Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Grundsatzrede zur Eröffnung der Berufsbildung 2010

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Transkript:

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Rede von Staatssekretär Markus Sackmann Grundsatzrede zur Eröffnung der Berufsbildung 2010 Nürnberg, den 06.12.2010 Es gilt das gesprochene Wort www.stmas.bayern.de

- 2 - I. Begrüßung Die Zukunft hat viele Namen. Für die Furchtsamen ist sie die Unbekannte, für die Tapferen ist sie die Chance. [Hinweis: Viktor Hugo, französischer Schriftsteller]. Unsere Berufsbildung 2010, die dieses Jahr schon zum zehnten Mal in Nürnberg stattfindet, steht unter dem Motto gestalte deine Zukunft. Sie ist geprägt von der Philosophie, die Zukunft als Chance zu sehen. Die Zukunft ist eine Chance für uns alle, besonders für Sie als Schülerinnen und Schüler, die voller Erwartung auf das Berufsleben sind. Ich freue mich, viele von Ihnen, und auch Lehrer und Fachleute begrüßen zu können. Das zeigt mir das große Interesse am Thema berufliche Zukunft. Ich danke Herrn Bürgermeister Dr. Klemens Gsell für die Gastfreundschaft in Nürnberg

- 3 - und der Messe Nürnberg für die stets hervorragende Zusammenarbeit. Als bayerische Staatsregierung haben wir den Standort Nürnberg ganz bewusst gewählt. Wir bekennen uns damit klar zu Nordbayern. Wir wissen um die Strukturprobleme vor Ort. Wir geben Hilfe, wo wir können, damit sich die Region selbst helfen kann.

- 4 - II. Stellenwert Veranstaltung Berufsbildung Unsere Berufsbildung ist als Flaggschiff im deutschen Bildungswesen eine Erfolgsgeschichte. Bei der beruflichen Bildung geht es um eine Investition in die Köpfe. Es sind keine Ausgaben, die verpuffen, sondern Investitionen in unsere Zukunft! Nirgends im deutschen Sprachraum werden Informationen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung so kompakt und gleichzeitig so umfangreich angeboten wie hier. Mir ist es ein Herzensanliegen, dass sich alle unsere jungen Menschen in Bayern aktiv mit der Berufswahl auseinandersetzen und die Folgen und Auswirkungen auf das eigene Leben begreifen. Denn nur wer seine Möglichkeiten kennt, kann eine Entscheidung richtig und kon-

- 5 - sequent treffen.

- 6 - III. Perspektiven für Jugendliche Jugendliche haben bei uns in Bayern ausgezeichnete Perspektiven. Die Hälfte der deutschen Regionen mit den besten Zukunftsaussichten liegt in Bayern! Das belegt der aktuelle Prognos- Zukunftsatlas eindrucksvoll. Regional haben wir bei Jugendlichen Vollbeschäftigung [Hinweis: November 2,7%]. Als Staatssekretär im bayerischen Arbeitsund Sozialministerium setze ich mich konsequent dafür ein, die aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, die sich auf die berufliche Bildung auswirken, so zu gestalten, dass sie möglichst allen Menschen in Bayern eine Perspektive eröffnen. Ich freue mich, dass wir dabei alle an einem Strang ziehen. Wirtschaft, Berufsverbände und Arbeitsverwaltung unterstützen uns sehr engagiert. Nur so kann es gelingen, mög-

- 7 - lichst allen berufliche Perspektiven zu eröffnen: Den Leistungsstarken Entwicklungsmöglichkeiten bieten und gleichermaßen Benachteiligte in das Arbeitsleben integrieren. Ich möchte dies an aktuellen Beispielen näher darstellen:

- 8 - IV. Ausbildungsstellenmarkt/ Berufliche Bildung Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat sich seit der letzten Berufsbildung 2007 grundlegend geändert. Damals standen noch die Probleme der Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden, im Mittelpunkt des Interesses. Heute hat sich die Lage stark verändert. Die wirtschaftliche Entwicklung hat angezogen. Der Geburtenrückgang macht sich immer mehr bemerkbar. Das Wort Fachkräftemangel ist in aller Munde. Die pauschale Frage Fehlen Lehrstellen oder Lehrlinge? lässt sich ebenso pauschal beantworten: Beides ist richtig. Es kommt auf die Leistungs-

