GÖSA GÖTTINGER SATZTEST. Adaptive Sprachaudiometrie mit Sätzen in Ruhe und im Störgeräusch

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Transkript:

GÖSA GÖTTINGER SATZTEST Adaptive Sprachaudiometrie mit Sätzen in Ruhe und im Störgeräusch BEDIENUNGSANLEITUNG Sprachtest der Oldenburger Messverfahren auf Audio-CD

Bedienungsanleitung für den manuellen Test auf Audio-CD (KM-20100923-5, Version 1.0 vom 21.09.2011) Copyright 2011 HörTech ggmbh Oldenburg Änderungen vorbehalten Hergestellt durch: HörTech ggmbh Tel.: +49-441-2172-200 Marie-Curie-Str. 2 Fax: +49-441-2172-250 D-26129 Oldenburg Web : www.hoertech.de Deutschland email: info@hoertech.de

Der Göttinger Satztest (GÖSA) ist ein audiometrischer Test zur Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe und im Störgeräusch. Als Sprachmaterial werden vollständige Sätze verwendet, die die sprachliche Alltagssituation gut widerspiegeln. Durch die Abstimmung des Störgeräuschs auf das Sprachmaterial kann die Sprachverständlichkeitsschwelle mit einem adaptiven Verfahren in kurzer Zeit sehr genau bestimmt werden. Bei Lautsprecherdarbietung des GÖSA werden auch räumliche Sprach- Störgeräusch- Situationen aus dem Alltag nachgebildet, um beispielsweise den Nutzen einer beidseitigen Hörgeräteversorgung zu untersuchen. Anwendungsgebiete: + Messung der Sprachverständlichkeitsschwelle + Vergleich verschiedener Messsituationen und Hörsystemeinstellungen durch sehr hohe Genauigkeit Vorteile des GÖSA: + Verwendung von Alltagssätzen + Sehr hohe Genauigkeit + Geringe Messdauer + Kein Üben erforderlich + Messung in Ruhe oder im Störgeräusch Weitere Informationen zu allen Oldenburger Testverfahren und deren Anwendung finden Sie auf der HörTech-Webseite: www.hoertech.de

Inhalt Göttinger Satztest 1 Wichtige Hinweise... 2 2 Einleitung... 3 3 Technische Voraussetzungen... 3 3.1 Das GÖSA-Paket... 4 3.2 Audiometeraufbau... 4 3.3 Kalibrierung... 5 3.4 Lautsprecher... 7 3.5 Anforderungen an den Messraum für Freifeldmessungen... 7 3.6 Testmaterial... 7 4 Durchführung des GÖSA... 8 4.1 Vorbereitung... 10 4.1.1 Vorbereitung der Geräte... 10 4.1.2 GÖSA-Auswertungsbogen... 11 4.1.3 Instruktion des Patienten/Kunden... 14 4.1.4 Üben... 14 4.2 Messung... 15 4.3 Auswertung... 17 4.3.1 Messgenauigkeit... 18 4.3.2 Überprüfung der Ergebnisse... 19 4.4 Beispiele... 20 4.5 Binaurale Messungen... 23 4.5.1 Intelligibility Level Difference (ILD)... 23 4.5.2 Binaural Intelligibility Level Difference (BILD)... 24 5 Hintergrundwissen... 26 5.1 Entwicklung des GÖSA... 26 5.1.1 Sprachmaterial... 26 5.1.2 Störgeräusch... 26 5.2 Optimierung des GÖSA... 27 5.2.1 Listenspezifische Diskriminationsfunktionen... 28 5.3 Evaluation des GÖSA... 28 5.4 Referenzwerte und Pegeleinheiten... 29 6 Begriffe... 32 6.1 Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS)... 32 6.2 Signal-Rausch-Abstand S/N... 32 6.3 Diskriminationsfunktion... 32 6.4 Adaptives Messverfahren...33 7 Literatur... 33 1

1 Wichtige Hinweise Das Produkt ist mit diesem Symbol gekennzeichnet, um den Benutzer auf den Hersteller hinzuweisen. Das Produkt ist mit diesem Symbol gekennzeichnet, um den Benutzer auf entsprechende Warnungen in der Bedienungsanleitung hinzuweisen. Beachten Sie unbedingt diese Warnungen. Kennzeichnet wichtige Warnungen in der Bedienungsanleitung. Beachten Sie unbedingt diese Warnungen. Der Göttinger Satztest auf Audio-CD darf nur für die in der Bedienungsanleitung beschriebenen Zwecke eingesetzt werden. Die Bedienungsanleitung enthält wichtige Hinweise und Anweisungen. Die Kenntnis der Bedienungsanleitung und die Beachtung der Hinweise und Anweisungen sind für die Verwendung des Göttinger Satztests auf Audio- CD unbedingt erforderlich. Die Bedienungsanleitung ist kein Ersatz für eine medizintechnische Fachausbildung. Eine derartige Fachausbildung wird für die Verwendung des Göttinger Satztests auf Audio-CD vorausgesetzt. Für einige Markennamen bzw. Gerätebezeichnungen werden die folgenden Abkürzungen verwendet: SENNHEISER HDA200 : SENNHEISER HDA280 : beyerdynamic DT48 : TELEPHONICS TDH39 : HDA200 HDA280 DT48 TDH39 Alle Markennamen sind Eigentum der jeweiligen Inhaber. 2

2 Einleitung Eine Schwerhörigkeit wird von den meisten Menschen besonders durch ihre Probleme bei der Kommunikation in geräuschbehafteter Umgebung bemerkt. Um ein realistisches Maß für diese Fehlhörigkeit zu erhalten, werden in der Hördiagnostik und Rehabilitation Sprachverständlichkeitstests im Störgeräusch durchgeführt. Eine Alltagssituation kann besonders genau nachgebildet werden, indem Satztests im Störgeräusch verwendet werden, bei denen als Nutzsignal ganze Sätze dargeboten werden. Beim Göttinger Satztest wird die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS SVS) im Störgeräusch oder in Ruhe ermittelt. Die SVS im Störgeräusch ist der Signal-Rausch-Abstand, der zu 50% Verständlichkeit führt. Die SVS in Ruhe ist der Sprachpegel, bei dem der Patient/Kunde 50% der dargebotenen Sprache versteht. Das Sprachmaterial des Göttinger Satztests (GÖSA) setzt sich aus 20 Testlisten von je 10 Sätzen sowie zusätzlichen 4 Übungslisten mit je 12 Sätzen zusammen. Die Verwendung sinnvoller Sätze aus dem Alltag hat den Vorteil, dass Messungen ohne vorheriges Üben durchgeführt werden können. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass bei mehrfachen Messungen mit derselben Person nicht die gleiche Testliste mehrfach verwendet wird. Als Störschall wird ein sprachsimulierendes Rauschen verwendet, dessen Langzeitspektrum das des Satzmaterials annähert (siehe Details in Abschnitt 5.1.2 und bei Kollmeier und Wesselkamp, 1997). Die Sprachverständlichkeitsschwelle wird mittels einer adaptiven Steuerung ermittelt. Dabei wird das Störgeräusch in der Messung bei einem festen Pegel dargeboten. Der Pegel der Sprache wird nach jeder Satzdarbietung adaptiv, d.h. gemäß der Antwort der Patienten/Kunden, verändert, um so die SVS möglichst effizient zu bestimmen. Sie können die Messungen mit dem GÖSA am besten beurteilen, wenn Sie selbst einige Messungen durchgeführt haben. Nehmen Sie als Testperson am GÖSA teil, um den Test kennenzulernen. 3 Technische Voraussetzungen Der GÖSA auf Audio-CD ist für die Darbietung im Freifeld und mit den folgenden audiometrischen Kopfhörern geeignet: HDA280, DT48, TDH39. Bei Darbietung mit dem HDA200 ist zu beachten, dass der vom Sprachaudiometer angezeigte Pegel korrigiert werden muss. Zum Zeitpunkt der Drucklegung wird empfohlen, zum vom 3

