Konjunkturtendenzen Sommer 2012

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Arbeitsauftrag Worum es geht Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco ist das Kompetenzzentrum des Bundes für die wichtigsten Fragen der Wirtschaftspolitik. Vierteljährlich wird die aktuelle Lage der Wirtschaft detailliert untersucht und eine neue Konjunkturprognose für das laufende und das nächste Jahr erstellt. 1 Die diesjährige Sommerprognose ist am 12. Juni 2012 mit einer Pressemitteilung präsentiert worden. 2 Sie wird in einer ausführlichen Publikation zur schweizerischen und inter nationalen Wirtschaftslage, den «Konjunkturtendenzen», dokumentiert. Diese Publikation ist im Internet frei zugänglich. Das Seco fasst die aktuelle Analyse und Prognose jeweils auf einer Seite zusammen, unter dem Namen «Konjunkturtendenzen auf einer Seite». In den vorliegenden Arbeitsblättern wird diese Seite abgedruckt und mit Verständnisund Vertiefungsfragen ergänzt. Die Schweiz als kleines, international verflochtenes Land wird stark von der weltwirtschaftlichen Konjunktur beeinflusst. Deshalb stellt das Seco zuerst die Lage der Weltwirtschaft dar. Im zweiten Teil wird die Schweizer Wirtschaft untersucht und die neueste Konjunkturprognose vorgestellt. Im dritten Teil werden Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung und der Prognosen erläutert. Jede Ausgabe des Arbeitsauftrags zu den «Konjunkturtendenzen» enthält ferner ein Vertiefungsthema, ebenfalls ergänzt mit Verständnis- und Vertiefungsfragen. In der vorliegenden Ausgabe behandelt das Vertiefungsthema «Entwicklung Bevölkerung und BIP pro Kopf Schweiz und international». Die aktuellen Konjunkturtendenzen sind frei verfügbar unter: www.seco.admin.ch Dokumentation Publikationen und Formulare Regelmässige Publikationen Konjunkturtendenzen Konjunkturtendenzen Sommer 2012 Weltkonjunktur Die internationale Konjunktur präsentiert im Frühsommer 2012 ein heterogenes Bild mit beträchtlichen Risiken. Schwachpunkt ist klar der Euroraum, wo sich diverse Länder in einer schweren Rezession befinden und überdies die Staatsschuldenkrise in den letzten Wochen an den Finanzmärkten wieder aufgeflammt ist. Auch unter der Annahme, dass eine unkontrollierte Ausbreitung der Krise (vor allem eine Kettenreaktion an den Finanzmärkten mit Ansteckungseffekten auf Bankensysteme und weitere Länder) vermieden werden kann, bleiben die europäischen Konjunkturperspektiven sehr gedämpft. Vor allem für die südeuropäischen Länder, die sowohl unter einer rückläufigen privaten Nachfrage als auch den anspruchsvollen fiskalpolitischen Konsolidierungsmassnahmen leiden, ist kein baldiges Ende der Rezession in Sicht. Selbst die robuste deutsche Wirtschaft wird sich von diesem schwierigen Umfeld nicht völlig abkoppeln können. Besser als für die EU sind die Konjunkturperspektiven für Asien und die USA, wenngleich auch diese Wirtschaftsräume gegenüber den Problemen im Euroraum wegen der Handels- und Finanzverflechtungen nicht immun sind. In China ist die eingetretene Konjunkturverlangsamung wirtschaftspolitisch erwünscht, um Überhitzungserscheinungen wie stark steigenden Immobilienpreisen und kräftiger Kreditausweitung entgegenzuwirken. Offen ist, wie stark sich die chinesische Wirtschaft abkühlt und ob die geplante Umsteuerung auf ein stärker vom privaten Konsum getragenes Wachstum gelingt. 1 Neben dem Seco veröffentlicht eine Reihe weiterer Institutionen und Firmen Konjunkturprognosen für die Schweiz, u.a. BAK Basel Economics, Institut CREA de macroéconomie appliquée, Credit Suisse (CS), Internationaler Währungsfonds (IWF), Konjunkturforschungsstelle der ETH KOF, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, Schweizerische Nationalbank (SNB), UBS, Zürcher Kantonalbank (ZKB). 2 Siehe den Beitrag in der Hauptausgabe der «Tagesschau» vom 12.6.2012 (videoportal.sf.tv/sendungen). Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 1 10

