Good Governance - Erfolgsfaktoren und Stolpersteine - Roland Scherer Wien, den 26. September 2005

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Transkript:

Good Governance - Erfolgsfaktoren und Stolpersteine - Roland Scherer Wien, den 26. September 2005

Seite 2 Die Themen Grundlegende Definitionen und Abgrenzungen Erfolgsfaktoren und Stolpersteine Chancen und Grenzen von Regional Governance

Seite 3 Grundlegende Definitionen und Abgrenzungen

Seite 4 Grundannahme Innovation und Innovationsfähigkeit sind für Regionen als Gesamtsystem die zentrale Voraussetzung dafür, dass diese sich langfristig an die sich ständig ändernden endogenen und exogenen Rahmenbedingungen anpassen können. Innovation bezieht sich aber nicht nur auf eine materielle Komponente, d.h. Neuerungen durch konkrete Aktivitäten und Massnahmen, sondern immer auch auf eine strukturelle Komponente, d.h. auf Neuerungen der bestehenden Institutionen, Netzwerke und Kooperationsprozesse.

Seite 5 Grundannahme Das Konzept einer innovativen Regionalentwicklung im Sinne einer Lernenden Region erfordert deshalb auch zwingend ein entsprechendes neues Steuerungsmodell für die Region.

Seite 6 Definition von (Good) Governance Governance ist ein neues Modell der systemübergreifenden Zusammenarbeit von Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die Kooperation erfolgt innerhalb von vertikal und horizontal verflochtenen Netzwerken Sie basiert auf einem System gemeinsam herausgebildeter Normen und Regeln. 'Good Governance ist ein normatives Modell einer 'guten Regierungsführung

Seite 7 Definition von Regional Governance Regional Governance ist die systemübergreifende Zusammenarbeit von Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bei der regionalen Entwicklung. Die Kooperation erfolgt innerhalb von vertikal, horizontal und lateral verflochtenen Netzwerken. Sie basiert auf einem System gemeinsam herausgebildeter Normen und Regeln und hat einen abgrenzbaren räumlichen Bezugsrahmen. Regional Governance wird normativ als das Steuerungsmodell angesehen, durch das Regionen in die Lage versetzt werden, ihre Innovations- und Lernfähigkeit ebenso langfristig zu erhalten, wie ihre Selbststeuerungsfähigkeit.

Seite 8 Bezugsrahmen von Regional Governance Rechtsrahmen Akteure Prozesse Regelungssystem Standortwettbewerb Politik Geselschaft Förderprogramme Kultur Verwaltung Wirtschaft Technologie

Seite 9 Merkmale von Regionalen Governance- Systemen Regionales Interdependenzmanagement als Steuerungsziel Netzwerkcharakter der Steuerungsstruktur Kombination von verschiedenen Steuerungsmodi Informelle und formelle Steuerungsstrukturen Territoriale und funktionale Orientierung Regional Governance ersetzt nicht die bestehenden Steuerungssysteme, sondern ergänzt diese Benz/Fürst 2003:24ff

Seite 10 Erfolgsfaktoren und Stolpersteine

Seite 11 Good Governance Il n existe pas!? Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass es kein Erfolgsmodell für Good Regional Governance gibt Good Regional Governance ist immer kontext-, situations- und akteursabhängig Jede Region muss ihr eigenes Good Governance- System finden

Seite 12 Die Faktoren regionaler Governance-Systeme Kontext Situation Akteure Institutionelle Rahmen Akteurskonstellation Prozess- - management

Seite 13 Die Faktoren regionaler Governance-Systeme Entstehung Kontext Kapazitäten Leistungsfähigkeit reg. Institutionen Sozialkapital regionale Identität Situation Problemfelder und Chancen Selbstgestaltungsfähigkeit Veränderung Akteure externe Impulse Akteure/Netzwerk Interaktionsorientierung Handlungslogik Machtkonstellationen persönliche Beziehungen Prozesse Prozessmanagement innovative Strategie Partizipation Invention/Innovation Steuerungsmodus Konfliktregelung Regional Governance Institutionelle Rahmen interne Regelsystem organisatorische Kern Macht- und Fachpromotoren Formalisierungsgrad Herkunft Akteure Abgrenzung Netzwerk Zugänglichkeit System-/Handlungsorientierung Veränderung Akteure Akteurskonstellation

Seite 14 Erfolgsfaktoren für Good Regional Governance Notwendige Grundbedingungen fördernde Faktoren hemmende Faktoren

Seite 15 Notwendige Voraussetzungen Zentrale Akteursgruppe mit hoher gesellschaftlicher Akzeptanz Einbindung neuer regionaler Eliten horizontale, vertikale und laterale Vernetzung Externe Impulse Zugänglichkeit des Netzwerkes für neue Akteure und Impulse Existenz eines internes Regelsystems Regionale Steuerungskompetenz in dem Themenbereich Kooperatives internes Interaktionssystem

Seite 16 Fördernde Faktoren Verfügbarkeit von Ressourcen und Kapazitäten Leistungsfähiges politische- administratives System positive persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren shared values oder shared knowledge als Motivation der zentralen Akteure Existenz von structural holes Existenz von political opportunity structures Wechsel zwischen Partizipation und elitärem Vorgehen Trennung von Macht- und Fachpromotoren

Seite 17 Hemmende Faktoren fehlende Führungspersönlichkeiten für den Prozess fehlende Kapazitäten für Prozessbegleitung fehlende interkommunale Kooperation konflikthaftes und kompetitives regionales Interaktionssystem politische Machtspiele von zentralen regionalen Akteuren konservative Denkmuster der klassischen regionalen Eliten Verteilungskonflikte in der Umsetzungsphase unterschiedliche Handlungslogik (territorial-orientiert vs. funktional-orientiert)

Seite 18 Chancen und Grenzen von Regional Governance

Seite 19 Die Grenzen einer Steuerung über Netzwerke Kartellbildung Zu wenig Legitimation Wenig belastbar durch Konflikte Zu hohe Koordinationskosten Unverbindlichkeit, da ohne Sanktionsmöglichkeiten Mentalitätswechsel als Voraussetzung Mangelnde Effektivität

Seite 20 Lebenszyklus von Governance-Systemen Handlungsorientierung territorial-orientiert funktional-orientiert GS P1 P3 DA P2 P4 Zielfindungsphase Umsetzungsphase feste Koppelung lose Koppelung

Seite 21 Fazit Regionale Governance-Systeme stellen einen wichtigen Bestandteil des regionalen Steuerungssystems dar und sind die Voraussetzung für die Lernfähigkeit von Regionen Regionale Governance-Systeme müssen sich systembedingt auf Entwicklungsfunktionen konzentrieren und können keine ordnungspolitischen Aufgaben übernehmen Regionale Governance-Systeme ersetzten damit NICHT die klassischen Verwaltungsstrukturen sondern ergänzen diese Auf der regionalen Ebene müssen deshalb sowohl Governance- als auch Government-Strukturen bestehen und diese müssen optimal miteinander vernetzt sein.

Seite 22 Regional Governance ist der Versuch, regionale Kooperation mit politischer Steuerung zu versöhnen