Sprachaudiometer angezeigten Pegel einen Korrekturwert von 4 db zu addieren, um den tatsächlichen Pegel zu erhalten. Dieser Korrekturwert kann sich möglicherweise ändern. Auskunft über den aktuell empfohlenen Korrekturwert erteilt die HörTech ggmbh. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Abschnitt 5.4. Grundsätzlich gilt: Bei Messungen mit dem HDA200 müssen alle vom Audiometer angezeigten absoluten Pegel (z.b. Pegel des Sprachsignals, Pegel des Störgeräuschs) um +4 db korrigiert werden. Relative Pegelangaben (z.b. das Signal- Rausch-Verhältnis) müssen nicht korrigiert werden. 3.1 Das GÖSA-Paket Das GÖSA-Paket umfasst: - CD 1 mit Aufnahmen der Testsätze, des sprachsimulierenden Störgeräuschs und des Kalibriersignals - CD 2 mit kontinuierlichem Störgeräusch - Eine Bedienungsanleitung zur detaillierten Einführung in die Anwendung des GÖSA mit ergänzenden Hintergrundinformationen - Ein Set mit Auswertungsbögen für die Durchführung, Dokumentation und Auswertung des GÖSA - Einen Handzettel Göttinger Satztest Durchführung als Gedankenstütze zur Durchführung des Tests 3.2 Audiometeraufbau Die Durchführung des GÖSA erfordert ein zweikanaliges Sprachaudiometer mit 1 db Schrittweite der Pegelregelung und Freifeld-entzerrtem Audiometrie-Kopfhörer sowie einen CD-Spieler. Gegebenenfalls wird für Messungen mit kontinuierlichem Störgeräusch ein zweiter CD-Spieler benötigt. Für Messungen im Freifeld (in der Regel versorgte Messungen) wird ein schallisolierter Raum mit einem Lautsprecher, zur Bestimmung binauraler Parameter (z.b. ILD, BILD) mit zwei Lautsprechern benötigt. Mit der Audio-CD-Version des GÖSA sind Messungen von ILD und BILD nicht per Kopfhörer möglich. Die Software und Geräte, die zur Durchführung des GÖSA eingesetzt werden, müssen vor dem Einsatz sowie im Betrieb regelmäßig entsprechend den zutreffenden Normen (z.b. ISO DIN EN 8253-1, 8253-2 und 8253-3) und den Vorgaben des Geräteherstellers einer messtechnischen Kontrolle (Wartung, Kalibrierung) unterzogen werden. 4

Die ordnungsgemäße Funktion der Geräte ist regelmäßig nach Herstellervorgaben sicherzustellen. Die Plausibilität der Funktion der Geräte ist sowohl bei der Kalibrierung als auch bei der Messung durch das Bedienpersonal ständig einzuschätzen. Die technische Ausrüstung muss den zutreffenden, gesetzlichen und normativen Anforderungen genügen (z.b. gemäß ISO 8253-1, ISO 8253-3 und IEC 60645-2). Die Benutzung und Wartung von Geräten, die für Messungen verwendet werden, darf nur nach Herstellervorgaben und jeweiliger Zweckbestimmung und nur durch Fachpersonal erfolgen. 3.3 Kalibrierung Um den GÖSA durchführen zu können, muss die Apparatur kalibriert sein. Nur eine sorgfältige Kalibrierung stellt sicher, dass die Schallsignale konsistent reproduziert werden können und eine Vergleichbarkeit der Messergebnisse gewährleistet ist. Kalibrierung bedeutet in diesem Zusammenhang jegliche Kalibriertätigkeit inkl. messtechnischer Kontrolle. Bei der Kalibrierung ist darauf zu achten, dass der dafür vorgesehene Track 25 von GÖSA-CD 1 (180 Sekunden langes CCITT-Rauschen) verwendet wird. Die Aussteuerung des Kalibriersignals muss beachtet und die Eingangsempfindlichkeit gemäß den Vorgaben des Audiometerherstellers entsprechend angepasst werden (insbesondere wenn zwischen CDs mit un- terschiedlicher Aussteuerung gewechselt wird). Bei der Wartung und Kalibrierung des Audiometers sind alle Vorgaben des Herstellers sowie die Zweckbestimmung zu berücksichtigen. Ggf. ist eine Funktionsprüfung des Gerätes nach Herstellervorgaben durchzuführen. Zur Schalldarbietung am Menschen dürfen nur Geräte verwendet werden, die vom Hersteller als Medizinprodukt zur Durchführung audiometrischer Messungen mit CDs vorgesehen sind. Die Sicherstellung der Sicherheit und die Beherrschung der Restrisiken unterliegen dem jeweiligen Hersteller. Bei der Kalibrierung ist sicherzustellen, dass die Geräte (z.b. elektroakustische Wandler) entsprechend den Herstellervorgaben verwendet und nicht überlastet werden. Um zu hohe Pegel zu vermeiden, darf der durch den Audiometerhersteller vorgegebene Kalibrierpegel nicht überschritten werden. 5

Für die Kalibrierung müssen zugelassene und kalibrierte Schallpegel-Messgeräte verwendet werden. Die Wartung und Kalibrierung darf nur durch eingewiesenes Fachpersonal für elektroakustische Kalibrierung vorgenommen werden. Jede Kalibrierung ist zu dokumentieren. Die Umweltbedingungen bei der Kalibrierung müssen den Herstellervorgaben und den zutreffenden Normen (z.b. ISO DIN EN 8253-1, 8253-2 und 8253-3) entsprechen und mit den Umweltbedingungen während der Messung übereinstimmen. Die Umweltbedingungen sind durch das Fachpersonal zu überwachen. Achten Sie darauf, dass bei Freifeld-Schalldarbietungen die Lärmbelastung während der Kalibrierung nicht die zulässigen Grenzwerte überschreitet. Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung sind vorgegeben z.b. durch die Richtlinie 2003/10/EG oder entsprechende nationale gesetzliche Vorschriften wie z.b. Verordnungen des Arbeitsschutzgesetzes. Dabei sind auch die Grenzwerte für Langzeitschallbelastung zu berücksichtigen und die Schalldarbietung ist direkt nach Beendigung des Kalibriervorgangs zu beenden. Wenn der Schalldruckpegel die zulässigen Grenzwerte überschreitet, ist ein geeigneter Gehörschutz zu tragen. Während der Kalibrierung darf nur das Kalibrierpersonal (Servicepersonal) anwesend sein. Unbeteiligte dürfen nur anwesend sein, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Sie müssen in diesem Fall geeigneten Gehörschutz tragen und Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung beachten und einhalten. Bei Verwendung eines computergesteuerten Audiometers muss dafür Sorge getragen werden, dass keine anderen Signale (z.b. vom Betriebssystem oder von anderen Anwendungen) ausgegeben werden. Bei der Kalibrierung der Eingangsempfindlichkeit sind die Ausgangskanäle des Audiometers zu deaktivieren. Bei der Kalibrierung muss der vorgegebene Kalibrierpegel möglichst genau eingestellt werden (empfohlen wird eine Genauigkeit von mindestens 0,5 db). 6

