Evangelist Lukas und Evangelien

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Transkript:

Evangelist Lukas und Evangelien Seit dem Treffen mit Barnabas im Tarsus, um das Jahr 40 unsere Zeitrechnung, beruft sich Paulus auf das Urevangelium von Markus. Auch durch das Zitat aus dem 1. Brief an Korinther 1, was später auch von Lukas in das Evangelium nach Lukas aufgenommen wurde, erkennen wir, dass Lukas seinen schriftlichen Belegen aus dem Umfeld von Paulus erhalten hatte. In dem Zitat ersetzt Paulus die Einführung in die Eucharistie aus dem Urevangelium, und wie immer zugunsten der Selbstbehauptung sagt: Ich habe es von dem Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe 2. Wann und wie Paulus, ein eifriger Verfolger Jesu, den Gebot von Jesus erhalten konnte, um das Jahr 31, als Jesus gekreuzigt wurde, ist nicht nachvollziehbar. Etwa dann, als er Jesum in der Judaskuss-Nacht nachspionierte? Denn Paulus spricht hier so, als er selber das Gebot von Jesu erhalten hatte. Paulus lügt zynisch, im Gegenteil zu Jüngern Jesu, die durch Urevangelium detailliert erzählten, wann, wie und unter welche Umständen Sie das Gebot Jesu wahrgenommen haben. In seinem Brief verändert Paulus aus dem Urevangelium plagiierten Text so, als diese Sätze von Paulus, nicht von Jesus, herkommen würde. Später überlieferte Lukas diese Sätze in dem Evangelium nach Lukas, so wie sie in dem Urevangelium standen. Die Illusion, sei Paulus die Eucharistie durch Heiligen Geist empfangen hatte, lassen wir hier ruhen. Denn diesen, wie immer bei Paulus kleinen Lügen, mit Spekulationen über den Heiligen Geist zu verbinden, würde Verspottung des Heiligen Geistes, des Geistes der Wahrheit, gleichen. Diese Sätze, die Paulus um das Jahr 56 unsere Zeitrechnung in dem 1. Brief an Korinther zitiert, können wir nicht mit irgendwelchen unbekannten Quellen 3 erklären. Diese Sätze buchstäblich aus dem Evangelium nach Lukas hervorgehen, obwohl zu dieser Zeit das Evangelium nach Lukas noch nicht geschrieben wurde. So erkennen wir, dass Jesus höchst persönlich die Eucharistie 1 1. Kor. 11,24-25 2 1 Kor. 11,23 3 Wie es die Zweiquellentheorie vermutet. Evangelien Schlüssel - Onlineversion http://elmarkt.de/buchinhalt/ 79

unterwiesen hat 4, nicht Paulus. Also, was Paulus plagiiert, muss aus dem Urevangelium entnommen worden sein, was auch Lukas später, als schriftliche Belege nutzte. Ein Angestellter bei Paulus, hielt Lukas der Anschluss über zehn Jahre aufrecht und begleitet den Paulus überall. Jedoch seine zwei Bücher widmet Lukas an Hochverehrter Theophilus, nicht an Paulus. In beiden Werken von Lukas ist der Theophilus mit dem Begriff kratistos angesprochen, wie die Anrede zum einen Provinzstatthalter, was auch Mächtigster bedeuten kann. Womöglich war Theophilus wirklich ein Provinzstatthalter, der Lukas in eine entfernte Provinz (wie Qumran) behütete, wo Lukas seine Bücher schrieb. Lukas wurde so ein Titel kaum nutzen, wenn der Status des Mannes nicht entsprechend währe. Die Abweichungen zwischen der Apostelgeschichte und Briefe von Paulus bestätigen die Annahme, dass Lukas von Paulus getrennt war, als er das Evangelium nach Lukas und die Apostelgeschichte schrieb. Lukas war auch von allen christlichen Ereignissen so weit und so lange entfernt gewesen, als er die Apostelgeschichte schrieb, dass keine Vorkommnisse aus dem Jahr 62 mehr erwähnt. Auch Paulus Tod er nicht erwähnt, was Lukas gewiss nicht verschwiegen hatte, wenn er darüber was wusste. Am ende der Apostelgeschichte erwähnt Lukas nur mit einem Satz, dass Paulus in Rom zwei Jahre verbrachte, was er noch sicher wusste. Also wir können deutlich annehmen, dass Lukas noch vor dem Jahr 62 Rom verlassen hat und damit entfernte sich von allen christlichen Ereignissen. Lukas war kein Gefangener wie Paulus und konnte sich frei bewegen. Also, Lukas verließ Rom bald nach der Ankunft mit Paulus, um die Zeitraum zwischen 61 und 62 unsere Zeitrechnung, noch bevor Paulus starb. Nun besprechen wir die Ereignisse zwischen 59 und 62 unsere Zeitrechnung in Rom, wo die Apostelgeschichte zu Ende geht. Von Rom aus leiten wir noch einen chronologischen Zeitpunkt ab und können so erkennen, wann das Evangelium nach Lukas und die Apostelgeschichte wirklich entstehen konnten. Aber zuvor noch kurze Vorgeschichte, die uns helfen kann, damalige Ereignisse besser zu verstehen. 4 Lk. 22,16-20 80 Evangelien Schlüssel

