Pflege auf dem richtigen Weg? Können wir uns die Akademisierung der Pflege leisten? Bildungstagung 18.07. 20.07.2007 Kloster Seeon Irene Hößl Pflegemanagerin, Klinikum Fürth Vorsitzende der BALK Landesgruppe Bayern Pflege auf dem richtigen Weg? Grundfragen: Können wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? Wollen wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? Müssen wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? 1
Pflege auf dem richtigen Weg? Grundfragen: 1. Wollen wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? 1. Wollen wir uns Akademisierung leisten? Entwicklungen in deutschen Krankenhäusern Steigerung von Fallzahlen und CMI weitere Verkürzung der Verweildauer Verlagerung von Tätigkeiten zwischen den Berufsgruppen Reduzierung des Anteils 3-jährig examinierter Pflegekräfte Verdichtung der Leistung bei gleichzeitigem Personalabbau 2
1. Wollen wir uns Akademisierung leisten? Situation der Pflege in deutschen Krankenhäusern Abbau von ca. 35.000 Pflegekräften zwischen 2003 und 2005 bei gleich bleibender Fallzahl 1980: 20,6 VK / 1000 Fälle 1985: 21,4 VK / 1000 Fälle 1990: 20,9 VK / 1000 Fälle 1993: 23,1 VK / 1000 Fälle 2003: 18,5 VK / 1000 Fälle 2005: 16,4 VK / 1000 Fälle 1. Wollen wir uns Akademisierung leisten? Hemmnisse starke ökonomische Dominanz im Gesundheitssystem mangelnde Definition möglicher Einsatzbereiche für akademisch qualifizierte Pflegekräfte in der direkten Pflege Ängste und Vorbehalte nicht akademisch qualifizierter Pflegeund Führungskräfte Existenzängste der Berufsfachschulen Befürchtung hoher Gehaltsforderungen von akademisch qualifizierten Pflegekräften 3
Pflege auf dem richtigen Weg? Grundfragen: 2. Müssen wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? 2. Müssen wir uns Akademisierung leisten? Risiken des Personal- und Qualifikationsabbaus Reduktion der Ergebnisqualität in der Pflege Zurückstellen originär pflegerischer Tätigkeiten zugunsten ärztlicher Unterstützungsleistungen dauerhafte Überlastung der Pflegekräfte Erhöhung des Risikos für Patienten Demotivierung der Pflegenden mit der Folge der Berufsflucht 4
2. Müssen wir uns Akademisierung leisten? Chancen aus dem GKV-WSG Anspruch jedes Versicherten auf ein Versorgungsmanagement nach 11 Abs. 4 SGB V Rolle der Pflege in der integrierten Versorgung nach 140 a-d SGB V und 92 SGB XI Rolle der Pflege in Palliative Care Teams nach 37 b Beratungsfunktionen im Rahmen der DMP s 2. Müssen wir uns Akademisierung leisten? Anforderungen der Zukunft Steigende Komplexität der Organisationen im Gesundheitswesen Fortschreitende Spezialisierung wachsender Bedarf personeller Ressourcen im Gesundheitswesen Anpassung der Qualifizierung an die Nutzerrealitäten Entwicklung des medizinisch-technischen Fortschritts fordert die Veränderung der Arbeitsstrukturen, - inhalte und -formen 5
2. Müssen wir uns Akademisierung leisten? Anforderungen der Zukunft Zunahme chronisch kranker und multimorbider Patienten zunehmende Bedeutung von Steuerungsaufgaben im Sinne einer sektorübergreifenden Krankheitskoordination Beratung und Schulung zur Stärkung des Selbstmanagements der Patienten zur Krankheitsbewältigung erweiterte pflegerische Rollen im Gesundheitssystem Pflege auf dem richtigen Weg? Grundfragen: 3. Können wir uns Akademisierung in der Pflege leisten? 6
3. Können wir uns Akademisierung leisten? Voraussetzungen für die Ausbildung akademisch qualifizierter Pflegekräfte hohe Praxisrelevanz der Studieninhalte Verzahnung von Theorie und Pflegepraxis Klärung des Bedarfs und der Finanzierung Bereitschaft der Hochschulen praxisrelevante Studiengänge einzurichten Bereitschaft der Praxisfelder die strukturellen Voraussetzungen für die Studierenden zu schaffen 3. Können wir uns Akademisierung leisten? Voraussetzungen für den Einsatz akademisch qualifizierter Pflegekräfte einheitliche Definition der Aufgabenfelder geeignete Strukturvoraussetzungen in den Einsatzfeldern Akzeptanz bei den nicht akademisch qualifizierten Pflegekräften Nachqualifizierung von herkömmlich ausgebildeten Pflegekräften Eröffnung von Aufstiegschancen 7
3. Können wir uns Akademisierung leisten? Tarifliche Situation Krankenschwester mit 2-jähriger Berufserfahrung TVöD Kr 7a / Stufe 2 2000 / Monat Fachkrankenschwester (z.b. Intensivpflege) TVöD Kr 9a / Stufe 3 FH-Absolvent (z.b. Dipl. Betriebswirt) TVöD E 9 / Stufe 1 2410 / Monat 2061 / Monat FH-Absolvent mit 1-jähriger Berufserfahrung TVöD E 9 / Stufe 1 2290 / Monat 3. Können wir uns Akademisierung leisten? Tarifliche Situation Definition der Einstufungskriterien bei den Tarifpartnern noch im Diskussionsstadium Akademisch qualifizierte Pflegekräfte haben bei den Gewerkschaften keine Lobby Leistungszulagen stellen nur bedingt eine Chance zur leistungsgerechten Bezahlung dar 8
Pflege auf dem richtigen Weg Betriebswirtschaftliche Betrachtung Ausbildungskosten bleiben je nach Modell gleich bzw. sind geringer als in der schulischen Qualifikation Ausbildung entwickelt sich vom Einsatz billiger Arbeitskräfte zur Investition in die Zukunft Attraktivität als Arbeitgeber steigt Kooperation mit Hochschulen als Marketingaspekt Pflege auf dem richtigen Weg Betriebswirtschaftliche Betrachtung Kosteneinsparung durch reflektiertes pflegerisches Handeln und eine höhere Innovationsbereitschaft Pflege als Prozess- und Krankheitskoordinatoren Kompetenzerweiterung als Chance Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu verlagern 9
Pflege auf dem richtigen Weg Fazit: Das Management in den Gesundheitsunternehmen muss die Chancen der Akademisierung erkennen und nutzen Das Unternehmen muss auf den Einsatz akademisch qualifizierter Pflegekräfte vorbereitet werden Eine gute Kooperation von Lehre und Management ist elementare Grundvoraussetzung den Nutzen für Patienten und Gesundheitsorganisationen auszuschöpfen Pflege auf dem richtigen Weg? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Irene Hößl Klinikum Fürth Jakob-Henle-Str. 1 90766 Fürth 0911 / 7580 2000 irene.hoessl@klinikum-fuerth.de 10