Bedeutungswandel durch Metapher und Metonymie



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Transkript:

Heinrich- Heine- Universität Düsseldorf Sommersemester 2012 Seminar: Wortschatz- formal und inhaltlich (Französisch) Seminarleiterin: Nora Wirtz Referentin: Madelaine Schilken Datum: 24.05.2012 Bedeutungswandel durch Metapher und Metonymie 1. Definition: Metapher, Metonymie Metapher - griech.: metaphorá, zusammengesetzt aus metá `über und phérein `tragen `Übertragung - rhetorische Stilfigur, bei der die Bedeutung des einen Wortes auf die eines anderen übertragen wird - Beziehung der Ähnlichkeit (Similarität) - dient dazu, einen Ausdruck bildlicher, lebendiger und verständlicher zu gestalten - gehört in der Rhetorik zu den Tropen (Gruppe der semantischen Figuren) Metonymie - griech.: metonymià `Namensvertauschung, `Umbenennung - rhetorische Stilfigur, bei der ein sprachlicher Ausdruck in einem nicht- wörtlichen, übertragenen Sinn gebraucht wird - Beziehung der Kontiguität (`Nachbarschaft ) - Bedeutungen sind nicht ähnlich, sondern miteinander verknüpft - Benutzung einer Entität (Existierendes), um sich auf eine andere Entität zu beziehen - gehört zu den semantischen Figuren 2. Abgrenzung: Similarität, Kontiguität - Similarität (Ähnlichkeit) besagt, dass die Gegenstände im Vergleich irgendwelche Merkmale gemeinsam haben - Prinzip der Metapher beruht auf Similarität: zieht Vergleiche und zeigt Ähnlichkeiten von Begriffen - Ausgegrenzt werden durch den Begriff Similarität vor allem Kontiguitätsrelationen - Kontiguität (Aneinanderstoßen) besagt, dass die Gegenstände in ihrer Geschichte irgendeine Form von Kontakt gehabt haben

- Prinzip der Metonymie beruht auf Kontiguität: Die Bedeutungen sind benachbart und miteinander verknüpft 3. Theorie Lakoff/Johnson Ihre Haupterkenntnis: unser Denken selbst sei metaphorisch Orientierungsmetaphern - geben einem Konzept eine räumliche Beziehung (z.b. Glücklich sein ist oben) - sind unwillkürlich, denn sie basieren auf physischen und kulturellen Erfahrungen - räumliche Orientierung wird metaphorisch auf nicht- räumliche Konzepte angewendet (wie Gefühle, Quantität) - Beispiel: die Stimmung stieg/sank Ontologische Metaphern - Abstrakta werden als Konkreta oder Personen begriffen - Minimaldifferenzierung zwischen Konkreta und Abstrakta einer Sprache - wenn Dinge nicht eindeutig Einzelgebilde mit scharfen Grenzen sind, dann werden sie dennoch als solche kategorisiert - Beispiel: Wir müssen die Inflation bekämpfen. - sprachliche Verschiebung zwischen zwei Klassen - meistens basieren Strukturmetaphern auf ontologischen Metaphern Strukturmetaphern - ein Konzept wird mithilfe eines anderen Konzepts strukturiert - die konzeptuelle Metapher Argumentieren ist Krieg ist eine Metapher, nach der wir in unserer Kultur leben - weitere Beispiele: Zeit ist Geld, Das Leben ist eine Reise 4. Interaktionstheorie, Substitutionstheorie Interaktionstheorie - sieht die Metapher als Zweiheit aus Tenor und Vehikel - Vehikel transportiert den Sinn des Tenors - im Falle einer metaphorischen Äußerung sind zwei Vorstellungen zusammen aktiv und interagieren miteinander Substitutionstheorie - behandelt einen metaphorischen Ausdruck als Substitut für einen anderen wörtlichen Ausdruck, der dieselbe Bedeutung ausdrückt