Die akustische Ausgabe eines Kalibriersignals muss bei der Kalibrierung durch das Fachpersonal überwacht und auf Plausibilität überprüft werden. Nach einer Kalibrierung muss der akustische Pegel bei einer oder mehreren Messungen überprüft werden (Stichproben). Bei der Signalausgabe müssen stets die Richtlinien für medizinische Maximalpegel eingehalten werden. Bei zu hohen Pegeln ist die Signalausgabe zu deaktivieren. Nach jeder Änderung am System oder an den verwendeten Geräten muss die Apparatur neu kalibriert werden (ohne die Verwendung alter Kalibrierwerte). 3.4 Lautsprecher Falls die Darbietung nicht über Kopfhörer sondern im Freifeld erfolgen soll, beachten Sie, dass der bzw. die Lautsprecher für diesen Zweck geeignet sein müssen. Die entsprechenden Normen und Vorgaben sind zu beachten (z.b. IEC 60645-2). Hoch- und Tieftöner jedes Lautsprechers sollten vertikal angeordnet sein und einen möglichst geringen Abstand haben. Eine zu große räumliche Trennung von Hoch- und Tieftönern kann die Wahrnehmung der Signale beim Richtungshören beeinflussen. 3.5 Anforderungen an den Messraum für Freifeldmes- sungen Für Freifeldmessungen sollte der Messraum den zutreffenden Normen und Richtlinien entsprechen. Standardmäßig werden Freifeldmessungen im Störgeräusch durchgeführt, indem Sprache und Störgeräusch aus demselben Lautsprecher von vorne dargeboten werden (S 0 N 0 ). Für die Bestimmung von binauralen Parametern in anderen räumlichen Konfigurationen lesen Sie bitte Abschnitt 4.5. 3.6 Testmaterial Auf der GÖSA-CD 1 befinden sich insgesamt 20 Testlisten mit je 10 Sätzen sowie 4 Übungslisten mit je 12 Sätzen. Die einzelnen Tracks beinhalten jeweils alle Sätze einer Testliste. Die zu verwendenden Tracks sind auf dem GÖSA-Auswertungsbogen bei der jeweiligen Testliste angegeben. 7

Auf dem rechten Kanal von CD 1 sind die Testsätze aufgezeichnet. Zwischen den Sätzen ist jeweils eine Pause von 4 Sekunden. Auf dem linken Kanal von CD 1 ist das Störgeräusch aufgezeichnet. Es beginnt jeweils eine halbe Sekunde vor den Sätzen und dauert eine halbe Sekunde länger. Für Messungen z.b. mit digitalen Hörgeräten, deren Algorithmen lange Einschwingzeiten aufweisen, kann ein kontinuierliches Störgeräusch verwendet werden. Möchten Sie derartige Messungen durchführen, verwenden Sie bitte die beiliegende Störgeräusch-CD (CD 2). Sie benötigen außerdem einen zusätzlichen CD- Spieler, um beide CDs gleichzeitig abspielen zu können. Bei einer solchen Messung wird von CD 1 nur das Sprachmaterial wiedergegeben (d.h. nur der rechte Kanal des ersten CD-Spielers wird mit dem entspr. Eingang des Audiometers verbunden). Das Störgeräusch wird von CD 2 mit dem zweiten CD-Spieler abgespielt (d.h. ein Kanal des zweiten CD-Spielers wird mit dem entspr. Eingang des Audiometers verbunden. 4 Durchführung des GÖSA In diesem Kapitel wird der typische Ablauf von GÖSA-Messungen beschrieben. Eine Zusammenfassung zum täglichen Gebrauch finden Sie auf dem Handzettel Göttinger Satztest Durchführung. Beachten Sie bei jeder Messung die folgenden Hinweise. Beachten Sie die Aussteuerung der CD. Passen Sie die Eingangsempfind- lichkeit gemäß den Vorgaben des Audiometerherstellers entsprechend an (Track 25 von GÖSA-CD 1, siehe Abschnitt 3.3). Die Durchführung einer Messung erfordert geeignetes (medizinisches) Fachpersonal und Kenntnis der Bedienungsanleitung. Zur Durchführung des GÖSA muss das Fachpersonal zur Messung eines Sprachaudiogramms berechtigt sein und den Messablauf des GÖSA kennen. Für die Anordnung einer Messung ist es notwendig, dass die Unbedenklichkeit der Messung und die Eignung des Kunden/Patienten durch dafür berechtigtes (medizinisches o. ä.) Fachpersonal festgestellt wird. Die Audioausgabe und die Funktion des Audiometers muss während der gesamten Messung durch den Untersucher überwacht werden. Die Signalausgabe ist während des Betriebs durch den Anwender auf Plausibilität bzw. Fehler zu prüfen. 8

Achten Sie darauf, dass individuelle Grenzwerte für Kurz- und Langzeitschallbelastung weder für den Patienten/Kunden noch für den Untersucher überschritten werden. Dabei ist sowohl die Dauer einer Einzelmessung als auch die Summe aller Messungen zu berücksichtigen. Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung sind vorgegeben z.b. durch die Richtlinie 2003/10/EG oder entsprechende nationale gesetzliche Vorschriften wie z.b. Verordnungen des Arbeitsschutzgesetzes. Die Grenzwerte müssen dem Untersucher bekannt sein. Die Einhaltung der Grenzwerte ist auch während einer Messung laufend zu überwachen. Begrenzen Sie gegebenenfalls die Anzahl der Messungen pro Tag. Bei einer möglichen Überschreitung der Grenzwerte für das Fachpersonal (Untersucher) ist ein geeigneter Gehörschutz zu tragen. Bei der Durchführung einer Messung mit kontinuierlichem Störgeräusch ist darauf zu achten, dass die Signalausgabe insbesondere bei hohen Pegeln nicht länger andauert, als dies zur Messung notwendig ist. Bei der Signalausgabe müssen die Vorgaben der Geräte-Hersteller (Audiometer, Wandler etc.) für Maximalpegel eingehalten werden. Zudem müssen stets die Richtlinien für medizinische Maximalpegel eingehalten werden. Bei zu hohen Pegeln ist die Signalausgabe zu deaktivieren. Unbeteiligte dürfen nur anwesend sein, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Sie müssen in diesem Fall geeigneten Gehörschutz tragen und Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung beachten (z.b. Richtlinie 2003/10/EG zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch Lärm). Messungen dürfen nur unter Einhaltung der zutreffenden Normbedingungen (z.b. ISO DIN EN 8253) durchgeführt werden. Bei Sprachtests muss der Anwender (Untersucher) sicherstellen, dass die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten/Kunden ausreichend sind, um das Sprachmaterial verstehen und wiedergeben zu können. Dazu ist ein ausreichendes Sprachverständnis des Bedienpersonals in den Durchführungsbedingungen (Sprache, räumliche Anordnungen) erforderlich. 9

