Paralympics in der Schule von Prof. Dr. Heike Tiemann Menschen mit Behinderung treiben ebenso gerne Sport wie Menschen ohne Behinderung. Sie üben den Sport nach ihren speziellen Möglichkeiten und Fähigkeiten aus. Manche Sportler benötigen dabei besondere Hilfsmittel, wie zum Beispiel einen Sportrollstuhl, und manche betreiben Sportarten, die es bei den Olympischen Spielen gar nicht gibt, zum Beispiel Blindenfußball oder Goalball. Andere wiederum benötigen einen Assistenten, zum Beispiel wenn sie blind sind und 400 Meter laufen. Der Sport bei den Paralympics ist nicht nur für Zuschauer interessant, es ist auch sehr spannend, ihn mal selbst auszuprobieren. Blind Laufen mit Assistent Manche nichtsehende Sportler laufen mit einem Begleitläufer. Sie sind miteinander verbunden, indem sie beide ein kurzes Band anfassen. Stellt euch zu zweit an den Start einer markierten Strecke, einer von euch hat die Augen verbunden. Umfasst beide ein kurzes Band. Auf ein Startkommando lauft ihr beide los. Derjenige von euch, der nicht sehen kann, gibt das Tempo vor, das sehende Kind ist die Begleitung und hilft dabei, in der Bahn zu bleiben. Nach einigen Runden tauscht ihr die Rollen. Wie war es für euch zu rennen, ohne zu sehen? Wie war es, das nichtsehende Kind zu begleiten? Beschreibt eure Erfahrungen! Blind Laufen ohne Assistent Bei den Paralympics laufen manche blinde Weitspringer auf die Sprunggrube zu, indem sie sich von einem Geräusch, das sie hinter der Grube hören können, leiten 110
lassen. Probiert es doch auch einmal aus, nur nach Gehör auf ein Ziel zuzulaufen. Geht wieder zu zweit zusammen, einer von euch hat die Augen verbunden. Dieses Kind bleibt nun auf der einen Seite der Sporthalle stehen. Der Sehende entfernt sich ein Stück, an seinem neuen Standort gibt er ein akustisches Signal, zum Beispiel durch Klatschen. Der andere von euch mit den verbundenen Augen soll nun nur nach Gehör zu seinem Partner laufen. Achtet darauf, dass sonst niemand auf der Laufbahn steht. Nach einigen Versuchen tauscht ihr die Rollen. Wie war es für euch, nur nach Gehör zu laufen? Beschreibt eure Erfahrungen! Goalball Goalball ist ein Ballspiel für Sportler, die nicht sehen können. In dem Spielball gibt es kleine Glöckchen, sodass der Ball zu hören ist. Die Spieler der einen Mannschaft versuchen, den Ball mit den Händen in das Tor der anderen Mannschaft zu rollen, die eben dies zu verhindern und den Ball zu stoppen versucht, um dann einen eigenen Angriff zu starten. Das sollt ihr jetzt selbst ausprobieren. Geht wieder zu zweit zusammen. Ein Kind hat die Augen verbunden und kniet auf einer Turnmatte, das sehende Kind steht dahinter. In einigen Metern Abstand sitzt bzw. steht ein anderes Sportlerpaar. Die jeweils Blinden rollen sich nun einen Ball mit Glöckchen (Goalball, Torball, Klingelball) abwechselnd zu. Zur Orientierung ruft der Kniende vor dem Abrollen des Balls kurz seinen Namen. Der Ball darf nur gerollt werden. Der sehende Assistent unterstützt den Nichtsehenden, indem er sagt, ob der Ball eher rechts oder links angerollt kommt und er holt die Bälle, die nicht gestoppt werden konnten. Bei dem Versuch, die anrollenden Bälle zu stoppen, darf die Turnmatte nicht verlassen werden. Nach einer festgelegten Zeit werden die Rollen getauscht. Wie war es für euch, den Ball blind abzuwerfen und nur nach Gehör zu stoppen? Beschreibt eure Erfahrungen! 111