Nach der Ankunft als Gefangener um das Jahr 59 unsere Zeitrechnung Paulus findet noch keine Gemeinde in Rom. Paulus geht nach drei Tagen zu Diaspora Juden und versucht, wenn auch erfolglos, eine Gemeinde zu gründen 5. Nach seinen Auslegungen fühlten sich römischen Juden von Paulus nur verwirrt 6. Die Diaspora Juden wussten über Paulus überhaupt nichts und über Jesus also, haben sie auch wenig gehört. Was wiederum belegt, dass von Klaudius verbahnten Christen kaum was Gemeinsames mit Jesus hatten. Demnach aber, das von Sueton erwähnte Edikt von 49 traf kaum alle Juden in Rom, denn nur gegen Anhänger des Chrestus ausgerichtet wurde. Über Vertreibung allen Juden aus Rom, hier ist kaum die Rede. Sonst musste man annehmen, dass nach der Verbannung aus Rom, wegen andauernder Verfolgung von römischer Regierung, Juden keine Spuren in Rom hinterließen. Jedoch, nach seiner Ankunft rief Paulus die Vornehmsten der Juden zusammen. Das Verhältnis von römischer Regierung zum Paulus um das Jahr 59 unsere Zeitrechnung ist in die Apostelgeschichte auch ziemlich neutral 7 beschildert. Auch deswegen ist kaum anzunehmen, dass Sueton über Anhänger Jesu berichtet, wo er über Chrestus spricht. Auch dann nicht, wenn welcher Juden von welcher Tumultstifter Chrestus geführt, wurden noch um das Jahr 49 aus Rom vertrieben. So stellen wir noch einen chronologischen Punkt fest der besagt, dass um das Jahr 59 unsere Zeitrechnung in Rom noch keine Gemeinde der Nachfolger Jesu gegeben hat. Denn zu der Zeit, als Paulus in Rom eigene Gemeinde gründete, lag das Zentrum der Nachfolger Jesu in Alexandrien, wo auch Markus eine Gemeinde gründete und eigenhändig geschriebenes Urevangelium verkündigte. So wie Eusebius über das Jahr 62 unsere Zeitrechnung berichtet: Im achten Jahre der Regierung Neros übernahm Annianus als erster nach dem Evangelisten Markus die Leitung der Kirche in Alexandrien 8. 5 Apg. 28, 20-28 6 Apg. 28, 21; 24; 29 7 Apg. 28,16; 28,30-31 8 Eusebius, Kirchengeschichte II 24 Evangelien Schlüssel - Onlineversion http://elmarkt.de/buchinhalt/ 81

