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Transkript:

Abitur 2004 Geschichte Gk Seite 2 Hinweise für den Schüler Aufgabenwahl: Ihnen werden zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Block A und Block B). Wählen Sie einen Block aus und bearbeiten Sie diesen. Bearbeitungszeit: Die Bearbeitungszeit beträgt 2 Minuten. Zusätzlich werden 30 Minuten Einlesezeit für die Wahl der Aufgaben gewährt. Hilfsmittel: Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung Sonstiges: Alle Prüfungsunterlagen sind geschlossen zurückzugeben. Entwürfe zur Reinschrift können ergänzend zur Bewertung nur herangezogen werden, wenn sie zusammenhängend konzipiert sind und die Reinschrift etwa ¾ des erkennbar angestrebten Gesamtumfangs umfasst.

Abitur 2004 Geschichte Gk Seite 3 Block A Thema: Die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur Textgrundlage: Aus einer Rede Görings in Frankfurt am Main vom 3. März 1933; in: J. u. R. Becker, Hitlers Machtergreifung. Dokumente vom Machtantritt Hitlers 30. Januar 1933 bis zur Besiegelung des Einparteienstaates 14. Juli 1933, München 1993, S. 117 f. Aus einer Rede des Reichsrechtsführers Dr. Frank vom 14. September 193; in: Geschichte in Quellen. Weltkriege und Revolutionen 1914-194, bearb. v. G. Schönbrunn,. Aufl., München 199, S. 317 Aufgaben: 1. Charakterisieren Sie die Quellen und fassen Sie den Inhalt mit eigenen Worten zusammen. 2. Ordnen Sie die Quellen in den historischen Kontext ein und erklären Sie die Maßnahmen zum Aufbau und zur Festigung der nationalsozialistischen Diktatur vom Machtantritt bis etwa zum Sommer 193. 3. Erörtern Sie von den Quellen ausgehend, welches Verständnis vom Staat und Staatsbürger der nationalsozialistischen Ideologie zugrunde lag, und setzen Sie sich damit kritisch auseinander. Gewichtung: 1 : 2 : 3 Aus einer Rede Hermann Görings in Frankfurt am Main vom 3. März 1933: 1 Ich denke nicht daran, in bürgerlicher Manier und in bürgerlicher Zaghaftigkeit nur einen Abwehrkampf zu führen. Nein, ich gebe das Signal, auf der ganzen Linie zum Angriff vorzugehen! Volksgenossen, meine Maßnahmen werden nicht angekränkelt sein durch irgendwelche juristischen Bedenken. Meine Maßnahmen werden nicht angekränkelt sein durch irgendeine Bürokratie. Hier habe ich keine Gerechtigkeit zu üben, hier habe ich nur zu vernichten und auszurotten, weiter nichts! Dieser Kampf, Volksgenossen, wird ein Kampf gegen das Chaos sein, und solch einen Kampf führe ich nicht mit polizeilichen Machtmitteln. Das mag ein bürgerlicher Staat getan haben. Gewiß, ich werde die staatlichen und die polizeilichen Machtmittel bis zum Äußersten auch dazu benutzen, meine Herren Kommunisten, damit Sie hier nicht falsche Schlüsse ziehen, aber den Todeskampf, in dem ich euch die Faust in den Nacken setze, führe ich mit denen da unten, das sind die Braunhemden! Ich werde dem Volke klarmachen, daß das Volk sich selbst zu wehren hat. Ich werde ihm klarmachen, daß die lebendigen Kräfte des Volkes hier mobilisiert werden müssen. Und darum habe ich mit voller Absicht erklärt: In Zukunft, meine Herren, kommt in den Staat nur mehr hinein, wer aus den nationalen Kräften stammt, und nicht, wer sich herandrängt und heranheuchelt. Mich stört es nicht, wenn gewisse

