Einstieg Unternehmensbewertung Die Bedeutung der Unternehmensbewertung Die Höhe des Kaufpreises ergibt sich aus einem gemeinsamen Konsens von übergebenden und übernehmenden Unternehmer über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nicht selten liegt in der Wertvorstellung ein Grund für Differenzen zwischen dem Altinhaber und dem Unternehmensnachfolger. Diese unterschiedlichen Ausgangssituationen sind begründet in unterschiedlichen Zielstellungen. Der Übergeber möchte gewinnorientiert verkaufen, seine Ziele und Werte erhalten und möglicherweise sogar noch Mitspracherechte erhalten. Der Übernehmer ist natürlich daran interessiert, kostenoptimiert zu kaufen. Tragfähigkeit und Wirtschaftlichkeit sind entscheidende Aspekte seines Vorhabens. Letztendlich möchte er eigene Ideen verwirklichen und seine Entscheidungen nicht eingegrenzt sehen. Für eine Unternehmensbewertung sprechen folgende Faktoren: Zeit, Aufwand, Nerven und Geld werden vergeudet bei falschen Vorstellungen und langwierigen Verhandlungen. Eine richtige Orientierung hilft angemessen zu planen, besser zu argumentieren und zu verhandeln. Subjektive Wertvorstellungen sind nicht ernsthaft verhandlungsfähig, denn oft ist die Wertvorstellung des Veräußerers zu hoch. Geprägt durch persönliche Aufwendungen und Entbehrungen sind die subjektiven oder unklaren Vorstellungen des Inhabers vom Wert des Unternehmens. Der Unsicherheit darüber kann durch eine unabhängige und objektive Betrachtung Abhilfe geschaffen werden. Die Kaufpreisfindung erfolgt bei einer Unternehmensbewertung nach einem methodischen Konzept. Die sachgerechte Betrachtung schafft ebenso Vertrauen und Seite 1 von 5
Kreditwürdigkeit für die Finanzierung des Nachfolgers. Der Wert des Unternehmens Die Ermittlung des Unternehmenswertes geht über rein steuerlich geprägte Betrachtungen von Zahlen aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie monatlicher Betriebswirtschaftlicher Auswertungen hinaus. Ausschlaggebend für einen angemessenen und realistischen Unternehmenswert ist die ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens. Nur so ist ein realer Marktwert zu ermitteln, der die Finanzierbarkeit des Kaufpreises zulässt. Überblick über gängige Bewertungsmethoden und -verfahren Die Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine Möglichkeit ist es, den Marktwert eines Unternehmens aus zeitnahen Daten gleichartiger Unternehmen abzuleiten. Eher ungeeignet sind rein steuerlich geprägte Bewertungsmethoden. Experten orientieren sich am IDW-Standard. Bei der Bestimmung des Unternehmenswertes sollte sich der Blick nicht auf die Vergangenheit (Steuerbilanz) richten, sondern die Zukunft des Unternehmens betrachten. Denn die Kaufpreisermittlung bedeutet immer eine Kompromisslösung zwischen Verkäufer und Käufer, wobei jedoch die Ertragskraft des Unternehmens ausschlaggebend ist. Gängige Methoden zur Unternehmenswertermittlung sind: Substanzwertmethode: Der Wert der einzelnen Vermögensgegenstände wie z.b. Grundstücke, Maschinen und Vorräte stehen im Vordergrund Hier wird versucht, die Kosten zu ermitteln, die entstehen würden, wenn man den Betrieb im IST-Zustand neu errichten wollte. Das Verfahren ist also dort interessant, wo das Vermögen überwiegend in Immobilienwerten und im Anlagevermögen gebunden ist. Vereinfachte Ermittlung: Anschaffungs- und Herstellungskosten (AHK) abzüglich bislang angefallener Abschreibungen auf diese, abzüglich Fremdkapital, zuzüglich Aufdeckung stiller Reserven sowie zuzüglich dem geschätzten Wert der immateriellen Güter = Substanzwert. Ertragswertmethode: Die (zukünftigen) Gewinne des Unternehmens stehen im Vordergrund Seite 2 von 5