Auch über die von Kaiser Nero um das Jahr 64 unsere Zeitrechnung veranlasste Chrestianer Verfolgung Lukas nicht berichtet. Diese Verfolgung wurde aus einem anderen Grund, als bei Klaudius veranlasst. Den verheerenden Brand in Rom folgte der Verdacht: es habe auf Befehl gebrannt. Um das Gerücht aus dem Welt zu schaffen, schob er (Nero) die Schuld auf anderen und verhängte die ausgesuchten Strafen über die verhassten wegen ihrer Verbrechen, die das Volk Chrestianer nannte. 9 Wenn noch um das Jahr 59 keine christliche Gemeinde in Rom zu erkennen war, um das Jahr 64 bereits erwähnten Chrestianer können wir wohl als Nachfolger des Paulus betrachten 10. Wenn wir annehmen würden, dass Paulus um das Jahr 62 enthauptet wurde, ist es nicht ausgeschlossen, wenn den Brand in Rom damaligen Chrestianer doch, als Rache für Paulushinrichtung, auslösen konnten. Lukas sagt auch, dass Paulus zwei Jahre in Rom geblieben ist. Was ebenso heißen konnte, dass Paulus in Rom zwischen die Jahre 59-62 seine Gemeinde gründete. Dionysius 11 von Korinth, berichtet ziemlich emotional über den Tod des Paulus wie Eusebius überliefert: Dass beide Apostel zu gleicher Zeit den Martertod erlitten haben, behauptet Dionysius, Bischof von Korinth, in einem Schreiben an die Römer. Er sagt: Durch eure große Sorgfalt habt ihr die von Petrus und Paulus in Rom und Korinth angelegte Pflanzung miteinander verbunden. Denn beide haben in unserer Stadt Korinth die Pflanzung begonnen und uns in gleicher Weise in Italien gelehrt und zu gleicher Zeit den Martertod erlitten. 12 Jedoch ist es sehr zweifelhaft, ob Apostel Petrus um das Jahr 62 und ob überhaupt im Rom gewesen ist. Außerdem Eusebius erwähnt einen direkten Nachfolger des Paulus den Linus, nicht welcher Nachfolger von Apostel Petrus, als erster Bischof von Rom: Nach dem Martertod des Paulus und Petrus erhielt zuerst Linus den bischöflichen Stuhl der römischen Kirche. Paulus gedenkt seiner bei Anführung der Namen am Ende des von Rom aus an 9 Tacitus, Ann. XV 44 10 Apg. 28, 31 11 Dionysios war um 170 Bischof von Korinth. 12 Eusebius, Kirchengeschichte II 25 82 Evangelien Schlüssel

Timotheus 13 gerichteten Briefes. 14 Und keine andere Quelle benennt Apostel Petrus, als Ordinarius von Rom. Demnach ist kaum anzunehmen, dass Apostel Petrus in Rom und zu gleiche Zeit mit Paulus, hingerichtet wurde. Denn Markus kam nach Alexandria, nachdem Apostel Petrus starb, noch vor dem Jahr 62 unsere Zeitrechnung. Demzufolge ist deutlich, Apostel Petrus wurde früher hingerichtet. Also, Dionysius folgend es sollte heißen, auch Paulus, wenn schon zu gleiche Zeit mit Apostel Petrus, noch vor das Jahr 62 unsere Zeitrechnung hingerichtet wurde. Aber noch vor dem Jahr 64 unsere Zeitrechnung ganz bestimmt auch die Anhänger des Paulus mussten Rom verlassen, wenn sie nicht bei Löwen auf Arena landen, oder nicht gekreuzigt werden, wollten. Und wer will so was? Der Kaiser Nero hat kaum von einem zu anderen Tag die Verfolgung gegen Chrestianer veranlasst. Die Spannung sollte schon viel früher entstanden sein. Wenn auch fasst bis zuletzt Lukas bei Paulus geblieben war, gewiss hat auch er noch vor dem Jahr 62 Rom verlassen. Aus dem zweitem Brief an Timotheus folgt deutlich, Paulus wusste bereits um das Jahr 61, dass er verurteilt wurde und wusste auch sogar, dass die Hinrichtung bald und unausweichlich widerfahren wird, wie er selber schreibt: Ich nämlich bereits geopfert werde und die Zeit meines Abscheidens steht bevor. 15 Unter diesen Umständen ist nicht auszuschließen, dass Paulus auch um das Jahr 62 unsere Zeitrechnung von Nero hingerichtet wurde, weil er, als Gefangener, kaum Rom verlassen konnte. Und wie Paulus weiter schreibt, alle haben ihn bereits verlassen außer dem Lukas. Insofern es ist kaum erstaunlich, wenn noch vor der Verurteilung seine schriftlichen Quellen und Bücher Paulus den Lukas anvertraute und ihn aus dem Rom wegschichte. Gewiss hat Lukas alle verfügbaren Quellen aus dem Urevangelium auch mitgenommen. Und wie lange kann es dauern, ein handschriftliches Evangelium zu zuordnen und neu aufzuschreiben? Allenfalls nicht weniger als 13 2 Tim, 4, 21 14 Eusebius, Kirchengeschichte III 2 15 2. Tim. 4,6 Evangelien Schlüssel - Onlineversion http://elmarkt.de/buchinhalt/ 83