- die betreffende Information könnte im Prinzip auch wörtlich ausgedrückt werden 5.Bedeutungswandel bei struktureller und bei kognitiver Semantik - Bedeutungswandel wird über die Ähnlichkeit einzelner distinktiver Merkmale/Seme erklärt - Es gibt eine starke Trennung zwischen der Inhaltsebene und der Bedeutungsebene -Die kognitive Semantik spricht von: Übertragung innerhalb eines Frames bei Metonymien miteinander in Beziehung setzen von verschieden Frames bei Metaphern Die strukturelle Semantik geht davon aus, dass die Bedeutung eines Wortes/Lexems nur über seine Beziehungsstruktur zu anderen Wörtern/Lexemen innerhalb eines Sprachsystems analysiert werden könne der Wortschatz einer langue sei in sich strukturiert und bestehe nicht aus voneinander abhängigen Einzelinhalten -Metapher: Bedeutungswandel, der auf Ähnlichkeit beruht (Similarität) - Metonymie: Bedeutungswandel, der auf Kontiguität (`Berührung, `Nachbarschaft ) beruht 7. Assoziation/Innovation Lexikalisierung - erfolgt idealtypisch in drei Schritten: Assoziationsvorgang: zwei Konzepte werden zueinander assoziativ in Relation gesetzt, (mind. eines davon muss bereits mit einem sprachlichen Zeichen verbunden sein) Innovation: Übertragung des Zeichenausdrucks (signifiant) auf das in assoziative Relation gebrachte Konzept Lexikalisierung: Innovation habitualisiert sich in der Sprachgemeinschaft und ist sodann fester Bestandteil des Wortschatzes 8. Metaphorischer Kippeffekt - Vorgang, der stattfindet, wenn der Sprecher ein Konzept mit einem Wort bezeichnet, dessen angestammtes Konzept einem ganz Bereich angehört - es wird eine periphere, perzeptuelle oder funktionelle Similarität zweier Konzeptbereiche hervorgehoben - Beispiele: baisser/hausser les prix die Preise erhöhen/senken (Physisches Objekt abstrakte Einheit) le dos d'une montagne der Bergrücken (Körperteil Landschaft) pied de table Tischbein (Körperteil Artefakt)

9. Metonymisches Figur- Grund- Prinzip - Gestalttheoretisch kann der metonymische Prozess als Figur- Grund- Effekt verstanden werden Beispiel: Bote Botschaft der Bote ist die Figur, die sich auf dem Hintergrund der von ihm zu überbringenden Botschaft profiliert. Das Konzept Botschaft ist in dem entsprechendem Frame (Rahmen) immer schon präsent und beide Konzepte sind in unserem Weltwissen bereits durch eine prägnante Kontinuität verbunden. im metonymischen Prozess kehrt sich die ursprüngliche konzeptuelle Struktur nun um und die Botschaft wird zur Figur und ebenfalls versprachlicht 10. Konzeptmetaphern, Konzeptmetonymien Konzeptmetaphern Beispiel: Versprachlichung von politischem Engagement als Kampf - solche typischen Metaphern lassen sich zu Metaphernverbänden, zu prägnanten Bildfeldern oder Konzeptmetaphern zusammenfassen, die eine Zieldomäne (politische Auseinandersetzung) aus einer bestimmten Quelldomäne (Krieg) speisen - Für fast jeden Lebensbereich bestehen solche spezifischen Konzeptmetaphern - Das Wissen um Konzeptmetaphern ermöglicht risikolose Innovationen - sind kulturabhängig, wandeln sich nur relativ langsam Konzeptmetonymien - konkrete lexikalische Metonymien sind in Kontiguitätstypen, oder um die Analogie zur Metapher zu betonen, Konzeptmetonymien eingebunden Beispiele: Handelnder - Gegenstand der Handlung (Bote Botschaft) Ursache Folge (it. spina,`dorn, `stechender Schmerz ) - die Zahl der Konzeptmetonymien ist geringer als die der Konzeptmetaphern - Eigenschaft aller Konzeptmetonymien: entweder kopräsent ( Handelnder Gegenstand der Handlung) oder sukzessiv (Ursache Folge) 11. Fazit - Metapher und Metonymie: zwei fundamentale Versprachlichungsstrategien, auf Basis unterschiedlicher kognitiver, kultureller und diskurstraditioneller Strukturen

- Metapher und Metonymie stehen für unterschiedliche kommunikative Zieleinsetzungen - verfolgen z.t. die gleichen Ziele auf verschiedenen Wegen - Der Einfluss der Metonymie scheint auf das Sprechen und auf die Sprachstruktur stärker und nachhaltiger zu sein, als lange angenommen möglicherweise wichtiger als jener der Metapher Bibliographien Sokol, Monika. 2007. Französische Sprachwissenschaft. 2. Tübingen: Narr, 214-216 Blank, Andreas. 2001. Einführung in die lexikalische Semantik für Romanisten. Tübingen: Niemeyer. Lakoff, George/ Johnson, Mark. 2007. Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern, Fünfte Auflage, Heidelberg: Carl- Auer Verlag. Rolf, Eckard. 2005. Metaphertheorien. Typologische Darstellung Bibliographie, Berlin: Walter de Gruyter GmbH & Co.KG Kolboom, Ingo/ Kotschi, Thomas/Reichel, Edward. 2008. Handbuch Französisch. Sprache Literatur Kultur Gesellschaft. Für Studium, Lehre, Praxis, 2.Auflage, Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH &Co.