Reduktion des Antibiotikaeinsatzes Möglichkeiten und Grenzen Gesundheitspass

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Transkript:

Schweinefachtagung 2011 09. / 23. März 2011 Reduktion des Antibiotikaeinsatzes Möglichkeiten und Grenzen Gesundheitspass Warum soll der Antibiotikaeinsatz reduziert werden? In keinem Fall darf Fleisch mit Rückständen von Antibiotika kontaminiert sein! Risikominderung! 2 Warum soll der Antibiotikaeinsatz reduziert werden? Zunehmende Resistenzen bedrohen die Wirksamkeit von Antibiotika: 80 Tote jährlich wegen Antibiotika - Resistenzen Antibiotika - resistentes Bakterium in Lausanne 3 1

Antibiotika sind auch Umweltproblem! 4 Themen Antibiotika und ihre Wirkung Möglichkeiten und Grenzen der Reduktion des Antibiotikaeinsatzes Gesundheitspass Projekt zur Erhebung von Risikofaktoren zwischen Absetzjager und Mastferkeln 5 Was sind Antibiotika? Das Antibiotikum (Mehrzahl Antibiotika) heißt wörtlich "gegen etwas Lebendes". Antibiotika sind Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen, die Bakterien bekämpfen. Antibiotika haben keine Wirkung gegen Viren! 6 2

Wirkungsweise Antibiotika wirken bakteriostatisch (Bakterien werden an der Vermehrung gehindert), bakterizid (Bakterien werden zwar getötet, sind aber weiterhin physisch vorhanden), bakteriolytisch (Bakterien werden getötet und deren Zellwand aufgelöst). 7 Einsatz von Antibiotika Möglichkeiten: orale Gruppentherapie (übers Futter) Einzeltierbehandlung mit der Spritze 8 Vertriebsmengen (kg) 2009 Sulfonamide Tetracycline beta-laktame Makrolide Aminoglykoside Trimethoprim Polymyxine Fluoroquinolone Amphenikole Lincosamide Pleuromutiline Diverse Varia Fluoroquinolone Polymyxine Aminoglykoside Makrolide Beta-Laktame Tetracycline Sulfonamide (Trimethoprim) Total 19 kg 427 kg 1 676 kg 3 544 kg 3 557 kg 13 771 kg 16 250 kg 29 413 kg 1 752 kg 70 789kg 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 9 3

Wie und wo werden AB eingesetzt? Tierkategorie Einsatzart Vertriebsstatistik Swissmedic 2008 10 Antibiotikaeinsatz in Europa 09. / 23. März 20011 Schweinefachtagung 2011 11 Antibiotikaeinsatz in SGD - Betrieben Peroraler Einsatz von Antibiotika in Zuchtbetrieben (n=2767) 2009 Peroraler Einsatz von Antibiotika in Mastbetrieben (n=1495) 2009 56% 29% 15% 40% 27% 33% laufend einmalig nie laufend einmalig nie 12 4

Hauptgründe für hohen AB - Verbrauch 1. Managementmängel kein rein - raus, ungenügendes Vorheizen der Mastställe, Intransparenz beim Tierhandel 2. Bauliche Mängel keine Reserveställe, kein Produktions- u. Hygienekonzept Lüftung ungenügend 3. Krankheiten, Circo, Lawsonien, Brachyspiren Medizinierung als Versicherung 13 Hauptgründe für hohen AB - Verbrauch 4. Haltungsvorschriften Festboden-, Rostanteil, Einstreu 5. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Betriebsstrukturen falsche Anreizstrategie 6. Mangelnde Professionalisierung (auf allen Stufen) Betriebsleiter Tierärzte Berater 14 Möglichkeiten zur Senkung des AB- Verbrauches 1. Impfungen als Prophylaxemassnahme verstärken 2. Gesundheitspass / Transparenz im Tierhandel 3. vorgeschriebenes Umtriebs-, und Hygienekonzept für Neu- und Umbauten (Einplanung von Abräum- und Reserveställen) 15 5