Arbeitsauftrag Weltkonjunktur: Text verstehen a. Die weltwirtschaftliche Konjunkturlage ist uneinheitlich. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Situation in den drei grossen Wirtschaftsräumen Euroraum, USA und Asien? Weltkonjunktur: Text vertiefen b. Die südeuropäischen Länder leiden unter finanzpolitischen Sparprogrammen. Warum wurden diese Programme ergriffen? Inwiefern verschärfen sie die Rezession? c. In China wurde der starke Aufschwung mit wirtschaftspolitischen Eingriffen gebremst. Welchen konjunkturellen Risiken wollte der Staat entgegentreten? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 2 10

Arbeitsauftrag Schweizer Wirtschaft Die Schweizer Wirtschaft verzeichnete im 1. Quartal 2012 ein deutlich positives Wirtschaftswachstum und ist wesentlich besser als befürchtet durch den Winter 2011/2012 gekommen. Die Krisenresistenz ist zu einem erheblichen Teil der anhaltend robusten Konjunktur im Inland zu verdanken, welche durch die historisch tiefen Zinsen, die rückläufige Inflation und die wachsende Bevölkerung (infolge der stetigen Zuwanderung) gestützt wird. Aber auch die Exportwirtschaft hält sich trotz starkem Franken und rezessiver Wirtschaftslage in vielen EU-Ländern bislang relativ gut, nicht zuletzt dank des günstigen Branchen-Mix robuste Exportbereiche wie Uhren und Phama kompensieren die Schwäche in der MEM-Industrie und im Tourismus sowie der Wechselkursuntergrenze zum Euro, welche die Währungssituation etwas entschärft hat. Für verschiedene Sektoren und viele Exportfirmen bleibt die Situation jedoch angespannt und der Margendruck hoch. Wegen der guten Konjunkturentwicklung im Winterhalbjahr erhöht die Expertengruppe des Bundes die Wachstumsprognose für 2012 von bislang 0,8% auf neu 1,4%. Diese Anpassung darf nicht darüber hinweg täuschen, dass sich das europäische Wirtschaftsumfeld in jüngster Zeit weiter verschlechtertet hat. Für 2013 wird mit einem BIP-Wachstum von 1,5% eine leicht schwächere Konjunkturdynamik als bisher (1,8%) erwartet. Die konjunkturelle Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zeigt sich auch am Arbeitsmarkt, der sich nach wie vor in robuster Verfassung präsentiert. Nach Einschätzung der Expertengruppe könnte die Arbeitslosigkeit allerdings im weiteren Jahresverlauf noch leicht steigen, insbesondere in Wirtschaftsbereichen mit konjunkturellen oder strukturellen Problemen (wie in Teilen der Exportindustrie, im Tourismus, aber auch im Finanzsektor). Im Jahresdurchschnitt bedeutet dies Arbeitslosenquoten von 3,2% für 2012 sowie 3,4% für 2013. Schweizer Wirtschaft: Text verstehen a. Beschreiben Sie die wirtschaftliche Lage der Schweiz im Frühsommer 2012. b. Die Aussen- oder Exportwirtschaft hat für die kleine Schweizer Volkswirtschaft eine grosse Bedeutung. Wie hat sie sich in den letzten Monaten entwickelt? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 3 10

Arbeitsauftrag c. Welche Prognose stellt die Expertengruppe des Bundes für das laufende Jahr und das Jahr 2013? d. Wie wird sich der Arbeitsmarkt entwickeln? Schweizer Wirtschaft: Text vertiefen e. Die Schweizer Wirtschaft hat sich in den letzten 6 bis 8 Monaten besser entwickelt als erwartet. Warum? f. Trotz der deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten im Euroraum hat die Expertengruppe des Bundes die Wachstumsprognose 2012 im Vergleich zur Frühjahrsprognose nach oben korrigiert. Warum? g. In welchen Sektoren der Schweizer Volkswirtschaft sind die Beschäftigungsaussichten in den kommenden Monaten eher weniger günstig? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 4 10

