Gehen dem Mittelstand die Innovatoren aus? Marcus Kottmann Geschäftsführender Vorstand Institut für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum Freitag, 30. September 2011 INSTITUT FÜR ANGEWANDTE INNOVATIONSFORSCHUNG E.V. 1 1
Ausgangslage: Ingenieurmangel in Deutschland Selbst in der Krise hat sich der Mangel an Ingenieuren als hartnäckig erwiesen, wie über 50.000 offene Stellen im Oktober 2009 zeigten. 2009 2009 Unter der Annahme eines anhaltenden Krisenszenarios wird schon für das Jahr 2015 erwartet, dass jede siebte Stelle für Ingenieure und Naturwissenschaftler nicht mehr zu besetzen ist. In den kommenden 5 Jahren werden in jedem vierten KMU am Standort Deutschland Ingenieure altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Bis 2020 sind hierzulande mehr als 470.000 Ingenieure zu ersetzen. 2009
Deutschland hat den mit Abstand größten Ingenieurarbeitsmarkt in Europa Der Verband Deutscher Ingenieure (VDI) spricht für 2009 sogar von ca. 1,5 Millionen in Deutschland beschäftigten Ingenieuren. Quelle: Eurostat 2009
ist aber längst nicht die größte Ausbildungsnation für Ingenieurabsolventen Nach Angaben des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) werden ab 2018 jeweils etwa 44.000 Ingenieure altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Quelle: Eurostat 2009
Rekrutierungsprobleme bei Ingenieuren haben quantitative und qualitative Ursachen Es gibt nicht nur zu wenig Ingenieure in Deutschland auch die Kompetenzprofile der Absolventen sind häufig unpassend. Datenquelle: IW Köln 2007
Was sagen die Auguren: Der Ingenieurbedarf bleibt hoch, das Angebot an Absolventen reicht nicht aus, die Demografiefalle schnappt zu Der Bedarf an Ingenieuren verbleibt auch in Krisenzeiten auf hohem Niveau. Der Trend zur Höherqualifizierung hält an. Besondere Probleme der Rekrutierung werden in den Fachrichtungen Maschinenbau (Verfahrenstechnik) und Elektrotechnik diagnostiziert. Nach 2014 greift der demographische Wandel die Anzahl (aber auch die Ausbildungsfähigkeit) junger Menschen nimmt ab. Bis 2020 sind mehr als 470.000 Personen und somit fast die Hälfte der im Jahr 2008 erwerbstätigen Ingenieure zu ersetzen. In den nächsten 5 Jahren werden in mehr als 2/3 aller Betriebe mit über 250 Mitarbeitern Ingenieure altersbedingt ausscheiden. Selbst konservative Prognosen verweisen auf anhaltende Engpässe in der Verfügbarkeit von Ingenieuren. Die OECD attestiert Deutschland einen strukturellen Mangel an Ingenieuren. (Neue) Lösungsmuster sind vor allem für mittelständische Betriebe notwendig, die auf eingeschränkten Arbeitsmärkten ohne starkes branding agieren.
Was tun Unternehmen bislang gegen den Ingenieurmangel? Kaum Potenzial bildende Strategien Strategien ohne Alleinstellungsmerkmale Quelle: VDI 2007
Rekrutierungsmuster von KMU Lokale Schwerpunkte auch bei globalen Aktivitäten 120 100 Regional (bis 50 km Entfernung) Überregional (über 50 km Entfernung) International 85,5 97,5 80 60 40 61,4 40,4 53,4 53,8 50 33,3 67,6 44,3 20 13,9 12,9 0 bis 50 Beschäftigte zwischen 50 und 250 Beschäftigte zwischen 250 und 500 Beschäftigte über 500 Beschäftigte Datenquelle: VDI 2007
Was können innovative Mittelständler selbstständig tun? Regionaler Rekrutierungsbezug Möglichkeit zur Mitgestaltung von Kompetenzprofilen Ansätze zur Potenzialerweiterung
Potenziale in dualen Studiengängen nutzen Abbildungsquelle: AusbildungPlus 2010
Fokus auf Talentreserven richten! Ausländische Jugendliche (Bildungsinländer) Jugendliche aus Zuwandererfamilien Frauen in MINT-Fächern
Was können innovative Mittelständler tun? Regionaler Rekrutierungsbezug Möglichkeit zur Mitgestaltung von Kompetenzprofilen Ansätze zur Potenzialerweiterung Beteiligung an dualen Studiengängen Adressierung bislang vernachlässigter Zielgruppen
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Fachbezogene Verteilung der Ingenieurlücke 2008 Quelle: VDI & IW Köln 2009