Mortalitätsraten Mast 16 Möglichkeiten zur Senkung des AB- Verbrauches 4. Mastställe vorheizen Gasheizung/Bodenheizung Vorschriften bei Neu- und Umbauten? 5. Erfassen des AB-Einsatzes auf Stufe Betrieb (Tierarzt, Tierart, Indikation) 6. branchenübergreifende AB-Lenkungsabgabe zur Verbilligung der Prophylaxe (Impfungen) 17 Gesundheitspass Gesundheitspass / Transparenz im Tierhandel Der SGD hat einen Vorschlag für einen Gesundheitspass ausgearbeitet. Inhalt: Angaben zu relevanten Impfungen wie Circo, Lawsonia, HPS (Datum, Impfstoff) Krankheitsausbrüche im Bestand Perorale Gruppenbehandlungen (Datum, Wirkstoff, Grund) Daten auf dem Lieferschein - Bestätigung mit Unterschrift Alterkennzeichnung der Jager mit Zusatzohrmarke wurde grossmehrheitlich von Züchtern nicht erwünscht 18 6

Gesundheitspass Bis auf weiteres ist die Ausarbeitung des Gesundheitspasses sistiert weil: Zwischen den SGD Vermarktern keine Einigung erzielt werden konnte, die Vermarkter wissen wollen, bei welchen Tierarten wieviel Antibiotika eingesetzt wird, die Vermarkter die Resultate des Projektes Risikofaktoren abwarten wollen. 19 Projekt Risikofaktoren Beurteilung der Tiergesundheit im Zuchtbetrieb ca. 300-600 Besuche unmittelbar nach dem Einstallen in die Mast 20 Projekt Risikofaktoren Zuchtbetrieb Biosicherheit Gesundheitszustand Impfstatus der Tiere Aktuelles Bestandesproblem Anzahl Tierarztbesuche in den letzten 12 Monaten Tierbehandlungsindex Mortalitätsrate Kümmererrate 21 7

Projekt Risikofaktoren Transport und Einstallung 100 zufällig ausgewählte Einstallungen verschiedene Vermarktungsorganisationen und Tiertransporteure vom Verladen der Ferkel bis zum Abladen der Tiere je 50 im Sommer und im Winter 22 Projekt Risikofaktoren Transport Fahrzeughygiene bei Beginn Transportreihenfolge Ladevorgang Temperaturentwicklung Transportzeit Abladevorgang 23 Projekt Risikofaktoren Einstallen Stallhygiene Temperatur im Liegebereich Anzahl Zulieferbetriebe Haltung Gruppengrösse Einstallmedizinierung Temperaturentwicklung in der Akklimatisationsphase 24 8

Projekt Risikofaktoren Tiergesundheit im Mastbetrieb 3 Besuche während der Mast, 2 Wochen nach dem Einstallen, Mitte und Ende Mast 25 Projekt Risikofaktoren Mastbetrieb Biosicherheit Stalltemperatur Gesundheitszustand Mortalitätsrate Kümmererrate Mastdauer Anzahl Tierarztbesuche während der Mast Tierbehandlungsindex 26 Bedeutung der Resultate Prüfung der Überwachungskomponenten für die Tiergesundheit Kritische Durchleuchtung des Tiertransportes und Handels Datengrundlage für den AB-Einsatz Wissenschaftliche Grundlagen für Fort- und Weiterbildung 27 9

Einsatz von Alternativpräparaten? 09. / 23. März 20011 Schweinefachtagung 2011 28 Grenzen der Senkung des AB- Verbrauches Die Alternativmedizin kann helfen, den Antibiotikaverbrauch zu senken. Für die Therapie müssen Antibiotika immer zur Verfügung stehen. Die Beispiele aus Nordeuropa zeigen, dass wir den Verbrauch auf einen Viertel senken können! 29 Folgerungen Eine Reduktion des Einsatzes von Antibiotika muss möglich sein. Wenn die Reduktion nicht freiwillig erfolgt, wird sie vermutlich früher oder später verordnet werden. Die Reduktion muss durch eine Verminderung der Einstallmedizinierung in Mast- und Absetzjagerställen erfolgen. 30 10

Packen wir es an! 31 Danke Alles klar oder gibt es noch Fragen? 32 11