Arbeitsauftrag Risiken Das zentrale Konjunkturrisiko ist die Euro-Schuldenkrise. Die positive Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft hängt entscheidend an der Annahme, dass es gelingt, eine unkontrollierte Ausbreitung der Schulden krise zu verhindern. Das Risiko für eine grossflächige europäische Bankenkrise ist schwer abzuschätzen, hätte aber potenziell stark negative Effekte auf die Konjunktur. In einem solchen Fall könnte der gesamte Euroraum eine schwere Rezession erleiden, mit deutlich negativen Ausstrahlungseffekten auf den Rest der Welt. Gerade wegen des potenziellen grossen Schadens einer Eskalation der Schuldenkrise erscheint die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung indes immer noch relativ begrenzt, da die Wirtschaftspolitik in der EU mit allen Mittel eine unkontrollierbare Entwicklung der Krise vermeiden will. Risiken: Text verstehen a. Die positive Wachstumsprognose für die Schweiz hängt entscheidend von bestimmten Annahmen ab. Beschreiben Sie diese. Risiken: Text vertiefen b. Im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise ist gelegentlich von Rückkoppelungseffekten zwischen Banken- und Staatsschuldenkrise die Rede. Was ist damit gemeint? c. In der Schweiz konnte die Nationalbank (SNB) bisher Schlimmeres in Form von Rezession und Deflation verhindern. Dank welchen Massnahmen ist der SNB dies gelungen? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 5 10

Vertiefungsthema Entwicklung Bevölkerung und BIP pro Kopf Schweiz und international Der folgende Text ist ein Auszug aus den Konjunkturtendenzen Sommer 2012 des Seco. Im ausgewählten Abschnitt wird untersucht, wie sich die Bevölkerungsentwicklung auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Seit 2007 überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum in der Schweiz im Vergleich mit den europäischen Nachbarländern Stützende Impulse des Bevölkerungswachstums für Bau und Konsum Die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz hat im Jahr 2011 um 1,02% Prozent (+82 400 Personen) zugenommen. Diese Zunahme ist grösstenteils auf die Nettoeinwanderung zurückzuführen (+64 100). Der Rest des Wachstums (18 300) ergibt sich aus dem Geburtenüberschuss (Geburten Todesfälle). Im internationalen Vergleich mit den Nachbarstaaten weist die Schweiz ein relativ hohes Bevölkerungswachstum auf (Abbildung 1). Seit 2007 ist die Bevölkerung im Zuge der gestiegenen Zuwanderung, insbesondere aus der EU, im Durchschnitt pro Jahr um 1% gewachsen, während die Nachbarländer wie Frankreich, Italien und Österreich ein mittleres Wachstum von rund 0,5% aufwiesen. In Deutschland ist die Bevölkerung seit 2004 leicht rückläufig. Für 2011 wird allerdings nach acht Jahren erstmals wieder ein minim positives Bevölkerungswachstum erwartet. Der anhaltend hohe Bevölkerungszuwachs in der Schweiz übte in den letzten Jahren einen positiven Impuls auf den privaten Konsum und die Bauwirtschaft aus. Dies hat zweifellos dazu beigetragen, dass die Schweizer Wirtschaft relativ glimpflich durch die diversen Krisen der letzten Jahre (globale Finanzkrise 2008, Frankenhausse 2011) gekommen ist. Die Schweiz verzeichnete 2009 einen milderen BIP-Rückgang als viele andere Industrieländer und anschliessend eine zügige Erholung. Abbildung 1: Bevölkerungswachstum Schweiz International Jährliche Werte, in Prozent Quellen: BFS, Eurostat Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 6 10

