Die Schweiz im Zeichen besonderer Werte Briefmarken, Münzen, Banknoten Referat von Jean-Pierre Roth Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank Medienkonferenz SNB Post Swissmint Sondermünzen und Sondermarken zum 100-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Nationalbank Bern, 22. Februar 2007
Sehr geehrte Damen und Herren Ich heisse Sie willkommen zur heutigen Medienkonferenz, hier in Bern, am Sitz der Schweizerischen Nationalbank. Ich begrüsse sehr herzlich meine beiden Mitredner an dieser Veranstaltung, Herrn Peter Siegenthaler, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, und Herrn Ulrich Gygi, Konzernleiter der Post. Speziell begrüssen möchte ich die beiden anwesenden Künstler und Gestalter, deren Werke wir heute vorstellen dürfen: Herrn Roger Pfund und Herrn Jörg Zintzmeyer. Sie beide begleiten die Nationalbank seit Jahrzehnten als Experten für die Banknotengestaltung. Wie Sie wissen, feiert die Nationalbank dieses Jahr ihr 100-Jahr-Jubiläum. Dies ist der Anlass für die heutige Veranstaltung, die erste in unserem Jubiläumsjahr. Wir sehen unser Jubiläum auch als einmalige Gelegenheit, der Schweizer Bevölkerung Dank auszusprechen für das Vertrauen, das sie der Nationalbank seit hundert Jahren entgegenbringt. Dieses Vertrauen unterstützt uns bei der Erfüllung unserer Aufgaben und macht es uns wesentlich einfacher, unsere Politik umzusetzen. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Tätigkeit der Zentralbank, meine Damen und Herren, ist ein entscheidender Faktor für die Geldwertstabilität. Früher war das Gold der Anker, an den die Währung direkt und später indirekt gebunden war. Im Zeitalter des Papiergeldes ist das Vertrauen in die Politik des Noteninstituts für die monetäre Stabilität massgebend. Doch die Qualität unserer Währung wird nicht nur davon bestimmt, ob das Nationalbankdirektorium die richtigen Zinsentscheidungen trifft. Sie hängt auch von der Beziehung der Bevölkerung zu den Wertzeichen und vom Vertrauen der Bevölkerung in die Zahlungsmechanismen ab. Ebenso wichtig ist zudem die Qualität der Institutionen, die Geld prägen oder drucken oder als Wert-Zeichen (zum Beispiel Briefmarken) in Umlauf setzen wie Swissmint, Nationalbank und Post, und die Qualität der Institutionen, denen wir unser Geld zur Abwicklung anvertrauen wie die Post und die Banken. In diesem Zusammenhang will ich heute auch den beiden Institutionen, die wir als Gäste empfangen dürfen, für die stets sehr gute Zusammenarbeit danken. Und ich freue mich natürlich besonders auf die Produkte, die sie zum Anlass unseres Jubiläums in Umlauf setzen. Es ist mir eine grosse Freude, dass unser Start ins Jubiläumsjahr zusammen mit Vertretern zweier Institutionen erfolgt, die für das Bild, das man sich von unserem Land macht, von zentraler Bedeutung sind. 2
Drei Institutionen: Nationalbank, Swissmint, Post Die zwei Sonderbriefmarken und die zwei Sondermünzen, die zu unserem Jubiläum herausgegeben werden, sind das schönste Geburtstagsgeschenk, das die Post und Swissmint uns machen können. Ich danke den beiden Institutionen jetzt schon dafür. Diese Briefmarken und Münzen sind konkrete Zeichen unserer engen Zusammenarbeit und Ausdruck besonderer Wertschätzung. Mit der Post und mit Swissmint, zwei wichtigen Partnern für das tägliche Geschäft, pflegt die Nationalbank gute Beziehungen. Das Besondere an diesen Beziehungen sind die verwandtschaftlichen Bande. Die Post und die Eidgenössische Münzstätte sind zwar einiges älter als die Nationalbank, alle drei sind wir hingegen Kinder des 1848 gegründeten schweizerischen Bundesstaates. Damals übernahm der Bund das Münzregal von den Kantonen und entschied sich für den Franken als nationale Währung. Das Banknotenwesen blieb allerdings noch etliche Jahre den Kantonen überlassen. Ich möchte mich hier nicht in aller Tiefe mit der Geschichte unserer Institution befassen, dazu wird im Verlaufe unseres Jubiläumsjahres noch Gelegenheit bestehen. Doch die Entstehungsgeschichte der Nationalbank sei gleichwohl kurz in Erinnerung gerufen. Aller Anfang ist schwer, und das gilt auch für die Entstehung unseres Instituts: Vierzehn Jahre dauerte der Streit um die Gründung der Notenbank, nämlich von 1891, als dem Bund infolge einer Verfassungsänderung das Notenmonopol anvertraut wurde, bis 1905, als National- und Ständerat das Nationalbankgesetz schliesslich verabschiedeten. Warum dauerten die Diskussionen im Parlament vierzehn Jahre? Wenn auch der Nutzen einer Zentralisierung des Notenwesens allseits bald offensichtlich war, gestaltete sich die Lösung der Verteilfrage der künftigen Erträge der Bank nicht einfach, genauso wenig wie die Überwindung des Grabens zwischen den Anhängern einer Staatsbank (die eine politische Kontrolle befürworteten) und den Verfechtern einer Privatbank (die der Wirtschaft nahe standen). Am Ende des Hin und Hers vor hundert Jahren lag ein gut schweizerischer Kompromiss vor, der im Parlament mehrheitsfähig war. Das Ergebnis war eine durch ein bundesrechtliches Spezialgesetz konstituierte Aktienbank, mit Doppelsitz in Bern und Zürich und mit einer einfachen Gewinnverteilungsregelung (zwei Drittel zu Gunsten der Kantone, ein Drittel für den Bund). Aus heutiger Sicht darf zu Recht gesagt werden: Was lange währte, wurde endlich gut. Der Kompromiss von 1905 war dauerhaft. Er hat bis heute gehalten und nichts lässt vermuten, dass er demnächst in Frage gestellt würde. 3
