Ausgabe 1/13 Das Anlageberater- und Vermögensverwalter-Magazin der europäischen Zertifikate-Börse Frankfurt Wachsende Rendite Ein Sachwerte-Depot mit Holz zimmern Erfolg lacht! Die positive Wirkung von Humor im Vertrieb Von der Werkbank zur Denkfabrik steht vor einem Machtwechsel und einem gewaltigen Umbau der Wirtschaft. Mit Zertifikaten vom Wandel profitieren
Die UN geht davon aus, dass sich der globale Holzverbrauch bis 24 verdoppeln wird. Nachwachsende Renditen Die Anlageklasse Holz liegt als Sachwert voll im Trend. Allerdings sind direkte Investitionen in Holz oder Wald für Anleger kaum praktikabel. Eine sinnvolle Alternative können Zertifikate darstellen. Inflationsängste auf der einen Seite, niedrige Zinsen auf der anderen in dieser Zwickmühle suchen Anleger verstärkt nach alternativen Investmentmöglichkeiten. Fündig werden sie häufig bei Sachwerten wie Immobilien oder Gold. Seit geraumer Zeit ist allerdings noch ein anderer Trend zu beobachten: Holz als Geldanlage. Der Stoff, aus dem die Bäume sind, ist nicht nur einer der ältesten, sondern auch einer der am vielseitigsten verwendbaren Roh- und Werkstoffe der Welt. Ob als Bau-, Brenn- oder Nutzmaterial Holz ist gefragt. Seit 196 hat sich der Weltholzverbrauch mehr als verdreifacht. Wie die Food and Agriculture Organization (FAO) der UN ermittelt hat, wurden im Jahr 2 rund 3,5 Milliarden Kubikmeter Rundholz geerntet zwei Prozent mehr als im Jahr davor. Mehrere Wachstumstreiber Der globale Bedarf an Holz dürfte weiter steigen. So gehen die Vereinten Nationen von einer Verdopplung bis 24 aus. Ein Grund hierfür liegt in der Zunahme der Weltbevölkerung. So hat eine Studie der ETH Zürich ergeben, dass der globale Holzverbrauch linear mit der Bevölkerungsentwicklung korreliert. Demnach lag der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch an Rundholz in den vergangenen Jahrzehnten bei rund,6 Kubikmetern pro Jahr. Wenn sich die Bevölkerung wie es die UN prognostiziert bis zum Jahr 23 auf 8,3 Milliarden erhöht, würde das einen zusätzlichen Rundholzbedarf von jährlich 1,5 Milliarden Kubikmetern ergeben. Allerdings ist in diesem Szenario nicht berücksichtigt, dass mit einem steigenden Wohlstand in den Schwellenländern dort auch die Nachfrage nach Holzprodukten wie Papier, Bauholz und Möbel überproportional expan- 18 www.scoach.de
dieren dürfte. So hat sich zum Beispiel in der Verbrauch von Schnittholz (Sawnwood) bereits in den vergangenen zehn Jahren nahezu vervierfacht. Auch bei Erzeugnissen aus Papier und Pappe (Paper and Paperboard) hat die Volksrepublik kräftig aufgeholt. Mit einem Nachfragevolumen von 95,6 Millionen Tonnen (2) ist das Reich der Mitte hier schon vor den (2: 74,3 Millionen Tonnen) der größte Konsument der Welt. Trotzdem klafft noch eine Lücke zu den etablierten Industriestaaten. Diese zeigt sich, wenn man aus den obigen Zahlen einen Pro-Kopf-Wert ermittelt. Demnach liegt der Verbrauch in den bei rund 24 Kilogramm Papier und Pappe je Einwohner, in sind es lediglich 71 Kilogramm. Ein ähnlich hohes Nachholpotenzial ergibt sich bei Bauholz (Lumber) und Holzwerkstoffen (Wood-based Panels). Renaissance als Energieträger Holz gewinnt aber noch aus einem anderen Grund an Bedeutung. Denn in Zeiten des Klimawandels sowie hoher Öl- und Gaspreise nimmt seine Bedeutung als Energieträger wieder zu. Die Schlagworte hierzu lauten Holzpellets, Hackschnitzel und Bioethanol. Pellets werden aus getrocknetem