Platt in de Pleeg. 1. Grundsätzliches zur Bedeutung von Sprache und Identität Die Bedeutung der Erstsprache (Muttersprache)

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Transkript:

Platt in de Pleeg 1. Grundsätzliches zur Bedeutung von Sprache und Identität Die Bedeutung der Erstsprache (Muttersprache) 2. Platt in der Pflege Wie ist das Thema zugange gekommen? - Wo is dat Thema togange kaamen? 3. Der Bundesrat für Niederdeutsch und der Schleswiger Appell (Juni 2008) 4. Wie war die bisherige häufige Praxis? Wo is dat bit nu tomeist loopen mit Platt in de Pleeg? 5. Die besondere Bedeutung von Platt in der Pflege von an Demenz erkrankten Menschen - De besünner Rull van Platt in de Pleeg bi Lüüe mit Demenz 6. Platt in der Pflege Grundlagen? Platt in de Pleeg Wor sünd de Grundlagen? 7. Platt in der Pflege - Platt in de Pleeg Wor deit sik nu aale wat? 8. Thesen zur Bedeutung der Muttersprache im Kontext von Pflege - Platt in de Pleeg Worüm?

1. Zur Bedeutung der Erstsprache (Muttersprache) Die Sprache dient zur Kommunikation wie der Weitergabe von Gedanken, Empfindungen, Gefühlen und Vorstellungen [...] und ist Teil der personalen Identität und der menschlichen Kultur überhaupt. (SCHWEIZER LEXIKON. VERLAG SCHWEIZER LEXIKON. BAND 3 (GEN- KLA). MENGIS & ZIEHR, LUZERN: 1992. S. 38)

1. Zur Bedeutung der Erstsprache (Muttersprache) Mit der Erstsprache werden uns in der Entwicklung Werte, Normen und Regeln vermittelt, die Ausdruck unseres kulturellen Hintergrundes sind. Der Erstsprache Raum zu geben bedeutet daher, jemandem Wertschätzung für seine kulturellen Hintergründe entgegenzubringen. Muttersprache ist die Sprache, mit der wir in der Familie aufgewachsen sind, die uns emotional an frühe Eltern und Kindheitserfahrungen binden. Die Erstsprache zu hören, gibt ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit und hilft über manche befremdende und beängstigende Situation hinweg. Sie ist darüber hinaus eng mit unserer Identitätsentwicklung verbunden.

Wie ist das Thema zugange gekommen? 2. Wo is dat Thema togange kamen? STAPELFELD, 24. Dezember 2007 Plattdeutsch sprechen im Pflege-Alltag EB Stapelfeld - Schnack man ruhig Platt mit mi! Die Bedeutung von Muttersprache in der Pflege lautet das Thema eines Bildungsurlaubes für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Alten-, Kranken- und ambulanten Pflege vom 14. bis 16. Januar in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Ob im Gespräch mit Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, Kollegen, jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter in der Pflege muss die Grundregeln der Kommunikation beherrschen. Durch Sprache vermitteln sich Nähe und Angenommen sein. Dass dies auch durch das Plattdeutsch geschehen kann, wird im Seminar behandelt. Diese Veranstaltung ist als Bildungsurlaub nach dem Niedersächsischen Bildungsurlaubsgesetz (NBildUG) anerkannt. Anmeldung 04471/188 11 32.

Platt in de Pleeg Een Thema in Seminare för Lüüe in de Pleeg in de Katholschen Akademie Stapelfeld Marie, eine Schülerin aus Norden im Verlaufe eines Seminars: Hier, wo ich schon lange lebe, wird noch viel Plattdeutsch gesprochen. Wenn ich in der ambulanten Pflege in die Haushalte komme, werde ich oft gefragt, ob ich "een Plattdüütsche" bin. Viele Wörter hab ich im laufe der Jahre aufgeschnappt und in meinen Wortschatz integriert, aber ich spreche bei weitem kein Platt. Die Leute freuen sich aber, wenn ich Interesse zeige und sie auffordere mit mir Platt zu reden, damit ich noch dazu lernen kann, denn ich verstehe sehr gut Platt. Ich habe schon oft gedacht Zur Altenpflege Ausbildung sollte ein Plattdeutschkurs gehören. Jens, ein Schüler aus einer Altenpflegeschule im Raum Osnabrück erzählt: In meinem ambulanten Praktikum war ich abends bei einer Frau Pflegestufe III - die mit ihrem Treppenlifter (Scala-Mobil) täglich abends nach oben ins Schlafzimmer gebracht werden muss. Sie war jedesmal sehr ängstlich und rief laut auf plattdeutsch: "Nee, nee, nich dor naa baven hen! Und sie schrie immer sehr hysterisch. Ihre Tochter antwortete jedesmal "Doch, dor naa baven mäöt wi nu rupp! Eines Tages sah mich diese alte Frau ganz tiefsinnig an, als wollte sie mir ihre Angst erklären. Ich sagte ganz ruhig: "Dor naa baven, dor mäöt wi nu rupp!, und alles war gut.