Abitur 2004 Geschichte Gk Seite 4 20 Kritiker sich scheinheilig über diese meine Maßnahmen aufregen und nach mehr Gerechtigkeit schreien. Ich messe mit zweierlei Maß. Ich wäre nicht gerecht, wenn ich nicht endlich die roten Bonzen zum Teufel jagen würde. Sie haben schon zu lange für unser Geld sich in den Sesseln herumgewälzt, es war allerhöchste Zeit. [...] Aus einer Rede des Reichsrechtsführers Dr. Frank vom 14. September 193. Die Änderung des Strafgesetzbuchs vom 28. Juni 193 markierte einen Wendepunkt für das Strafrecht, indem sie eine neuartige Rechtsschöpfung durch entsprechende Anwendung der Strafgesetze durch die Richter ermöglichte. [...] Dem ehernen Staat des Nationalsozialismus entspricht die eherne Rechtsauffassung, wonach Treue und Disziplin, Opfergeist und Volksgemeinschaft die tragenden Gedanken der Gesamtordnung unseres völkischen Gemeinschaftslebens und damit der Rechtsordnung werden. Durch das Gesetz vom 28. Juni 193 wurde der liberalistische Ausgangspunkt des alten Strafgesetzbuches: Keine Strafe ohne formelles Gesetz endgültig verlassen und an seine Stelle die unserem Gerechtigkeitsempfinden entsprechende Forderung: Kein Verbrechen ohne Strafe verwirklicht [...] In Zukunft wird ein verbrecherisches Verhalten, auch wenn es vom Gesetzgeber vor der Tat nicht ausdrücklich formell unter eine Strafbestimmung gestellt worden ist, die verdiente strafrechtliche Sühne finden können, wenn dieses Verhalten nach gesunder Volksanschauung strafwürdig ist [...]

Abitur 2004 Geschichte Gk Seite Block B Thema: Berlinkrise 1948 Textgrundlage: Aufruf der Sowjetischen Militärverwaltung an die Einwohner der Hauptstadt Deutschlands Berlin vom 24. Juni 1948; unterzeichnet vom Obersten Chef der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, dem Oberbefehlshaber der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall der Sowjetunion W. Sokolowskij; in: Neues Deutschland, Zentralorgan der SED, 3. Jahrgang / Nr. 14, Berlin, Freitag, 2. Juni 1948 Aus der Rede Ernst Reuters im RIAS zur bevorstehenden Aufhebung der Blockade,. Mai 1949; in: Ernst Reuter, Aus Reden und Schriften. Hrsg. v. H. E. Hirschfeld und H. J. Reichhardt, Berlin 1963, S. 4 Aufgaben: 1. Charakterisieren Sie die Quelle und fassen Sie die Hauptgedanken mit eigenen Worten zusammen. 2. Ordnen Sie die Quelle in den historischen Kontext ein. Erläutern Sie wesentliche Schritte, die zur Teilung Deutschlands führten. 3. Ernst Reuter, Oberbürgermeister von West-Berlin, formulierte anlässlich der Aufhebung der Blockade West-Berlins folgende Gedanken: Die Aufhebung der Blockade ist der erste und bedeutendste Schritt zur Sicherung eines wirklichen Friedens in Europa, der erste Schritt zur Wiederherstellung einer Einheit Deutschlands auf der Basis des Rechts und der Freiheit. Diskutieren Sie von der Quelle ausgehend, warum diese Hoffnungen Ernst Reuters erst 1990 verwirklicht werden konnten. Berücksichtigen Sie dabei die Berlin-Frage. Gewichtung der Aufgaben: 1 : 2 : 3 Aufruf der Sowjetischen Militärverwaltung an die Einwohner der Hauptstadt Deutschlands - Berlin - vom 24. Juni 1948: Bürger und Bürgerinnen, Einwohner Berlins! Die amerikanischen, britischen und französischen Militärbehörden haben unrechtmäßig eine separate Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands durchgeführt. Dadurch wurde die Bevölkerung der sowjetischen Zone und Berlins der schweren Gefahr ausgesetzt, daß sowohl die sowjetische Besatzungszone Deutschlands als auch das Gebiet von Groß-Berlin mit annulliertem Geld überschwemmt werden und daß das wirtschaftliche Leben völlig desorganisiert wird.

