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Transkript:

Seite 1 Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender Herr Lehrieder, sehr geehrter Herr Corsa, ich freue mich sehr, heute hier zu sein und als Vertreterin des Bundesjugendministeriums einige Worte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Fachtagung richten zu können. Ich möchte Sie auch herzlich von Frau Bundesjugendministerin Manuela Schwesig grüßen. Die Arbeit der evangelischen Jugend ist mir seit Jahren gut bekannt und ich bin immer wieder von der Ideenvielfalt und dem Engagement in diesem Verband beeindruckt. in einem Land, in dem immer mehr Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte geboren werden und aufwachsen, nimmt die interkulturelle Öffnung in allen Bereichen, in der Verwaltung, in Vereinen, in Unternehmen und selbstverständlich auch in der Jugendarbeit, an Bedeutung zu. Beim Googeln zum Thema interkulturelle Öffnung bin ich auf Folgendes gestoßen: Das Ziel interkultureller Öffnung ist, Menschen mit Migrationshintergrund die gleiche Teilhabe an gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Prozessen zu ermöglichen. Ein gleichberechtigter Zugang zu Bildungseinrichtungen, öffentlichen und sozialen Diensten, Betrieben und Vereinen soll gewährleistet werden. Dafür muss zunächst ein Bewusstsein für bestehende Zugangsbarrieren und Diskriminierung geschaffen werden, um sie dann abbauen zu können. 1

Seite 2 Die evangelische Jugend ist längst über das Stadium hinaus, nur Bewusstsein für Zugangsbarrieren zu schaffen. Sie ist seit vielen Jahren dabei, Barrieren abzubauen und auf gleiche Teilhabe hinzuwirken. zu diesem Thema haben Sie sieben - wie ich finde - grundlegende Thesen entwickelt, die ich hier kurz aus meiner Sicht kommentieren möchte: 1. Interkulturelle Öffnung muss erfahrbar sein Interkulturelle Öffnung gelingt durch konkrete Kooperationen zwischen Vereinen junger Migrantinnen und Migranten und Jugendverbänden. Bei aller Notwendigkeit von Strukturdebatten: es sind immer Menschen, die die Verbandsarbeit tragen und sie mit Leben füllen. Wenn Jugendliche in den Verbänden gerne zusammenarbeiten und an der Freude an der Gemeinschaft und am Verständnis füreinander haben, sind die wichtigsten Schritte getan. 2. Interkulturelle Öffnung muss gegenseitig sein Gemeinsamkeiten und gegenseitiges Verständnis sind die Voraussetzungen für die interkulturelle Kooperation auf Augenhöhe. Das gegenseitige Verständnis setzt die Kenntnis von Gemeinsamkeiten und Unterschieden voraus. Es macht einen Unterschied, ob unverbindliche Absichtserklärungen am Anfang einer Kooperation stehen, oder echtes Interesse am anderen, am Neustart einer gemeinsamen Arbeit. Nur so kann Kooperation auf Augenhöhe gelingen. 3. Interkulturelle Öffnung braucht Ressourcen Interkulturelle Öffnung ist nur mit finanziellen und personellen Ressourcen bei allen Kooperationspartnern möglich! 2

Seite 3 Auch dieser These stimme ich grundsätzlich zu: ein neues Vorhaben braucht auch einen Anschub. Nicht nur finanziell, sondern es bedarf auch immer neuer Ideen und Ziele. Hier wissen Jugendverbände und Jugendliche am besten, wie sie ihre Arbeit weiter entwickeln können. 4. Interkulturelle Öffnung braucht Entschleunigung Interkulturelle Öffnung braucht inhaltliche Spielräume, Ergebnisoffenheit und Zeit! Dies ist enorm wichtig. Wenn interkulturell geprägte Beziehungen zwischen Vereinen und Verbänden wachsen sollen, ist das kein Kurzzeitprojekt auf zwei Jahre. Das braucht Verlässlichkeit und langen Atem. Daher ist dem Bundesjugendministerium die Infrastrukturförderung über den Kinderund Jugendplan ein zentrales Anliegen. Sie gilt es zu bewahren, zu sichern und in ihren Verfahren weiter zu verbessern. 5. Beteiligung Ein Schlüssel zur interkulturellen Öffnung ist die konsequente Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, aber letztlich allen Kindern und Jugendlichen. Dies hat sich die aej besonders auf ihre Fahnen geschrieben. Partizipation als ein Ziel der gesamten Jugendarbeit gelingt da am besten, wo junge Menschen sich aktiv selber engagieren können und dazu das nötige Werkzeug an die Hand bekommen. Das gilt insbesondere auch für junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. 6. Interkulturelle Öffnung braucht Qualifizierung Interkulturelle Öffnung braucht hochwertige Qualifizierung! Selbstverständlich braucht es zum interkulturellen Lernen und Arbeiten Fachleute. Auf diesem Gebiet hat sich ja in den letzten 20 Jahren ein eigenes Forschungs- und Praxisfeld eröffnet. Das weiß ein professionell aufgestellter Jugendverband wie die aej und kann die Erkenntnisse nutzen. 3