Platt in de Pleeg Grund-Sätze und Grund-Fragen in der Kommunikation mit Pflegebedürftigen Moin Prootet Se man ruhig Platt. Ik verstah ehr wull! Wo heit t Se? Wor kaamt Se denn her? Wo gefallt ehr dat hier? Wo geiht ehr dat? Hebbt Se good slapen? Sünd Se truurig? Hebbt Se Piene? Wor kellt ehr dat? Wor deit ehr dat seehr? Schall ik den Doktor roopen? Willt Se upstahn? Wat möget Se vandage gern äten? Nu mott ik weer los. Bit annermal!

3. De Bundesraat för Nedderdüütsch un de Schleswiger Appell im Juni 2008 Das Niederdeutsch in der Pflege zum Thema mit Breitenwirkung wurde, hat vor allem damit zu tun, dass der Bundesraat för Nedderdüütsch mit seiner Konferenz Das soziale Leben und die Regional- oder Minderheitensprachen Plattdeutsch und Friesisch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen am 27. Juni 2008 in Schleswig mit seinem Schleswiger Appell eine breite öffentliche Diskussion angestoßen hat. Schleswiger Appell zur Verwendung der Regionalsprache Niederdeutsch im sozialen Bereich Bundesraat för Nedderdüütsch 27. Juni 2008 in Schleswig

Respekt für mich und meine Sprache Plattdeutsch in der Pflege. Eine Aufgabe für die Sprachenpolitik. Welchen Stellenwert haben Regional- oder Minderheitensprachen in der Pflege? Welche Konzepte berücksichtigen Plattdeutsch in der ambulanten Versorgung, im Krankenhaus oder im Heim? Welche Projekte wurden in den vergangenen Jahren entwickelt? Veröffentlichung des Bundesrates für Niederdeutsch in 2012 Die gedruckte Version der Broschüre ist leider vergriffen. Deshalb kann sie auf der Seite des Bundesrates für Niederdeutsch als digitale Version heruntergeladen werden. http://www.bundesraat-nd.de

Wie war die bisherige Praxis? 4. Wo is dat tomeist loopen mit Platt in de Pleeg? Faoken bleev dat mehr den Tofall överlaten. Mitarbeiters, de Platt prooten könnt, schnackt einfach mit ehre Bewohner Platt. Dor stickt meist kien Konzept achter. Annere achtet dor nich up un intereseert sik dor uk nich för, dat dor een een anner Spraak prooten deit.

Die besondere Bedeutung von Platt in der Pflege 5. De Besünner Rull van Platt in de Pleeg bi Lüüe mit Demenz Mit der Berücksichtigung der Muttersprache, der Sprache der Kindheit, der Sprache der Herkunftsfamilie, werden an Demenz erkrankte Menschen auf einer sehr individuellen und emotionalen Ebene angesprochen. Diese Ansprechbarkeit bleibt im Krankheitsstadium bis Zum Tod erhalten. Daher ist Muttersprache - hier die niederdeutsche Sprache - bestens geeignet, um die Lebensqualität von an Demenz erkrankten Menschen zu verbessern, bestimmte Kompetenzen und somit ein selbstbestimmtes Leben zumindest in Teilen länger zu erhalten.

De Besünner Rull van Platt in de Pleeg bi Lüüe mit Demenz Der Einsatz der niederdeutschen Sprache im Pflegealltag (besonders auch mit an Demenz erkrankten Personen) kann den Kontakt und die Beziehung zu den Pflegekräften erleichtern eine emotionale Entlastung auf beiden Seiten schaffen Aufmerksamkeit bündeln innere Unruhe und Anspannung herabsetzen den Kranken helfen, Krisen und Trauer besser zu bewältigen und Trost zu finden die Erinnerung aktivieren und so trotz nachlassender Geisteskräfte zum Erhalt von Identität beitragen Ereignisse und Erlebnisse aus der Vergangenheit in Erinnerung rufen, die sich als Anknüpfungspunkte für die Biografiearbeit anbieten Vorlieben und Abneigungen sowie Bedürfnisse und Interessen erschließen Ängste und Depressionen mindern die Stimmung aufhellen aggressive Erkrankte beruhigen

Platt in der Pflege - Grundlagen 6. Platt in de Pleeg Wor sünd de Grundlagen? Europäischen Sprachencharta, Artikel 13, 2 c In Bezug auf wirtschaftliche und soziale Tätigkeiten verpflichten sich die Vertragsparteien, soweit die staatlichen Stellen zuständig sind, in dem Gebiet, in dem die Regional- oder Minderheitensprachen gebraucht werden, im Rahmen des Zumutbaren sicherzustellen, dass soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altersheime und Heime die Möglichkeit bieten, Sprecher einer Regional-oder Minderheitensprache, die auf Grund von Krankheit, Alter oder aus anderen Gründen der Betreuung bedürfen, in deren Sprache aufzunehmen und zu behandeln.