4.1 Vorbereitung 4.1.1 Vorbereitung der Geräte Zur Schalldarbietung am Menschen dürfen nur Geräte verwendet werden, die vom Hersteller als Medizinprodukt zur Durchführung audiometrischer Messungen mit CDs vorgesehen sind. Die Sicherstellung der Sicherheit und die Beherrschung der Restrisiken unterliegen dem jeweiligen Hersteller. Die Benutzung und Wartung von Geräten, die für Messungen verwendet werden, darf nur nach Herstellervorgaben und jeweiliger Zweckbestimmung und nur durch Fachpersonal erfolgen. Zur Durchführung des GÖSA muss das Audiometer kalibriert sein, und es muss eine gültige messtechnische Kontrolle (MTK) nach Herstellervorgaben vorliegen, die die GÖSA-CDs einschließt. Die Genauigkeit eines Messwertes kann prinzipiell die Genauigkeit der Kalibrierung nicht übersteigen. Beachten Sie auch, dass sich bei zweikanaligen Messungen die Ungenauigkeiten der einzelnen Kanäle sogar addieren können. Da der Göttinger Satztest selbst eine hohe Messgenauigkeit aufweist, muss bereits die Kalibrierung möglichst exakt durchgeführt werden. Überwachen Sie daher die Kalibrierung und achten Sie darauf, dass dabei die empfohlene Genauigkeit von mindestens 0,5 db eingehalten wird. Bei Verwendung eines computergesteuerten Audiometers muss dafür Sorge getragen werden, dass keine anderen Signale (z.b. vom Betriebssystem oder von anderen Anwendungen) ausgegeben werden. Die Umweltbedingungen während der Messung müssen denen der Kalibrierung entsprechen. Legen Sie die GÖSA-CD 1 in den CD-Spieler ein. Bei Messungen ohne kontinuierliches Störgeräusch verbinden Sie beide Kanäle des ersten CD-Spielers mit den Eingängen des Audiometers. Falls Sie mit kontinuierlichem Störgeräusch messen möchten, legen Sie CD 2 mit dem kontinuierlichen Störgeräusch in den zweiten CD-Spieler ein und verbinden Sie den rechten Kanal des ersten CD-Spielers (Sprachsignal) und einen beliebigen Kanal des zweiten CD-Spielers mit den Eingängen des Audiometers. Bei der Vorbereitung einer Messung sind die Vorgaben des Audiometer- Herstellers zu beachten, insbesondere ist die korrekte Einstellung der Ein- 10

gangsempfindlichkeit entsprechend sicherzustellen. Beachten Sie beim Wechsel zwischen unterschiedlichen CDs, dass diese aufgrund verschiedener Aussteuerung auch verschiedene Einstellungen der Ein- gangsempfindlichkeit erfordern können. Für Messungen in Ruhe wird der Kanal mit dem Störgeräusch auf stumm geschaltet bzw. nicht an das Audiometer angeschlossen. Für Messungen im Störgeräusch ist die Standardkonfiguration die Darbietung von Sprache und Störgeräusch über denselben Ausgangskanal bzw. Lautsprecher (bei Freifeldmessungen Konfiguration S 0 N 0 in Abbildung 4, Seite 25). Schalten Sie dafür beide Eingangskanäle des Audiometers auf den gleichen Ausgangskanal, so dass Sprachsignal und Störgeräusch über denselben Kanal dargeboten werden. Wenn nötig, deaktivieren Sie den zweiten Kanal entsprechend den Vorgaben des Herstellers. Freifeldmessungen in anderen räumlichen Konfigurationen (z.b. S 0 N 90, Sprachsignal von vorn und Störschall von rechts) sind in Abschnitt 4.5 beschrieben. 4.1.2 GÖSA-Auswertungsbogen Um eine adäquate Dokumentation der Messung zu gewährleisten, ist es notwendig, den GÖSA-Auswertungsbogen möglichst vollständig auszufüllen. Dokumentieren Sie den Messablauf mit Hilfe des GÖSA-Auswertungsbogens so, dass eine dritte Person ohne Ihre Anwesenheit die Durchführung der Messung nachvollziehen kann. Auch Unstimmigkeiten bei der Interpretation lassen sich dadurch leichter erkennen. Jeder der beiden verschiedenen Auswertungsbögen enthält 10 der 20 Testlisten. Wählen Sie den Auswertebogen mit der Testliste, die Sie für die Messung verwenden wollen. Im Identifikationsabschnitt werden Name und Geburtsdatum des Patienten/Kunden eingetragen (Abbildung 1 auf der nächsten Seite, oben). Zusätzlich wird der Name der Versuchsleitung, der Messraum und die verwendete Ausrüstung (z.b. Audiometer- und Lautsprechertyp) vermerkt (Abbildung 1, unten). Die erste Seite jedes Auswertungsbogens ermöglicht eine Zusammenfassung verschiedener Messungen im Störgeräusch oder in Ruhe. 11

Abbildung 1: Erste Seite eines Auswertungsbogens (linker und rechter oberer Ausschnitt) Bei Messungen im Störgeräusch tragen Sie nun im linken Abschnitt (Abbildung 1 oben) die verwendete Testliste sowie das Datum der Messung und den verwendeten konstanten Pegel des Störgeräuschs ein. Hinweise zur Festlegung des Störpegels finden Sie in Abschnitt 4.2. Über Ankreuzfelder kann jede Einzelmessung genauer dokumentiert werden: wählen Sie zunächst, ob die Darbietung per Kopfhörer (KH KH) oder Freifeld (FF FF) erfolgt. Geben Sie bei Kopfhörermessungen den Typ des Kopfhörers (Kopfhörermodell) an. Kreuzen Sie darunter an, ob nur das rechte 12

(R), nur das linke (L) oder beide (B) Ohren beschallt wurden und ob das rechte (HG R) oder linke (HG L) L Ohr mit einem Hörgerät versorgt war. Tragen Sie bei zweikanaligen Freifeldmessungen zusätzlich ein, in welcher räumlichen Konfiguration die Darbietung erfolgte. Wählen Sie dort entweder den Standardfall S 0 N 0, oder tragen Sie per Hand die Winkel für Sprache (S wie Signal) und Störgeräusch (N wie Noise) ein. Zur Verdeutlichung der räumlichen Anordnung ist im mittleren Abschnitt der Seite ein kleines Diagramm dargestellt, das schematisch den Kopf eines Patienten/Kunden mit verschiedenen Gradangaben abbildet. Die Angabe S 0 N +90 bedeutet demzufolge, dass das Störgeräusch im 90 -Winkel von der rechten Seite des Patienten/Kunden dargeboten wird, während die Angabe S 0 N -90 bedeutet, dass das Störgeräusch im 90 -Winkel von der linken Seite des Patienten/Kunden dargeboten wird. Die Ergebnisse Ihrer binauralen Kontrollmessungen mit normalhörenden Versuchspersonen (siehe Abschnitt 4.5) können als Zahlenwerte in die dafür vorgesehenen Felder zwischen den beiden Diagrammen eingetragen werden. Im Feld Bemerkungen können weitere Informationen über die Messung angegeben werden, z.b. welcher Hörgerätetyp oder welche Hörgeräteeinstellung verwendet wurde. Für Messungen in Ruhe verwenden Sie den rechten Bereich der ersten Seite des Auswertungsbogens (Abbildung 1, unten), der analog zur obigen Beschreibung ausgefüllt wird. Angaben zum Störpegel und zur räumlichen Konfiguration sind in diesem Fall nicht vorgesehen. Im unteren Bereich der ersten Seite des Auswertungsbogens finden Sie zu jeder Messung ein Diagramm, in das Sie das Messergebnis nach der Auswertung eintragen können (s. u.). Ab der zweiten Seite enthält der Auswertungsbogen die verschiedenen Testlisten. Tragen Sie die oben beschriebenen Informationen zur Messung ebenfalls auf der entspr. Seite des Auswertebogens für die jeweils verwendete Testliste ein (Abbildung 2). Details zum Verlauf der Messung werden im darunterliegenden Bereich dokumentiert (s. u.). Abbildung 2: Informationen zur Messung/Testliste (Ausschnitt) 13