Seite 4 7. Interkulturelle Öffnung braucht solidarische Modelle Coaching-Modelle sind ein Erfolgsrezept für die interkulturelle Öffnung! Sie sind ein Beitrag zum gemeinsamen Arbeiten auf Augenhöhe. Denn hier werden ressourcenorientiertes Arbeiten, partnerschaftlicher Umgang und Nutzen von Erfahrungen auf den unterschiedlichen gebieten der Jugendarbeit, des Verbandswesens und der sozialen Realitäten in Verbindung gebracht. Das geht von der Akquise von Projektmitteln bis zur konkreten Arbeit vor Ort. lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar Sätze zu unseren jugendpolitischen Vorhaben im Koalitionsvertrag sagen. Dort heißt es zur Jugendverbandsarbeit: Wir unterstützen die Selbstorganisation Jugendlicher in Jugendverbänden. Sie sind unverzichtbar für eine lebendige Demokratie. Wir werden die Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendverbandsarbeit und die politische und kulturelle Bildung auf Bundesebene stärken und dabei auch die besonderen Bedürfnisse junger Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick nehmen. Der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) ist das zentrale Instrument, um eine bundeszentrale Infrastruktur der Jugendverbände sicher zu stellen. Das KJP-Programm 10 Jugendverbände unterstützt dauerhaft die Infrastrukturen der Jugendverbände auf Bundesebene. Das ist wichtig. Wichtig ist auch die Förderung von Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO). Sie tragen und schaffen Angebote, die sich an die Lebenswelten der jungen Menschen anpassen und ihnen den Raum für ihre Ideen, Ängste und Wünsche bieten. Darüber hinaus entwickeln sie sich immer mehr zu Organen der Interessenvertretung und des interkulturellen Dialogs. Sie mischen sich als Stimme der Migrantenjugendlichen unter die vielen Stimme der Zivilgesellschaft und stellen somit ein wichtiges Element der demokratischen Willensbildung dar. 4

Seite 5 Ich weiß, Migrantenjugendselbstorganisationen in Deutschland sind auch auf Bundesebene überwiegend ehrenamtlich strukturiert. Durch das rein ehrenamtliche Engagement in den Vorständen der Verbände ergibt sich hier im Vergleich zu anderen Jugendverbänden eine erhöhte Fluktuation, die häufig auch einen Verlust des bisher erworbenen Wissens und der geknüpften Kontakte auf den verschiedenen Ebenen zur Folge hat. Insofern ist der Aufbau einer stabilen Infrastruktur für die Migrantenjugendselbstorganisationen schwer. Um hier zu helfen, fördert das Bundesjugendministerium das Projekt Jugend 2014 Migrantenjugendorganisationen als Akteure der Zuwanderungsgesellschaft. Die wichtige Arbeit der etablierten Jugendverbände und die Stärkung der bundesweiten Strukturen der Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO), wie sie auch dieses Projekt zum Ziel hat, gehören zu einer interkulturellen Öffnung von Jugendverbandsarbeit dazu. Wie das gelingen kann, haben Sie heute besprochen und Sie werden dies gleich noch in einer Diskussion zusammenfassen. Ich freue mich besonders, dass die aej mit ihren bewährten Strukturen, ihren kreativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihrer hervorragenden Vernetzung so engagiert ist bei der interkulturellen Öffnung der Jugendarbeit. Vielen Dank. 5