Verbesserung Ihrer Texte können Sie besonders achten auf: Satzbau und Wortstellung ( Normalstellung : Subjekt, Prädikat, Objekt) Sparsam mit Nominalisierungen umgehen! ( Das Beachten der Unterschiedlichkeit der Beobachtungsmethodik ist eine Notwendigkeit ) Passiv gezielt einsetzen ( Es wird deutlich, ok, aber: Man hatte zu zeigen versucht : no) Treffende Wortwahl: Anregungen für wissenschaftliche Texte Vorsicht vor falschen Adjektiven: fünfköpfiger Familienvater, gesundheitliche Überlegungen, systemischer Familientherapeut keine Tautologien: beigefügte Anlage, gemeinsame Kooperation, Rückantwort, eigene Identität präzise: übergroße Mehrheit, hohe Bedeutung ohne Füll- und Modewörter: zeitnah, tief greifende Veränderungen, vollendete Tatsachen keine (konvertierten) Anglizismen: In 1933, macht Sinn
Übungen: Informationen logisch strukturieren Textlogik: Aus einem Text Schwerpunkte der Märchenforschung (1) Märchen sind phantastisch wunderbare Erzählungen, in denen die Naturgesetze aufgehoben sind. (2) Die literaturwissenschaftliche Märchenforschung hat eine genaue Struktur- und Phänomenbeschreibung dieser Textart versucht. (3) Außerwirkliche Gestalten, Zauber und Verwandlung sind bestimmende Elemente der Handlung. (4) Die psychologische Märchenforschung versteht Märchen als Darstellung seelischer Reifungsprozesse. (5) Man unterscheidet zwischen Volksmärchen und Kunstmärchen. (6) Die soziologische Märchenforschung versucht, Märchen zu den gesellschaftlichen Strukturen der mutmaßlichen Entstehungszeit in Beziehung zu setzen. (7) Das Volksmärchen stammt aus mündlicher Überlieferung, Kunstmärchen sind Werke einzelner Autoren. Aufgabe: 1. Bringen Sie diese sieben Sätze in die für Sie logischste Reihenfolge. 2. Benennen Sie Ihre Gliederung in Stichpunkten.
Übungen: Informationen logisch strukturieren Sprachlogik: (1) Stil ist im sprachwissenschaftlichen Sinne gestaltete Sprache, und hier setzt unsere Überlegung an. (2) Gibt es eine untere Grenze, wo Gestaltung, wo mithin auch Stil aufhört? (3) Aber hier ist Misstrauen angebracht. (4) Ist damit nicht vielmehr ein unausgeglichener, den akzeptierten Normen nicht angepasster Stil gemeint? (5) Zwar kennt das Deutsche scheinbar ein Oppositum zu Stil, nämlich Stillosigkeit. (6) Bedeutet Stillosigkeit wirklich Abwesenheit von Stil? Aufgabe: 1. Bringen Sie diese sechs Sätze wiederum in die für Sie logischste Reihenfolge. 2. Unterstreichen Sie Merkmale, welche die logische Struktur anzeigen. Quelle: Findeis-Dorn, Schreibwerkstatt für Promovierende, Frankfurt Graduate School for the Humanities and Social Sciences, Juni 2007
Im Bauchladen der Naturzustände Warum tun eigentlich alle so, als ob sie wüssten, was das natürliche Verhalten des Menschen ist? Felix Stephan in: SZ vom 17.12.2012 1. Sowohl Graeber als auch Shiler sind akademisch in der Elite- Universität Yale sozialisiert worden und wissen daher, dass am ehesten der Gehör findet, der für die ganz großen romantischen Fantasien seiner Zeit eintritt. 2. Denn den natürlichen Menschen hat es nie gegeben, er war immer schon eine Projektion. 3. Allerdings sagen diese Fantasien weniger über den offenbar moralisch unantastbaren Höhlenmenschen aus als über unsere Gegenwart. 4. Der Verdacht drängt sich auf, dass es sich bei diesem natürlichen Verhalten des Menschen lediglich um eine kulturelle Sentimentalität handelt. Aufgabe: Übungen: Informationen logisch strukturieren 1. Bringen Sie diese vier Sätze wiederum in die für Sie logischste Reihenfolge. 2. Unterstreichen Sie Merkmale, welche die logische Struktur anzeigen.
Aufgabe für morgen: Schreiben Sie eine Seite Text zu einem Punkt Ihrer Gliederung, und bringen Sie diese ausgedruckt und auf Stick (rtf- oder PDF-Datei) am nächsten Tag mit. Denken Sie an die Angaben, die zur Identifikation Ihrer Arbeit notwendig sind (Ihr Name, Matrikelnummer, Kurs-Nummer, Name des Dozenten in der Schreibwerkstatt) Viel Erfolg!