zwei oder drei Jahre. Und nachdem, als Lukas mit der Anordnung seines Evangeliums fertig war, brauchte er noch einpaar Jahre, die Berichte von Markus über den Apostel Petrus und eigene Berichte über Paulus zu zuordnen und in die Apostelgeschichte aufzuschreiben. Getrost können wir die Entstehung des Evangeliums nach Lukas Frühestens auf das Jahr um 64 unsere Zeitrechnung verlegen. Und die Apostelgeschichte Spätesten um das Jahr 68 unsere Zeitrechnung verfasst wurde. Es ist offensichtlich, dass das Evangelium nach Lukas nicht bei Paulus und nicht nach Meinung des Paulus geschrieben wurde. Dennoch der Kanon Muratori folgend, verfasste Lukas bei Paulus ein Evangelium, nach dem, was er gehört hatte. Gleiches berichten auch Irenäus von Lyon und Origenes. Wenn wir diese Nachrichten wie gewöhnlich annehmen, Lukas erscheint so genial gewesen, als nur nach dem was er über zehn Jahre bei Paulus hörte, irgendwann zwischen Jahren 62-65 unsere Zeitrechnung in ein Evangelium ausgelegt hatte. Gewiss konnte er eigene Notizen machen aber kaum gleich so, wie Apostel Petrus mit seiner Begleitern in das Urevangelium von Markus die Jesus Lehre ausgelegt haben. Also Notizen von Lukas, konnten kaum so genau gewesen, wie das gegenwärtige Evangelium nach Markus oder das Evangelium nach Matthäus an vielen Stellen fast wortwörtlich, wie auch bei Lukas, die Lehre Jesu uns präsentieren wollen. Also, vielleicht konnte Lukas irgendwie doch sein Evangelium nach der Meinung von Paulus, und zwar nur nachdem, was er bei Paulus hörte, verfassen? Was daraus wird, wenn eine sagte und andere hörte, haben wir am Anfang dieses Buches deutlich belegt 16. Schon deswegen, die Antwort auf diese Frage ist eindeutig - nein! Der Kanon Muratori und anderen historischen Quellen, wirklich nicht das gegenwärtige Evangelium nach Lukas besprechen, wo sie berichten, dass Lukas hat nach der Meinung von Paulus ein Evangelium verfasst. Wie gesagt, als Paulus Troas besuchte, um das Frühjahr 50 unsere Zeitrechnung anscheinend hat er auch Lukas angestellt. Durch den Begriff wir aus der Apostelgeschichte können wir Mitwirkung von Lukas bei Paulus identifizie- 16 Seite 15 84 Evangelien Schlüssel