Restholz (Sägemehl, Hobelspäne oder Waldrestholz) gewonnen und bei hohem Druck in kleine Stäbchen gepresst. Ein Kilogramm hat in etwa denselben Heizwert wie ein halber Liter Heizöl. Während Holzpellets vor allem als alternatives Heizmaterial infrage kommen, wird Bioethanol als Kraftstoff eingesetzt. Vorreiter ist hier Schweden. Dort tanken bereits Hunderttausende Autofahrer E85. Das ist ein Treibstoffgemisch aus 85 Prozent Ethanol und 15 Prozent Benzin. Weltweite Produktion von Holz und Holzprodukten 2 Produktion Veränderung in % verglichen mit Holzprodukt Einheit 2 2 2 198 Rundholz Brennholz Industrielles Rundholz 3 469 1 891 1 578 2 % 1 % 3 % 1 % 4 % 3 % % % 9 % Schnittholz 46 4 % 6 % 3 % Holzwerkstoffe 288 3 % 55 % 184 % Holzfasern Mio. Tonnen 173 1 % 1 % 38 % Papier und Pappe Mio. Tonnen 43 1 % 24 % 138 % Nachfrage steigt schneller Während der Bedarf an Holz in Zukunft deutlich zunehmen könnte, ist das Angebot auf die nutzbaren Waldflächen begrenzt. Vor diesem Hintergrund kommt eine Studie der Europäischen Union zu dem Schluss, dass der gesamte Holzbedarf für die stoffliche und energetische Nutzung in den Jahren 2 bis 23 in der EU voraussichtlich deutlich schneller als das entsprechende Angebot steigen wird. Demnach könnte bis zum Jahr 23 das potenzielle Rohholzaufkommen europaweit um über 4 Millionen Kubikmeter geringer ausfallen als der Bedarf. Nach Einschätzung der Verfasser der Studie müssen angesichts der drohenden Versorgungslücke rasch Maßnahmen ergriffen werden, um die Kluft zwischen Nachfrage und Angebot wenn schon nicht zu schließen, so zumindest zu verringern. Falls nicht, dürfte der Preis für Holz deutlich steigen. Im Visier der Investoren Institutionelle Anleger haben das Potenzial des Rohstoffes Holz schon seit geraumer Zeit erkannt und das nicht nur aus Renditegesichtspunkten. Holz-Investments eignen sich Quelle: FAOSTAT-Forestry database www.scoach.de 19
Holz ist vielfältig einsetzbar, zum Beispiel als Baumaterial, Werkmittel oder Brennstoff. dafür, das Depot zu diversifizieren und das Risiko zu optimieren. Sie weisen normalerweise neben guten Renditechancen eine geringe Korrelation zu anderen Asset-Klassen auf und verfügen über einen guten Inflationsschutz. Wald wächst eben nicht so schnell nach. Die Attraktivität des Sektors wird auch durch den US-Wald-Index NCREIF Timberland belegt. Der Index bildet die Wertentwicklung von 443 industriell genutzten Wald- und Forstanlagen in den Vereinigten Staaten mit einem Gesamtwert von aktuell 26 Milliarden Dollar ab. In den vergangenen 2 Jahren legte dieser viel beachtete Preisindikator um durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr zu. Wald brachte in der Vergangenheit einen besseren Inflationsschutz als Aktien oder Immobilien, bringt es Ernest Dochnal von der finnischen Beratungsfirma Pöyry Consulting auf den Punkt. Die größten Verbraucher von Holzprodukten (2) Industrielles Rundholz in 3 2 Kanada Brasilien Russland Schnittholz (Bauholz) in 8 6 4 2 Brasilien Deutschland Kanada Papier und Pappe in Mio. Tonnen 8 6 4 2 Japan Deutschland Japan Quelle: FAO Yearbook of Forest Products 2 Rendite raspeln Bleibt die Frage, wie sich am besten in Holz investieren lässt? Der direkte Kauf von Waldgrundstücken und deren Bewirtschaftung dürfte für die meisten Anleger allein schon mangels Zeit und Know-how keine Option darstellen. Ganz abgesehen von den potenziellen Risiken wie Sturmschäden