4.1.3 Instruktion des Patienten/Kunden Für das Ergebnis der Messung ist es wichtig, dass Sie den Patienten/Kunden richtig auf die Messungen vorbereiten. Sie sollten den Patienten/Kunden möglichst einheitlich instruieren, damit es nicht zu unterschiedlichen Einflüssen auf die Messung kommt. Sie können sich hierbei an der nachfolgenden Formulierung orientieren, die zusätzlich als Handzettel Göttinger Satztest Durchführung dem GÖSA-Paket beiliegt. In Klammern finden Sie optionale Anweisungen, die jeweils nur für Messungen in Ruhe bzw. im Störgeräusch zutreffen: Dies ist ein Test, um festzustellen, wie gut Sie Sprache in geräuschvoller Umgebung verstehen können (bzw. wie gut Sie leise gesprochene Sprache in Ruhe verstehen können). Hierzu werden Ihnen Sätze dargeboten, die von einer männlichen Stimme gesprochen werden. (Zusätzlich zu der Sprache wird ein Rauschen dargeboten.) Bitte wiederholen Sie nach der Darbietung den Satz oder jedes Wort, welches Sie verstanden haben. Wenn Sie unsicher sind, dürfen Sie gerne auch raten. Während der Messung wird die Lautstärke der Sprache verändert. (Die Lautstärke des Rauschens bleibt gleich.) Die Sprache kann dadurch teilweise sehr leise sein. Es ist daher ganz normal, dass Sie viele Sätze nicht vollständig verstehen. Für die Aussagekraft der Messung ist es wichtig, diese Messung unter schwierigen Bedingungen durchzuführen. Haben Sie noch Fragen? Weisen Sie den Patienten/Kunden bei Kopfhörermessungen an, den Kopfhörer abzunehmen, falls die Schallausgabe zu laut werden sollte. Bei Freifeldmessungen bitten Sie den Patienten/Kunden, den Blick auf den Lautsprecher zu richten, aus dem die Sprachsignale dargeboten werden. Achten Sie darauf, dass der Patient/Kunde während der Messung aufrecht sitzt und den Kopf nicht zur Seite bewegt. 4.1.4 Üben Im Gegensatz zum Oldenburger Satztest (OLSA) ist beim GÖSA ein anfängliches Üben mit dem Patienten/Kunden nicht unbedingt nötig. Dennoch kann es wünschenswert sein, den Patienten/Kunden vor der eigentlichen Messung mit dem Test vertraut zu machen. Verwenden Sie dazu das Sprachmaterial aus den Übungslisten (Tracks 21-24 auf der GÖSA-CD 1). Verwenden Sie bei der Durchfüh- 14

rung des GÖSA mit dem gleichen Patienten/Kunden nie die gleiche Testliste zweimal! Jegliche Wiederholung von Sprachmaterial in den eigentlichen Messungen kann das Messergebnis deutlich beeinflussen und deswegen zu Fehlinterpretationen der Ergebnisse führen. 4.2 Messung Die Messung des GÖSA erfolgt in der Regel adaptiv, d.h. abhängig von der Anzahl der richtig verstandenen Wörter wird der Pegel der nachfolgenden Satzdarbietung verändert. Bei Messungen im Störgeräusch ist der Störgeräuschpegel während der Messung konstant. Dieses adaptive Messverfahren erlaubt eine genaue Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe oder im Störgeräusch bei minimalem Zeitaufwand. Um ein möglichst genaues Messergebnis zu erhalten, sollten Sie mit Testlisten von 20 Sätzen (zwei Testlisten) messen. Wenn Sie eine niedrigere Genauigkeit in Kauf nehmen, können Sie auch mit 10 Sätzen (einer Testliste) messen [die Messdurchführung für 10 Sätze steht im Folgenden in eckigen Klammern]. Instruieren Sie den Patienten/Kunden (Abschnitt 4.1.3) und üben Sie ggf. mit Patienten/Kunden, die den GÖSA noch nicht kennen (Abschnitt 4.1.4), bevor Sie mit der eigentlichen Messung beginnen. Bei Messungen in Ruhe ist ein typischer Startpegel für Normalhörende 10 db. Bei einem Hörverlust des Patienten/Kunden ist der Pegel geeignet anzupassen, so dass die erste Darbietung entsprechend knapp unterschwellig erfolgt. Bei Mes- sungen im Störgeräusch beträgt der Pegel des Störgeräuschs in der Regel 65 db. Bei einem Hörverlust des Patienten/Kunden sollte der Pegel so angepasst werden, so dass das Störgeräusch hörbar ist bzw. als mittellaut empfunden wird. Der erste Satz wird mit einem Signal-Rausch-Verhältnis von -10 db S/N dargeboten. Das Signal-Rausch-Verhältnis für Schwerhörige kann wie bei Normalhörenden gewählt werden. Achten Sie darauf die individuellen Parameter des Patienten/Kunden zu berücksichtigen und alle erforderlichen Grenzwerte einzuhalten. Spielen Sie den ersten Satz der von Ihnen ausgewählten Liste ab. Unterbrechen Sie nach der Darbietung des Satzes die CD mit der Pause-Taste, damit der Patient/Kunde den Satz wiederholen kann. Überprüfen Sie nach jeder Darbietung, ob die Antwort des Patienten/Kunden zum dargebotenen Satz passt. 15

Da Sie den ersten Satz zunächst knapp unterschwellig dargeboten haben, ist davon auszugehen, dass der Patient/Kunde weniger als 50% der Wörter des Satzes korrekt verstanden hat. Wiederholen Sie die Darbietung des ersten Satzes und erhöhen Sie dabei den Sprachpegel in 4 db Schritten, bis der Satz zu min- destens 50% richtig wiederholt wurde. Tragen Sie den so erreichten Darbietungspegel des ersten Satzes in das schraffierte Anfangsfeld auf dem Auswertungsbogen ein (Abbildung 2, Seite 13). Achten Sie darauf, dass Sie bei der Messung den/die richtige(n) Track(s) der richtigen CD verwenden. Markieren Sie nun die richtig verstandenen Wörter im Auswertebogen (siehe Beispiele in Abschnitt 4.4) und berechnen Sie den Darbietungspegel für den nächsten Satz in Abhängigkeit der Anzahl der richtig verstandenen Wörter entsprechend den in Tabelle 1 angegebenen Pegeländerungen. (a)für die Darbietungspegel der Sätze 2 bis 4 verwenden Sie die in der linken Spalte der Tabelle angegebene Regel. (b)für die Darbietungspegel der Sätze 5 bis 20 [5 bis 10] verwenden Sie die in der rechten Spalte der Tabelle angegebene Regel. Der Übergang zwischen beiden Vorschriften ist auf dem Auswertungsbogen durch eine gestrichelte Linie und ein Warnsymbol ( ) gekennzeichnet. Für den Pegel des fünften Satzes werden schon die feineren Schrittweiten verwendet! Stellen Sie sicher, dass Sie bei der Messung immer die korrekten Pegel und Pegelschritte verwenden. Stellen Sie sicher, dass die von Ihnen vorgenommenen Pegeländerungen plausibel sind (d.h. bei mehr als 50% richtig verstandener Wörter darf der Sprachpegel nicht steigen, bei weniger als 50% richtig verstandener Wörter darf der Sprachpegel nicht sinken). Wiederholt der Patient/Kunde z.b. 20% der Wörter des zweiten Satzes richtig, so wird der Pegel des dritten Satzes um 2 db angehoben. Werden z.b. im achten Satz 75% der Wörter richtig wiederholt, so wird der Pegel um 1 db verringert. Tragen Sie den neu errechneten Darbietungspegel in die Pegelspalte des Auswertungsbogens ein und stellen Sie den neuen Pegel am Audiometer ein. Wiederholen Sie diese Prozedur für alle 20 [bzw. 10] Sätze. 16