ren. Lukas schreibt: Sie zogen aber an Mysien vorüber und kamen hinab gen Troas. 17 Und ab dieser Stelle wendet sich die Erzählung von sie zur wir : Als er aber das Gesicht gesehen hatte, da trachteten wir also bald, zu reisen nach Mazedonien 18. Demzufolge, als Paulus nach Mazedonien zog, ist Lukas schon dabei gewesen. Seitdem hat Lukas mehr als zehn Jahre mit Paulus verbracht. Deswegen ist es offenkundig, dass in der Kanon Muratori und bei Irenäus von Lyon die Rede über ein Evangelium ist, welches doch bei Paulus auch mit Hilfe von Lukas nach Paulusmeinung verfasst wurde. Also hier ist ein Evangelium erwähnt, welches Paulus verkündigte und immer wieder, als ob eigenes 19 Evangelium nannte. Von Anfang an erklärt Lukas, warum er überhaupt das Evangelium schreibt. Gewöhnlich nimmt man an, dass der erste Satz aus Evangelium nach Lukas etwa so klingen sollte, wie es in der Luthers Übersetzung vorliegt: Sintemal sich es viele unterwunden haben, Bericht zu geben von den Geschichten, so unter uns ergangen sind, wie uns das gegeben haben, die es von Anfang selbst gesehen und Diener des Worts gewesen sind 20. Möglichst wörtlich übersetzt heißt aber: Nachdem bekanntlich viele versuchten der Reihe nach herzustellen, die Erzählung über erfüllten Taten, ebenso wie überliefern uns, die von Anfang an, Augenzeugen und Gehilfe wurden (und) Zeugnis ablegten. Lukas schreibt deutlich, es wurde mehrmals (bekanntlich) versuch der Reihe nach herzustellen, genauso wie es die überliefern, die von Anfang an Augenzeugen und Gehilfe Jesu gewesen sind. Und zwar, es wurde versucht die Erzählung wieder herzustellen, die von Begleiter Jesu verfasst wurden: die (das) Zeugnis ablegten, die (es) erzählt (του λογου) haben. Man braucht kein Profilinguist zu sein, um den Unterschied zwischen eine gewöhnliche Übersetzung und den Textinhalt zu erkennen. Eine gewöhnliche Übersetzung durch solche Formulierungen, wie unterwunden haben Bericht zu geben von den Geschichten oder Diener des 17 Apg. 16, 8 18 Apg. 16, 10 19 Rom. 2,16; 16,25; 2Th. 2,8 20 Lk. 1,1-2 Evangelien Schlüssel - Onlineversion http://elmarkt.de/buchinhalt/ 85

Worts gewesen sind, tragen mit sich reinen Wunschgedanken über eine langjährige mündliche Verkündigung vor der Entstehung der Evangelien. Auch jede weitere Vermutung, dass Lukas sein Evangelium nach der Meinung von Paulus geschrieben haben sollte, schließt Lukas selber aus 21. Lukas sagt deutlich, er ordnet nur die verfügbaren Quellen neu ein! Er sagt nicht etwa wir, sonder: auch ich 22, (εδοξεν - gerade ich), was jeder Beteiligung dabei ausschließt. Lukas war noch nicht dabei, als Paulus das zweite Mal Jerusalem besuchte. Deswegen wurde er kaum sagen: ebenso wie überliefern uns, wenn er über eine mündliche Überlieferung, wie bei Besprechung in Jerusalem, hier schreiben würde. Solche Besprechungen exakte Übergabe des Textes von selbst ausschließen. Eine andere Angelegenheit, wo und wie der Text des Evangeliums an Paulus mündlich überreicht werden konnte, ist kaum aufzuspüren. So ein grundsätzliches Ereignis, wie Überlieferung des Evangeliums an Paulus, hatte Lukas zweifellos auch in die Apostelgeschichte erwähnt. Und es ist deutlich, auch Lukas wurde in das Geheimnis nicht eingeweiht, wie Paulus das Evangelium ergattert hatte. Deswegen wusste Lukas auch nicht, dass er von Paulus das ganzes Urevangelium erhalten hat, als er Rom verließ. Nach zehn Jahren Erfahrungen bei Paulus die frisch erhaltenen und noch nicht benutzten Quellen, bei erster Gelegenheit Lukas neu einordnet. Und wenn Lukas sagt: sorgfältig der Reihe nach 23... (ακριβωσ καθεξησ), offensichtlich, die Anordnung, die er bereits kannte, die bei Paulus vorgenommen wurde, Lukas hat nicht für Besonderes gut gehalten. Dieses aber spricht nichts dagegen, wenn Lukas, als Mitarbeiter von Paulus, auch ein anderes Evangelium nach Paulusmeinung verfasst hatte. Ein Evangelium, wie Paulus es haben wollte, ebenso, wie der Kanon Muratori darüber spricht. Ersichtlich das Evangelium nach Matthäus deutlich mit Hilfe von Lukas nach Paulusermessen aus dem Urevangelium von Markus herausgeholt wurde. 21 Lk. 1,1-4 22 Lk. 1,3 23 Lk. 1,3 86 Evangelien Schlüssel