Im Vordergrund steht die Ertragskraft des Unternehmens. Mit diesem Verfahren werden zukunftsorientierte Ertragspotentiale des Unternehmens in die Kaufpreisfindung einbezogen. Die Ertragswertmethode geht davon aus, dass der Ertragswert der Summe entspricht, die als Bankguthaben bei gleicher Verzinsung den gleichen Ertrag bringen würde. Vereinfachte Ermittlung: Ermittlung der Betriebsergebnisse der letzten Jahre, Bereinigung dieser um außergewöhnliche Erträge und Aufwendungen, Ermittlung eines durchschnittlichen Betriebsergebnisses aus den bereinigten Werten, Kapitalisierung des durchschnittlichen Betriebsergebnisses Vergleichswertverfahren: Was kosten die anderen? In Branchen, in denen Unternehmensübertragungen vergleichbarer Unternehmen häufig sind z. B. freiberufliche Praxen, Gastronomie- Betriebe, Brauereien, Reinigungen usw. werden als Verhandlungsbasis meist die Preise bisheriger Transaktionen herangezogen. Also Grundlage dienen Daten von branchengleichen Unternehmen, die ähnliche oder fast deckungsgleiche Kennziffern aufweisen. Diese Daten können über die entsprechenden Verbände, Kammern oder spezialisierte Unternehmensberater ermittelt werden. Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen ist die Preisermittlung über Vergleichsdaten üblich. Der immaterielle Firmenwert Auch wenn der Käufer bereit wäre einen immateriellen Firmenwert zu zahlen, ist Vorsicht geboten. Banken finanzieren ungern immaterielle Firmenwerte. Warum? Der immaterielle Firmenwert geht nicht aus der Bilanz hervor. Die genaue Bestimmung ist reine Verhandlungssache. Je höher die Ertragsperspektiven für den übernehmenden Unternehmer sind, desto höher stellt sich der immaterielle Firmenwert dar. Berücksichtigung im immateriellen Firmenwert können folgende Aspekte finden: Markt- und Produktposition, Kunden- und Lieferantenbindungen, Abhängigkeiten vom Inhaber, Führungs- und Mitarbeiterstruktur, Transparenz der Geschäftsprozesse, generelle Zukunftsfähigkeit der Produkte und Märkte, Patente und Schutzrechte, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, Finanzbedarf zur Geschäftsfortführung, Investitionen zum Anlage- und Seite 3 von 5
Umlaufvermögen, Abschreibungen, steuerliche Belastung des Unternehmens und des Inhabers, u.a. Beispiele Substanzwertverfahren=Zeitwert (einfache Beispielrechnung) Substanzwert Bilanzwert Zeitwert (Liquididationswert) Anlagevermögen 100.000 150.000 Lagerbestand 30.000 30.000 Sonstiges 10.000 15.000 Summe 140.000 195.000 Immaterieller Firmenwert durch Gewinne der Vergangenheit Jahr Beispiel in 2010 55.000 2011 58.000 2012 65.000 Planhjahr 2013 68.000 Planjahr 2014 71.000 Durchschnitt 63.400 Abz. Unternehmerlohn 40.000 = Überdeckung 23.400 3facher Wert = Firmenwert * 70.200 * Üblicherweise wird der drei- bis vierfache Wert der Überdeckung als Firmenwert angesetzt. Der realistische Marktwert des Unternehmens Wert des Unternehmens Beispiel in Substanzwert (s.o.) 195.000 Immaterieller Firmenwert 70.200 Summe 265.200 Seite 4 von 5
Unternehmensbewertung nach Ertragswertverfahren Unternehmenswert = (durchschnittlicher Gewinn der letzten 5 Jahre * 100) / Zinssatz Annahme für den Zinssatz: risikoloser Zinssatz Bundesobligationen 3%, Risikozuschlag 5% = Zinssatz von 8% Wert des Unternehmens 23.400*100 8 Ergebnis 292.500 Schlussfolgerung: Die verschiedenen Bewertungsmethoden führen zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen. Die Herausforderung besteht darin, für einen bestmöglichen Preis einen Nachfolger und eine finanzierende Bank zu finden. Die Suche nach dem geeigneten Berater Die Bewertung des Unternehmens hängt von vielen Faktoren ab und auch die Wahl des Verfahrens ist nicht immer eindeutig. Individuelle Hilfestellung bei der Ermittlung des Unternehmenswertes bieten unter anderem Steuerberater, Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer. Öffentlich bestellte Sachverständige der IHK zur Unternehmensbewertung sind Wirtschaftsprüfer mit Spezialisierung, die die Bewertung mit großem Sachverstand und neutral vornehmen. Häufig empfiehlt sich deren Einschaltung für eine neutrale Wertermittlung als Grundlage der Verhandlungen zwischen Verkäufer und Käufer. Wichtig bei der Auswahl externer Berater ist sowohl die Erfahrung in Bewertungen, als auch die Kenntnis über die Marktsituation von Unternehmen aus der Branche. Die Beratungskosten können unter bestimmten Voraussetzungen bezuschusst werden. Ihre Ansprechpartnerin Annett Schubert Tel. +49 335 5621-1315 E-Mail: schubert@ihk-ostbrandenburg.de Seite 5 von 5