Atem: Funktionelle Schnittstelle zwischen Körper und Geist

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Transkript:

Atem: Funktionelle Schnittstelle zwischen Körper und Geist

Vorteile von Atmung? Erlaubt den Gasaustausch Reguliert den PH-Wert Ermöglicht Sprache Assistiert Flüssigkeitsbewegungen Erhält die Mobilität der Wirbelsäule und des Brustkorbes Unterstützt die Mobilität und Funktion der Bauchorgane

ATMUNG KANN NICHT TRAINIERT WERDEN 3

ATMUNG IST AUSDRUCK EINES BEDARFES AUS DEM KÖRPER 4

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Akutes Hyperventilationssyndrom = anfallsweise auftretende beschleunigte und vertiefte Atmung. Chronisches Hyperventilationssyndrom = Somatisierungsstörung oder sekundäre Kompensation einer somatischen Erkrankung 6

Strukturen des Atemcontainers Knöcherner Container Muskuläres Container Fascialer Container/Containment Neurales Containment Vaskuläres Containment Organisches Containment 7

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Primäre Muskel der Einatmung Diaphragma Parasternale Mm intercostales internales Obere und laterale Mm. Intercostales externales Mm. levatores costarum Mm scalenes 10

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Synergisten der Einatmung M. Sternocleidomastoideus M. trapezius, pars descendens M. Serratus anterior M. Latissimus dorsi M. Serratus posterior superior M. Ilicostalis thoracis M. Subclavius 12

Primär Strukturen der Ausatmung Elastische Rückstellung (Recoil) von: Lunge Diaphragma Pleura Rippenknorpel 13

Synergisten der Ausatmung M. Intercostales interossei Bauchmuskel M. Transversus thoracis Mm. Subcostales M. Iliocostales lumborum M. Quadratus lumborum M. Serratus anterior M. Latissimus dorsi 14

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Befundung Zuerst zuhören - zusehen - zeigen lassen Dann erst selbst sprechen und fragen Zuletzt berühren 24

Funktionelle Parameter Anzahl der Atemzyklen pro Minute Ratio Einatmung/Ausatmung Reihenfolge der Nutzung der Atemräume 25

Lungensegmente 26

Behandlung des hochthoracalen Symptomkomplexes: Hypomobilität und Hypertension der oberen und mittleren Brustwirbelsäule, der unteren Halswirbelsäule und damit verbundener Parästhesien der Arme und Hände Diskopathien der unteren Halswirbelsäule 27

costosternale und costotransversale Reizzustände Restriktive Atemfunktionsstörungen Vegetative Deregulationssymptome, etc. 28

Die drei Säulen des Konzeptes Blockierungen erkennen: Und zwar im gesamten Brustkorb und den benachbarten Gebieten auf Ebene der Lunge, der Wirbelsäule und Rippengelenke, der Muskulatur und des Nervensystems. 29

Mobilisation: Mittels Atemlenkung, aktiven Übungen, Dehnungsübungen und passiver manueller Mobilisation. Verhalten: Die Atmung wieder dort zulassen, wo sie nicht mehr stattfindet dadurch laufen viele Regulationen von selbst an. 30

5 Schritte zur Vollatmung Bauchatmung Flankenatmung Thoraxatmung Sternale Atmung Lungenspitzenatmung 31

Bauchatmung Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell in den Bauchraum ab und drückt die Bauchorgane nach unten. Dadurch wird die Bauchdecke nach ventral gewölbt. 32

Bauchatmung Vorteil: Spannung wird aus dem Nacken und dem cervicothoracalen Übergang nach unten abgezogen, die Atemtiefe nimmt zu, die Frequenz sinkt. Nachteil: Die Bauchwand fällt passiv nach vorne, es erfolgt keine Spannungsübertragung auf den Thorax, die thoracalen Abschnitte werden nicht geweitet. 33

34

Bauchatmung und Grundspannung im Beckenboden Nach Instruktion und willentlicher Grundspannung der Beckenbodenmuskulatur und M. transversus abdominis bilden diese eine Begrenzung der Atembewegung nach caudal und ventral. 35

Durch die elastische Spannung auf die fascia thoracolumbalis weitet sich der Bauchraum in alle Richtungen, also auch nach lateral und dorsal. Das erzeugt einen signifikanten Wirbelsäule-stützenden Effekt - quasi inside-out. 36

37

Thoraxatmung Weiten des Thoraxraumes durch Weiterlaufen der weitenden Bewegung des Bauchraumes nach oben. Auch hier vor allem Weitung nach lateral/dorsal, ohne den Thorax als Ganzes anzuheben. 38

Instruktion: Zuerst isoliert willentlich mit dem Brustkorb atmen, dann als aufsteigende Bewegung Bauchraum - Brustraum. Wichtig: Stoppt die aufsteigende Atembewegung an einem Wirbelsegment, soll der Patient nicht versuchen, diesen Stopp mit Kraftaufwand zu überwinden. Dies führt meist in das alte Muster (fixierten Brustkorb hochheben und Lungenspitzenatmung). 39

Sternale Atmung Bei Erreichen der Segmenthöhe Th 6 aktives Weiten des costosternalen Raumes (Brustbein nach vorne atmen) nach anterior und des clavicularen Raumes (Schultern weiten, Außenrotation scapulae). 40

Lungenspitzenatmung Luft in den Nackenbereich einfließen lassen. Mittels willkürlicher Aktivierung der Atemhilfsmuskeln (Scaleni) nach oben heben. 41