Platt in de Pleeg Wor sünd de Grundlagen? Curriculare Vorgaben im Rahmen der Ausbildung Im Lernfeld 1 in der Ausbildung für angehende Altenpflegerinnen und Altpfleger geht es um eine biografisch orientierte Haltung im Umgang mit alten Menschen. Es geht darum, eine Haltung zu entwickeln, die den alten Menschen als gewordenes Subjekt in den Mittelpunkt der Arbeit stellt. Das beinhaltet Kenntnisse über die Herkunft des alten Menschen, seines früheren Lebensumfeldes. Hier gilt es dann im Besonderen auch, seine Herkunftssprache, seine Muttersprache zu berücksichtigen. Im Lernfeld 2 geht es u. a. um kulturelle und interkulturelle Aspekte, um Tagesstrukturierung, die Gestaltung von Feiern und Festen, um die Pflege von regional- und gruppenspezifischen Brauchtum. Auch hier ist dann die niederdeutsche Sprache gefragt, wenn es um das Benennen von bestimmten Handlungen im in der Brauchtums pflege geht, in der Zubereitung von typischen Speisen für bestimmte Feste und Feiern, um die Bezeichnung von Pflanzen und natürlich auch, wenn es um das gemeinsame Singen geht. Hier knüpft man an die Lebenssituation des alten Menschen an. Biografisches Arbeiten

Wo tut sich heute etwas? 7. Wor deit sik nu aale all wat? Asklepioskliniken in Hamburg, Euregio-Klinik Nordhorn, Nordwest-Krankenhaus Sande,... Berufsbildende Schulen im Schwerpunkt Pflege, Gesundheit und Soziales, so in Wildeshausen, Delmenhorst, Leer, Cloppenburg,... Bildungsurlaubsangebot Platt in der Pflege in der Katholischen Akademie Stapelfeld und der Akademie Rendsburg Pflegeeinrichtungen für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, so im Demenzzentrum Molbergen (Landkreis Cloppenburg) setzen die plattdeutsche Sprache auf verschiedenen Ebenen ein: Biografiearbeit, im Bereich der nichtmedikamentösen Therapie, ) In der Hospizarbeit

8. Thesen zur Bedeutung der Muttersprache im Kontext von Pflege 1. Lebensdeutung geschieht in den früh-kindlich gemachten Erfahrungen, also auch in der Muttersprache. Gefühle können vorrangig in der erlernten Muttersprache adäquat ausgedrückt werden. 2. Die Muttersprache ist Teil der Identität. Die Muttersprache zu diskreditieren heißt einen Teil der Identität zu missbilligen. 3. Im Pflegealltag ist es daher besonders wichtig, den Menschen möglichst in ihrer Muttersprache zu begegnen, da die Muttersprache in einer unsicheren und fremden Situation Sicherheit, Vertrautheit und Selbstwertgefühl vermittelt. 4. Es ist wichtig, dass in der Begegnung mit an Demenz erkrankten Personen in einer einfachen, verständlichen Sprache gesprochen wird. Einfach meint hierbei nicht anspruchslos, sondern elementar. 5. In der Pflege ist es hilfreich, wenn es Mitarbeiter/innen gibt, die mit den Menschen in ihrer Muttersprache reden können. So können Barrieren im Gespräch vermieden und die existentielle Betroffenheit authentisch zum Ausdruck gebracht werden. 6. Eine Begegnung in der Erstsprache, der Muttersprache schafft eine überlebenswichtige Zwischenwelt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Vertrautem und Fremdem. 7. Die Begegnung in der Muttersprache ist ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung.

Platt in de Pleeg D e r M e n s c h m i t e i n e r D e m e n z e r k r a n k u n g s t e l l t k e i n e a u s g e l ö s c h t e, s o n d e r n e i n e e i n z i g a r t i g e P e r s ö n l i c h k e i t m i t d e m B e d ü r f n i s n a c h L i e b e, T r o s t u n d E i n b i n d u n g, n a c h s i n n v o l l e r B e t ä t i g u n g u n d I d e n t i t ä t d a r. E r v e r f ü g t ü b e r h o h e k ö r p e r l i c h e, e m o t i o n a l e u n d s i n n l i c h e E r l e b n i s q u a l i t ä t u n d e n t z i e h t s i c h a l s I n d i v i d u u m s c h e m a t i s i e r e n d e r K a t e g o r i s i e r u n g s v e r s u c h e. (Peter Wissmann, in: Werkstatt Demenz, Vincentz Verlag Hannover) Dieses Bedürfnis nach Liebe, Trost und Einbindung, kann im alltäglichen Kommunikationsgeschehen durch die Muttersprache Niederdeutsch vermittelt werden, bindet den Menschen ein und nimmt ihn in seiner Identität ernst. Das hat mit Respekt und Wertschätzung zu tun.