Rollbrettball Rollstuhlbasketball ist bei den Zuschauern eines der beliebtesten Mannschaftsspiele bei den Paralympics. Schnell und dynamisch fahren die Spieler auf dem Platz hin und her und versuchen Körbe zu werfen. Ein ähnliches Spiel könnt ihr auch ausprobieren. Oder ihr spielt mit einem beweglichen Ziel. Hierbei steht ein Mitspieler der eigenen Mannschaft auf einem kleinen Kasten und hält einen Reifen in der Hand. Der Mitspieler darf den Reifen so bewegen, dass dem jeweiligen Werfer ein Treffer leichter fällt. Der Ball darf aber nur von den Spielern gepasst und geworfen werden, die auf dem Rollbrett sitzen. Ballspieler und Schieber wechseln nach einiger Zeit die Rollen. Jede Mannschaft muss nun versuchen, möglichst viele Körbe zu werfen, während die gegnerische Mannschaft versucht, dies zu verhindern. Wie hat euch das Spiel gefallen? Musstet ihr spezielle Regeln einführen? Wie hat das Zusammenspiel innerhalb der Mannschaften funktioniert und wie das gemeinsame Bewegen der Paare? Bildet zwei Mannschaften. Innerhalb eurer Mannschaft bildet ihr Paare. Jeweils einer setzt sich auf ein Rollbrett, der andere steht dahinter und schiebt. Jede Mannschaft versucht nun, einen Ball (z. B. einen volleyballgroßen Softball) in ein Ziel zu werfen. Hierfür kann ein kleiner Kasten, der mit seiner Öffnung nach oben auf einem großen Kasten liegt, verwendet werden. 112
Schüler interviewen Sportler Timo ist 14 Jahre alt und möchte Profi im Rollstuhlbasketball werden Wir fragen Timo, wie er mit seiner Behinderung umgeht und wie er sein großes Ziel erreichen möchte. Wie viele Jahre spielst du schon Rollstuhlbasketball? Ich spiele Rollstuhlbasketball schon fünfeinhalb Jahre. Was bedeutet dir dein Sport? Der Sport bedeutet mir sehr viel und er macht mir sehr viel Spaß. Hast du bestimmte Ziele beim Rollstuhlbasketball? Ja, ich möchte gerne in die Bundesliga kommen und Profi werden. Ich trainiere dafür in einer Mannschaft, in der ich mit Abstand der Jüngste bin. Kannst du erklären, warum du im Rollstuhl sitzt? Ich sitze von Geburt an im Rollstuhl, weil ich einen offenen Rücken habe (Spina Bifida). Die Nerven, die in mein Bein gehen, sind teilweise geschädigt. Bist du manchmal traurig, dass du im Rollstuhl sitzt? Nein, weil es für mich normal ist, im Rollstuhl zu sitzen so wie bei anderen Laufen normal ist. Wirst du in der Schule von den anderen Kindern und Lehrern besonders behandelt? Ja, sie meinen immer, mir helfen zu müssen. 113
Müssen sie das denn? Manchmal ja, aber nicht immer. Zum Beispiel räumen sie schnell einen Stuhl zur Seite, wenn er im Weg steht. Wenn ich es aber alleine schaffe, dann will ich es auch selber versuchen. Was wünschst du dir von anderen Kindern, von deinen Freunden? Dass sie mich ganz normal behandeln. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen? Ich wünsche mir, dass ich weltberühmt werde oder Dirk Nowitzki in Dallas persönlich treffe. Werde selbst zum Sportreporter und interviewe einen Sportler aus deiner Nähe, vielleicht auch eine Freundin oder einen Freund von dir! Was ist ihr Lieblingssport und was bedeutet er ihnen? Was für Ziele haben sie im Sport? Wie trainieren sie dafür? Finde weitere interessante Fragen! Timo Gäking 114