- 9 - bereitschaft und Leistungsfähigkeit der Jugendlichen genauso an wie auf die Ausbildungsbereitschaft und Leistungen der Ausbilder in den Betrieben. An die leistungsstarken Jugendlichen appelliere ich: Berücksichtigen Sie Ihre Stärken und den Bedarf der Wirtschaft! Dann haben Sie beste Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Wahr ist aber auch, dass der Traumberuf sich nicht immer wird realisieren lassen und bei näherem Hinschauen vielleicht auch gar nicht zu den persönlichen Stärken passt! Wenn es nach den Wünschen der Bewerber ginge, könnten wir die insgesamt rund 330 Berufe mit einem Schlag auf 10 oder 20 Favoriten reduzieren. Viele Branchen hätten dann aber kein qualifiziertes Personal mehr. Ein ge-

- 10 - lernter Friseur kann in den seltensten Fällen einen Koch oder Mechatroniker oder umgekehrt ersetzen. Die Jugendlichen, die leistungsschwächer oder benachteiligt sind, bedürfen weiterhin unserer besonderen Unterstützung. Mir ist es wichtig, dass auch diesen jungen Menschen Entwicklungschancen eingeräumt werden! Es ist nun mal nicht so, dass mit der Verbesserung der Lage auf dem Lehrstellenmarkt alle Probleme gelöst sind. Für das Ziel, alle Ausbildungspotenziale zu nutzen, benötigen wir noch mehr Unternehmen, die Verantwortung übernehmen. Als bayerische Staatsregierung setzen wir uns dafür ein, dass für jeden ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen in

- 11 - Bayern ein Ausbildungsplatz oder ein anderes Angebot zur Verfügung steht. Wir haben mit dem Programm Fit for Work seit 2004 über 15.000 meist zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze unterstützt. Dieses Jahr haben wir die Förderung noch erweitert: 5000 für bayerische Unternehmen, die Jugendliche aus Praxisklassen bayerischer Hauptschulen und Jugendliche ohne Schulabschluss in eine Ausbildung aufnehmen. 2.500 bzw. 3000 einmalig für erstmals ausbildende Betriebe je nach Lage in einer günstigen oder eher ungünstigen Region, für die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsstellen. Mobilitätshilfe von 150 monatlich für Auszubildende, die die Betriebsstätte nicht oder nur mit einer Fahrtzeit von mehr als 2 ½ Stunden täg-

- 12 - lich erreichen. So wichtig eine erfolgreiche Erstausbildung auch ist, sie gibt heute noch keine Garantie für ein erfolgreiches Arbeitsleben. Nur wer sich ständig beruflich weiterbildet, hat im Wettbewerb um Arbeitsplätze die Nase vorne. Lernen muss lebenslanges Lernen sein. V. Anerkennung ausländischer Abschlüsse Die Anerkennung ausländischer Bildungszeugnisse ist überfällig, z.b. bei der betrieblichen Berufsausbildung im gewerblichen Bereich. Für mich sind folgende Punkte elementar: Die hohe Qualität der Berufsbildung in Deutschland muss bleiben. Es dürfen keine unterwertigen Ausbildungen anerkannt oder die Beweislast umgekehrt und damit die deutschen Ausbildungen entwertet werden.

- 13 - Wir wollen, dass die zuständigen Stellen das sind überwiegend die Kammern für die Anerkennung zuständig sind. Dort sitzt die Kompetenz für die Berufsbildung. Der Bund will die Anerkennungsverfahren allein über Gebühren finanzieren. Das heißt aber auch, dass wir Kostenvorschüsse einführen müssten. Aus meiner Sicht ist es viel zu aufwändig, Gebührenbescheide in Afrika, Asien oder Südamerika zu vollstrecken. VI. Integration Das Thema Integration ist eine der Zukunftsfragen unserer Gesellschaft! Wir haben deshalb das Thema zum Schwerpunkt der Berufsbildung 2010 gemacht. Frau Staatsministerin Haderthauer hat in ihrer Regierungserklärung letzten Monat betont: Bayern kann Integration. Wir setzen

- 14 - Standards für eine erfolgreiche Integration. Bei uns in Bayern gibt es keine allgemeinen Integrationshindernisse für Personen mit Migrationshintergrund. Integration, die wirklich gelingt, erfordert ein klares inneres Ja zu unserer Gesellschaft. Hier möchten wir künftig stärker ansetzen. Integrationsferne Milieus erreichen wir durch niederschwellige und präventive Ansätze, die ein problemorientiertes Handeln vor Ort ermöglichen. Wir haben in Bayern inzwischen einen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund von 19,6%. In den Städten München, Nürnberg und Augsburg liegt er bereits zwischen 35% und 40%. Laut einer im Oktober veröffentlichten Studie [Hinweis: europäisches Forum für Migrationsstudien der Uni Bamberg, Prof. Heckmann] zeigt sich ein Problem bei der Bildungsbeteiligung dieser Menschen. Zwar stehen wir im Ländervergleich gut da, gleichwohl sehe ich punktuellen Handlungsbedarf:

