Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung am Beispiel einer Nachhaltigen Fischzucht in der Schweiz Bern, Juni 2010
Konsum von Fischen und Krustentiere in CH Konsum CH (2010): 68 000 Tonnen Fische und Krustentiere pro Jahr = pro Kopf rund 8.5 kg/a Konsum steigend mit rund 2 % / a Inlandproduktion 3 000 Tonnen pro Jahr = 5% Berufsfischer 1 400 Tonnen/a Angler 400 Tonnen/a Fischzucht 1 200 Tonnen/a Import CH: 65 000 Tonnen pro Jahr 2
Probleme und Auswirkungen weltweit Probleme Weltmeere sind weitgehend überfischt Natürliche Fischbestände sind weltweit rückläufig, auch in der Schweiz Viele Fischarten sind in ihrer Existenz bedroht Zahl der Berufsfischer nimmt ab Auswirkungen Aquakultur/Fischzucht nimmt weltweit stark zu Teilweise unerwünschte Auswirkungen auf die Umwelt Beschaffung von Fischfutter wird zunehmend problematisch 3
4
Situation in der Schweiz Probleme Import von Fischen und Krustentieren nimmt zu (2%/a) Aquakultur CH stagnierend Erträge der Angler und Berufsfischer aus Seen und Flüssen nehmen ab Chancen Nachhaltige Aquakultur in der Schweiz ausbauen Nutzung von Wasser und Niedertemperatur-Abwärme Süsswasser- und Salzwasserfische produzieren Nachhaltige Inlandproduktion von Fischfutter 5
Was kann eine nachhaltige Aquakultur leisten? Anforderungen Umweltschonende Produktion tiergerechte Haltung und Schlachtung Einsatz von erneuerbarer Energie Offen für Konsumenten Arten Kaltwasserfische (Forellen und Saiblinge) Warmwasserfische (Flussbarsch, Zander, Stör) Krebse und Krevetten (Edelkrebs, Süsswassershrimp) 6
Beispiel Tropenhaus Frutigen Nutzt das warme Bergwasser (Geothermische Energie) aus dem Lötschberg-Basistunnel für die Produktion von Stör und Flussbarsch sowie tropischen Früchten Kühlt das Bergwasser ab und schützt damit die Kander als Laichgewässer für die gefährdete Seeforelle aus dem Thunersee Nutzt erneuerbare Energie (Geothermie, Photovoltaik, Kleinwasserkraft, Biogasanlage) Steht dem Publikum offen (Ausstellung, Energiepark und Gastronomie) 120 000 Besucher pro Jahr Das Tropenhaus Frutigen überwindet konventionelle Ansätze zur Problemlösung (Nutzung der Abwärme für Heizzwecke oder künstliche Abkühlung=> Kühlturm) durch einen innovativen, nachhaltigen Lösungsansatz im Rahmen der Primärproduktion 7
www.tropenhaus-frutigen.ch 8
Beitrag der Forschung KTI-1 (Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin UNI Bern, FiWi) Nachweis der Eignung des Bergwassers für die Störzucht (Fischgesundheit) Wachstum der Störe und Flussbarsche in Monokultur und kombinierter Zucht Entwicklung und Erprobung von alternativem Fischfutter (Bienendronenlarven) KTI-2 (Fachhochschule Burgdorf und FiWi) Automatische, berührungsfreie Messung des Fischwachstums Atomatische berührungsfreie Sortierung der Fische nach Grösse Individuelle Erkennung der Fische (für Kaviarproduktion) KTI-Projekte haben wesentlich zum Gelingen des Projektes beigetragen 9
10
Produktion von 10 000 Tonnen Fischfilets / Jahr Nachhaltige Produktion in einer Warmwasser-Aquakultur Kreislaufanlagen (23 o C Betriebstemperatur) bedeutet: 10 000 Tonnen/a Filets (Flussbarsch, Zander) 40 000 Tonnen/a Lebendgewicht Fische 32 ha Wasserfläche der Anlagen 50 ha Gesamtfläche der Anlagen 800 Liter pro Sekunde Erneuerungswasserbedarf (20%/d) 1.6 TWh pro Jahr Niedertemperatur-Abwärme 100 GWh Strombedarf 52 000 Tonnen Fischfutter pro Jahr 30 000 Tonnen Schlachtabfälle pro Jahr 9 000 Tonnen Schlamm (GUS) 300 Mio CHF pro Jahr Bruttowertschöpfung Fischzucht = 6 Mio CHF/ha Im Vergleich: Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft CH = 2 700 CHF/ha 650 Arbeitsplätze 11
Nachhaltige landbasierte Aquakultur bedeutet weiter.. Multifunktionalität (Abwärmeverwendung im Rahmen einer Produktion, schutz, Tourismusförderung, Arbeitsplätze im Berggebiet etc.) Optimierung der ökologischen Prozesse (Schließen von Nährstoff-Kreisläufen, Futterproduktion in der Region etc.) Aus- und Bewusstseinsbildung (Ausstellung, Erlebnis und Gastronomie) 12
Forschungsbedarf Optimierung der umweltschonenden Produktion mit Kreislaufanlagen Nährstoffkreisläufe schließen und optimieren Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie) minimieren Schlammabtrennung und Verwertung optimieren Tiergerechte Haltungsbedingungen verbessern Stressvermeidung Automatische Sortierung weiter verbessern Kombinierte Haltung verschiedener Fischarten Alternativer Fischfutter Produktion von Weichtieren als Frischfutter Zusammenarbeit mit lokaler Landwirtschaft Übergeordnete Aspekte Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung Erkennen von Probleme und Potentialen der Primärproduktion Prinzip der nachhaltigen Ressourcennutzung 13
14
Anforderungen an Zielgruppen Politik Wahrnehmung der Aquakultur als interessanter Wertschöpfungbereich der Primärproduktion Forscher und Forschungsförderung Sensibilisierung für die Forschungsthemen Konsumenten Interesse für nachhaltige Produktion von Fischen und Krustentieren wecken Bereitschaft, für nachhaltig produzierte Lebensmittel einen Mehrpreis zu bezahlen 15
Danke für Ihre Aufmerksamkeit 16