Abitur 2004 Geschichte Gk Seite 6 1 20 2 30 3 40 4 0 Die offiziellen Erklärungen der britischen, amerikanischen und französischen Oberbefehlshaber, daß sie nicht die Absicht hätten, die Währung der westlichen Zonen auf Berlin auszudehnen, erwiesen sich als unaufrichtig und heuchlerisch. Zu einer Zeit, da diese Erklärungen von den Oberbefehlshabern abgegeben wurden, beförderte man nach Berlin Säcke mit dem neuen Geld der westlichen Besatzungszonen, um es in den westlichen Sektoren von Berlin in Umlauf zu bringen, was jetzt auch geschehen ist. Auf der Viermächte-Beratung der Sachverständigen am 22. Juni zur Erörterung der Frage des Geldumlaufs in Berlin stellten sich die Vertreter der Besatzungsbehörden der westlichen Zonen auf einen Standpunkt, der in keiner Weise der entstandenen Situation sowie den Interessen der Bevölkerung von Berlin und der sowjetischen Besatzungszone entsprach. Sie bestanden darauf, die Frage der Währungsreform in Berlin der Berliner Kommandantur zur Entscheidung zu übergeben, obwohl die im Zusammenhang mit der separaten Währungsreform in Westdeutschland entstandene Lage dringende Maßnahmen zur Vorbeugung einer Desorganisation des wirtschaftlichen Lebens der Bevölkerung erforderte. Dabei ist bekannt, daß die Taktik der amerikanischen, britischen und französischen Vertreter in der Kommandantur von Berlin in der letzten Zeit darin bestand, endlos zu diskutieren und die Entscheidung überaus wichtiger Fragen von einer Sitzung zur anderen zu vertagen. Die sowjetische Seite konnte einem derartigen Vorschlag, der die Gefahr eines wirtschaftlichen Verfalls sowohl in Berlin als auch in der sowjetischen Zone stark vergrößerte, nicht zustimmen. [... ] Um dem wirtschaftlichen Verfall vorzubeugen, verkündete die Sowjetische Militärverwaltung am 23. Juni im Befehl 111 die Durchführung der Währungsreform, die auf den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit und auf Berücksichtigung der Interessen der deutschen werktätigen Bevölkerung beruhte, in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Gebiet von Groß-Berlin. Die sowjetische Militärverwaltung rief die deutsche Bevölkerung auf, dieser Reform Unterstützung angedeihen zu lassen und zur weiteren Entwicklung der deutschen Friedenswirtschaft beizutragen. Am gleichen Tage erklärten der amerikanische, britische und französische Kommandant von Berlin, daß sie in ihren Sektoren die Währung ihrer entsprechenden Besatzungszonen einführen. Dieser Schritt kann einen verhängnisvollen Einfluß auf das wirtschaftliche Leben von Berlin und der sowjetischen Besatzungszone ausüben. Die Verantwortung für die wirtschaftlichen Folgen der Einführung zweier Währungen in der Stadt und die Lasten, die die Bevölkerung der westlichen Sektoren von Berlin im Zusammenhang damit unvermeidlich tragen wird, fällt im vollen Umfang und ausschließlich auf die Behörden zurück, die diesen Beschluß gefaßt haben, sowie auf jene Vertreter der Berliner Verwaltungsorgane, die durch ihre Handlungen zur Entstehung der gegenwärtigen Lage beigetragen haben. [... ] Die sowjetische Militärverwaltung erklärt, daß die von ihr durchgeführte Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone und im Gebiet von Groß-Berlin eine erzwungene Maßnahme darstelle, die von ihr als Folge der separaten Handlungen der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungsbehörden ergriffen wurden. Sie wird auch weiterhin die Verwirklichung der Einheit Deutschlands auf demokratischer Grundlage und die Schaffung einer deutschen demokratischen Republik fordern, in der die Gesundung der Währungsverhältnisse einen natürlichen Prozeß darstellen wird. Oberster Chef der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland Oberbefehlshaber der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland Marschall der Sowjetunion W. Sokolowskij