- 15 - Während sich die Schüler ohne Migrationshintergrund relativ gleichmäßig auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium verteilen, besuchen rund 60% der Schüler mit Migrationshintergrund die Hauptschule [Hinweis: ohne Migrationshintergrund nur 28,8%]. Auch gehen 13,5% der ausländischen Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss von der Schule ab [Hinweis: deutsche Schulabgänger 4,4%]. Die Ausbildungsbeteiligungsquote der ausländischen Jugendlichen lag 2008 mit 15,7% weniger als halb so hoch wie die der deutschen Jugendlichen (33,0%). Das zeigt: Wer keinen Schulabschluss hat, tut sich enorm schwer, eine Lehrstelle und eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt zu finden. Bei uns im Integrationsministerium setzen wir auf folgende Maßnahmen:

- 16 - Bewusstseinswandel: Über Programme wie Fit for Work und unsere Ausbildungsakquisiteure versuchen wir, die betreffenden Milieus zu erreichen und - teilweise sogar muttersprachlich - für eine fundierte Ausbildung zu werben. Teilhabebereitschaft der Migranten einfordern: Es muss Bürgerpflicht sein, innerhalb von einem Jahr Deutsch zu lernen und seinen Kindern das Deutschlernen nahe zu bringen. Wenn in einem Haushalt nicht Deutsch gesprochen wird, dann steigt das Arbeitslosigkeitsrisiko gegenüber deutschsprachigen Zugewanderten um 60 %. Eltern haben somit nicht nur Erziehungsrechte, sondern tragen auch Verantwortung für Ihre Kinder. Gesamtkonzept zur Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund: Das Gesamtkonzept aus 2009 setzt z.b. auf Deutschförderung, kleinere Klassen und milieuspezifische Elternarbeit.

- 17 - Ergänzend greifen unsere staatlichen Fördermaßnahmen wie die außerschulische Hausaufgabenhilfe in Deutsch [Hinweis: ca. 300.000 /Jahr], für die frühkindlichen Bildung die Vorkurse Deutsch [Hinweis: 1,6 Mio. /Jahr], sowie der Einsatz von Sprachberatern in Kindertageseinrichtungen [Hinweis: 44,4 Mio. von 2008 2011]. In den Kindergärten fördern wir die Bildung und Erziehung von Kindern nichtdeutschsprachiger Herkunft mit um ein Drittel höheren Zuschüssen [Hinweis: rund 25 Mio. ]. VII. Familie Die Familie von heute ist vielfältiger denn je, aber sie ist auch unverzichtbarer denn je. Unverzichtbar in der Erziehung und Bildung, unverzichtbar im Vorleben von Werten, unverzichtbar in der Übernahme von Verantwortung füreinander. Unverzichtbar für die Lebenschancen von Kindern. Die Familie ist damit der

- 18 - Kristallisationspunkt unserer Gesellschaft, in dem sich Lebensschule, soziale Kernerfahrung, Herz- und Charakterbildung und in einem hohen Maße auch Bildungschancen formen und entwickeln. Familie kann weit mehr erreichen, als es Kita und Schule je können. Lebenschancen zu ermöglichen, ist primär eine Aufgabe der Eltern. Mir ist es ein Herzensanliegen, auf eine eltern- und kinderfreundliche Gesellschaft hinzuwirken. Ich möchte Eltern vom ersten Tag an die Rahmenbedingungen und die Unterstützung vor Ort bieten, die sie brauchen. In der bayerischen Jugendhilfepolitik legen wir den Fokus besonders auf benachteiligte junge Menschen aus belasteten Familien. Im Kern geht es darum, jungen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, Chancen und Perspektiven zu eröffnen um ihre Fähigkeiten und Talente für sich zu entdecken und auch für die Gemeinschaft nutzbar zu machen.