Die massgeblich an der Gründung beteiligten Personen betonten schon damals immer wieder, dass die neue Zentralbank im Gegensatz zu ihren privaten Vorgängerinnen das öffentliche Interesse stets höher gewichten müsse als die Einzelinteressen. Von der Nationalbank wurde erwartet, dass sie die Vorteile einer gut funktionierenden Notenzirkulation, der Entwicklungen im Zahlungsverkehr und der einheitlichen Geldpolitik rasch der Bevölkerung zugute kommen lasse. Dieser Auftrag steht auch heute noch zuoberst im Pflichtenheft der Notenbank, die nach Verfassung (Art. 99 Abs. 2 BV) eine Geld- und Währungspolitik zu führen hat, die dem Gesamtinteresse des Landes dient. Als die Nationalbank 1907 ihre Tätigkeit aufnahm, waren Münzstätte und Post bereits über ein halbes Jahrhundert alt. Seit 1848 ist die Münzprägung Sache des Bundes. Im Gegensatz zum Notenmonopol wurde die Ausübung des Prägerechts nicht der Nationalbank übertragen, sondern der Münzstätte der heutigen Swissmint, die diesen Auftrag für das Finanzdepartement ausführt. Die Nationalbank ist hingegen die Zentralstelle für die Bargeldversorgung, das heisst, sie bringt die Münzen wie die Noten in Umlauf und zieht unansehnliche, beschädigte und ausser Kurs gesetzte Noten und Münzen wieder aus dem Verkehr. Die Post nahm just in der Zeit, als die Nationalbank gegründet wurde, nämlich 1906, ihren Postscheck- und Giroverkehr auf. Das Postchecksystem war zusammen mit dem Girosystem der Nationalbank in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Hauptpfeiler des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in der Schweiz. Dank ihres dichten Netzes im ganzen Land spielte die Post mit ihrem System der Postcheckkonti für die Weiterentwicklung der Schweizer Wirtschaft eine wesentliche Rolle. Noch heute ist die Post mit ihrem Zahlungsverkehr die Marktführerin. Der Einzahlungsschein der Post gehört, zusammen mit den Briefmarken, zu den Markenzeichen dieser Institution. Besondere Wertzeichen: Banknoten, Münzen, Briefmarken Die drei Institutionen Post, Swissmint und Nationalbank haben einen gemeinsamen Auftrag: die Ausgabe von Banknoten, Münzen und Briefmarken, also von Wertzeichen, die zur volkstümlichen Bildersymbolik und zum identitätsstiftenden Erbe der Schweiz gehören. Die immer wieder von namhaften Künstlern gestalteten Schweizer Briefmarken, Sondermünzen und Banknoten sind Ausdruck einer sich stets wandelnden Identität unseres Landes. Darstellungen der Bergwelt und Bilder mit regionalem Kolorit, wie das Matterhorn, Trachtenfrauen oder volkstümliche Szenen, finden sich immer wieder; andere Sujets hingegen treten in bestimmten Zeitabschnitten deutlicher hervor: Beispielsweise allegorische Bilder und nationale Mythen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, wie der Ur- 4
Eidgenosse Wilhelm Tell, oder auch stilisierte Arbeitswelten in Landwirtschaft und Industrie. Helvetia, die weibliche Repräsentationsfigur der Schweiz, wird bis heute auf die Münzen geprägt und tritt als Schriftzug auf den Briefmarken in Erscheinung. Für die künftige neue Notenserie hat die Nationalbank die Thematik "Weltoffene Schweiz La Suisse ouverte au monde" vorgegeben. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass sich die Schweiz nicht abkapselt, sondern dass sie sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu einer Plattform für Aktivitäten mit internationaler Ausstrahlung entwickelt hat. Banknoten sind, wie Briefmarken und Münzen, eine Art Visitenkarte unseres Landes. Hohe Qualität bewährte Werte Qualität, politische und wirtschaftliche Stabilität sowie Wertbeständigkeit sind Eigenschaften, an denen uns viel liegt. Sie sind auch die Grundlage unseres Geldwesens. Die Bevölkerung kann nur in stabile und beständige Werte Vertrauen haben. Darüber hinaus verlangt sie, dass die Träger dieser Werte höchsten technischen Ansprüchen genügen. Wir sind stolz darauf, dass dies für die Beschaffenheit der Schweizer Banknoten, Münzen und Briefmarken Tradition hat. Und wir sind uns der Ehre bewusst, die uns Swissmint und die Post mit der Ausgabe ihre Gedenkmünzen und Sondermarken zu unserem hundertsten Geburtstag erweisen. 5