oder Schädlingsbefall. Auch Beteiligungen an ge schlossenen Fonds (zum Beispiel an Plantagen) haben ihre Tücken. Hier muss sehr stark auf die Seriosität des Anbieters geachtet werden. Abgesehen davon handelt es sich bei den meisten geschlossenen Fonds um unternehmerische Beteiligungen. Auch das dürfte nicht jedermanns Sache sein. Wie in Holz investieren? Eine weitere Möglichkeit, direkt in Holz zu investieren, bieten Terminkontrakte. So werden an der US-Warenterminbörse CME (Chicago Mercantile Exchange) Futures mit verschiedenen Fälligkeiten auf standardisiertes Bauholz gehandelt (Random Lenght Lumber). Diese Futures dienen hin und wieder auch als Basiswerte für Hebelpapiere. Aktuell werden diverse Knock-outs auf Random Lenght Lumber beispielsweise von der Commerzbank angeboten. Hebelpapiere auf Futures verfügen jedoch über einen sehr spekulativen Charakter. Wer es weniger riskant will, muss einen anderen Weg gehen, und der führt über den Aktienmarkt. Dort werden Unternehmen gehandelt, die in den Bereichen Holz- und Forstwirtschaft oder in den verschiedenen Zweigen der Holzverarbeitung tätig sind. Anlegen mit Zertifikaten Mit Index-Zertifikaten können Anleger diversifiziert in Holz-Aktien investieren. Von der UBS wird zum Beispiel ein Endlos-Tracker auf den UBS Timber Index angeboten (CH24564863). 2 www.scoach.de
Historische Wertentwicklung des NCREIF Timberland Index (in % je Quartal), % 9,38 % 8, % 6, % 5,92 % 4, % 2, %, % 2, % 4, % 6, % 4,55 % Auch während der schweren Rezession von 2/2 kam es in den kaum zu Wertverlusten bei industriell genutzten Forst- bzw. Waldgrundstücken. Quelle: ncreif.org Der Basiswert bildet die Wertentwicklung der 15 größten globalen Aktiengesellschaften des Holz- und Forstwirtschaftssektors ab. Diese Unternehmen sind rund um das Thema Holz tätig: Holzanbau, Holzverarbeitung, Sägewerke, Verarbeitung und Vertrieb von Holzprodukten, Bauholz und sogar Möbelhersteller. Die Anlageregionen sind Nordamerika, Europa und Australien. Die Index-Zusammensetzung wird jährlich von der UBS überprüft. Das maximale Gewicht einer Aktie im Index ist auf Prozent begrenzt. Auf die Schwergewichte setzen Eine gebündelte Anlage in Holz-Aktien ermöglicht auch das von Goldman Sachs emittierte Partizipationszertifikat auf den S&P Global Timber & Forestry Total Return Index (DEGSTWA5). Der Index beinhaltet die 25 weltweit größten und liquidesten Unternehmen, die Wälder und Forstwirtschaft besitzen oder verwalten oder in der Holzverarbeitung tätig sind. Da es sich wie beim UBS Timber Index um einen Performanceindex handelt, werden potenzielle Dividendenzahlungen der Index-Mitglieder angerechnet. Um die Risiken wissen Was Anleger beachten müssen: Die Wertentwicklung von Aktien unterliegt häufig anderen Gesetzmäßigkeiten als die eines Rohstoffes wie Holz. So ist zum Beispiel das Geschäft von Anbietern von Holzprodukten keineswegs so konjunkturresistent, wie man vermuten könnte. Das zeigte sich insbesondere in der Rezession von 2/2, als die Baubranche in den (und damit auch zahlreiche Holz-Unternehmen) in eine schlimme Krise stürzte. So hat sich der S&P Global Timber & Forestry Index von Mitte 2 bis Mitte 2 nahezu gedrittelt. Die Waldpreise haben dagegen kaum gelitten. Zertifikate mögen daher nicht das perfekte Vehikel für Holz-Investments darstellen, aber sie gehören zu den bequemsten und einfachsten Möglichkeiten, in den Sektor zu investieren. www.scoach.de 21