- 19 - Mit unserem TANDEM-Modell kombinieren wir Arbeitsmarktmaßnahmen für Langzeitarbeitslose mit Leistungen der Jugendhilfe für Familien. Die seit Juli laufende dreijährige Maßnahme mit Projekten in Nürnberg und Fürth setzt gezielt bei Langzeitarbeitslosen mit Kindern an. Sie bietet parallel zur Beschäftigungsförderung passgenaue Maßnahmen zur Alltagsbewältigung in den Familien und ein gelingendes Aufwachsen der Kinder an. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hartz IV ein Lebensstil und in die nächste Generation vererbt wird. Deshalb unterstützen wir die Pilotprojekte mit 10 Mio. aus Mitteln des Strukturprogramms Nürnberg/Fürth [Hinweis: Finanzierung zusätzlich durch Bundesagentur für Arbeit: 7,5 Mio. und Städte Nürnberg und Fürth:1 Mio. ]. Schon jetzt werden in TANDEM bereits gut 190 Familien und Alleinerziehende mit fast 230 Kindern betreut. Unsere intensive Zusammenarbeit mit den Städten und ARGEN ist gerade für die Region wich-

- 20 - tig. Denn hier ist der Arbeitsmarkt von struktureller Langzeitarbeitslosigkeit geprägt und kann vom Aufschwung nur wenig profitieren. Familienfreundlichkeit lohnt sich auch für die Unternehmen: Mitarbeiter, die noch ausreichend Zeit haben, um auch Eltern sein zu dürfen, erwerben Führungs- und Selbstmanagementqualitäten ganz ohne Fortbildungsprogramm. Weil sie Freude am Leben haben, arbeiten sie effektiv, motiviert und mit hoher Kompetenz, die sie in der Familie erwerben! Ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil! Die Arbeitswelt hat große Gestaltungsmöglichkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie! VIII. Freiwilliges Soziales Jahr Das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr als gemein-

- 21 - schaftsfördernde Erfahrungsjahre sind gelebte Solidarität in der Gesellschaft. Sie dienen der beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung der jungen Menschen. Für benachteiligte Jugendliche entstehen durch die praktische Bewährung im Freiwilligendienst Chancen zum Einstieg in ein geregeltes Berufsleben. Die Träger des FSJ/FÖJ bieten eine hohe Qualität, ihre vielfältigen Angebote erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie werden jährlich von rund 30.000 Freiwilligen genutzt [Hinweis: in Bayern 3122 junge Menschen]. Auch dazu finden Sie hier auf der Messe genügend Informationen. Mir ist wichtig, dass dieses Erfolgsmodell nicht durch den neuen Bundesfreiwilligendienst verdrängt wird. Der Bundesfreiwilligendienst zur Kompensation des Wegfalls des Zivildienstes ist sicher unverzichtbar, z.b. gerade auch für den Bereich des Katastrophenschutzes.

- 22 - Er darf aber keinesfalls durch höhere finanzielle Attraktivität zu Lasten der bewährten Strukturen des Jugendfreiwilligendienstes gehen. Dafür haben wir uns energisch beim Bund eingesetzt. Ich freue mich, dass sich der Einsatz gelohnt hat: Der Bund hat uns einen parallelen Ausbau der Jugendfreiwilligendienste und die gleichgewichtige Förderung und konkurrenzfreie Balance beider Formate zugesagt. Konkret heißt das: Alle bestehenden und neuen FSJ/FÖJ Plätze werden mit 200 pro Teilnehmermonat gefördert. Das ist eine Verdopplung der für 2011 geplanten Förderpauschale. Für Plätze für benachteiligte Jugendliche erhöht sich die Förderung auf 250 pro Monat. Es gibt keine Kontingentierung der Plätze. Alle auch regionale Träger werden gefördert.

- 23 - IX. Schluss Unsere Veranstaltung Berufsbildung soll eine Plattform sein für die Jugendlichen sie sollen Eindrücke bekommen von den verschiedenen Berufen, sollen sich ganz intensiv mit ihrer Zukunft beschäftigen und herausfinden, wo ihre Stärken liegen. Aber natürlich sind heute und in den nächsten Tagen nicht nur die Jugendlichen gefragt. Ich freue mich, dass wir auch für Eltern und Fachpublikum ein so vielseitiges Angebot auf die Beine stellen konnten, insbesondere durch unseren 11. Bayerischen Berufsbildungskongress. Ich wünsche Ihnen allen bei den Vorträgen, Diskussionsrunden und Foren einen regen Austausch! Über 270 Aussteller haben dieses Jahr

- 24 - weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Jugendlichen ihre Berufe anschaulich näher zu bringen. Ich freue mich, dass ich mich gleich im Anschluss beim Messerundgang vom Engagement unserer Unternehmen selbst überzeugen kann. Als Staatssekretär im Zukunftsministerium bin ich begeistert von dem großen Interesse und dem tollen Engagement für die Berufsbildung 2010. Gemeinsam können wir die Zukunft gestalten. Gemeinsam schaffen wir es, dass alle Jugendlichen hier in Bayern Zukunftschancen haben!