Abschließend berechnen Sie aus der letzten Antwort von Satz 20 [bzw. Satz 10] den Darbietungspegel für Satz 21 [bzw. Satz 11] (dieser wird nicht mehr dargeboten), und tragen Sie auch diesen Pegelwert auf dem Auswertungsbogen ein. Schalten Sie nach Ende der Messung das Gerät bzw. die Schallwiedergabe ab. Tabelle 1: Adaptive Pegeländerungen für die manuelle Durchführung des GÖSA Satz 1: Zunächst knapp unterschwellig darbieten, Darbietung unter Erhöhung des Sprachpegels um je 4 db solange wiederholen, bis mehr als 50% der Wörter verstanden werden. Richtig verstandene Wörter im vorangegangenen Satz Pegeländerung der Sprache Satz 2 bis 4 Satz 5 bis 20 [10] 0% - 49% +2 db +1 db 50% 0 db 0 db 51% - 100% -2 db -1 db 4.3 Auswertung Das Ergebnis der Messung ist die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) in Ruhe (in db) bzw. im Störgeräusch (in db S/N). Die Interpretation der Messergebnisse darf nur durch Fachpersonal erfolgen. Eine Diagnose (inkl. Entscheidung über Therapie, Hilfsmittelversorgung, Operation o.ä.) darf nicht aufgrund des Messergebnisses eines einzelnen Messverfahrens gestellt werden. Eine Differentialdiagnose mit einem unabhängigen Verfahren bzw. einer unabhängigen Apparatur ist erforderlich. Die SVS wird als Mittelung der letzten 17 [7] Darbietungspegel der Messung wie folgt berechnet: Addieren Sie die Darbietungspegel von Satz 5 bis Satz 21 [Satz 5 bis Satz 11]. Teilen Sie das Ergebnis durch 17 [7]. Falls Sie eine Messung mit Störgeräusch durchgeführt haben, subtrahieren Sie den Störgeräusch-Pegel. Tragen Sie den so berechneten Wert im Feld SVS im Auswertungsbogen ein (siehe auch Beispiele in Abschnitt 4.4). 17

Übertragen Sie die ermittelte SVS auf die erste Seite des Auswertebogens grafisch als Kreuz in das linke (Messungen im Störgeräusch) bzw. rechte Diagramm (Messungen in Ruhe) und als Zahlenwert in das Kästchen mit der Beschriftung SVS unter dem jeweiligen Diagramm (siehe Beispiel in Abbildung 3, Seite 22). Kreuzen Sie am unteren Rand der ersten Seite des Auswertungsbogens an, welche der Testlisten sie schon verwendet haben, um eine wiederholte Messung mit der gleichen Testliste zu vermeiden. Die gemessenen Sprachverständlichkeitsschwellen können mit Daten für Normalhörende verglichen werden. Diese sind als grau schattierte Bereiche in den Diagrammen dargestellt. Lesen Sie hierzu unbedingt Abschnitt 5.4 mit der Beschreibung der Referenzdaten. Beachten Sie, dass verschiedene sprachbasierte Hörtestverfahren sich in ihren Eigenschaften deutlich unterscheiden können (z.b. Lage und Steigung der Sprachverständlichkeitsfunktion). Daher können die Ergebnisse des GÖSA nicht ohne Weiteres mit Messwerten anderer Testverfahren verglichen werden. Aufgrund der hohen Steigung der Diskriminationsfunktion eines Satztests wechselt die gemessene Sprachverständlichkeit normalerweise innerhalb eines relativ kleinen Pegelbereichs von 0% auf 100%. Die gemessenen Sprachverständlichkeiten dürfen daher auch nicht ohne Weiteres mit Messwerten von Wörtertests verglichen werden. Wenn Sie zwei GÖSA-Messungen durchführen, die sich in nur einer Konfigurationsgröße unterscheiden (z.b. unversorgt mit Hörgerät; monaural binaural; ein Hörgerät zwei Hörgeräte; ein Hörgerät ein anderes Hörgerät; Störgeräusch von vorne Störgeräusch von der Seite; etc.), so ergibt die Differenz der SVS- Werte eine relative SVS. Diese relative SVS kann einen Hinweis darauf geben, welchen Einfluss die jeweilige Konfigurationsgröße auf die SVS hat. So kann z.b. der Vergleich der Ergebnisse von Messungen mit Störgeräusch von vorn und von der Seite zeigen, inwieweit der Patient/Kunde Nutzen aus den räumlichen Wahrnehmungsmerkmalen der Signale ziehen kann (siehe Abschnitt 4.5). 4.3.1 Messgenauigkeit Wenn die zu erwartenden Sprachverständlichkeitsunterschiede zwischen zwei Messkonfigurationen gering sind (z.b. ähnliche Hörgeräte bzw. Hörgeräte-Einstellungen), sollten Sie mit 20 Sätzen pro Liste messen (höchste Genauigkeit). Sind die zu erwartenden Sprachverständlichkeitsunterschiede groß (z.b. unversorgt versorgt), liefern Messungen mit 10 Sätzen pro Liste eine ausreichende Genauigkeit. 18

Beachten Sie bei der Bewertung der Unterschiede in db, dass eine Verbesserung des Signal-Rausch-Abstands um 1 db zu einer Verbesserung der Sprachverständlichkeit von bis zu 19% (Maximalwert für Normalhörende) führen kann. Diese großen Änderungen in der zugehörenden Verständlichkeit erfordern eine hohe Genauigkeit in der Bestimmung des Signal-Rausch-Abstands. Die Verwendung von 20 Testsätzen pro Liste führt zu solch einer Genauigkeit von 1 db. Verwenden Sie 20 Testsätze für jede Messung, um die SVS möglichst präzise zu bestimmen. 4.3.2 Überprüfung der Ergebnisse Manche Umstände können zu verfälschten Messergebnissen führen, und in diesen seltenen Fällen können Ihnen Zweifel am Ergebnis kommen. Wenn Sie einige Erfahrungen mit dem GÖSA gemacht haben, werden Sie schnell entscheiden können, wann es notwendig ist, den Test zu wiederholen. Im Folgenden sind einige Situationen aufgeführt, die eine Wiederholung des Tests nahelegen: 1. Falls der Patient/Kunde sehr aufgeregt oder verängstigt ist oder wenn der Testablauf durch unerwarteten Lärm von außen in seinem Ablauf gestört wurde, dann sollten Sie die betreffende Messung mit dem GÖSA mit einer neuen Testliste wiederholen. 2. Bestimmen Sie den Pegelbereich der Sätze 5-11, indem Sie den kleinsten verwendeten Pegel vom größten verwendeten Pegel subtrahieren. Falls dieser Pegelbereich größer oder gleich 4 db ist, so hat die Anfangsphase der Messung nicht ausgereicht, um in den Bereich der SVS zu gelangen, es liegen in der Messphase der Messung nicht genügend Umkehrpunkte der Pegelwerte vor. Die Messung sollte mit einer neuen Testliste wiederholt werden, wobei Sie mit dem Darbietungspegel des Satzes 11 aus der vorigen Messung beginnen. 19

4.4 Beispiele (a) Messung mit 20 Sätzen in Ruhe (zwei Testlisten): Addition der Werte aus Satz 5 bis 21: 33 + 34 + 35 + 34 + 33 + 34 + 33 + 34 + 33 + 34 + 35 + 34 + 35 + 34 + 33 + 34 + 33 = 575 Teilen durch 17: 575 : 17 33,8 Die SVS in Ruhe beträgt: 33,8 db 20

(b) Messung mit 20 Sätzen im Störgeräusch (zwei Testlisten): Addition der Werte aus Satz 5 bis 21: 60 + 61 + 62 + 61 + 62 + 63 + 62 + 61 + 62 + 61 + 61 + 61 + 62 + 63 + 62 + 61 + 62 = 1047 Teilen durch 17: 1047 : 17 61,6 Die SVS im Störgeräusch beträgt: 61,6 db 65 db = 3,4 db S/N Falls mit einem anderen Störgeräuschpegel als 65 db gemessen wurde, muss der verwendete Pegel abgezogen werden. 21

Göttinger Satztest (c) Beispiel für die ausgefüllte erste Seite des Auswertebogens einer Messung im Störgeräusch (mehrere Testlisten) Abbildung 3: Beispiel für die erste Seite des Auswertungsbogens (Ausschnitt) 22