Wenn wir die Evangelien nach Matthäus und nach Lukas als eine Abtrennung von Urevangelium annehmen, wird deutlich, warum auch das gegenwärtige Evangelium nach Markus so brüchig und kürz vorkommt. Die übrig gebliebenen Quellen, die nach den Manipulationen bei Paulus entstandenen, und in die gegenwärtigen Evangelium nach Markus und Evangelium nach Matthäus nicht eingeordnet wurde, Lukas stellte zusammen in seinem Evangelium. So schrieb Lukas in guter Ordnung eigenes Evangelium nach Lukas. Lukas spricht in seinem Einführungsabsatz nicht über irgendwelche Apokryphen oder unbekannte Quellen. Er betont das einzige identifizierbare Werk, welchen überliefert haben, die, die von Anfang an Augenzeugen Jesu gewesen sind. Und die, die es von Anfang an selber Jesus gesehen, gefolgt und gehört haben, sind Apostel Petrus, Apostel Johannes und anderen Begleitern Jesu. So bestätigt Lukas, dass er das Urevangelium von Markus nutzt. Die Apostelgeschichte ist das zweite Buch 24 von Lukas und mit anderen Schriften des Neuen Testaments verglichen, ist sie ziemlich spät entstanden. Deswegen kann auch Zweifel entstehen, ob die Apostelgeschichte für die Fragen über die Entstehung der Evangelien als verlässliche Quelle angenommen werden kann. Zu der Zeit, als Lukas die Apostelgeschichte geschrieben hat, das Wort Evangelium oder auch ein Begriff wie,,freue Botschaft" für Lukas eine Selbstverständlichkeit war. Dennoch, Lukas ist sehr aufmerksam, was er berichtet. Wie Apostel Petrus oder der Paulus aufgrund der jüdischen Schriften Jesus Messias verkündigten, berichtet die Apostelgeschichte an verschiedenen Stellen mehrmals und detailliert. Wir haben bereits überblickt, dass Paulus nach seiner Wende bei Damaskus mindestens fünf Jahre nur Jesus der Messias verkündigte. Und wo in der Apostelgeschichte über diese Verkündigung, dass Jesus der Messias ist berichtet wurde, verläuft die Verkündigung aufgrund der jüdischen Schriften. Lukas beschreibt an diesen Stellen die Ereignisse genau so, wie die Verkündigung abgelaufen ist. An diesen Stellen das Wort Evangelium Lukas nicht verwendet und über Verkündigung des Evangeliums spricht überhaupt nicht. An diesen Stellen wird auch 24 Apg. 1,1-2 Evangelien Schlüssel - Onlineversion http://elmarkt.de/buchinhalt/ 87

keine,,freue Botschaft" erwähnt. So können wir sicher feststellen, dass Lukas verwendet das Wort Evangelium bewusst und nur dann, wenn er das Evangelium auch meint. Schon deswegen, zu dem was Lukas berichtet, ist uneingeschränkte Glaubwürdigkeit wirklich gegeben. 88 Evangelien Schlüssel