Vertiefungsthema BIP-Wachstum pro Kopf: Entwicklung der Schweiz in den letzten Jahren in durchschnittlichem Rahmen, vergleichsweise milder Einbruch 2008/2009 Bereinigt man die Wirtschaftsentwicklung um den Bevölkerungseffekt, erhält man das reale BIP-Wachstum pro Kopf. Das BIP pro Kopf der Schweiz ist 2011 um 1,2% gestiegen (Abbildung 2). 3 Dies ist im Vergleich mit den Nachbarländern ein durchschnittlicher Wert. Deutschland und Österreich verzeichneten 2011 ein BIP-Wachstum pro Kopf von über 2%, während dieses in Italien auf dem Niveau des Vorjahres stagnierte (+0,0%). Bemerkenswert ist die Entwicklung des schweizerischen Pro-Kopf-Einkommens während den Krisenjahren 2008/2009. Auch pro Kopf war der damalige BIP-Einbruch in der Schweiz weniger ausgeprägt als in den Nachbarländern. D.h. auch bereinigt um das starke Bevölkerungswachstum lässt sich immer noch konstatieren, dass die Schweiz vergleichsweise glimpflich durch die Finanzkrise kam. Abbildung 2: Veränderungsrate BIP pro Kopf (real) Jährliche Werte, in Prozent Quellen: IMF, BFS BIP pro Kopf erreichte in der Schweiz 2011 wieder das Vorkrisenniveau von 2008 Betrachtet man die reale BIP pro Kopf-Entwicklung im Niveau, hat die Schweiz 2011 erstmals wieder das Vorkrisenniveau von 2008 überschritten. Laut dem World Economic Outlook des IWF verlief die Erholung seit der Finanzkrise in den Industrieländern weniger stark als in den Schwellenländern. Dies kann in Abbildung 3 genauer verdeutlicht werden, welche den Verlauf des BIP pro Kopf im Niveau (indexiert mit Basisjahr 2000=100, BRIC-Länder beziehen sich auf die rechte Achse) zeigt. 3 Dabei ist zu beachten, dass das BIP pro Kopf mithilfe der mittleren Wohnbevölkerung im Jahresdurchschnitt berechnet wird und nicht mit der ständigen Wohnbevölkerung am Ende des Jahres (wie im oberen Abschnitt). Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 7 10

Vertiefungsthema Abbildung 3: BIP pro Kopf (real) Jährliche Werte, indexiert (2000=100), BRIC rechte Achse Quellen: IMF, BFS BIP pro Kopf in Deutschland wieder über dem Vorkrisenstand, Euroraum und USA noch deutlich darunter Länder wie die Schweiz und Deutschland haben 2011 erstmals wieder die Vorkrisenstände von 2008 überschritten. Das BIP pro Kopf im gesamten Euroraum bewegt sich demgegenüber noch weit unterhalb der Werte von 2008, wobei beachtet werden muss, dass eine heterogene Entwicklung zwischen den Ländern stattfindet. In den USA entwickelt sich das reale BIP pro Kopf positiv, jedoch konnten die Höchstwerte von 2007 noch nicht erreicht werden. Entwicklung Bevölkerung und BIP pro Kopf: Text verstehen a. Welche Faktoren haben in der Schweiz im Jahr 2011 zu einem starken Bevölkerungswachstum geführt? b. Wie ist das Schweizer Bevölkerungswachstum der letzten 10 Jahren im Vergleich mit den Nachbarländern zu beurteilen? Aus welcher Weltregion kommen die meisten Einwanderer? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 8 10

Vertiefungsthema c. Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen hat eine starke Einwanderung? Entwicklung Bevölkerung und BIP pro Kopf: Text vertiefen d. Was messen die beiden Grössen reales Bruttoinlandprodukt (BIP) und reales BIP pro Kopf? e. Was misst die Wachstumsrate des realen BIP pro Kopf? f. Warum ist die Wachstumsrate des realen BIP pro Kopf der Schweiz im Vergleich mit den Nachbarländern nur noch durchschnittlich? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 9 10

Vertiefungsthema g. In der Abbildung 3 wurde das reale BIP pro Kopf für die Schweiz, Deutschland, die USA, den Euroraum und die BRIC- Ländergruppe 5 indexiert und über den Zeitraum von 10 Jahren verglichen. Welche Schlussfolgerungen können aus der Abbildung 3 gezogen werden? 5 Die BRIC-Ländergruppe umfasst die wichtigsten Schwellenländer: Brasilien, Russland, Indien und China. Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 10 10