4.5 Binaurale Messungen Göttinger Satztest Im Folgenden wird die Bestimmung der Parameter Intelligibility Level Difference (ILD) und Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) beschrieben. Durch die Bestimmung solcher binauraler Parameter kann das binaurale Hörvermögen weitergehend untersucht werden oder der Vorteil einer beidohrigen Hörgeräteversorgung gegenüber einer einohrigen Versorgung verdeutlicht werden (Kießling et al., 2008). Die Bestimmung dieser binauralen Parameter kann nur in dafür geeigneten Räumen erfolgen. Dazu sollte der jeweilige Raum überprüft werden. Unterschiede in den raumakustisch wichtigen Größen, wie Raumgröße und Reflexionseigenschaften der Raumoberflächen, können zu signifikanten Unterschieden in der Hörwahrnehmung führen. Ihr Messraum kann zur Bestimmung binauraler Größen verwendet werden, wenn die mittlere ILD für Normalhörende größer als 6 db und die BILD größer als 3 db ist. Um dies zu überprüfen, führen Sie den Test in Ihrem Messraum mit ca. 10 normalhörenden Testpersonen durch. Diese Messungen sollten sorgfältig dokumentiert werden, da sie somit auch die Referenzdaten für Normalhörende speziell für Ihren Messraum erhalten. Ist Ihr Messraum für binaurale Messungen geeignet, sollten die von Ihnen ermittelten Durchschnittswerte der Vergleichsmessungen für Normalhörende auf jedem GÖSA-Auswertungsbogen eingetragen werden. Platzieren Sie den Patienten/Kunden bei Messungen mit Sprache und Störgeräusch aus unterschiedlichen Richtungen immer wie folgt: (a)für Messungen mit dem Sprachsignal von vorn und dem Störschall von rechts (S 0 N 90 in Abbildung 4, Seite 25) setzen Sie den Patienten/Kunden mit Blick auf den linken Lautsprecher. Das Sprachsignal wird über den linken Lautsprecher ausgegeben, das Störgeräusch über den rechten Lautsprecher. (b)für Messungen mit dem Sprachsignal von vorn und dem Störgeräusch von links (S 0 N -90 ) setzen Sie den Patienten/Kunden mit Blick auf den rechten Lautsprecher. Das Sprachsignal wird über den rechten Lautsprecher ausgegeben, das Störgeräusch über den linken Lautsprecher. Achten Sie dabei darauf, dass die Kanäle entsprechend eingestellt sind. 4.5.1 Intelligibility Level Difference (ILD) Die Intelligibility Level Diffence (ILD) quantifiziert den Nutzen, den ein Patient/Kunde aus der räumlichen Auflösung von Sprache und Störgeräusch ziehen kann. Zur Bestimmung der ILD werden zwei Messungen mit dem GÖSA gemacht. Bei der ersten Messung wird die SVS bestimmt, wenn Sprache und Störgeräusch 23

aus demselben Lautsprecher von vorne dargeboten werden. Bei der zweiten Messung wird die SVS bestimmt, wenn das Sprachsignal über einen Lautsprecher von vorne dargeboten wird und das Störgeräusch von der Seite über einen zweiten Lautsprecher dargeboten wird. Die ILD entspricht der Differenz zwischen den in diesen beiden Messungen ermittelten Sprachverständlichkeitsschwellen, d.h. Ergebnis der ersten Messung abzüglich des Ergebnisses der zweiten Messung. In der zweiten Messung kann die Darbietung des Störgeräuschs entweder von rechts oder von links erfolgen. In der Regel wählt man hierfür die Seite des schlechter hörenden Ohrs, um einen möglichst großen Effekt zu erzielen. Durch den Kopfabschattungseffekt und durch binaurale Verarbeitung kann die räumliche Trennung von Sprachsignal und Störgeräusch bei der zweiten Messung zu einer besseren SVS führen. Dieser Nutzen wird durch die ILD erfasst. Bei Normalhörenden beträgt die Verbesserung typischerweise ca. 612 db. Der obere Teil von Abbildung 4 verdeutlicht die Bestimmung der ILD anhand eines Beispiels: Zunächst wird eine Messung der Sprachverständlichkeitsschwelle durchgeführt, wenn die Sprache und das Störgeräusch aus einem Lautsprecher vorne vor dem Patienten/Kunden (0 -Richtung) dargeboten werden (S 0 N 0 - Situation). Dann wird die Sprache aus der 0 -Richtung und das Störgeräusch aus einem Lautsprecher rechts neben dem Patienten/Kunden (90 -Richtung) dargeboten und die SVS bestimmt (S 0 N 90 -Situation). Durch die Differenzbildung beider SVS wird die ILD bestimmt. Wäre die zweite Messung mit dem Störgeräusch von links durchgeführt worden, hätte man von einer S 0 N -90 -Situation gesprochen (Darbietung aus der -90 -Richtung). 4.5.2 Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) Wie oben beschrieben, tragen sowohl der Kopfabschattungseffekt als auch die binaurale Verarbeitung zu der gemessenen ILD bei. Um diese beiden Effekte zu trennen, wird die Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) bestimmt. Zum Bestimmen der BILD muss eine weitere (dritte) Messung durchgeführt werden, bei der das Störgeräusch erneut aus der Richtung des schlechter hörenden Ohres dargeboten wird. Diesmal wird jedoch das schlechter hörende (dem Störschall zugewandte) Ohr verschlossen. Dies erzeugt eine monaurale Hörsituation, bei der der Effekt der binauralen Verarbeitung deutlich abgeschwächt wird. Die BILD ist die Differenz zwischen der bei dieser dritten Messung ermittelten SVS und der SVS, die bei der zweiten Messung für die ILD bestimmt wurde, d.h. Ergebnis der dritten Messung abzüglich des Ergebnisses der zweiten Messung. 24

Abbildung 4: Darstellung der räumlichen Konfigurationen zur Bestimmung der ILD (oben) und BILD (unten). Durch die binaurale Verarbeitung kann die binaurale Darbietung (zweite Messung) im Vergleich zur monauralen (dritte Messung) zu einer besseren SVS führen. Dies wird durch die BILD quantifiziert. Die BILD erfasst also den Beitrag zur ILD, der rein durch die binaurale Verarbeitung und nicht durch den Kopfabschattungseffekt entsteht. Bei Normalhörenden liegt die BILD in der Regel bei ca. 36 db. Im unteren Teil von Abbildung 4 wird die Bestimmung der BILD beispielhaft erläutert: Die Sprachverständlichkeitsschwelle in der binauralen Situation bei S 0 N 90 - Darbietung wird mit der Schwelle verglichen, die in der monauralen Situation bei 25

S 0 N 90 -Darbietung mit Verstopfen des dem Störgeräusch zugewandten schlechteren Ohrs erreicht wird. Die Differenz dieser beiden SVS ist der Wert der BILD. Beachten Sie, dass die beiden auf der rechten Seite von Abbildung 4 (Seite 25) dargestellten Schemazeichnungen übereinstimmen. Dies bedeutet, dass zur Ermittlung von ILD und BILD insgesamt nur drei Messdurchläufe notwendig sind, auch wenn in der Abbildung vier Situationen dargestellt sind. 5 Hintergrundwissen Der Göttinger Satztest wurde für die Durchführung eines Sprachtests im Störschall oder in Ruhe entwickelt, optimiert und evaluiert. Mit dem Test wird die Sprachverständlichkeitsschwelle im Störgeräusch oder in Ruhe ermittelt. 5.1 Entwicklung des GÖSA 5.1.1 Sprachmaterial Um die Validität des Verfahrens zu gewährleisten, wurden verschiedene gleichwertige Testlisten zusammengestellt. Die 20 resultierenden Testlisten mit je 10 Sätzen haben die gleiche Häufigkeitsverteilung der Phoneme, entsprechend der Phonemverteilung in der deutschen Sprache. Sie stimmen in der Gesamtzahl der Wörter überein. Die Auswahl des Sprachmaterials erfolgte ebenso im Hinblick auf die Übereinstimmung der satzspezifischen Diskriminationsfunktionen. Die Gesamtzahl der Phoneme beträgt in 15 Testlisten 226, in drei Testlisten 227 und in je einer Testliste 228 bzw. 230. Die Mittelwerte der Phonemhäufigkeiten sind in Abbildung 5 den entsprechenden Durchschnittswerten für die deutsche Sprache (Meier, 1967) gegenübergestellt. 5.1.2 Störgeräusch Das Störgeräusch, das für den GÖSA verwendet wird, ist ein kontinuierliches sprachsimulierendes Rauschen, das durch statistische Überlagerung aller Wörter eines Einsilber-Reimtests entstanden ist, der vom gleichen Sprecher gesprochen wurde (siehe Kollmeier et al., 1988). Das Langzeit-Spektrum der GÖSA-Sätze ist also dem Spektrum des Rauschens sehr ähnlich. Das führt zu einer sehr guten Maskierung des Sprachmaterials durch das Störgeräusch und damit zu einer steilen Diskriminationsfunktion und einer hohen Messgenauigkeit. 26

Abbildung 5: Mittlere Phonemhäufigkeit in den Testlisten im Vergleich zu den entsprechenden Durchschnittswerten für die deutsche Sprache (gestrichelte Linie; nach Meier, 1967). Die Fehlerbalken stellen die in den Testlisten auftretenden Maximal- und Minimalwerte dar (nach Kollmeier und Wesselkamp, 1997). 5.2 Optimierung des GÖSA Der Göttinger Satztest wurde dahingehend optimiert, dass die einzelnen Testlisten bezüglich ihrer Verständlichkeit äquivalent sind und eine möglichst steile Diskriminationsfunktion aufweisen. Um die Verständlichkeitsverteilung der einzelnen Testwörter optimieren zu können, wurden zunächst die Verständlichkeitsfunktionen der einzelnen Testwörter bestimmt. Dazu wurden mit 36 normalhörenden ProbandInnen Sprachverständlichkeitsmessungen im Störgeräusch mit den Testsätzen bei drei verschiedenen festen Signal-Rausch-Verhältnissen durchgeführt. Die richtigen und falschen Antworten wurden für die einzelnen Testwörter getrennt ausgewertet, um so die Verständlichkeitsfunktionen dieser Wörter zu erhalten. Jeder Testsatz wurde nur einmal pro Person bei einem Signal-Rausch-Verhältnis gemessen, um Verfälschungen durch Auswendiglernen der Alltagssätze zu vermeiden. Dadurch gab es pro Wort und Signal-Rausch-Verhältnis zwölf Messwerte. Um die Homogenität des Sprachmaterials bezüglich der Verständlichkeit zu steigern, wurden Pegelkorrekturen einzelner ganzer Sätze durchgeführt. Der Pegelbereich dieser Korrekturen war auf ±2,5 db begrenzt, um Lautheitsunterschiede 27

zwischen den Sätzen zu vermeiden. Es wurden 200 Testsätze für die weitere Optimierung ausgewählt, deren Verständlichkeit bei der mittleren SVS des Gesamtmaterials zwischen 30% und 70% lag. Aus den 200 Testsätzen wurden 20 Testlisten mit jeweils 10 Sätzen zusammengestellt. Die Listen wurden bzgl. der Parameter Verständlichkeit, Anzahl Wörter pro Satz (3-7 Wörter, im Mittel 5 Wörter) und Phonemverteilung ausgeglichen, so dass diesbezüglich vergleichbare Testlisten geschaffen wurden. 5.2.1 Listenspezifische Diskriminationsfunktionen Die Abhängigkeit der Sprachverständlichkeit vom dargebotenen Signal-Rausch- Abstand (die Diskriminationsfunktion) kann durch die sogenannte logistische Modellfunktion beschrieben werden: f ( x) 4m( x SVS ) 1e Dabei bezeichnet SVS die Sprachverständlichkeitsschwelle und m die Steigung an dieser Stelle (die maximale Steigung der Funktion). Diese allgemeine Abhängigkeit gilt für die Verständlichkeit eines ganzen Satzes oder auch einer gesamten Testliste. 5.3 Evaluation des GÖSA Die aus der Optimierung vorhergesagte Vergleichbarkeit der einzelnen Testlisten bezüglich der Verständlichkeit wurde durch unabhängige Evaluationsmessungen mit 20 normalhörenden ProbandInnen überprüft. Es wurden Sprachverständlichkeitsmessungen im Störgeräusch bei einem festen Signal-Rausch-Verhältnis -8 db S/N (entspricht einer zu erwartenden Verständlichkeit unter 50%) und -4 db S/N (entspricht einer zu erwartenden Verständlichkeit über 50%) mit den einzelnen Listen durchgeführt. Alle Listen wurden von den einzelnen ProbandInnen nur an einem Signal-Rausch-Verhältnis gemessen. Pro Liste und Signal-Rausch-Verhältnis lagen so 10 Messwerte vor. An diese Werte wurden die Diskriminationsfunktionen angepasst. Die Gesamtdiskriminationsfunktionen der 20 Testlisten sind in Abbildung 6 dargestellt. Die Kurven wurden aus den satzspezifischen Diskriminationsfunktionen berechnet. Die Abbildung verdeutlicht die hohe Übereinstimmung der Diskriminationsfunktionen. Der mittlere Schwellenpegel für das Verstehen von Sprache im Störgeräusch (50% Verständlichkeit bei Bewertung der einzelnen Wörter) liegt bei -6,2 db S/N. Die Steigung der Diskriminationsfunktionen liegt an der Sprachver- 1 28

ständlichkeitsschwelle bei ca. 20%/dB. Die hohe Steigung der Diskriminationsfunktionen führt zu einer hohen Genauigkeit der Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwellen. Eine genaue Beschreibung der Evaluation des Göttinger Satztests findet sich in Kollmeier und Wesselkamp (1997). Signal-Rausch-Verhältnis(dB S/N) Abbildung 6: Berechnete Diskriminationsfunktionen der 20 Testlisten des Göttinger Satztests (aus Kollmeier und Wesselkamp, 1997). 5.4 Referenzwerte und Pegeleinheiten Die für den GÖSA angegebenen Referenzbereiche (siehe Auswertungsbögen und Tabelle 2, Seite 30) beruhen auf Literaturdaten. Sie gelten für Standardkonfigurationen mit einer Mindestanzahl von Sätzen pro Testliste. Werden weniger Sätze gemessen, dann ist der Messwert ungenauer als in der Standardkonfiguration. Ganz allgemein stellen jegliche Referenzbereiche immer nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit dar, dass Messwerte einer normalhörenden Person in diesem Bereich liegen. Wenn ein Messwert außerhalb des Referenzbereichs liegt, dann bedeutet das nicht automatisch, dass diese Person nicht normalhörend ist. Daher gilt auch für den Vergleich von Messwerten mit Referenzbereichen, dass eine Diagnosestellung (inkl. Entscheidung über Therapie, Hilfsmittelversorgung, Operation o. ä.) nicht aufgrund des Messergebnisses eines einzelnen Messverfahrens getroffen werden darf. Eine Differenzialdiagnose erfordert die Durchführung von unabhängigen Verfahren bzw. mit unabhängigen Apparaturen. 29